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  #1  
Alt 29.09.2007, 21:38
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Hallo Ihr Lieben,

tja, manche kennen mich aus dem LK-Forum - meine Mutter war betroffen und verstarb nach 11 Monaten Krankheit am 13.08.07.

Ich bin normalerweise ein absoluter Gefühlsmensch, ich entscheide meist spontan aus dem Bauch raus, ich bin kein rationell denkender Mensch, das Gefühl überwiegt meist.

Während der Krankheit meiner Mutter war das anders: Auf einmal war kein Gefühl da, ich redete mit den Ärzten, ich organisierte, ich funktionierte - ohne Tränen, ohne Verzweiflung, voll im Bewußtsein, was die nächsten Monate kommt.

Freunde von mir fanden es absolut faszinierend, wie ich mit der Krankheit umging. Sie bewunderten mich, meine Stärke, sie könnten das nicht.

Ich war mir absolut fremd. Ich konnte es nicht verstehen, warum ich das alles so rationell anging. Selbstschutz?

Ich stand meiner Mutter ziemlich nahe, wir hatten bis auf Kleinigkeiten ein gutes Verhältnis, sie legte während der Krankheit ihr Leben in meine Hände. Ich werde das alles managen, sie wollte das gar nicht so genau alles wissen. Ich würde auch mal entscheiden, wann sie stirbt.

Es war eine massive Verantwortung, die ich trug. Aber ich stellte mich der Situation. Ich versuchte, in ihrem Sinne zu handeln. Und als nichts mehr half, ließ ich sie gehen. Ohne eine Träne. Nicht mal, als ich sie nochmal an ihrem Todestag sah - so still, so schmal.

Ich handelte im Bewußtsein, dass es nach dem Tod noch was gibt, dass sie nicht weg ist, nur ihr Körper.

Das war, was mich aufrecht hielt. Wir witzelten sogar noch, dass, wenn sie gestorben ist, sie bei mir wäre und mir beim Skatspielen hilft.

Jetzt ist sie bald 7 Wochen tot und seit gestern ist sie da - die Trauer. Das Gefühl, was ich nicht mehr für möglich hielt. Ich unterhielt mich noch vorgestern mit einer Freundin drüber - ich glaubte, alles wäre überstanden.

Und jetzt steh ich vor einem Loch. Ich habe keine Mami mehr. Es wird mir immer bewußter, dass wir nicht mehr telefonieren können, uns nicht mehr sehen. Dass nach und nach alles ausgelöscht wird, was sie ausmachte, die Wohnung, ihre Verpflichtungen - alles.

Das Leben geht weiter, sie schaut von oben zu. Zu gerne wüßte ich einfach, dass es ihr jetzt gut geht, dass sie bei mir ist, dass sie gutheißt, was ich alles getan habe, ob ich alles richtig gemacht habe. Immer wieder suche ich nach Zeichen von ihr.

Auf einmal ist die "Stärke" weg - die Tränen kommen.

Ob das gut für mich ist - ich weiß es nicht. Kurz nach dem Tod verspürte ich Erleichterung - sie wollte, dass ich in Urlaub fahre, sie starb kurz vorher (sie wußte genau, ich würde sie nicht alleine lassen). Ich dachte, der Urlaub reicht mir als Entspannung, als Auszeit nach doch schweren 11 Monaten. Ich kam vom Urlaub zurück und war müder und antriebsloser als vorher. Die 2 Wochen Italien haben nicht gereicht. Aber es mußte weitergehen. Allerdings habe ich gemerkt, dass ich nur begrenzt belastbar bin. Immer wieder wollte ich einfach ins Bett, lesen, schlafen, ausruhen.

Die Situation jetzt macht mir etwas Angst. Das Gefühlsleben ist mit aller Macht zurück, alles anscheinend mühevoll Unterdrückte kommt raus.

Leider geht das Gefühlsleben aber Wege, die ich nicht möchte. Wenn ich meinen Mann und mein Kind anschaue - dann bekomme ich Angst. Was, wenn ich jetzt Krebs kriege oder einer von ihnen?

Ich denke bei jedem Zipperlein sofort an Krebs - er verfolgt mich. Ich hab Angst. Angst um mich, Angst um die Menschen und mich rum. Angst, alles gleich wieder erleben zu müssen, Angst, wieder einen geliebten Menschen zu verlieren.

Ich weiß, es ist normal, aber ich wollte es mir einfach von der Seele schreiben. Schreiben hilft manchmal, seine Gedanken wieder zu sortieren.

Traurige Grüße

Astrid
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  #2  
Alt 30.09.2007, 00:14
Moli Moli ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Hallo Astrid,

wollte eigentlich nicht mehr hier schreiben. Nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe, werde ich es nun doch tun. Mir ging es ähnlich wie dir. Allerdings habe ich meinen Mann verloren (Dezember 06). In den letzten Wochen bevor er starb und auch danach lief alles irgendwie automatisch. Denke jetzt im Nachhinein, dass man wahrscheinlich überfordert war. Ich bekam auch immer gesagt, wie stark ich doch wäre. Fand mich eigentlich nicht stark, hab halt nur funktioniert. Jetzt in den letzten Wochen, falle ich in ein riesen Loch. Frage dann immer, wozu das alles noch, obwohl ich noch meine Kinder habe.

Habe auch ständig Angst davor, dass ich oder meine Kinder auch krank werden könnten. Passe auf, dass sie nicht so lange in der Sonne sind usw. Man merkt selber, dass man sich verrückt macht, kommt aber schwer da raus. Mir hilft dann immer der Gedanke, dass man mit dieser negativen Gemütslage den Krankheiten erst recht eine Angriffsfläche bietet. Versuche mich dann durchzuringen, positiv zu denken auch wenn es schwer ist.

Es ist schon unfassbar, was passiert ist. Man hatte lange Zeit sich darauf vorzubereiten und sich vorzustellen, wie es sein wird. Aber wie es wirklich ist - so endgültig - hätte ich mir nie vorstellen können.

Aber der Gedanke, er müsste sich weiter so quälen, wie die letzten Wochen vor seinem Tod, ist entsetzlich. So hat er seine Ruhe und seinen Frieden, dass tröstet schon sehr.

Habe aber schon öfter gehört, dass viele erst sehr viel später trauern können. Dachte erst, ich wäre gefühllos und nicht normal. Vielleicht tröstet es dich ja, zu wissen, dass es anderen ähnlich geht.

Eins weiss ich auf jedenfall ganz genau (und ich bin nicht gläubig), er ist dort oben und schaut uns zu, dass spür ich irgendwie. Und dann wird deine Mama auch dort oben sein.

Ich wünsch dir auf jeden Fall alles Gute und viel Kraft. Es werden auch wieder richtig schöne Zeiten kommen.

Viele liebe Grüsse
Simone
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  #3  
Alt 30.09.2007, 01:15
amoebe amoebe ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

hallo,

meine mama ist vor einem monat gestorben...ich habe sie intensiv begleitet, war zuletzt rund um die uhr bei ihr, habe ebenso "funktioniert", wie du es beschreibst, astrid.

der abschied war traurig...aber ich hab mich nicht so ganz "gespürt", stand irgendwie neben mir. alles rundherum hat mir nichts ausgemacht, ich hab mich um alles gekümmert, das begräbnis und die blumen organisiert, verwandte informiert, muttis sachen weggeräumt, sogar ihr bett abgezogen, in dem sie zuletzt gelegen ist...

ich nehme seit der diagnose vor beinahe zwei jahren ein leichtes antidepressivum. hab schon überlegt, es abzusetzen, damit ich trauern kann.
aber vielleicht kommt dann der ganz große zusammenbruch?

leider habe ich niemanden, der wirklich für mich da ist und mich auch mal auffängt...vermutlich hab ich meine gefühle deswegen so in mir drinnen vergraben.

manchmal komme ich mir vor wie ein gefühlloser klotz. ich hab doch meine mama so lieb gehabt....
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  #4  
Alt 30.09.2007, 07:41
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teddy 34 teddy 34 ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid und Amoebe

mein Beileid zu den schweren Verlust eurer Mütter.

Weiss ganz genau was ihr durch macht ich habe meine Ma am 19.03.2007 in alter von56 an LungenKrebs verloren.Bei uns ging es ganz schnell.
In der Zeit war ich auch immer mit meiner Ma zusammen.
Wollte aber nicht sehn wie schlecht es ihr geht.
Ich habe auch nie geweint war auch immer stark.
Ich kann immer noch nicht weinen,aber ich sag mir da wo sie jetzt ist bekommt sie wieder Luft und hat keine Schmerzen mehr.

Drücke euch ganz lieb und schicke euch 1000000 Kraftparkete für die kommende schwere Zeit.

Traurige Grüsse Nicole
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  #5  
Alt 01.10.2007, 00:05
grka grka ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Mir geht es ähnlich. Im august 06 starb meine Oma (97) und 6 Monate später vollkommen unerwartet meine mom (60). Bis heute habe ich um keine von beiden wirklich getrauert. Da ist kein Gefühl der leere oder verlust oder ähnliches. Da ist einfach gar nix. Ich fühle mich deswegen schlecht und versteh mich nicht. Wenn früher eines meiner Haustiere starb so heulte ich immer wie eine irre. Ich hatte immer das Gefühl, daß mein Herz zerspringt. Es tat immer total körperlich weh. Alle sagen mir, daß jeder anders trauert, aber ich weiß, daß ich normalerweise bei meinen Tieren immer so getrauert hab, daß ich wochenlang geheult hab. Wieso tue ich es bei meiner mom und Oma nicht?! Es ist jetzt schon so lange her!

Ich glaube an ein Leben danach und das man auf der anderen Seite weiß wie die zurück gebliebenen sich fühlen. ICh schäme mich, daß meine mom und Oma jetzt wissen, daß ich nicht um sie trauere, obwohl ich es sooo gerne möchte.
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  #6  
Alt 01.10.2007, 08:29
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Worte.

Nach einem Freitag, wo ich "nah am Wasser gebaut habe" und einem Samstagabend, wo ich mich einfach mal still und heimlich ausgeheult habe, geht es wieder gut.

Ich glaube einfach, dass es so ist, wie wir bereits in Annetts Thread geschrieben haben: Wir Zurückgebliebenen wissen, dass es ihnen gut geht. Aber unsere Seele kann halt einfach mit Tod nicht so umgehen. Wochenlang hab ich mir das eingeredet, aber jetzt mußte ich einfach halt auch mal weinen.

Irgendwie war ich aber auch froh, dass die Gefühle zurück sind. Ich fand es unnormal, wie ich handelte, es entspricht absolut nicht meinem Naturell. Mir ging es wie grka: Als ich meine Katze im November einschläfern lassen mußte, heulte ich Rotz und Wasser. Als ich meine Mutter nochmal tot gesehen habe, wollte ich nur weg. Keine Tränen, nur der Gedanke: Weg hier, das ist sie nicht.

Als ich das erste Mal in ihrer Wohnung war, war es schwer. Ich wollte das alles nicht tun, ich wollte meine Ruhe. Die nächsten zweimal gingen besser, mir wars, als räume ich eine fremde Wohnung aus.

Jetzt kam ich mehr zur Ruhe, es ist für mich nicht mehr so viel zu tun, alles ist erledigt, in die Wohnung fahren wir noch Ende der Woche, da kommt der Rest - nur noch Sperrmüll - mit. Dann kommt der Maler.

Je mehr erledigt ist, desto mehr fällt diese Starre ab. Ich fühle mich nicht mehr ständig überfordert, ich mag wieder mehr machen, ich krieg meinen Hintern wieder mehr hoch.

Klar, das Leben muß weitergehen - und das tut es auch. Mir ist, als wäre das letzte Jahr alles stillgestanden, jetzt muß ich zurückfinden in den Alltag.

Vielleicht wäre das Heulwochenende für mich gerade richtig. Auch ich hab mich geschämt, nicht eine Träne vergossen zu haben. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, schließlich ist es meine Mami, die gestorben ist.

Dieses schlechte Gewissen ist jetzt natürlich weg.


Liebe amoebe: Wenn Du niemanden hast, der Dich auffangen kann, würde ich persönlich das Antidepressivum nicht absetzen. Ich hatte mal eines als Kopfschmerzprophylaxe bekommen, nebenbei halt es mir aber auch gut gegen alle Ängste, ich sollte es laut Neurologe absetzen, mein Hausarzt riet mir aber, es erst zu tun, wenn wieder absolute Ruhe in meinem Leben ist (wir sind damals gerade umgezogen). Ich hab seinen Rat befolgt.

Meine liebe Annett,

Deine Situation ist megaschwer. Mutter, Sohn und dann auch noch das, was mit Deinem Mann noch auf Dich zukommen wird. Daran muß man schier zerbrechen. Aber auch Du mußt funktionieren, wie alle, aber es ist kein Wunder, wenn Dein Körper nach Hilfe, nach Pause schreit. Meiner hat das auch gemacht, allerdings in der letzten Woche, wo ich ihm keine Ruhe gönnen konnte.

Du funktionierst nach all den Jahren, weil Dir nichts anderes übrig bleibt. Ich kenne Gedanken wie: Ach, wäre ich doch weit weg - aber man bleibt und macht das, was man tun muß.

Zitat:
Ich ahne, wenn MEINE Zeit der endgültigen Trauer kommt, dass ich dann nicht mehr aus dem Gefühlskeller herausfinde.
Ich hab hier Angst um Dich. Ich hab Dich in den letzten Monaten sehr lieb gewonnen. Aber der Gedanke, dass ein mir sehr lieb gewordener Mensch schier zerbricht, zerreißt mir das Herz. Ich hoffe hier sehr für Dich, dass Du Dir helfen läßt - professionell, medikamentös oder wie auch immer. Dass Du schreist, wenn es nicht anders geht, ich leih Dir gerne beide Ohren. Ich hoffe, Du weißt das.

Jetzt muß ich aber das Besinnliche beiseite schieben, denn der Alltag will angegangen werden.

Ich danke Euch recht herzlich für Eure Worte, die mir sehr gut getan haben. Es ist gut zu wissen, dass man mit einer späten Trauer nicht alleine dasteht, dass es Menschen gibt, denen es genauso geht. Dass man nicht unnormal ist

LG

Astrid
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  #7  
Alt 01.10.2007, 16:34
Melanie23 Melanie23 ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Zum ersten natürlich auch von mir herzlichstes Beileid an alle Betroffenen.

Ich habe am 12.09.07 meinen Vati verloren. Die letzten Wochen waren die schlimmsten meines Lebens. Zum Glück konnte ich ihn nochmal zweimal sehen wo er noch ansprechbar war. Das letzte mal hatte er schon geschlafen, aber ich bin mir sicher im Unterbewusstsein hat er noch mitbekommen, dass ich da war. Und dann ging alles so schnell. Die letzten zwei Wochen habe ich versucht es zu begreifen und jetzt war die Trauerfeier. Jetzt beginnt alles von vorne, die Fragen, das Nachdenken usw. Mein Vati war nie krank. Und jetzt mit 40 Jahren ist er nicht mehr bei uns. Auch wie Ihr alle funktioniere ich auch. Muss stark sein für meine Mutti und meine zwei kleinen Schwestern die am 01.09.07 Schuleinführung hatten.

LG Melanie
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  #8  
Alt 01.10.2007, 23:17
daggi daggi ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Hallo Astrid

ich kann auch sehr gut nachvollziehen , wie Du Dich jetzt fühlst. Mein Vater ist am 29.05.07 verstorben, im Alter von 54 , nach 3 Jahren Kampf gegen den Hautkrebs.
In dieser Zeit habe ich auch funktioniert, war immer stark, bis zum Schluß. Bei mir kam der Zusammenbruch , als er da so friedlich eingeschlafen lag, und dann war eine ganze Zeit Ruhe. Bis zu meinem Urlaub ( ich hatte ihm versprochen , den zu machen ) . Plötzlich habe ich nur noch geweint , und dachte, dass ich nicht mehr aufhören kann, bin auch ständig müde und fühle mich schlapp. Aber , mein Vater hat darauf bestanden, dass wir weitermachen , so gut es eben geht. Und er sagte mir , bevor er starb, dass er stolz auf mich sei, weil ich so gut mit ihm und der Krankheit umgegangen bin .
Ich erwische mich immer öfter in Situationen , wenn ich Leute mit ihren Vätern sehe, dass ich eifersüchtig werde. Aber ich hoffe, auch das geht vorbei .

Ich drücke Dich ganz fest , und schicke Dir ganz viel Kraft

LG
Daggi
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  #9  
Alt 03.10.2007, 15:18
bettinaco bettinaco ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid,
erstmal noch nachträglich alles Liebe zum Geburtstag. Möge das kommende Jahr dir Freude schenken und dich mit Schlägen verstoßen.
Zweitens möchte ich mich für deine lieben Zeilen bedanken. Ist schon ein bisschen her, aber ich brauchte eine Auszeit.
Und jetzt bitte ich dich, mit dem Grübeln aufzuhören. Normal hin, normal her - du bist so, wie du bist. Und hast genug Grund, dich so zu mögen. Das tun ja offensichtlich auch viele andere.
Im übrigen kommt mit einiges bekannt vor. Ich hab noch auf keiner einzigen beerdigung weinen können, und ich war schon auf einigen. Als mein Vater gestorben ist, hab ich alles gemanagt. Geweint hab ich später, und auch nur abends im Bett. Bei späteren Verlusten war es ähnlich, die Gefühle kamen eher scheibenweise. Die Realität ist auch so schwer zu verstehen, kaum zu glauben.
Krebs ist für mich leider von jeher ein Thema. Meine Mutter starb, als ich neun war. Brustkrebs. Ich kannte also das Risiko, hab mich gekümmert und bin regelmäßig zur Früherkennung. Daher wurde mein BK im Frühstadium gefunden, und ich gelte jetzt nach fast 6 Jahren als geheilt. Meinen Mann hab ich mit seinem hartnäckigen Husten im Frühjahr 2004 - aus Angst vor Krebs - zum Arzt geschickt. Leider konnte der keine Röntgenbilder lesen. Das hat fast ein halbes Jahr gekostet. Ab August dann Radiochemotherapie. Erfolgreich. Im April 2005 dann der Schock: Hirnmetastase. Seitdem Bestrahlung, Tarceva, Temodal, Chemo und wieder Bestrahlung ... Und nun wieder Warten.
Aber anders als du habe ich eine beste Freundin, die Ärztin ist genau wie ihr Mann. Die haben sehr geholfen, mit Infos, Adressen, Telefonaten. Und mein Mann hat Geschwister, die gekommen sind, wenn es hier gar nicht mehr ging. Andere FreundInnen hören zu, muntern auf, lenken ab. Ins Forum bin ich auf der Suche nach fachlichen Informationen gekommen. Gefunden habe ich aber vor allem unglaublich liebe Leute, deren Schicksal mich festhält.
Auch wenn ich manchmal denke, ich halte es nicht mehr aus.
Jetzt ist es aber arg lang geowrden. Sorry

Liebe Grüße
Bettina
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  #10  
Alt 13.10.2007, 08:55
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

ich zünde heute eine Kerze an:

für meine Mami, die vor genau 2 Monaten gehen mußte
für alle die, die schwere Stunden haben, an die ich fest denke

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  #11  
Alt 13.10.2007, 09:02
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teddy 34 teddy 34 ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid

dück dich ganz feste,damit du heute den besonders schweren Tag überstehst.

Liebe Grüsse Nicole
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  #12  
Alt 14.10.2007, 00:09
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Nicole,

ich danke Dir für Dein "Drücken".

Tja, was soll ich sagen, es reißt nicht ab: Mein Vater hat einen Tumor an der Niere - ich krieg noch die Krise. Seine Frau (er war mit meiner Mum nie verheiratet) meinte heute lapidar am Telefon: Es wird wohl gutartig sein, es sind keine Metas da, kein Lymphknoten befallen.

Bei mir gingen alle Alarmglocken los - Metasuche?

Ich gegooglet - Tumor und Niere - na prima - gutartige Tumore an der Niere sind sehr sehr selten.

Am Mittwoch muß er wohl ins KH zur Biopsie? OP? Keine Ahnung. Sie lassen nicht wirklich was raus.

Es reißt nicht ab .......... aber diesmal wäre ich nicht alleine für alles zuständig.

LG

Astrid
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  #13  
Alt 14.10.2007, 08:07
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teddy 34 teddy 34 ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid

drück dir für Mittwoch ganz fest die DAumen das es bei dein Vater nicht so schlimm ist wie es sich anhört.

Das schlimmste ist sowieso sie Ungewissheit und das warten.

Schicke die 1000 Kraftpakete das du es warten gut überstehst.
Kann mir auch vorstellen das du totale Angst hast und die Bilder von deiner Mama vor Augen hast.

Finde es aber von seiner Frau ganz schön gemein dir es so zusagen hat sie kein Mitgefühl.So eine Nachricht gibt man doch nicht am Telefon weiter Oder wohnt ihr weit auseinder?

Liebe Astrid bin für dich da wenn dir da nach ist schreibe alles auf.


Alles liebe Nicole
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  #14  
Alt 14.10.2007, 09:27
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Nicole,

ich bin noch nicht mal bereit, das mit meinem Vater an mich hinzulassen - gefühlsmäßig. Da ist eine absolute Blockade. Ich habe gestern gegooglet, ich habe mit einer Ärztin telefoniert, irgendwie gibt es nicht wirklich gute Chancen, dass das ganze gutartig ist. Zu selten. Aber wenn es nur auf die Niere begrenzt ist, der Tumor ist klein, dann gibts Heilungschancen, und zwar sehr hohe.

Ich hab keinerlei Emotionen dazu. Das einzige, was ich denke: Nicht schon wieder, ich will nicht.

Ich bin noch nicht dazu bereit. Aber ich muß dazusagen, dass ich zu meinem Vater nicht das Verhältnis wie zu meiner Mami habe - sie waren nie verheiratet, den richtigen Kontakt zu meinem Vater hab ich erst seit 13 Jahren. Er hat eine Frau und noch einen Sohn. Wir haben Kontakt, mein Sohn liebt seinen Opa, aber gefühlsmäßig bin ich auch hier weniger gebunden.

Komisch. Der Selbstschutz ist wieder da oder noch immer.

Aber ich kann es nicht ändern. Jetzt müssen primär mal diejenigen ran, die ihm wirklich nahestehen. Ich helfe gerne, das müssen sie mich erst mal lassen. Momentan fahren sie die Verdrängungsschiene. Ich für meinen Teil hab einfach mal die Möglichkeiten abgeklopft und bin vorbereitet. Ein Trost ist, dass solche Tumore halt operabel sind.

Jetzt muß ich in die Wohnung meiner Mutter - finales Putzen. Morgen wird die Wohnung, wenn alles okay ist, übergeben.

Schon komisch, ich bin mit der Wohnung meiner Mutter noch nicht fertig - aber im Hintergrund steht der vielleicht nächste Krebsfall?

LG und danke für alles Nicole

Astrid
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  #15  
Alt 14.10.2007, 10:24
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teddy 34 teddy 34 ist offline
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Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid

das du jetzt wieder auf selbst schutz stelltst ist normal,der schmerz deine Ma so leiden zu sehn und sie dann acuh noch verloren zuhaben sitzt so tief und ist so frisch.

Aber für dich ist es auch gut das du jetzt nicht die ganze Verantwortung trägst.Du kannst ihnen zwar mit Rat bei Seite stehn aber musst nicht die Endscheidung treffen.

Hoffe aber dasd ud nicht in ein tiefes Loch fällst wenn du alles realiesiert hast.

Liebe Grüsse Nicole

P.S. bin immer für dich da
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