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Alt 05.03.2013, 17:45
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Beiträge: 846
Standard Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr Lieben! Mein Name ist Nina, ich habe bis jetzt im Angehörigenforum geschrieben und mein Herz ausgeschüttet. Hier im KK bin ich auf so liebe Menschen gestoßen, die mir durch die schwere Zeit der Erkrankung meines Papas geholfen haben und mir immer beigestanden sind. Das möchte ich nicht missen und schreibe nun hier weiter.
Mein Papa ist nach schönen, wahnsinnig intensiven aber auch sehr schweren 14 Monaten Kampf gegen den Lungenkrebs am 23. Februar 2013 für immer eingeschlafen.
Übrig geblieben auf dieser Welt sind ein großes Haus, ich, Mama und die kleine Hündin Gina.
Papa ist im Krankenhaus gestorben. Am Freitag waren wir noch bis abends bei ihm, er hat noch gut gegessen und hatte einen Fernseher im Zimmer. Wir hatten überlegt ob wir bei ihm bleiben da er schon ein Einzelzimmer hatte, es ging ihm aber nicht so schlecht und wir wollten erst einen Tag später drin bleiben weil wir auch zum Hund heim mussten.
Am nächsten Morgen um 6:24 läutete Mamas Handy. Das KH war dran. Wir sollten kommen, Papa ist ein bisschen verschleimt und er schläft sehr tief, könnte aber auch von der Spritze gegen die Luftbeschwerden sein. Wir sollen uns Zeit lassen denn es wäre ein Schneechaos. So war es auch, wir fuhren los und kamen leider zu spät. Papa lag ganz friedlich, die Augen geschlossen, die Hände ganz locker in seinem Bett. Ich dachte er schläft, er atmete nicht mehr, war aber noch ganz warm. Wir hatten ihn gerade verpasst.
Er strahlte so viel Frieden und Liebe aus.
Nach sehr stressigen und anstrengenden Tagen, ist ja viel zu erledigen weiß ich momentan nicht mehr wo mir der Kopf steht.
Ich fühle mich gefühlskalt, kann kaum weinen, fühle mich hart! Dann, wenn mich wieder irgendwas an Papa erinnert überkommt es mich plötzlich. Wenn mir jemand das Beileid ausdrückt fühle ich mich kaum angesprochen, es berührt mich nicht. Ich weiß nicht was mit mir los ist! Ich hab meinen Papa so lieb, hab ihn jetzt 14 Monate begleitet, wollte alles für ihn tun und jetzt fühle ich nichts mehr!?
Ich trage seine Hausschuhe, nimm seinen Glücksbringer in der Hosentasche jeden Tag mit zur Arbeit und fühle mich wohl und gut aufgehoben damit.

In meinen Träumen kommt er als Person mir kaum unter, einzig seine Krankheit, die Diagnose verfolgt mich. Ich grüble nach über die letzten Tage im KH, wie er sich verhalten hatte, was er gesagt hatte, ob ich irgendetwas übersehen hätte.
Am letzten Tag fragte er mich was wir von seiner Situation halten. Ich nahm seine Hand und sagte dass wir ihn lieb haben und zusammenhalten. Er sagte das weiß er und dass wir das auch noch hinbekommen würden. Und er sagte dass es dann halt etwas kürzer sei als wir gedacht hätten. Ich streichelte seine Hand. Als Mama dann reinkam hörte er auf davon zu reden und wir sprachen von was anderem.
Wir wussten, dass sich sein Zustand verschlechtert hatte aber wir rechneten nicht damit dass er so schnell geht. Er ist am Samstag von uns gegangen und am Montag wäre er nach Hause gekommen.
Ich versuche seine letzte Nacht zu rekonstruieren, möchte wissen was alles passiert ist, ob er Schmerzen hatte oder Luftnot oder Panik!? Ich bereue so sehr dass wir nicht da waren, er hätte uns sicher gebraucht. Wir haben nicht damit gerechnet dass es so schnell geht.
Wir haben ihm immer noch Hoffnung gegeben, wenn er erst wieder daheim ist wird es ihm besser gehen. Papa war so clever, er hätte sich was gedacht wenn wir plötzlich über Nacht bei ihm geblieben wären.
ER hat noch gegessen und sogar Süßigkeiten genascht. Abends hat er noch mit Mama telefoniert.
Mir geht die letzte Nacht nicht aus dem Kopf, ich frage mich immer wieder ob er uns gebraucht hätte, ob er es gewusst hatte dass er gehen muss, welche Medikamente er bekommen hatte.
Ich warte noch auf den letzten Befund den der Hausarzt bekommt. Er wird ihn mir erklären, das hat er mir versprochen. Ich bin gespannt und brauche die ERklärung um ihn in Frieden gehen zu lassen.
Momentan funktioniere ich, schiebe viele Gedanken weg, fürchte mich aber vor der Zukunft weil ich denke dass mich die Trauer bald einholen muss.
Es ist so leer ohne ihn, ich kann es noch gar nicht glauben. Denke immer er sei noch im Krankenhaus und käme bald wieder heim. Unfassbar einfach!

Die Welt dreht sich einfach weiter! Auch in der Arbeit sollte man wieder so wie immer funktionieren, keiner fragt mehr nach, keinem interessiert es noch. Ich halte diese Oberflächlichkeit der Leute nicht mehr aus!

Sorry, ich habe schon wieder viel zu viel geschrieben und wahrscheinlich ist vieles davon unverständlich aber es tut so gut sich was von der Seele zu schreiben!
Liebe Grüße Nina
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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