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  #16  
Alt 21.09.2010, 21:41
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GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Mein Vater hat sich am Heiligabend mittags mit letzter Kraft bei mir bedankt, für alles, was wir für Ihn getan haben. Am Abend mussten wir Ihn ins KH einliefern lassen - Er verstarb in der Nacht am 26.12.2007. Denken konnte ich damals nicht wirklich - ich hab nur noch funktioniert, war aber jede Minute dankbar, dass mein Vater nicht mehr Leiden musste. Wir haben Ihn bei Minusgraden am 29.12. beerdigt - als der Sarg hinunter gelassen wurde, ging auf einmal der Himmel auf und die Sonne strahlte. Ich stand am Grab meines Vaters und hatte ein Lächeln im Gesicht.
2 Wochen später, als ich dachte, das schlimmste wäre vorbei, konnte ich morgens nicht aufstehen und zur Arbeit gehen. Es ging nicht - ich war nicht mehr fähig, weil alle Wut und alle Trauer dann auf einmal raus wollten, die ich bis dorthin wohl auch unterdrückt habe. Ich war 1 Woche krank geschrieben und dann ging alles ganz langsam wieder bergauf. Ich gehe sehr ungern auf den Friedhof - ich gehe weil ich mich um die Blumen kümmern muss. Meinen Dad trage ich in meinem Herzen - ich suche Ihn nicht auf dem Friedhof.

Im Juni 2009 erfuhr meine Mutter vom Brustkrebs - Sie ist 72 Jahre alt. Sei dem vergeht kein Tag ohne Wut, ohne Angst, ohne Sorgen. Mir steht dasselbe wieder bevor. Ich weiss nicht wie ES kommt, aber ich weiss, dass ES kommt. Ich weiss nicht wie lange meine Mama noch leiden muss, aber die Uhr tickt weiter - "Gott sei Dank"! Man geht durch die Hölle, aber es wird besser werden und irgendwann überwiegen die positiven Gedanken. So wird es auch diesmal sein!

Ich stand schon am Grab meines Vaters und hab Ihn gefragt, warum Er mich mit der ganzen Schei... allein gelassen hat. Dann heule ich ne Runde und es ist wieder besser. Ein ander Mal steh ich vor seinem Bild und halte Ihm meine Faust ans Kinn. Klingt verrückt, ich weiss, aber es hilft mir manchmal über schlimme Stunden hinweg. Ich denke es ist einfach die Hilflosikeit ....

LG GreenEye
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  #17  
Alt 22.09.2010, 10:29
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susen10 susen10 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo an Alle
Ich durfte meinen geliebten Sohn sechs Wochen zu Hause begleiten.
Lange davor stand dieser innigster Wunsch für mich fest und ich bin heute sehr dankbar das er wirklich in Erfüllung gegangen ist.
Es war eine sehr ,sehr schwere Zeit für uns alle,aber ich habe jede Sekunde genossen.
Ich habe unsere gemeinsamen Wochen und Tage hier aufgeschrieben ,es hat mir sehr geholfen.
Gesunden gegenüber habe ich nie Groll empfunden,im Gegenteil .Ich freue mich über jeden der Gesund ist und bleibt.

Heute unterhalte ich mich jeden Tag mit meinem Kind(Bild)jeden Tag bekommt
er seine Kerze an ,wie er es Nachts immer gewohnt war.
Ich gehe auch fast jeden Tag auf den Friedhof und besuche ihn.
Gestern habe ich seinen Grabstein bestellt,er wird sehr schön,es ist als wenn ich ihn damit eine Freude machen will.

Natürlich weine ich auch,aber mir hat es wohl sehr geholfen,dass ich mich sehr lange vor seinem Tot schon damit auseinander gesetzt habe.
Das Einzige was sehr schmerzt ist der Gedanke an den allerletzten Kuss auf seinen kalten Lippen.

Ansonsten bin ich sehr stolz das alles so geschafft zu haben und ich weiss es ganz genau mein Sohn ist es auch.
Ich bin so froh,mein Kind muss nicht mehr leiden ,er lebt jetzt bei den Engeln und hat seinen geliebten Hund Suse dabei.
Er ist nicht allein,darüber freue ich mich am meisten.

Ich wünsche euch auch diese Kraft von ganzen Herzen.

Wenn jemand unsere Geschichte lesen möchte"Für meinen geliebten Sohn Danny"

Liebe Grüße Geli
__________________

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Ich bin gegangen, nur einen kleinen Schritt
und gar nicht mal weit.
Und wenn Du dorthin kommst, wo ich jetzt bin,
wirst Du Dich fragen warum Du
geweint hast.
unbekannter Verfasser
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Mein geliebtes Kind *18.09.1976 +29.08.2010

Geändert von susen10 (22.09.2010 um 10:32 Uhr)
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  #18  
Alt 24.09.2010, 22:05
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Gelli ich kenne deine Geschichte, und ich habe still geweint.

Versteht mich nicht falsch aber dieser Abschnitt Krebs sorgt dafuer, dass ich niemals Kinder haben will um ihnen dieses Sterben auf Raten der Eltern zu ersparen.

Es ist nicht richtig, das Eltern ihr Kind beerdigen und es ist nicht richtig, das Kinder Ihre Eltern frueh verlieren!

Ich habe Angst, dass meine Mum auch erkrankt, meine Schwester, mein Mann
furchtbar...ich schlafe nie vor 3h ein, bin um 7h wach, ohne TV geht nicht nachts, weil ich Angst vor den Gedanken habe,die ihr alle gut kennt.

Es macht muerbe, staendig muede zu sein.
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  #19  
Alt 25.09.2010, 09:34
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GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

@S.Weinrich

Über Deinen letzten Beitrag war ich sehr erschrocken. Er ist wie ein Spiegel, den man mir vorhält, allerdings gehört es der Vergangenheit an. Noch vor ca. 5 Jahren konnte ich nicht mal daran denken, dass meine Eltern mal nicht mehr sind. Die Vorstellung, mal am Grab meiner Eltern zu stehen, brachte mich fast um den Verstand.

Heute denke ich anders darüber. Das Sterben gehört zum Leben dazu - keiner bleibt auf dieser Erde. Wenn wir geboren sind, steht fest, dass wir hier keinen dauerhaften Platz haben.

Ich möchte Dir einen Satz mit auf den Weg geben ....
„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”
Dieser Satz hilft mir bis heute in schlimmen Lebenssituationen. Er ist auf alles im Leben anwendbar!!!!!

Auch das Buch "Sorge Dich nicht, lebe" von Dale Garnegie würde ich Dir dringend empfehlen zu lesen. Es sind alles nur kleine Hilfestellungen .... aber letztendlich ist es ein Versuch Wert, Dich Deiner Angst "zu stellen, bzw. eine Chance, die eigene Sichtweise zu ändern.

Meiner Mama geht es im Moment sehr schlecht. Ich rechne eigentlich schon seit längerer Zeit damit, dass ein Anruf kommt, und man mir sagt, dass Sie im Sterben liegt oder gestorben ist. Ich sehne diesen Augenblick jeden Tag herbei, weil ich weiss, dass dann ein schlimmer Leidensweg zu Ende ist. Angst habe ich nicht - im Gegenteil, es ist Dankbarkeit gespickt mit teilweise unbändiger Hilflosigkeit und auch zeitweise Wut, dass ich NICHTS ÄNDERN KANN. Vor was sollte ich Angst haben? Ich bin und war nicht für das Leben oder das Sterben meines Vaters verantwortlich. Ich hab mein eigenes Leben, für welches ich in jeder Hinsicht volle Verantwortung trage. Schon oft hatte ich Angst, aber ich musste jedesmal feststellen, dass Sie mich nur negativ beeinflusst. Angst ist Hilflosikeit, Stillstand, Rückschritt, macht auf Dauer Dich selbst krank .... und ist unnötig .... vor allem weil Angst keine Probleme löst.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein kleines bisschen weiter helfen .... bitte fang an, Dir selbst zu helfen!!!!!

LG GreenEye
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  #20  
Alt 25.09.2010, 13:02
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Du hast recht und ich danke die fuer die Zeilen, dein Beitrag macht Hoffnung, es gibt Momente,da lache ich dann fuehle ich mich schlecht, ein Teufelskreis .


Ist mein erster Todesfall, null Erfahrung damit..
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  #21  
Alt 30.09.2010, 17:36
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

es tut wirklich gut zu wissen, dass man nicht alleine ist. mein vater ist zur zeit in portugal, er erholt sich und kommt am 15.10. wieder dann folgt das ct und damit die nackte wahrheit... wirds schlimmer oder haben wir noch zeit???

es ist wie ein knoten der sich in meiner brust zu zieht und einem die luft zum atmen nimmt, obwohl das manchmal irgendwie auch gut tut, klingt blöd ist aber so. ich weiß manchmal nicht was ich mir wünschen soll, ihn noch lange bei mir zu haben oder einen schnellen tod? darf man sowas?

ich weiß noch nicht mal, ob er seine enkel kennenlernen wird.

mir hilft musik hören sehr... dann fliehe ich immer in eine ganz andere welt, die so weit weg ist, als wäre ich in trance.

ich denke an euch.
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  #22  
Alt 01.10.2010, 12:23
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susen10 susen10 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo Claudia

freu dich doch für deinen Vati,dass er sich gerade in Portugal erholen darf und kann.

Ich hätte es mir für meinem Sohn so gewünscht und immer wieder gehofft,
er schafft es noch einmal zu verreisen.Bitte sei doch glücklich darüber und denke
nicht schon wieder an das bevorstehende CT.
Du kannst es nicht beeinflussen wie lange es noch dauert,wenn es soweit ist,dann ist es so.
Geniesse lieber die Zeit mit ihm,wenn er wieder da ist und nutze sie.

Ich denke du machst dich verrückt und es schadet auch deiner Gesundheit.

Wünsche euch alles Gute

L.G. Geli
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Ich bin gegangen, nur einen kleinen Schritt
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  #23  
Alt 01.10.2010, 17:48
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

liebe susen,

natürlich freue ich mich für meinen vater, ich freue mich dass er das meer geniessen kann und die sonne auf seiner haut spürt, ich freue mich über jeden atemzug den er machen kann und darf. so war das alles auch nicht gemeint.
ich bin für vieles so dankbar, denn habe ich diese gedanken, die einfach über mich hereinplatzen, und mich traurig machen...

leider...
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  #24  
Alt 01.10.2010, 18:05
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GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Ich denke, dass solche Gedanken kommen, liegt einfach daran, dass man sich als Angehöriger mit dem Sterben auseinander setzt. Wenn die Diagnose Krebs festgestellt ist, denkt man zwangsläufig ans sterben und man bereitet sich teilweise - jeder auf seine Art vor - auf das was einem bevorsteht. Bei meiner Mama ist es im Moment genau so. Ich freue mich über jeden Tag, an dem ich Sie habe und gleichzeit sehe ich wie schlecht es Ihr geht, wie hilflos Sie ist und wie hilflos ich doch selbst bin. Zwangläufig wünsche ich mir das Ende herbei, damit das ganze Leiden ein Ende hat. Für meine Mama wünsche ich es mir ... aber auch für mich, weil es für mich oft unerträglich ist ... und mir selbst inzwischen an die Nerven geht! Meine Mama leidet, ich leide, mein Mann leidet, weil ich leide. Ich kann Ihr nicht mal mehr Hoffnung geben, weil eben alles hoffnunglos ist. Da wünscht man sich schon mal, dass es einfach "einen Schlag tut" und das kommt, was sowieso kommt - weil man weiss, dass es kommt.
Man will einfach nur noch, dass es vorbei ist
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  #25  
Alt 02.10.2010, 12:41
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

genau das ist es ich kann green eye da voll und ganz verstehen, man will nicht so denken, man will nicht so fühlen, aber es kommt von ganz alleine, leider... und es wird nicht besser im gegenteil. man ist sehr dankbar für jeden einzelnen tag, aber man verflucht auch jeden weiteren irgendwie weil er auch wie eine qual ist für alle. das ist schwer auszudrücken und mache menschen kommen irgendwie immer besser klar als andere, teilweise auch der kranke selbst. wenn ich meinen vater manchmal beobachte, dann bin ich so stolz auf ihn und das gibt mir wiederum kraft.

der kampf ist noch nicht vorbei...!

ich danke euch sehr.
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  #26  
Alt 02.10.2010, 17:11
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GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Liebe Claudia,

ich wünsch Dir von ganzem Herzen ganz viel Kraft, Geduld und auch die nötigen Nerven, damit Du die Zeit mit Deinem Vater so gut wie möglich nutzen und "überstehen" kannst, Ihm helfen kannst wenn es notwendig ist und wenn Er Deine Hilfe braucht.

Ich bin noch nicht lange im Forum angemeldet und manchmal weiss ich nicht, ob mir das Geschriebene gut tut, oder ob ich teilweise noch frustrierter werde, als ich es eh schon bin. Würde ich hier das schreiben, was in mir tatsächlich vorgeht, würde ich als schlechte Tochter da stehen. Nicht genug, dass ich mit meinem eigenen Dauer-schlechten-Gewissen durch die Welt laufe und mir mein Lachen schon lange abhanden gekommen ist, so versteht es meine Mama immer wieder, mir noch zusätzlich ein schlechtes Gewissen zu machen, obwohl mir JEDER sagt, dass ich nicht mehr für Sie tun kann und konnte. Mir wird dann "mangelndes Verständnis" vorgeworfen und ich könnte "abgehen wie ein Zäpfchen"! Ich frage mich oft, ob mir für das, was mir im Kopf rum geht noch ein Plätzchen im Himmel zusteht - so schlimm sind meine Gedankengänge teilweise. Aber jeder hat ein anderes Päckchen zu tragen, weil jeder anders mit der Situation umgeht. Gott sei Dank ist es nicht bei jedem gleich!

Ich hab grad in dem Moment ein bissl Kraft über - es reicht grad für ein Paket, dass schick ich Dir gleich mal fix rüber!!!

Du bist nicht allein mit Deinen Gedanken!!!!
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  #27  
Alt 02.10.2010, 21:00
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

hallo green eye,
also wenn du mit bösen gedanken sowas wie wütend auf den erkrankten selbst zu sein, dann herzlich willkommen im club, das habe ich auch schon durchgemacht. den vorwurf zu machen warum tust du mir das an (natürlich gedanklich gesprochen) habe ich auch schon gehabt, gepaart mit einer darauf folgenden demut wie ich auf so einen scheiß komme, mein vater kann ja nichts dafür, alles schon da gewesen, allerdings hat mein vater mir selbst noch kein schlechtes gewissen gemacht, im gegenteil, er war früher immer der chef der family unnahbar und manchmal sehr hart. eben wie man das kennt in einer südländischen familie, jetzt ist er sehr dankbar, wir reden viel und klar zeigt er mir immernoch, wie "stark" er ist aber es ist nun anders, er ist aufmerksamer sucht den kontakt und zeigt, was er fühlt. auf der einen seite toll, auf der anderen seite zeigt genau das, wie anfällig er geworden ist. könnte ich entscheiden zwischen diesen beiden persönlichkeiten, würde ich die erst beschriebene nehmen, dann wüsste ich er wäre gesund.

auch ich bin in gedanken bei dir und den anderen hier, tut gut, dass man nicht alleine ist.

und ganz besonders dir green eye möchte ich sagen, wenn deine ma dir ein schlechtes gewissen macht, sag ihr das, mit ehrlichkeit ist allen in solchen situationen besser geholfen, denn das hat keiner verdient.
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  #28  
Alt 02.10.2010, 22:21
zippe zippe ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Zitat:
Zitat von Claudia1982 Beitrag anzeigen
hallo green eye,
also wenn du mit bösen gedanken sowas wie wütend auf den erkrankten selbst zu sein, dann herzlich willkommen im club, das habe ich auch schon durchgemacht. den vorwurf zu machen warum tust du mir das an (natürlich gedanklich gesprochen) habe ich auch schon gehabt, gepaart mit einer darauf folgenden demut wie ich auf so einen scheiß komme, mein vater kann ja nichts dafür, alles schon da gewesen, allerdings hat mein vater mir selbst noch kein schlechtes gewissen gemacht, im gegenteil, er war früher immer der chef der family unnahbar und manchmal sehr hart. eben wie man das kennt in einer südländischen familie, jetzt ist er sehr dankbar, wir reden viel und klar zeigt er mir immernoch, wie "stark" er ist aber es ist nun anders, er ist aufmerksamer sucht den kontakt und zeigt, was er fühlt. auf der einen seite toll, auf der anderen seite zeigt genau das, wie anfällig er geworden ist. könnte ich entscheiden zwischen diesen beiden persönlichkeiten, würde ich die erst beschriebene nehmen, dann wüsste ich er wäre gesund.

auch ich bin in gedanken bei dir und den anderen hier, tut gut, dass man nicht alleine ist.

und ganz besonders dir green eye möchte ich sagen, wenn deine ma dir ein schlechtes gewissen macht, sag ihr das, mit ehrlichkeit ist allen in solchen situationen besser geholfen, denn das hat keiner verdient.


mein vater war und ist auch leider noch immer unnahbar. ich leide sehr darunter, dass wir über nichts mit ihm reden können. selbst fragen nach seinem befinden oder zb neuen ergebnissen geht er am liebsten aus dem weg, wird dann oft auch ungehalten :-( als das letzte ct schlechter war als die vorherigen, sagte er zu meiner schwester, er hätte uns gar nichts gesagt am liebsten(meine mutter tat es). als sie ihn nach dem grund fragte, sagte er, weil wir dann bloß wieder drüber reden wollen :-(

dabei stimmt das gar nicht, wir sprechen ihn gar nicht mehr auf irgednetwas an. da haben wir echt resigniert. am anfang hab ich mich überschlagen, hab ihm alles mögliche ausgedruckt, zig broschüren bestellt, bücher geschenkt....ich wollte helfen, aber er hat nie unsere hilfe angenommen. meine schwester und ich konnten meine eltern auch nicht dazu bewegen, sich eine 2.meinung einzuholen.KOTZ. wie kann man sein leben in die hände eines einzigen arztes legen?? ich denke schon, dass er einen guten onkologen hat. aber trotzdem....man verliert doch nix...schlimmer kanns ja nicht werden...zumal der onkologe sagte, er solle das ruhig machen...

ach mann....man steht irgendwie bloß blöd daneben, untätig, hilflos, machtlos....

dicke grüße an euch alle!!!
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  #29  
Alt 04.10.2010, 10:53
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

@zippe:

ich glaube dein vater macht es um euch zu schützen und weil er selbst noch nicht bereit dafür ist, diese scheiss krankheit anzunehmen. manche menschen denken, dass es besser für ihre angehörigen ist, wenn sie nicht zu viel wissen (so denke ich manchmal auch) weil unwissenden menschen fällt es einfach leichter mit allem umzugehen. ich weiß zum beispiel was meinem vater irgendwann (und ich hoffe dass es noch 100 jahre dauern wird bis dahin) bevorstehen wird. und da weiß ich leider mehr als er und sagen werde ich es ihm auch nicht. einfach um es ihm leichter zu machen...

wie du es drehst und wendest es ist immer schwierig, egal, wie man es dreht.

ich würde dir raten dich noch mal mit ihm zusammen zu setzen und ihm ehrlich sagen, was du fühlst und denkst und ihm vielleicht vor augen führen was er damit anrichtet. für euer aller wohl und wenn das reeen nichts bringt schreib ihm einen brief, klingt blöd aber manchmal sind diese wege die besten wenn man nicht gut im reden ist.
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  #30  
Alt 04.10.2010, 14:03
Benutzerbild von GreenEye1972
GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Hallo Ihr beiden,

oft hab ich das Gefühl, dass ich die ganze Weltlast auf meinem Rücken liegt, aber wenn ich hier lese, merke ich, dass andere Menschen noch viel mehr zu tragen haben. Das ist so traurig, aber es macht auch wieder Mut, die Last weiter zu tragen - manchmal ist die Last gar nicht mehr so schwer .....

Mein Vater war auch so ein Kandidat des Schweigens. Er hat nur äußerst selten über die Krankheit gesprochen. 2 oder 3 Mal saß Er aber am Tisch und fing bitterlich das Weinen an. "Warum ich?", "Was hab ich verbrochen?"
Man durfte Ihn auch nicht fragen, was raus kam, wenn Er mal wieder beim Arzt war. Die Frage "wie geht es Dir" war für Ihn ein NoGo => Antwort "na, wie solls mir schon gehen!?"
Erst als sich abzeichnete, dass es langsam "dem Ende" zugeht, hat sich mein Vater etwas geöffnet. Übers Sterben selbst hat Er nie gesprochen - Er hatte fürchterliche Angst davor. Auch hatte Er Angst, dass Er sich von anderen "den Hintern putzen lassen muss" - Er hatte Angst, dass Er nicht mehr Herr seiner Sinne ist und womöglich nicht mehr weiss, was Er tut und was Er spricht. Bis auf 4 Tage ist Ihm dies Gott sei Dank alles erspart geblieben.

Was meine Gedankengänge über meine Mama anbelangen, so denke ich, dass viel mehr hinter meinem Frust steckt, als ich bisher dachte. Dies hat allerdings weniger mit der Brustkrebserkrankung zu tun. Sicher bin ich wütend auf diese teuflische Krankheit, aber die letzten Tage wurde mir deutlich bewusst, dass ich "mein Problem mit meiner Mom" nicht in einem "Angehörigen-Forum-Krebs-Forum" bewältigen kann.
So wie es ein Promi-Dinner gibt, gibts bei meiner Mom ein 30-jähriges-Krankheitsdinner. Hierzu nehme man starke Depressionen, reichere dies mit einer Tablettenabhängigkeit an und kredenze das ganze an Brustkrebs. Das da nix vernünftiges bei rum kommt, liegt wohl auf der Hand. Ich denke, bei "meinen Problemen" kann mir letztendlich nur der Psychiater helfen, wenn ich es selbst nicht schaffe, das erlebte zu bewältigen.

So - jetzt hab ich aber ne Strippe geschrieben! Ich hoff, ich konnte trotzdem ein kleines bisschen helfen, dass jeder von Euch den Kopf oben behält. Ich wünsch Euch erst mal wieder viel Kraft und auch Geduld!!!!!!

Liebe Grüße .... GreenEye
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