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  #1  
Alt 16.05.2004, 08:28
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.328
Standard Trauer

Guten Morgen

Ich möchte mit einem Gedicht beginnen:

„Den eigenen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tode der anderen,
muß man leben“
(Mascha Kalenko)

Jede Trauer wird anders erlebt, denn sie ist ein Teil von uns, eine Lebensphase die wir mit einem geliebten Menschen gingen ist zu Ende. Je intensiver wir diesen Menschen geliebt haben, um so intensiver und tiefer wird die Trauer erlebt. Es ist ja nicht alleine nur das Gehen dieses Menschen, sondern unsere ureigenen Verlustängste werden mit eingebracht, sie müssen mit aufgearbeitet werden.

Für unser soziales Umfeld ist es sehr oft nicht nachvollziehbar, daß wir auch noch nach Jahren unserer Trauer Ausdruck verleihen wollen. Wer sie selbst nicht erlebt hat, oder die Sensibilität für seine Mitmenschen nicht besitzt, wird uns immer wieder mit den Worten, „Kopf hoch“ „Das Leben geht doch weiter“ und dergleichen begegnen. Denn es sind unsere Erfahrungswerte, es ist unser Verlust, für unser gegenüber oft sehr schwer verständlich, daß wir nicht nach einem Jahr unsere Trauer ablegen, wie ein altes Kleidungsstück.
Um einen geliebten Menschen zu trauern, kann ein Leben lang halten. Doch die Art der Trauer verändert sich, es kommen Erinnerungen an schöne Momente hinzu, die es heißt festzuhalten.

Wir verlieren Kontakte, von denen wir dachten, das sind lebenslange Freundschaften. Solche Verluste bedeuten in der Trauer nochmals ein Abschied. Einen Abschied von einem oder mehreren Menschen, von den wir dachten, da kann ich mich fallen lassen, da kann ich über meine Trauer reden, sie sind für mich da.
Oftmals ist es ein Versuch wert, gerade einen für uns wichtigen Menschen anzusprechen, zu fragen, kann ich mit Dir über meine Trauer/meinen Verlust/meine Erinnerungen reden? Viele Menschen in unserem Umfeld ziehen sich nicht immer aus Desinteresse an uns zurück. Es ist sehr oft die Angst, etwas falsches zu sagen, etwas falsches zu tun. Macht einen Schritt auf diese Menschen zu. Teilen wir ihnen unser Bedürfnis nicht mit, woher sollen sie es wissen?
Dabei erleben wir recht schnell, wer bereit ist, sich mit uns zu unterhalten, oder wem dieses Gespräch lästig werden wird. Auch das sollten wir akzeptieren lernen, ihre Wertschätzung für uns oder die Trauer ist eben anders.

Ich wünsche Euch die Kraft, den Mut auf andere Menschen zuzugehen, ein Umfeld, daß Euch trauern läßt, Euch auch einmal ohne Worte in den Arm nehmen wird.

Liebe Grüße
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  #2  
Alt 16.05.2004, 09:29
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Trauer

Liebe Jutta,

das was Du sagst, entspricht in ganz vielen Dingen dem, was ich in den letzten 16 Monaten auch erlebt habe. Freundschaften, von denen ich dachte, sie würden mir helfen, mit dem Verlust meiner Eltern klarzukommen, brachen, weil die "Freunde" nicht mit dem Krebs und schon gar nicht mit dem Tod konfrontiert werden wollten. Von manchen Menschen war ich sehr enttäuscht, denn bei allem Verständnis meinerseits, erwartete ich von ihnen ein wenig Rücksicht und Toleranz.
Es sind aber in dieser Zeit auch Freundschaften dazu gekommen (sei es hier über den KK oder einfach mit Leuten, die das alles mittragen wollten). Diese Freundschaften sind enger als die vorherigen es je hätten sein können und ich habe gemerkt, daß sie da sind, wenn ich sie brauche.

Das mit dem "Auf die anderen zugehen", das stimmt schon, irgendwie. Wenn es auch nicht immer nur daran liegt, sondern meist an dem Gefühl der anderen, ihr Leben nicht mit Tod und Trauer belasten zu wollen. Ich finde es okay, daß sie es so sehen, denn ich würde wohl genauso handeln, wenn ich nicht bereits wüsste, wie tief die Löcher sind, in die man nach dem Krebs und nach dem Tod fallen kann.

Trauer hat keinen festgelegten Zeitrahmen, aber das mit dem Trauerjahr habe ich auch sehr, sehr oft gehört. Es ist einfach eine sehr schwierige, mit den ganzen Erinnerungen aber auch manchmal schöne Zeit, die wir alle hier mitmachen. Deshalb verstehen wir uns hier so gut und deshalb bin ich gerne bei Euch!!

Liebe Grüsse,
Sandra
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  #3  
Alt 22.05.2004, 23:56
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Trauer

Hallo Jutta,
Du hast Recht, wir sollten auf unsere Mitmenschen zugehen.
Axel ist am 17.05.2004 an Lungenkrebs gestorben. Außer meiner Mutti, meiner Schwester, meiner Freundin, meiner Kusine und meiner Nachbarn Uwe und Birgit hat sich bisher niemand in Verbindung gesetzt. Die Freunde nicht, die Hobbykollegen nicht, andere Verwandte nicht, Axels Freund nicht, etc.etc..
Heute schrieb ich dem Freund eine SMS und er stand sofort vor meiner Tür. Ich erkenne dadurch, das wir auch auf unsere Mitmenschen zugehen müssen, den Sie haben wirklich Hemmungen.
Wer teilt mir dazu seine Erfahrungen mit.
Viele traurige Grüße sendet Petra
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