Unsere Tochter, unser Engelchen (17) hat es nicht geschafft

[Ute08]

Noch drei Tage, dann fliegen wir das erste Mal in Urlaub -
das erste Mal ohne unseren Engel - für mich unvorstellbar!
Ich wollte unbedingt, dass wir diesen Urlaub buchen.
Jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Am liebsten würde
ich hier bleiben. Urlaub ohne unsere Tochter geht so gar
nicht für mich. Da kommen die ganzen Erinnerungen an
unseren letzten gemeinsamen Urlaub hoch, einige Wochen
vor dieser grausamen Diagnose.
Was war das Leben da noch schön. Wir hatten viel Spaß,
auch manchmal Auseinandersetzungen - halt ganz "normal".
Für dieses "normal" würde ich heute alles geben!!!
Heute denke ich, ein Teil von mir ist schon gestorben.

[der_weg]

Liebe Ute,
ich möchte auch mal wieder einen lieben Gruß da lassen.
Ich lese zwar immer, aber ich kann wenig beitragen, da ich mir nicht anmaßen würde, Deinen Schmerz nachvollziehen zu können.
Aber ich nehme Anteil. Ein ganz kleines Stück. Ich kenne Trennungsschmerz anderer Art und auch das Gefühl, es ist das erste mal ohne....

Ich wünsche Dir trotz alle dem einen erholsamen Urlaub.
Ich glaube, egal wo Du bist, es wird Dich immer etwas an Melanie erinnern, aber vielleicht kannst Du die Erinnerungen in einer anderen Umgebung anders wahr nehmen, oder anders mit ihnen umgehen.

Lieben Gruß
Sophie

[vintage]

alles *UN*... un-fassbar, un-sagbar, un-beschreiblich, un-glaublich,
un-ersetzlich, un-erträglich, un-aushaltbar, un-gerecht, un-fair, un-sinnig,..

aber vor allem un-fass-bar und un-sag-bar...und un-tröstlich



liebe ute, du hast mich schwer beeindruckt. bin in gedanken bei dir. lg, jana.

[vintage]

Über Un-Tröstlichkeit
aus: "Damit aus meiner Trauer Liebe wird" von Roland Kachler:

"... nichts kann mich trösten, weil dich niemand ersetzen kann.
die untröstlichkeit gehört zum trauerschmerz.
wer einen menschen intensiv geliebt hat,
darf bei dessen tod untröstlich sein.
die untröstlichkeit ist ein zeichen für die größe des verlustes.
die größe der untröstlichkeit zeigt auch,
wie viel liebeskraft dem geliebten menschen bisher zugeflossen ist.
dieses gefühl der untröstlichkeit wird IMMER WIEDER EINMAL auftauchen und uns überfallen.
und das hat seinen grund:
der verstorbene ist einmalig
und kann nicht ersetzt werden.
kein trost kann diese lücke füllen.
deshalb braucht die untröstlichkeit ihr recht und ihre anerkennung.
ich darf untröstlich sein.
und das ist in ordnung und dem angemessen, dass ich dich verloren habe.
meine untröstlichkeit darf jetzt einfach sein."

...nach 10 Jahren,
nach 20 Jahren?!
...ob Frühling, Sommer, Herbst, ob Winter,
meine/deine/jemandem seine Untröstlichkeit darf jetzt einfach sein.

[Blume68]

Liebe Ute,

seit längerem schon begegnest du mir "hier und da" in den Foren, hinterlässt Kraft und liebe Gedanken für Menschen, obwohl du selbst soviel Kraft brauchen würdest...

Als ich letzte Woche krankgeschrieben war, hab ich endlich einmal alles bei dir nachlesen können. Was für ein schwerer Weg liegt hinter euch!

Meine Ma hat seinerzeit ihren Sohn gehen lassen müssen, da war er zwar schon älter als deine Mel, aber ich habe miterlebt, wie furchtbar das für Eltern ist, wenn sie ihre Kinder gehen lassen müssen.

Liebe Ute, ich kann annähernd nachfühlen, wie schwer dieser erste Urlaub ohne Mel für dich sein muss... ich wünsche dir so sehr, dass du es trotzdem schaffst, zu fahren....und dass du spüren kannst: Mel ist bei euch, egal, wo ihr seid.

Ganz viel Kraft wünscht dir
Blume

[Ute08]

Danke für die lieben Zeilen.
Wir werden jetzt einfach versuchen, das Beste aus allem zu machen.
Dann werden wir sehen, was dabei heraus kommt.
Ein lieber Gruß an alle
Ute

[vintage]

Wer sagt die Zeit heilt Wunden...

Wer sagt die Zeit heilt Wunden,
der hat es nicht gesehn,
der hats noch nicht empfunden,
wenn Geliebte von uns gehen.

Wer sagt es geht doch weiter,
das Leben und die Welt,
der kennt nicht diese Schwere,
die mich so oft befällt.

Wer sagt, ich kanns verstehen,
sie fehlt dir halt so sehr
und kennt die Schmerzen selbst nicht,
sagt besser gar nichts mehr.

Wie will er denn verstehen,
steckt nicht in meiner Haut,
kennt nicht den Strick um meinen Hals,
der mir den Atem raubt.

Ich weiß, sie wollen helfen,
mit Worten gut gemeint
doch ist das keine Hilfe,
wenn man nicht mit mir weint.

Und andre schweigen einfach,
weil sie so hilflos sind.
Sie wollen mich nicht verletzen,
doch töten so mein Kind.

Ich will nicht euer Beileid,
das so kein Trost mir ist.
Was ich brauch ist ein Herz,
das nie mein Kind vergisst.

Ja, Trost das wär so einfach,
die Nähe, die entsteht,
bei dem Versuch zu trösten,
wenn man den Weg gemeinsam geht.

(UrheberIn mir leider nicht bekannt)

[mollie]

liebe ute,
das erste mal ohne mel. es wird nicht einfach werden. ein geliebter mensch fehlt und ich fühle deine angst davor wie dieser urlaub ohne mel sein wird. dieses "das erste mal ohne" zieht sich eine ganze weile durch unser leben, ehe wir alle tage, alle feste und alle ereignisse einmal hinter uns gebracht haben. ostern, weihnachten, silvester, geburtstage, ausflüge, urlaub, kekse backen, radl fahren, marmelade kochen....die reihe ließe sich unendlich fortsetzen.
diese tage können zur qual werden aber auch ganz neue eindrücke bringen. bei mir waren es immer liebevolle erinnerungen, schmerzhaft zwar aber voller liebe. das eine auge weinte, das andere lachte.
ich wünsch dir von herzen eine gute zeit im urlaub. in gedanken bin ich bei dir,
alles liebe,
mollie

[vintage]

"Für mich selbst ist es so, als wäre mein Leben ein Haus
vor dem ich steh und vergeblich versuche, aufzuschliessen.
Mein Schlüssel passt einfach nicht mehr.
Es kann mir auch kein Schlüsseldienst helfen....
Manchmal bin ich froh, dass ich überhaupt das Haus wiederfinde...."

(Zitat einer verwaisten Mutter bei "Strasse der Besten", 2010)

[Artemis]

Liebe Ute,
wollte dich mal ganz fest in den Arm nehmen und dir ganz liebe Grüße da lassen.

Liebe Grüße Artemis

[vintage]

Weinet um mich,
wenn ihr denkt weinen zu müssen,
aber lasst euch auch Raum
um zu lächeln, immer dann
wenn ihr an mich denkt.

Bewahrt die schöne Zeit
die wir miteinander hatten,
wie einen kostbaren Schatz
in euren Herzen, seid dankbar
für die schönen Erinnerungen,
die euch für immer bleiben werden.

Erinnert euch gerne
was für ein Mensch ich war
und was ich für euch
und ihr für mich wart.
Denn auch ich werde die
Erinnerungen an euch mitnehmen
und davon zehren
bis auch Ihr auf den Weg geht,
und ich euch wiedersehe.


(VerfasserIn unbekannt)

[vintage]

liebe ute,

du hast heute den urlaub geschafft!
ich wünsche dir eine gute ankunft und ein gutes inneres ankommen!
und melde mich spät abends wieder, jana.

[vintage]

"aushalten müssen, was nicht auszuhalten ist.
weitergehen sollen, obwohl die kraft dazu fehlt.
leere spüren, nichts als leere.
ich suche sie überall
die menschen, die mir helfen ,
meinen verlorenen weg zu finden.
die mir ein licht anzünden in meiner dunkelheit.
die hand halten in meiner großen angst."

(VerfasserIn mir leider nicht bekannt)

diese zeilen sind sehr traurig, aber ich glaube, sie beschreiben es ganz gut.
licht und hände, wissendes ansehen.

liebe ute,

hab einen guten wochenstart und mindestens immer so viel kraft,
wie du brauchst!

[Ute08]

Hallo,
so, den Urlaub haben wir geschafft.
Ich schreibe bewusst geschafft, weil es so ziemlich die Hölle war.
Im Flugzeug wurde uns erstmal schmerzhaft bewusst, dass der dritte Platz neben uns frei bleibt. Das brennt sich ja wie ein Bild ins Hirn und geht ganz tief rein. Das sind so Sachen, da habe ich vorher nicht drüber nachgedacht.
Nachdem wir das irgendwie überstanden haben dann der nächste Schock im Hotel. Fast alle anderen Gäste waren Familien mit Kindern. Das ging ja gar nicht für uns. Das ist, als wenn dir einer ständig mit dem Hammer auf den Kopf haut. Nur glücklicke oder scheinbar glückliche Familien um uns rum, während wir den Tod unserer Tochter noch gar nicht verarbeitet geschweige denn verstanden haben. Somit stand dann fest, dass wir uns nur für das nötigste dort aufhalten werden. Leider ist es aber dann so, dass dir an so einem Urlaubsland natürlich permanent Familien über den Weg laufen, egal, wo du dich aufhältst. Im Nachhinein weiß ich überhaupt nicht, was ich mir bei der Buchung gedacht habe. Wahrscheinlich nicht viel, aber das Denken viel in den letzten Monaten auch sehr schwer. Nachdem ich dann die ersten Tage regelrechte Migräneschübe hatte und die Tage nur mit vielen Kopfschmerzpillen überstanden habe, haben wir versucht aus diesem Urlaub das Beste zu machen.
Im Nachhinein denke ich, dass wir uns das viele Geld hätten sparen sollen und zu Hause besser aufgehoben sind. So ein Urlaub macht nichts besser, sondern verletzt irgendwie noch mehr.
Aber ich will jetzt nicht weiter jammern. Wir haben es irgendwie überstanden und sind jetzt froh, dass wir wieder zu Hause sind.

An alle, die mir so nette PN`s geschrieben habe, möchte ich liebe Grüße schicken. Eure Worte haben mich sehr gefreut.

Liebe Jana,
dein Gedicht bringt es mal wieder auf den Punkt.
Ich weiß ja nicht, wie du das anstellst,
immer so schöne Sachen zu finden,
möchte mich aber ganz lieb bedanken,
weil du mich daran teilhaben lässt.
Dir eine knuddelige Umarmung

Ute

[Ute08]

Der Alltag hat uns wieder, aber geändert hat sich nichts.
Hatte mir eigentlich so viel vom Urlaub versprochen,
aber es tut noch genauso weh wie vorher.
Die Sehnsucht oder der Schmerz frisst so nach und nach
kleine Stückchen aus meinem Herzen.
Existieren,denken, arbeiten, vernünftig sein - geht alles,
aber ist das Leben? Ich glaube nicht!
Wo bleibt das Licht am Ende des Tunnels?
Ich glaube, meiner ist am Ende zugemauert!