Er hat den Kampf verloren ...

[Ela4811]

Hallo Stella,

bevor ich zu meine Ritual komme, sollte ich lieber erklären, warum gerade da...
Als ich noch zu Hause gewohnt habe, haben meine Mam und ich uns abends immer zusammen abgeschminkt und geqautscht. Das war richtig schön und meine Papa hat immer gemeckert.
Da ich nur morgens alleine bin, mache ich es morgens und nicht abends. Jeden Morgen zünde ich eine Kerze im Bad an während ich mich fertig mache. Diese Minuten gehören dann nur Mam und mir. Wenn ich die Kerze anzünde, dann begrüße ich meine Mam und wenn ich die Kerze ausblase, sage ich Tschüß und dass ich sie liebe.

Seitdem ich das mache, geht es mir besser. Ich nehme mir Zeit für mich und meine Mam. Sie fehlt mir dennoch ganz dolle und es tut noch weh! Aber sie soll auch stolz sein auf mich...

Mein Freund weiß auch nicht, wie das ist, wenn ein Elternteil stirbt. Am Anfang wußte er nicht, was er machen sollte. Ich habe ihm dann im Internet eine Seite gezeigt, da steht drin, was man fühlt, wenn jemand stirbt. Ich meinte nur zu ihm, dass das ihm vielleicht hilft zu begreifen, was in mir vorgeht. Seitdem ist er anders. Er verteidigt mich bei meinem Ritual gegenüber seiner Mutter, er hat jetzt den AB-Text von Mam auch auf seinem Handy (das Gefühl ist schön, wenn ich könnte, dann kann ich mir ihre Stimme anhören - ich habe das bis jetzt nur 2 Mal gemacht).


Lieber Helmut,

ich kann nicht nachvollziehen, wie es ist, wenn der Parter stirbt. Ich würde dir so gerne helfen!
Aber ich konnte lesen, dass du eine wundervolle Familie hast, die dir beisteht.

Ich komme an meinem Papa nicht so richtig ran. Er hat gehört, dass es falsch ist, jeden Tag zum Friedhof zu gehen und Bilder von der Frau in der Wohnung stehen zu haben. Und da gibt es nur diesen Weg für ihn.
Ich sage ihm immer, (da er uns auch so vorschreiben will, wie wir trauern sollen) es gibt nichts richtiges oder falsches. Jeder trauert auf seine Art. Er ist da verbohrt und ich bin der Meinung, würde er auf seinem Herzen hören, dann findet er den richtigen Weg.


Liebe Röbi,

ich habe lange gebraucht. Ich habe immer unter der Dusche geheult, in der Bahn (wenn ich andere mit ihren Müttern gesehen habe) usw Und als ich alleine war im Bad, da kam mir die Idee. Ich habe immer dann das Gefühl, dass meine Mam bei mir ist.
Erst wollte ich meinem Freund nichts sagen und jetzt verteidigt er mich sogar bei seiner Mutter (die findet das nicht gut. Sie meinte auch am Tag der Trauerfeier - da war Mam erst vor 6 Tagen gegange, dass ich nicht so lange trauern soll). Er ist steht voll hinter mir.

@ alle:

Ich nehme euch in den Arm. Ihr seid nicht alleine.
Ich wünsche euch viel Kraft...

Ela

[tatin]

Hallo Stella,

erst mal meine Beileid!

Ich wurde das auch bei meinem Mann gefragt und es ist eine ganz normale Frage die leider jeder gestellt bekommt. Ich habe diese Frage auch sofort verneint und habe von den Arzten vollstes Verständnis für meine Entscheidung bekommen. Sie haben sich sogar entschuldigt das sich mich danach gefragt haben.
Ich denke einfach, daß es Menschen gibt, die sich gerne für die Forschung zu verfügung stellen. Dann hätte ich auch kein Problem diesem zuzustimmen, wenn ich es schriftlich von meinen Liesten hätte. Auch wenn wir wissen woran unsere Lieben gestorben sind, kann die Forschung auch noch wichtige Daten für sich gewinnen, die anderen Menschen evtl wieder helfen können. Man muß es aus beiden Sichten betrachen.

Wünsche dir viel Kraft für den steinigen Weg der noch vor euch allen liegt.

Grüße von
Tatin

[Ela4811]

Hallo Stella,

da meine Mam zu Hause gestorben ist, wurden wir nicht gefragt. Wir hätten auch nicht zugestimmt. Warum auch, wir wußten ja, warum Mam gehen musste

Liebe Grüße
Ela

[stella29]

Ach liebe Ela,

das ist ein tolles Ritual !!! Es gehört nur euch zwei, ich finde das klasse !!! Jeder geht anders an die Sache - stimmt !!!!!

Bis jetzt hab ich noch keinen für mich gefunden - bin noch auf der Suche !


Drück Euch alle ganz arg :rem ybussi

[stella29]

Ja, sie müssen es wohl fragen wenn man im Krankenhaus verstirbt.

Papa hätte das nicht gewollt.. deshalb stand unsere Meinung sofort fest.

Im ersten Moment fand ich es mehr als ungebracht - es wurde soeben der Tod Papa`s festgestellt, dann wurde gleich gefragt ob man ihn "auseindernehmen" darf...


Heute sehe ich das wieder anders... Vielleicht hätte man es uns auch anders sagen können...

[Ramonali]

Liebe Stella,
alles was Dir jetzt "gut tut" ist in Ordnung. Auch das von der Seele schreiben ist vollkommen okay, rede darüber und bring deinen Schmerz heraus. Ich selbst habe meinen Paps beim sterben begleitet und hätte es mir selbst nie anders vorstellen können. Das schlimmste für mich wäre gewesen, nicht da zu sein, nicht seine Hand zu halten und ihm noch einmal Nähe, Trost und Wärme zu spenden. Mit der Zeit werden Deine Bilder verblassen, andere Bilder sich in den Vordergrund schieben und dann irgendwann nur noch Erinnerung sein... Aber das braucht Zeit... Jetzt steht Deine Welt still und trauere, weine und beweine ihn...
Ich habe in den letzten Wochen ebenfalls versucht meine "normales Leben" wieder aufzunehmen und festgestellt, dass das gar nicht möglich ist. Nimm dir Deine Zeit und ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und die Kraft die nötig ist...

Paps 28.Januar 1955 - 11.Januar 2008 in ewiger Erinnerung und Liebe

[stella29]

Hallo Ramonali,

ja - ich weiss momentan noch nicht mit meiner Trauer richtig umzugehen... mir kommt alles falsch vor - wenn ich lache dann trauere ich nicht richtig... wenn ich losheule dann denke alle ich bin am ende...

ich habe augenringe ohne ende - aber jeder sieht mich nur an und denkt was hat die denn ? HÄH - ich trauere um meinen Vater .. da DARF ich Augenringe haben, oder ??? Ich weiss, ich fühle mich komplett fix und alle - so sehe ich auch aus. Auch wenn das sonst keiner von mir kennt - mich gehen zu lassen... aber ich habe bisher noch keinen Papa betrauern müssen, oder ?

ich fühle mich noch sooo weit davon entfernt ein normals Leben weiterzuführen.. aber : ich muss sagen, die schlimmen bilder sind nicht mehr soooo nah an mir, die letzten Atemzüge ... die Atemgeräusche.. sie werden leiser und langsam auch verblassen sie... nach 2 wochen wohl etwas früh.. aber ich spüre nicht mehr so den extremen Schmerz wie noch vor einer Woche...

[Tommi007]

Hallo Stella,

wir wurden nicht nach einer Obduktion gefragt, obwohl mein Bruder ja auch im Krankenhaus gestorben ist.
Meine Eltern wurden nur ein paar Tage später aus der augenklinik angerufen und gefragt, ob sie einer Entnahme der Hornhaut zustimmen.
Sie haben es besprochen, danach hat meine Mama wieder dort angerufen und zugestimmt. Ihr argument war, daß er so wenigstens noch jemandem helfen kann...


Ich hätte im Prinzip gerne gewußt, ob es in der Lunge wirklich "nur "metastasen waren, oder ob er zeitgleich zum Zungenkrebs auch einen Lungenkrebs hatte...aber wirklich geholfen hätte uns daß ja auch nicht...

Sicher für die Ärtze eine blöde situation, diese frage überhaupt stellen zu müssen und für die angehörigen eine unmögliche entscheidung in dieser Situation...

Wenn man wüßte, wie der Vertorbene darüber gedacht hätte, dann wäre die entscheidung vielleicht einfacher. Mein Bruder hat bestimmt bis fast zum Schluß nicht gedacht, daß er sterben wird und daher spricht man auch nicht über sowas.

Ihr habt sicher die richtige entscheidung getroffen, da sie spontan getroffen wurde.

Ganz liebe Grüße Uli

[janett]

Liebe Stella!
Nach langer Zeit lese ich mich mal wieder hier quer durch das Forum. Dein Thema hat mich ebenfalls sehr berührt. Meine Oma kam damals auch mit länger andauernden Schmerzen im Bauch-/Darmbereich ins Krankenhaus. Ihr Hausarzt sagte uns immer nur: Sie jammert nur weil sie Aufmerksamkeit haben will und zuviel alleine ist). Dafür könnte ich ihn jetzt noch erwürgen. Denn im Krankenhaus wurde Darmkrebs im Endstadium festgestellt. Nach 3 Wochen war sie tot. Die OP hatte sie so geschwächt (der Blutdruck war so gut wie ganz unten und dreimal musste sie mit Elektroschocks wiederbelebt werden). Dann wurde sie ins künstliche Koma verlegt und ist nach einigen Tagen nicht mehr aufgewacht. Unsere Familie war jeden Tag an ihrem Bett und hat darauf gewartet das sie wieder wach werden würde. Am schlimmsten aber war ihre Veränderung. Sie war aufgedunsen wie ein Ballon, richtig unnatürlich, ihre Haut war fast durchsichtig und die Adern total sichtbar. Ich war damals gerade 30 Jahre alt aber feige wie ein Hund. Am letzten Tag habe ich mich nicht mehr hingetraut. Habe vor dem Zimmer gezittert wie ein nasser Pudel und jede Nacht Alpträume gehabt. Habe solche Panik vor dem Tod, bzw. diesen von irgendjemandem nochmal miterleben zu müssen, so wie Du, denn Du warst ja zur gleichen Zeit dabei. Die ganze Sache ist jetzt 1 Jahr her und mein Vater hat 4 Wochen später ebenfalls Krebs bekommen. Im Moment aber seit ca. 1/2 Jahr krebsfrei. Aber die Vorsorgen machen mich verrückt. Die Angst, ich kann mich kaum noch auf etwas freuen oder irgendwie abschalten. Glaub mir, ich kann mich ebenfalls gut in Dich hineinversetzen und wünsche Dir alles Beste und wieder bessere Zeiten. Liebe Grüße, Janett

[Roebi]

Hallo!

Stella, mir geht es genauso wie Dir. Lachen kann ich nur im Büro, weil ich dann die meiste Zeit abgelenkt bin. Aber sobald ich lache, fällt mir wieder ein, dass meine Mom nicht mehr da ist und dann, zack, habe ich ein super schlechtes Gewissen.
Und dass das Bild sowie die Geräusche mitlerweile ein wenig leiser werden, ist bei mir genauso. Gut, ich habe die Geräusche ja nicht hören können, da ich ja nicht ins KH durfte, aber das Bild von meiner toten Mutter im Bett, gerade, als sie 20 Minuten tod war, wird auch von Tag zu Tag blasser. Aber wie gesagt, mir hat es geholfen, sich die DVD´s von meiner Mom anzugucken.

@ Ela: Das ist schön! Das ist auch schön zu lesen! Vielleicht geht es mir ein bisschen besser, wenn ich wieder in "unserem" Urlaubsort bin und dort mal für mich alleine im Strandkorb - oh scheiße ich muss wieder heulen - sitze und an unseren Urlaub denke, den wir 2006 ganz alleine hatten.
Ach, kannst Du die Internetseite mal veröffentlichen. Ich sauge im Moment Alles auf, was irgendwie mit Trauer, Tod, Nahtoderfahrungen etc. zu tun hat. Das wäre ganz lieb von Dir!

@ Ramonali: Das ist ja das Problem, ich finde es ungerecht meiner Mutter gegenüber, zu versuchen das zu tun, was mir gut tut. Außerdem frage ich mich, wie kann ich etwas für mich gutes tun, wenn ich einen solch tiefen Schmerz in mir spüre? Ich habe Fragen über Fragen, und keiner kann mir die beantworten.

Ich drücke Euch Alle ganz fest!
Eure Röbi

[Ela4811]

Guten Morgen,

eigentlich müsste ich mich fertig machen, aber hier ist noch schnell die Seite

http://www.memoriam.de/Gedaechtnisse...kseiten.0.html

Vielleicht hilft euch das ein wenig weiter - ich wünsche es euch.

Melde mich später noch mal. Habt einen schönen Tag


Ela

[stella29]

Hallo Janett !

ich drücke dich mal ganz feste nun durchlebst du wieder eine schlimme Phase, mit Hoffen und Bangen. Auch wenn man krebsfrei diagnostiziert wird, die Angst bleibt trotzdem bei alle...

Ich habe auch immer vor Papa`s Krankentür inne gehalten .. habe gezittert, mir würde übel ... ich wollte nie rein, ich hatte immer Angst, ich mache die Türe auf und das Bett ist leer..

und jeden Tag verschlechterte sich sein Zustand, dachte vortags - schlimmer gehts nicht mehr.. denkste : am nächsten Tag sah er noch schlimmer aus.

Er ist immer dünner und eingefallener geworden .. die Schulter- und Wangenknochen war total spitz und mir war immer hundeelend.

Wenn ich darüber nachdenke, dann ist es wie gestern.. aber diese Bilder werden immer unschärfer und die Geräusche vom Atmen, immer leiser.

Ich bin jetzt froh, dass ich meinen inneren Schweinhund überwunden habe.. das ich DOCH zu ihm bin - bis zum Schluss.

Aber : vergessen werde ich diesen Anblick nie


Ich drück euch alle, heute muss ich mittag wieder in die Arbeit - aber heute ist es so regnerisch und wieder stürmisch - so richtig Lust habe ich noch keine.

Wir haben bis heute noch keinen Termin für die Urnenbeisetzung

[stella29]

Schon wieder ein Tag ohne dich, geliebter Papa !!!!!!!!!!!

Du fehlst mir so unendlich - ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst... Wenn ich in den Spiegel sehe, dann erkenne ich mich gar nicht mehr.. Leere Augen, ohne Leben... ich kann es nicht verkraften, dass alles entgültig sein soll - ich will das nicht Ich will dich anrufen, deine Stimme hören. Ich brauche deinen Rat - deine Meinung. Ich möchte mit dir über alles reden und mit dir lachen - möchte mit dir die normalsten Dinge der Welt wieder tun.. würde so gerne in ein paar Wochen mit dir die Gemüsepflänzchen für deinen Garten besorgen und uns über jede blühende Blume freuen...

NIE wieder wird es so sein - NIE wieder. Ich kann es nicht verstehen und WILL es auch nicht.
Jeder Tag kostet so viel Kraft - Kraft - die ich gerade nicht habe.

Papa, bitte komm wieder zurück !!

[Ramonali]

Hallo Stella,
ich kann Dir nachempfinden wie es Dir geht und Dein Verlust zu überwinden wird Zeit brauchen, Zeit über die Du entscheidest. Derzeitig macht alles keinen Sinn für Dich aber vielleicht erfreust Du dich daran, wenn du ein paar Plänzchen für ihn pflanzt? Es entsteht neues Leben und es gedeiht und wächst mit jedem Sonnenstrahl. Hat doch eigentlich etwas sehr schönes und beruhigendes an sich... Und es ist eine Aufgabe...
Dein Vater ist ja auch erst vor kurzem verstorben, da kannst du nicht erwarten das alles in einer Woche wieder gut ist,hmm? Laß Dir selbst die Zeit Deinen Verlust zu verarbeiten und laß Dich nicht von Deiner Außenwelt verrückt machen, Augenringe hin oder her, das ist doch jetzt alles ganz normal...
Trauerarbeit erfolgt doch nicht an einem Tag oder ist in einem Monat abgeleistet, nein jeder sollte und muß die Zeit bekommen die er braucht.
Nimm Dir deine Zeit,
sei ganz herzlich gegrüßt und fühl Dich umarmt denn du bist nicht alleine...
Liebe Grüße, Ramonali

[stella29]

Hallo Ramonali,

du hast Recht. Es braucht seine Zeit - ich habe nur gar kein zeitgefühl mehr... ich schließe Abends die Augen und sehe meinen Papa vor mir. Es tut so weh, und dann habe ich jeden Abend Angst davor. Ihn zu sehen und zu wissen es ist nur meine Erinnerung und ich kann ihn nicht mehr anfassen .... höre nie wieder sein herzhaftes und liebes Lachen ... ich kann es nicht begreifen...

Einen Tag denke ich, es geht aufwärts, am nächsten Tag bin ich in einem tiefen Loch und komm von alleine nicht mehr raus.

Ich vermisse ihn so sehr - ich habe Angst nochmal liebe Leute zu verlieren... habe solche Verlustängste

Das mit dem einpflanzen ist eine gute Idee.. neues Leben.. ich würde meinen Papa soooo gerne ein neues Leben schenken .. mit uns zusammen.. und nicht alleine unter der Erde. Bin tieftraurig.