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  #1  
Alt 05.08.2011, 21:53
Regi Regi ist offline
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Beiträge: 1
Standard Umgang der Umwelt mit BSDK

Hallo,
bei meinem Papa wurde vor 2 Wochen BSDK am Pankreaskopf diagnostiziert, aber operabel, nächste Woche am 10. ist die OP. Er ist 73 Jahre alt, nimmt aber seit einigen Tagen ständig ab, trotz hochkalorischer Nahrung, die er teilweise 4 mal pro Tag erhält (so Trinkpäckchen). Wir sind alle schockiert, fertig, das ganze Leben steht Kopf. Weil er am meisten Freude hat, wenn ich ihn mit meinen zwei kleinen Kindern besuche (3J., 1J,) mache ich das, eigentlich fast jeden Tag.
Wir wohnen eher ländlich, ich fahre also ständig in die Stadt, gehe zum KH und bin mit den Kindern bei ihm, weil nur das ihm noch echte Freude macht.
Ich mache das alles gern und zu Hause hab ich sowieso keine Ruhe. Da ist mir der ganze Streß mit den beiden Kleinen jeden Tag im KH egal.
Zusätzlich soll ich eine Arbeit für eine Ausbildung schreiben und bin dabei für diese nun auch noch eine Kinderbetreuung suchen, da meine Eltern ja verständlicherweise nun ausfallen dafür.
Das Haus hat er uns Kindern auch schon überschrieben (obwohl wir das nicht wollten!!!), also kann man sich vorstellen, wies auch ihm geht.
Er wird immer weniger und trauriger und ängstlicher. Und wir auch, obwohl wir ihm das nicht zeigen.

Und nun reagiert die Umwelt so abgehoben auf das alles, dass ich mich oft frage, was ist nur mit den Menschen los. Mein LG zieht sich total zurück, behauptet zwar, er nimmt Anteil, arbeitet de facto aber fast nur, mit den Kindern bin ich fast immer allein, die Schwiegermutter nervt mich zusätzlich mit irgendwelchen Dingen, die sie für wichtig erachtet, die mir aber im Moment komplett egal sind. Einmal hab ich ihr sogar gesagt, dass mir ihre Sachen im Moment egal sind, da ich andre Sorgen habe. Als damals zur Sprache stand ob mein Vater überehaupt noch operiert wird, oder doch nicht, und dies alles von einem CT abhing, bei dessen Mitteilung wir natürlich alle bei meinem Vater sein wollten und ich sie fragte ob sie da bitte auf die Kinder aufpassen könnte, gab sie mir doch zuerst glatt zur Antwort, nein, sie müsse ihrer Tochter auf der Baustelle helfen, ob es nicht genügen würde wenn meine Schwester da dabei wäre und ich halt nicht.
Bei so einem Thema

Ich weiß nicht, kennt ihr das auch?
Ich ziehe mich momentan nur noch zurück und lasse das die andern auch spüren (wir wohnen im selben haus, eine Landwirtschaft).
Warum sind die, die einem am nächsten sein sollen in so einer Situation nicht da? Ist das normal? Wie gehe ich damit um? Einerseits spüre ich, das macht mich stärker, andererseits bin ich so enttäuscht und verwirrt und kann das nicht glauben.
habe ich mich all die Jahre nur getäuscht?

Habt ihr auch solche Erfahrungen, wie gehe ich damit um?

Außer meiner Familie können nur zwei Freundinnen damit umgehen und sind wirklich da.

Hilfe, was ist nur los. manchmal habe ich dasl Gefühl zu zerbrechen. Mein Papa ist todkrank aber sie spürens alle nicht

Geändert von Regi (05.08.2011 um 21:56 Uhr)
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  #2  
Alt 05.08.2011, 23:08
Guido Lammers Guido Lammers ist offline
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Registriert seit: 23.07.2011
Beiträge: 14
Standard AW: Umgang der Umwelt mit BSDK

Zitat:
Zitat von Regi Beitrag anzeigen
Hilfe, was ist nur los. Manchmal habe ich das Gefühl zu zerbrechen. Mein Papa ist todkrank aber sie spürens alle nicht
Keine Sorge, sie spüren es - vielleicht sogar etwas zu deutlich. Du siehst nur eine Maske der Gleichgültigkeit.
Sie versuchen sich nur vor Ihrem eigenen Schmerz, der sie zu zerreißen droht, zu schützen, mehr nicht.

Dass die Menschen so komisch auf so eine niederschmetternde Diagnose reagieren resultiert vor allem aus einem grausamen Gefühl der Ohnmacht.
Zum einen Teil, weil sie nicht wissen, was sie wirklich tun können, zum anderen, weil sie Angst davor haben eventuell irgendwann selbst davon betroffen zu sein und vor allem davor, dass Dein Vater eben wie jeder sterblich ist. Das Gefühl der Unsterblichkeit Deines Vater, dass man noch unendlich viel Zeit mit ihm hat, ist weg.
Würden sie das nicht tun, würden sie, vielleicht, an dem Schmerz zerbrechen. Sie müssen die Situation erst einmal verarbeiten - und das macht jeder anders.

Nimm es Deinem Lebensgefährten nicht übel.
Er ist über die Nachricht mindestens genauso geschockt wie Du, vielleicht sogar mehr als Du.

Gib ihm ein wenig Zeit. Wenn er bereit ist, darüber zu sprechen, wird er sich an Dich wenden.
Seid dann ehrlich und offen zueinander, sprecht eventuell auch mit Deinem Vater.
Vor allem: KEINE VORWÜRFE - die würden alles kaputt machen.

Achte im Moment AUCH und vor allem auf Dich selbst. Lass Dich nicht hängen.
Versuche möglichst viel Kraft zu sammeln und genieße die Zeit mit Deinen Kindern bzw. mit Deinen Freundinnen.
Du wirst diese Kraft noch brauchen - für Deinen Vater.

Eine Anregung: Sprich mit Deinem Vater offen über Deine Gefühle und ruft gemeinsam einen "Familienrat" zusammen.
Vielleicht klärt sich dann vieles, was Dir momentan befremdlich bei den anderen vorkommt.

Aber dränge niemanden dazu, seine "Schutzmaske" fallen zu lassen - akzeptiere es und mach das Beste aus der Situation.

Geändert von Guido Lammers (05.08.2011 um 23:36 Uhr)
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  #3  
Alt 06.08.2011, 00:13
Guido Lammers Guido Lammers ist offline
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Registriert seit: 23.07.2011
Beiträge: 14
Standard AW: Umgang der Umwelt mit BSDK

Wenn Du die Sicht einer an BSDK erkrankten Patientin lesen möchtest, dann lies doch den Abschiedsbrief meiner Mutter:

Lichtfunken

Vielleicht hilft Dir und Deinem Vater der Text ein wenig.

Meine Mutter, im März 2010 an BDSK verstorben, hat ihn geschrieben, um anderen Erkrankten damit zu helfen.
Sicher, es sind ein paar sachliche Fehler drin, was die Behandlung und die Fachbegriffe angeht.

Doch wirst Du sehen: Es gibt auch in dunkelsten Stunden kleine Momente der Hoffnung.

Hier noch ein Rat, sollte Dein Vater bettlägerich werden: Besorgt Euch frühzeitig eine Antidekubitus-Matratze.
Die reduziert die Gefahr des Wundliegens bzw. schwächt das ab. Es gibt auch entsprechende Sitzkissen.

Geändert von Guido Lammers (06.08.2011 um 00:34 Uhr)
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