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  #16  
Alt 27.06.2008, 23:03
Benutzerbild von Nicole Obermann
Nicole Obermann Nicole Obermann ist offline
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Registriert seit: 21.06.2005
Ort: Hessen
Beiträge: 24
Standard ...darf ich noch hier sein?

Hallo Ihr Lieben...


Es sind nun 2,5 Jahre her, seit mein Opa am hl. Abend 2005 starb. Sein Name war Herbert.
Leberkrebs aufgrund eines Ärztefehlers. (habe ich in einem anderen Bericht geschrieben)

Er war mein ein und alles. es hätte mich nichts schlimmer und mit vollerer härte treffen können als sein tot.
ich habe ihn über alles geliebt. die ersten 2-3 auch 4 wochen hat es sich mehr angefühlt, als wäre er "nur" im Urlaub. als wären wir nur für kurze zeit getrennt und er käme bald zurück.
als 6 wochen rum waren, ich erinnere mich genau, da hatte ich so ein starkes bedürfnis mit ihm zu reden. ich wollte ihm erzählen, was so los ist, was ich so den Tag über getrieben habe. keiner war mehr da, der so zugehört hat wie er.
es dauerte auch nciht lange (6 Monate) und mein Geburtstag stand an. Ich konnte den Gedanken an den leeren Stuhl nicht ertragen. konnte es nicht verkraften, das ich die eine von wenigen Chancen nicht merh haben werden meinen Opa zu drücken.
Ich flog in die Staaten und verbrachte meinen Geburtstag mit meinem Mann, meinem Vater und Bruder dort.

Wieder 6 Monate später dann Weihnchten, sein Totestag. Seid froh, wenn ihr spaß an weihnachten habt. Für mich ist es ein verlogenes Fest, welches ich nun nicht merh brauche.
Ich war froh als die 3 Tage endlcih rum waren. Ich hasse den Winter, denn er erinnert mich an die erste Zeit, die ich ohne Ihn verbringen musste. Ich hasse den Frühling, denn er erinnert mich daran, wie froh mein Opa war, wenn er endlich da war, wie schön er seinen Garten fand, wenn es endlich wieder grünte.
Ich hasse meine Oma, weil sie alles verschwinden ließ, was an meinen Opa erinnerte. Nur ein popeliges Bild mit einer elektrokerze hat sie noch stehen.
Alle seine Tiere hat sie abgeschafft, nur den Hund hat sie noch. aus dem quierligen Tier mit viel unsinn im kopf hat sie eine Fettpresse gemacht, der sich kaum noch bewegen mag.
Seinen Garten,sein Heiligtum hat sie verkommen lassen. Sie haben schotter reingeschüttet, mitten rein, damit kein unkraut mehr wächst, aber es wurde nur schlimmer. Ich gehe nicht mehr hin.

Es hat so viele ereignisse gegeben, die ich so gerne mit opa geteilt hätte, die wir immer geteilt haben.

vor 4 wochen haben wir ein fohlen bekommen. mein opa und cih haben es vor 4 Jahren schon mal so versucht, aber unsere stuten haben nicht aufgenommen. wir hatten dann die hoffnung aufgegeben. Nun war es soweit. durch einen zufall haben wir eine tragende stute aufgenommen und sie hat uns einen kleinen hengst geschenkt. Mein erster gedanke war:

"Das muss ich Opa zeigen!" und dann kam wieder der hammer, der mich seit 912 Tagen immer wieder auf den Boden zurück holt. Kein Opa da....

Ich weiß nicht, wann es besser werden soll. alle sagen: die zeit heilt wunden. Aber das ist gelogen.

ich habe gesagt bekommen: mit der zeit wirds leichter. auch das ist gelogen.

ich habe das gefühl, als ob sich immer mehr aufstaut und ich irgendwann platzen muss, wenn ich es ihm nicht erzählen kann. Sicher würden auch andere zuhören, aber es ist nicht so, als wenn er es tun würde, und ich will auch nur mit ihm sprechen...

Eine einzigste Person hat mir damals an Hl. Abend gesagt: Ach Schatz... Es wird nie gut werden es wird nur schlimmer. Und das war die einzigste ehrliche Person.
Denn es wird nicht besser. Es tut immer mehr weh, es wird immer nur schlimmer.


Nicole
__________________
"Es ist geschehen, dass du von uns geschieden bist. Aufs neue blutet Tag für Tag die Wunde, die nur durch Zeit zu heilen ist.
So ruhe sanft und ohne Sorgen, wir müssen unseren Weg noch gehen,
nach jeder Nacht folgt auch ein Morgen, bis wir uns wieder sehen..."
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  #17  
Alt 27.06.2008, 23:35
Trudel Trudel ist offline
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Registriert seit: 06.06.2008
Beiträge: 17
Standard AW: ...darf ich noch hier sein?

Nicole,

lass los. Du musst Deinen Opa gehen lassen. Wende Dich wieder den Menschen zu, mit denen Du hier und jetzt sprechen kannst.

Es gibt bestimmt Menschen um Dich herum, die sich mit Dir über das Fohlen freuen können.

Ich wünsche Dir alles Liebe

Trudel
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  #18  
Alt 28.06.2008, 08:32
stella29 stella29 ist offline
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Registriert seit: 13.02.2008
Beiträge: 814
Standard AW: ...darf ich noch hier sein?

Das tut mir sehr leid was du schreibst. Ich wünsche auch, daß du loslasse kannst, dich wieder am Alltag freuen kannst. Es ist doch schon eine lange Zeit vergangen und jeder von uns muss einfach damit leben. Es wäre niemals im Sinne Deines Opas wenn du dich so gehen lässt.

Ich kann dich sehr gut verstehen, heute vor 4 Monaten habe ich meinen Papa verloren - ich kenne den Schmerz und ich weiss, es wird nie aufhören. Jedoch muss es weitergehen - und der Tod gehört leider zu unseren Leben.

Es kann dir niemand den Schmerz nehmen, nur du kannst das. Versuch es !!!!

Wenn dir danach ist, dann schreib hier, wir sind alle für dich da. Das hilft sehr und dann geht es einen wieder eine zeitlang besser. Geb dich nicht auf !
__________________
Der Himmel hat einen weiteren Engel bekommen - mein geliebter Papi
geb. 28.12.1941 gest. 28.02.2008
Du bleibst unvergessen!


WER IM GEDÄCHTNIS SEINER LIEBEN LEBT,DER IST NICHT TOT, DER IST NUR FERN. TOT IST NUR WER VERGESSEN WIRD
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  #19  
Alt 28.06.2008, 18:31
Ronnya Ronnya ist offline
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Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 988
Standard AW: ...darf ich noch hier sein?

Liebe Nicole
auch mir tut es sehr leid das du so traurig bist..
Dein Opa hält seine Hand über dich und schaut voller Stolz auf seine Enkelin hinunter,er möchte bestimmt nicht das du dich in deiner Trauer eingräbst.
Wenn dir danach ist schreibe hier im Forum..
Es hilft...wir sitzen alle in einem Boot
Lieben Gruß
Ronnya
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  #20  
Alt 28.06.2008, 18:53
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Registriert seit: 20.06.2008
Beiträge: 947
Standard AW: ...darf ich noch hier sein?

Liebe Nicole!

2003 verlor ich meinen einzigen Bruder und da habe ich gelernt, was es heißt "Trauerarbeit" zu leisten, denkst Du, daß es mir gut ging? Die ersten paar Monate dachte ich, daß ich das nie schaffe, denkst Du, daß Weihnachten für mich noch so idyllisch ist wie es einmal war? Nein, es wird nie mehr so sein wie früher - früher gibt es nicht mehr, aber man muß sein Leben trotzdem leben und man kann es nur so weiterleben, daß auch der Vorausgegangene stolz auf einem ist. Und meine Gefühle und Gedanken kann mir niemand nehmen und in meinem Herzen und in meinen Gedanken wird mein Bruder ewig seinen Platz haben...

Jeder Mensch trauert auf seine Art und Weise und vielleicht hat Deine Oma die Sachen von Opa weggetan, weil sie den Anblick nicht ertragen konnte, vielleicht hat sie Schotter in den Garten schütten lassen, weil Deine Oma keine innerliche Kraft findet, dort weiterzumachen, wo Dein Opa aufgehört hat, ich finde Deine Worte sehr hart, Du bist nicht die einzige in der Familie, die trauert! Und es hilft Dir nicht weiter, daß Du alles um Dich herum hasst, so möchte Dein Opa Dich sicher nicht leiden sehen, er wollte doch bestimmt auch, daß Du glücklich wirst und wenn Du es alleine nicht schaffst, dann nimm doch provesionelle Hilfe in Anspruch - Du mußt loslassen, Du mußt DEIN Leben leben, nur so kann Dein Opa auch stolz auf Dich sein!

Wir alle sind im Leben gefordert, auch den Tod eines nahestehenden Menschen zu verkraften und umso älter man selber wird, desto mehr solcher Schicksalsschläge gilt es zu verkraften, das ist leider so, denn der Tod gehört einfach zum Leben dazu und jeder Mensch, der geboren wird, muß einmal sterben und irgendwann werden wir unsere Lieben wiedersehen im Regenbogenland und bis dahin lebe jeden Tag so, daß Dein Opa stolz auf Dich sein kann.

Für mich gilt es jetzt meine Tante "loszulassen", sie hat Magenkrebs im Endstadium, sie leidet furchtbar. Natürlich will ich sie möglichst lange "behalten", andererseits ist das ebenso egoistisch, denn sie ist ja die Leidende, also müssen wir Angehörigen ihr einen Weg zeigen, daß es ok ist, wenn sie uns verlässt. Wir müssen "loslassen", damit sie in Ruhe gehen kann.

Liebe Nicole, ich weiß, daß meine Worte teilweise hart klingen, aber ich möchte Dir einfach nur sagen, daß ich mir sehr für Dich wünsche, daß Du trotz Deines großen Verlustes bald wieder lachen kannst, daß Du, ohne gleich in Tränen ersticken zu müssen, an Deinen Opa denken kannst - es sind Deine Erinnerungen, Deine Liebe zu Deinem Opa und das kann Dir niemand nehmen.
Es wird Dir auch in 4 Jahren noch weh tun, daß Dein Opa nicht mehr bei Dir sein kann, mir tut es jetzt nach 5 Jahren auch noch immer weh... aber es ändert sich, es ändert sich insofern, daß man das, was nicht mehr rückgängig zu machen geht, akzeptiert und man lebt mit liebevollen Erinnerungen weiter, ich habe durch den frühen Tod meines Bruders auch so einiges anderes gelernt, nämlich was wirklich wichtig ist auf dieser Erde...
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  #21  
Alt 28.06.2008, 23:38
marcy marcy ist offline
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Registriert seit: 18.10.2006
Beiträge: 86
Standard AW: ...darf ich noch hier sein?

Hallo Nicole,
dein Beitrag hat mich berührt, auch ich habe meinen Opa, auch mein ein und alles, im Juni 2007 verloren. Auch ich habe manchmal Probleme damit klar zu kommen, ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen und kann mir nicht wirklich vorstellen, dass ich nie wieder mit meinem Opa reden, lachen, Spaß haben kann. Ich würde alles geben, ihn noch mal umarmen zu können, ihm sagen zu können, was er mir bedeutet, wie sehr ich ihn liebe.....Aber dann erinnere ich mich wieder an seinen letzten Wochen, an denen er so sehr leiden musste.Und dann denke ich mir, dass ich eigentlich egoistisch bin.es geht ihm bestimmt besser, dort, wo er im Moment ist.
zum Glück habe ich meine Oma noch. Auch sie hat sich seit dem Todeszeitpunkt kein Foto von meinem Opa mehr angeschaut, aber nicht, weil sie es nicht will, sondern weil sie es noch nicht kann. Immerhin waren die beiden 54 jahre lang verheiratet. Und ich will sie auch nicht dazu drängen. Sie wird schon wissen, wann der richtige Zeitpunkt da ist.
Ich stelle mir oft vor, dass es für meine Oma 100 mal schlimmer ist, als für mich, wobei ich der Meinung bin, das geht gar nicht. Aber ich sehe es manchmal in ihren traurigen, blauen Augen, auch wenn sie versucht die Starke zu spielen. Sie hat in der Zeit noch nie ein Moment der Schwäche gezeigt, weil sie weiß, wieviel mir mein Opa und sie bedeuten, aber ich wird´s nie erfahren, wie es wirklich in ihr aussieht, wieviel sie weint oder nachdenkt bevor sie alleine einschläft.
Ja, wir werden immer wieder diese Momente, die länger oder kürzer dauern, haben. Aber ich weiß, mein Opa wolte, dass es meiner Oma, mir, meiner Mutter, der ganzen Familie, gut geht, dass wir glücklich sind......und ich weiß, manchmal ist er ganz in unserer Nähe.
Liebe Nicole, ich wünsche dir viel Kraft, damit du wieder lachen lernst, leben lernst....sei nicht zu hart mir deiner Oma, jeder trauert anders.
Alles Gute.
marcy
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