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  #1  
Alt 09.11.2005, 16:13
Michi Michi ist offline
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Registriert seit: 13.12.2004
Beiträge: 3
Standard Am 16. ist es ein Jahr her...

Am 16. November 2004 verpasste mir und meiner Familie das Schicksal eine Breitseite.

Mein Vater, 54 Jahre alt, Bankdirektor, sportlich, Antialkoholiker, Nichtraucher geht wegen chronischer Gastritis ins Spital.

Diagnose: Bauchspeichelkrebs.

Was er nicht weiß (aber wir): Vom Unterleib bis zum Gehirn ist alles voller Metastasen, keine Chance, Lebenserwartung: 3-4 Wochen.

Mein Vater lebt bis zum 31. Jänner 2005. Dann hört sein Sportlerherz zu schlagen auf. Meine mutter schläft in diesem Moment auf seiner brust.

Wir haben ihm 2 1/2 Monate vorgegaukelt, dass er chemo bekommt, dass es schancen gibt. aber ich glaube, er hat es genau so gewusst wie wir, dass es sein Ende ist. wir haben nur nie darüber gesprochen.

Und ich habe damals geschrieben: Ich werde meinen vater nicht so in erinnerung behalten, wie er 3 monate gestorben ist, sondern wie er 54 Jahre gelebt hat. Und es ist so: Ich sehe keine schläuche, kein krankenhaus, kein krankenbett. ich sehe ihn beim skifahren, mit dem moped, beim fussball und beim eishockey. beim laufen, beim essen, beim wandern, beim Refienwechseln. aber nicht beim sterben.

Warum ich hier schreibe? ich weiß nicht.

nur bis 31.1.2005 hat mir das forum hier viel kraft gegeben. und seit diesem tag habe ich es nicht mehr besucht. ich bin froh, dass es leute gibt, die noch immer hier posten und noch immer hier sind.

ich wollte mit diesem post nur allen leuten mut zusprechen, die in irgendeiner weise mit der wohl beschissensten Krankheit der welt konfrontiert sind: Gebt nicht auf, das macht man nur mit briefen.

Liebe Grüße, Michi
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  #2  
Alt 09.11.2005, 17:09
Benutzerbild von Roland
Roland Roland ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
Ort: Schweiz
Beiträge: 101
Standard Am 16. ist es ein Jahr her...

Hallo Michi,

Ich erinnere mich sehr gut and Dich und die Geschichte Deines Vaters. Wir haben die Diagnose ja
auch im Oktober 04 bekommen und mussten auch im Oktober 05 loslassen.

Warum Du hier schreibst ? Ganz einfach, diese Krankheit schweisst uns alle irgendwie zusammen,
man leidet, tröstet, hilft und unterstützt einander in der Zeit, wo man für jede Art von Hilfe dankbar ist.

Es ist schön, dass Du hier an Deinen Vater erinnerst und wenn wir abends jeweils Kerzen anzünden,
ist das immer für alle Betroffenen sowie die lieben Angehörigen und Hinterbliebenen.

Warum ich hier schreibe obwohl unser "Fall" abgeschlossen ist ? Tja, vielleicht ist das meine Art der
Bewältigung des letzten Jahres mit der Krankheit. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass der eine
oder andere Tipp nützt oder einfach "da sein und zuhören" schon hilft.

Alles liebe für Dich und Deine Familie

Roland
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  #3  
Alt 09.11.2005, 17:44
Michi Michi ist offline
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Registriert seit: 13.12.2004
Beiträge: 3
Standard AW: Am 16. ist es ein Jahr her...

Danke Roland!

Tut mir leid für euren Verlust. Es ist schön jemanden zu haben, der zuhört und da ist. auch wenn es "nur" über das internet ist.

lg, michi
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  #4  
Alt 09.11.2005, 19:01
Gabi aus Nürnberg Gabi aus Nürnberg ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Neumarkt Opf.
Beiträge: 109
Standard AW: Am 16. ist es ein Jahr her...

Hallo Michi,
auch ich kann mich sehr gut an Dich erinnern......... Bin auch bald fast 2 Jahre dabei und musste meine Mama im Januar 2005 "loslassen"...Aber von Anfang an und bis heute (diese Leute hier im Forum möchte ich nicht missen) hat mir das Forum geholfen und viel gegeben....Kann mir nicht vorstellen, ob ich es ohne so einfach geschafft hätte. Ja, dies sch.....Krankheit lässt viele Menschen gehen.....viel zu früh und zu hart......und obwohl fast alle jetzt schon ins Regenbogenland gegangen sind, die ich kenne, ( Mama,Vreni´s Mama, Pit, Franz, Ottmar,Ekki und und und) so sitz ich immer noch hier und warte und hoffe mal auf ein Wunder, auf eine Nachricht, dass es mal einer schafft. Ich glaube man sieht mich noch lange hier .Schön, dass Du wieder mal reinschaust....ich denke jeder macht es auf seine Art und weise richtig, wie er mit seinem Angehörigen und der Situation umgeht. Dein Vater hat vielleicht dadurch viele Ängste nicht gehabt, weil er nicht alles wusste. Ich glaube man spürt es, wie man und was man sagen sollte zu seinem Angehörigen. Ich z.B. habe meiner Mama alles gesagt auch das schlechte, hab es nur etwas "umschrieben" Und warum? Ich wusste, sie erwartet es von mir. Und sie hat es wunderbar aufgefasst und verkraftet, die Angst die sie dann hatte haben wir durch viel reden über den Tod und das "danach " verarbeitet, ja fast vergessen....es war alles gesagt.
Ich wünsche Dir noch viel Stärke weiterhin ..........
Alles Gute
Gabi
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  #5  
Alt 09.11.2005, 19:45
lommi lommi ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Bayern
Beiträge: 241
Standard AW: Am 16. ist es ein Jahr her...

hallo Michi,

wie schön von dir zu hören.
Ich erinnere mich sehr gut an Deine Geschichte und habe auch des öfteren bei dir gepostet.
Ich hoffe es geht dir und Deiner Familie mittlerweile wieder einigermaßen gut.
Hat sich Deine mama erholt?

LG lommi
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  #6  
Alt 09.11.2005, 21:20
Sonja A. Sonja A. ist offline
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Registriert seit: 16.08.2005
Beiträge: 385
Standard AW: Am 16. ist es ein Jahr her...

hallo michi,

schön, wieder von dir zu hören.
wie geht es dir und deiner familie?
dein papa hinterlässt bestimmt ein riesenloch.

diese krankheit kann halt jeden treffen, ob handwerker oder bankdirektor - darauf kommt es in diesem leben nicht an. was zählt ist liebe erfahren und geben. mehr nicht. mein papa winkte auf der palliativstation nur ab als er nach seinem beruf gefragt wurde. klar hätte er auch von seinen beruflichen erfolgen und seinem direktorposten im bankbereich erzählen können - aber ist das nicht irgendwie egal? ich habe daraus für mich und mein leben sehr viel gelernt.

glaubst du noch, dass es nicht irgendwie weitergeht?

schön, dass du so viele erinnerungen an gute zeiten an deinen papa hast. mir geht es auch so, ich sehe papa nicht viel krank vor mir, auch wenn wir 10 wochen der krankheit hatten.

dein papa wollte stets alles für euch tun. wie du schreibst, er wird gewusst haben, dass ihr ihm zuliebe so tut "als ob". und er hat euch zuliebe mitgemacht. und das ist auch ok so, es ist euer weg.

mein papa ist nun schon über ein jahr nicht mehr bei mir.
irreal wirkt es aber immer noch.

alles gute für dich michi,

sonja
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