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Alt 08.02.2004, 16:12
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Standard Hilflos - Was kann ich nur tun?

Hallo Ihr Lieben,

ich bin vor einigen Tagen nach einem Telefonat mit meiner Mum auf der Suche nach Aufklärung auf dieses Forum gestossen.

Ich habe lange überlegt, ob ich hier etwas schreiben soll oder nicht, aber ich bin so dermaßen hilflos, dass ich auf Hilfe hoffe.

Meine Mutter hatte vor 5 Jahren Brustkrebs und die Krebszellen wurden operativ entfernt. Metastasen wurden keine gefunden. 4 Jahre hatte sie dann Ruhe und im Herbst 2002 kam der Befund, dass sich in Leber, Magen und Wirbelsäule neue Tumore gebildet haben. Sie bekam sofort eine Chemo, da Operationen an so vielen Stellen ausgeschlossen wurden. Die ersten beiden Therapien hat sie gut verkraftet und das Wachstum wurde gestoppt. Dann musste sie 4 Monate nicht mehr ins Krankenhaus. Wir waren alle sehr glücklich, da es aufwärts ging: die Haare wuchsen wieder, sie hatte wieder eine gesunde Gesichtsfarbe und ihr Appetit war umwerfend.

Bei der Routineuntersuchung im Herbst 2003 wurden dann neue Tumore festgestellt und es bildete sich Wasser an der Lunge. Das Wasser drückte die Lunge so zusammen, dass sie punktiert werden musste. Anschließend ging es ihr wieder besser und sie war wieder vollen Mutes und Kraft, die Tumore zu bekämpfen. Im Oktober bekam sie eine sehr heftige Chemo, die sie drei Wochen außer Kraft setzte. Sie war kurz davor aufzugeben! Die Ärzte haben darauf hin die Chemo im Dezember auf Januar vertagt, damit sie wieder zu Kräften kommen kann.

Nach den Feiertagen fuhr ich dann drei Tage mit ihr zu einem Wellnessurlaub ganz ohne Männer. Es war eine traumhafte Zeit und es ging ihr sehr gut.

Die zweite Januarwoche sollte dann die nächste sehr starke Chemo verabreicht werden. Als sie im Krankenhaus ankam, erzählte sie von ihrem starken Husten und wieder Atembeschwerden. Die Ärzte untersuchten sie und stellten eine Lungen- und Rippfellentzündung fest. Somit bekam sie anstatt einer Chemo Antibiotika. Die Atemnot wurde immer schlimmer und am Dienstag war sie wieder im Krankenhaus. Dort wurde ihr mitgeteilt, dass das Wasser im Bauch weiter gestiegen ist und auf die inneren Organe drückt. Mittwoch früh musste sie stationär ins Krankenhaus, sollte 3-4 Tage punktiert und anschließend "verklebt" werden. Kennt Ihr das? Ich habe davon noch nie gehört oder gelesen. Wäre Euch sehr dankbar, wenn jemand das erklären könnte. Auf jeden Fall war das Punktieren ergebnislos, da die Kanülen immer wieder verstopften. Sie durfte nun über das Wochenende nach Hause. Heute abend muss sie wieder rein und am Dienstag wird ihr unter Narkose das Wasser "abgesaugt" und anschliessend verklebt. Gerade habe ich mit ihr telefoniert. Sie hörte sich so schwach an, so traurig und ganz ohne Lebensmut. Sie bekommt kaum noch Luft und ich kann nichts tun. Ein Besuch ist mir nicht möglich, da ich eine Grippe habe und die Gefahr der Ansteckung viel zu gross. So weiss ich nur, was sie am Telefon sagte. Und das hörte sich nicht gut an.

In der Zwischenzeit haben sich auch weitere Metastasen im Brustbereich gebildet, weil sie 3 Monate keine Chemo bekommen hat. Mir zieht es im Moment den Boden unter den Füssen weg, denn das alles hört sich m.E. danach an, dass sie den Kampf bald verlieren wird. Hat von Euch jemand ähnliche Erfahrungen?

Mir helfen ganz ehrliche und offene Worte am meisten, da sie mir untersagt hat, mit dem Arzt selbst zu sprechen. Auch ihr Mann, mein Stiefvater, lässt nicht viel raus, wie es tatsächlich um sie steht.

Was soll ich nur tun? Mein Bruder und ich sind so hilflos und wissen gar nicht, wie es weitergehen soll. Ich möchte meine Mutter nicht verlieren. Sie war doch immer für mich da, immer, egal, ob mit 1 oder mit 32. Und sie ist doch erst 56 Jahre jung, sie hat doch noch das schöne Leben vor sich.

Es ist so ungerecht und fies. Ihr Leben lang hat sie nur gekämpft und gearbeitet und seit 6 Jahren hat sie den Mann ihres Lebens gefunden. Warum darf sie diese glückliche Zeit nicht gesund erleben? Warum ist das Leben so ungerecht, dass es gerade die Menschen trifft, die immer großherzig, liebevoll sind und immer nur das Beste für alle anderen wollen? Ich verstehe im Moment die Welt überhaupt nicht mehr. Ich würde so gerne etwas für sie tun, Klarheit bekommen und ihr das Leben versüssen. Aber wie? Wir können nur zusehen, wie es ihr immer schlechter geht. Ist das das Leben?

Entschuldigt bitte, wenn ich etwas wirr schreibe, aber mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich gar nicht weiss, wo ich anfangen soll und wo aufhören.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mich an Euren Erfahrungen teilhaben lassen würdet.

Liebe Grüsse
Tine
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