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  #1  
Alt 03.05.2017, 09:03
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Registriert seit: 26.06.2013
Ort: Bremen
Beiträge: 279
Standard AW: Sterbebegleitung oder schon Sterbehilfe im Hospiz?

Hallo,

ich schreibe hier als Betroffener mit folgender Situation.
Seit 4 Jahren erkrankt und mittlerweile unheilbar. Bin gerade im dritten Block der Chemo, hatte auch schon Bestrahlungen und drei OP´s.
Als Betroffener habe ich die volle Verantwortung übernommen, da ich Frau und Kind habe. Somit stellt sich die Frage nach dem sterben zuhause erst gar nicht.

Für mich würde nur Hospiz oder Pallistation in Frage kommen, da meine Familie hier weiter leben muss.
Der Krebstot kann lang und schrecklich sein, deswegen ist es bei mir festgelegt, dass ich ab dem Punkt wo nichts mehr hilft, dass sterben unabwendbar ist, ich nur noch abgeschossen werden will, ohne jegliche Nahrung.
Desweiteren finde ich es auch wichtig sowas vorher schriftlich zu erklären. Denn Angehörige haben immer noch die persönliche Bindung, die das ganze noch in die Länge ziehen könnte.



LG
Mathias
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  #2  
Alt 03.05.2017, 10:33
Benutzerbild von micha54
micha54 micha54 ist offline
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Registriert seit: 30.05.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 532
Standard AW: Sterbebegleitung oder schon Sterbehilfe im Hospiz?

Hallo Matthias,

es fühlt sich irgendwie für mich richtig an, wie Du das Thema beschreibst.

Meine Frau und ich haben beide eine Patientenverfügung beim Notar gemacht und unsere Kinder wissen, dass es unser Wille ist, dass wir nicht zuhause von ihnen gepflegt werden, denn jeder ist immer für sich selbst verantwortlich und muss sein Schicksal tragen.

Mit meinen Eltern habe ich es anders erlebt, wollten bis zuletzt zuhause gepflegt werden, immer sollte jemand verfügbar sein, was aber ambulant gar nicht möglich ist.

Liebe Grüße,

Michael
__________________
Malignes Melanom pT4bN0M0, Clark IV TD12mm, Stadium IIC, 20 Jahre verschleppt
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  #3  
Alt 04.05.2017, 02:20
Thymus Thymus ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 1
Standard AW: Sterbebegleitung oder schon Sterbehilfe im Hospiz?

Hallo Anne,

ich selbst habe Krebs im Endstadium, d.h. da keine Therapie mehr erfolgversprechend ist, bekomme ich nur noch Schmerzmittel, und im vergangenen Herbst hatte mein Onkologe den Mut mir auf meine Frage, wie lange er glaubt, dass ich noch habe, die Jahreszahl 2017 zu nennen.

Ich dosiere die Schmerzmittel selbst, wobei ich "gewöhnliche" Schmerzmittel wie Novaminsulfon und Ibuprofen verwende, aber auch Morphinderivate, Oxycodon und Fentanyl. Die Dosierung ist relativ konstant, ich erlebe aber immer wieder Schmerzschübe, die ein, zwei Tage andauern, und in denen ich dann die Dosis entsprechend erhöhen muss. In dieser Zeit habe ich aber auch absolut keinen Hunger und bleibe den ganzen Tag im Bett. Aus Vernunft, weil Schmerztropfen und Tabletten als einzige Nahrung natürlich auch Gift für meinen Magen sind, esse ich auch mal einen Zwieback und trinke ein Glas Tee oder Cola (ja, ich weiß, Cola ist krebserregend ), aber ich weiß inzwischen, dass es nach ein paar Tagen wieder besser wird. Natürlich nimmt man auf diese Weise auf Dauer auch ab. Doch obwohl ich in den letzten 3 Jahren etwa 30 Kg verloren habe, wiege ich jetzt bei 176 cm Körpergröße etwas unter 70 Kg - habe jetzt also beinahe mein Idealgewicht. Jetzt will ich versuchen, nicht weiter abzunehmen. Aber ich lebe allein in meiner Wohnung und versorge mich selbst, und kann das bislang auch noch bewältigen.

Worauf ich aber hinaus möchte: Wenn Deine Mutter keine Schmerzen hatte in ihren letzten Tagen, so ist das sehr gut. Und auch wenn sie die meiste Zeit geschlafen hat, die Schmerzmittel mögen einen zwar benommen machen, aber man wird damit nicht ruhig gestellt, wie dies z.B. mit bestimmten Psychopharmaka der Fall ist. Du hättest ganz sicher bemerkt, wenn Deine Mutter sich nicht wohl gefühlt hätte damit, und vermutlich war ihr schon länger klar, dass es mit ihr zu Ende geht. Es ist eine gute Art zu sterben, wenn man ohne Schmerzen langsam einschläft. Und um mit dieser Krankheit weiter leben zu können braucht man einen festen Willen, Zuversicht und Kampfgeist. Und wenn jemand im Inneren entschieden hat, dass die Zeit gekommen ist, dann trifft der Krebs auf keinen Widerstand mehr.

Ein gutes Hospiz, in dem der Patient mit Respekt behandelt wird und keine Schmerzen leiden muss, ist ein guter Ort zum Sterben, so, wie man ihn sich nur wünschen kann.

Lieben Gruß

Stefan
__________________
Wer bis zum Hals im Wasser steht sollte den Kopf nicht hängen lassen......
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  #4  
Alt 05.05.2017, 11:52
Clea Clea ist offline
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Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 560
Standard AW: Sterbebegleitung oder schon Sterbehilfe im Hospiz?

Liebe Betroffene, Thymus und Mathias,

es ist bemerkenswert, wie ihr euch mit der Situation beschäftigt und auch im Sinne eurer Angehörigen entschieden habt.
Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Wenn du bedenke, mein Sohn könnte mich nur vergleichsweise kurz am Tag sehen, weil ich in einem Hospiz wohne, der Gedanke schnürt mir schon die Kehle zu. Mag egoistisch sein, aber ich würde versuchen, jede Minute noch bei ihm zu sein.
Bei meiner Mutter hat es keinen Unterschied gemacht, ich war jede freie Minute bei ihr.
Mein Vater hat sich in den letzten zwei Tagen auf der Station mit einquartiert.
Für uns war es besser als Zuhause.
ich weiß aber, sie wäre lieber dort gewesen. Und das nagt. Aber mein Papa hätte das nicht gewollt. Er ist Banker, kein Krankenpfleger.
Ich ziehe meinen Hut vor euch. Seid weiter stark!

Geändert von Clea (07.03.2018 um 21:39 Uhr)
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  #5  
Alt 07.03.2018, 14:22
Töchterlein Töchterlein ist offline
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Registriert seit: 25.11.2016
Beiträge: 45
Standard AW: Sterbebegleitung oder schon Sterbehilfe im Hospiz?

Ich bin wieder einmal sehr froh über den Gedankenaustausch hier. Mein Papa hat ja eine PEG Sonde. Ich glaube trotzdem, dass sie ihn - zwischendurch ist ja immer wieder mal wach (noch) - fragen, ob sie ihm Sondennahrung geben sollen. Sie fragen ihn auch immer wieder nach seinen Schmerzen und ob er noch etwas haben will / mehr braucht / jetzt oder später...
Was ich mich frage ist, wie sie das machen, wenn er gar nicht mehr wach ist.

Mir ist klar, dass ohne Nahrung und Flüssigkeit irgendwann "Schluss ist". Es erscheint einem ziemlich grausam, aber - lacht jetzt bitte nicht - es erinnert mich an meinen Kater, der schon sehr sehr alt war, und auch eines Tages einfach nichts mehr zu sich nehmen wollte. Irgendwie hat die Natur das wohl so vorgesehen. Wir "pfuschen" mit PEG Sonden und sowas in der Art halt dazwischen.

Ich hoffe halt, dass mein Vater so lange es geht selbst dazu in der Lage ist zu entscheiden, ob ihm etwas gegeben wird oder nicht. Denn für uns Töchter und Partnerin ist das schon eine sehr heftige Entscheidung.

Wobei ich mir bei Essen noch irgendwie vorstellen kann, dass man irgendwann eine extreme Abneigung dagegen hat, vor allem wenn einem eh übel davon wird, aber ohne Flüssigkeit zu sein? Da fühlt man sich doch extrem schrecklich, oder?!
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  #6  
Alt 07.03.2018, 21:42
Clea Clea ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 560
Standard AW: Sterbebegleitung oder schon Sterbehilfe im Hospiz?

Eine Lehrerin für Krankenpflege hat uns beigebracht:
Du stirbst nicht, weil du aufhörst zu essen,
sondern du hörst auf zu essen, weil du stirbst.
Und, mit einer Scheibe Brot rettest du nicht die Welt.
Da ist was dran.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen
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  #7  
Alt 12.03.2018, 19:11
Daniel32 Daniel32 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.07.2016
Beiträge: 126
Standard AW: Sterbebegleitung oder schon Sterbehilfe im Hospiz?

Ich selbst (Tumor an der Speiseröhre ohne Behandlungsmöglichkeit) habe es für mich auch so festgelegt: kein lebensverlängerndes Leiden. Nichts ist so schlimm, wie unter Schmerzqualen leiden zu müssen. Ich habe Morphine gegen meine Schmerzen. Anfangs war ich sehr skeptisch deswegen. Mittlerweile schätze ich es, wenigstens nicht immer Schmerzen haben zu müssen.
Was ich mir wünsche ist mehr Verständnis von Angehörigen, die nicht loslassen können. Sterben gehört zum Leben dazu.
Ich kann es mir vorstellen, zum Sterben ins Hospiz zu gehen. Ich denke, dort gibt es die bestmögliche Betreuung für Sterbende. Es werden nur Schmerzmittel verabreicht. Eine direkte Sterbehilfe gibt es im Hospiz in Deutschland nicht; das wäre strafbar.
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