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  #31  
Alt 13.12.2005, 15:07
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Hallo Nessie,

ich kann gut nachfühlen, was Du beschreibst. Bei mir ist diese "erste Zeit" zwar schon länger her, aber es ist ja nicht vergessen. Natürlich läuft es bei jedem immer etwas anders ab, aber irgendwie ist es auch immer wieder gleich.

Natürlich wird Weihnachten schwer für Euch. Aber wenigstens habt ihr Euch noch - die Familie. Hier ist seit dem Tod meines Vaters alles zerstritten und nur noch doof. Ich denke, es ist eine ganze Menge wert, wenn man wenigstens miteinander reden und vielleicht sogar weinen kann. Ich hatte dazu (ganz plötzlich, vorher kannten wir uns kaum) nur die zweite Frau meines Vaters und ihre (auch schon erwachsene) Tochter. Das war richtig "schön", in all der Traurigkeit, dass wir reden könnten und manchmal liefen bei einer oder allen von uns die Tränen, und manchmal haben wir uns auch erinnert und zusammen gelacht......

Das erste Weihnachten ohne meinen Vater war für mich nicht ganz so schlimm, weil wir seit Jahren nicht zusammen gefeiert hatten, da "fehlte" er nicht so sehr. Schlimmer war es an meinem 1. Geburtstag im November '04 ohne ihn. Ich hab nicht gefeiert, u.a. um ein Zusammentreffen mit dem "Rest" der Familie zu vermeiden. Weihnachten ist mir dieses Jahr auch wieder ein Greuel, weil in der Familie alles so verbissen und doof ist und mein Vater "totgeschwiegen" wird.

Wenn Du es zulassen kannst, dann versuch das kommende Weihnachtsfest mit allen Emotionen so zu nehmen wie es kommt, zu weinen wenn Dir danach ist und zu lachen wenn es geht. Vielleicht könnt Ihr ein Foto von deinem Vater aufstellen, dann ist er mit dabei (in Gedanken natürlich sowieso, aber ich finde solche Rituale können auch manchmal helfen). Mir hat es in den ersten Monaten geholfen, ihm auch etwas "zu schenken", was schönes fürs Grab, er hat da jetzt kleine Laternchen und selbst bemalte Grabvasen und kleine Engel und jetzt auch wieder etwas "Weihnachts-Deko".... Ich hab das Wintergesteck dieses Jahr auch selbst gemacht. Sonst bin ich eigentlich nicht so eine "Basteltante" aber das gehört für mich zur Trauerbewältigung mit dazu, zum Gefühl im noch was geben zu können, indem ich das Grab besonders schön mache. Es tut mir gut, mich damit zu beschäftigen.

Bei Dir ist das alles jetzt noch so frisch, und ich kann gut verstehen dass Du jetzt Angst hast und Dir das alles bevorsteht. Aber Du wirst es überstehen, und Du wirst am Ende stärker daraus hervorgehen, da bin ich ganz sicher. Natürlich würden wir alle gern auf diese Art Herausforderung verzichten ... aber ich denke Du weisst schon wie ich das meine. Da es ja nun mal so ist, müssen wir lernen damit umzugehen. Jeder findet seinen eigenen Weg. Ich denke, das Wichtigste ist, dass man auf sich selbst hört und das tut was sich für einen selbst richtig anfühlt. Ich hatte eine Zeit, in der bin ich regelrecht in diese Trauer hineingestürzt, es war als hätte ich gar keinen Boden mehr unter den Füssen. Sowas hätte ich vorher nie für möglich gehalten. Aber wenn so ist, dann muss man da durch, ich glaube nicht dass man dem entgehen kann.

Ich wünsche Dir für Deinen Tag morgen ganz viel Kraft.

Warum graut Dir vor Dir selbst?

Viele Grüsse
Kerstin
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  #32  
Alt 13.12.2005, 15:53
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Hallo Nessi, hallo Kerstin,

ich finde du Kerstin hast wieder schöne und treffende Worte gefunden.

Nessi, versuche daran zu denken, dass es hoffentlich besser wird. Der erste Geburtstag, das erste Weihnachten, wenn wir das geschafft haben, dann tut es beim zweiten hoffentlich weniger weh.

Es ist doch schön, dass du an Heiligabend und am ersten Feiertag schon weißt, dass du ihn mit deiner Familie verbringen wirst.

Liebe Grüße und viel Kraft für morgen. Oft ist es nicht so schlimm wie wir es uns vorher ausmalen.

Wolke
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  #33  
Alt 19.12.2005, 15:03
nessie nessie ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Liebe Kerstin und liebe Wolke,

es ist wirklich schön, dieser Zusammenhalt innerhalb der Familie. Wir stützen uns gegenseitig und sind für den anderen da, wenn er uns braucht. Manchmal klingelt das Telefon und meine Mama ist dran und weint und manchmal bin ich diejenige die anruft und weint. es ist keiner böse darüber, wir sind dann füreinander da. Es zeigt sich in dieser schweren Zeit, dass wir doch eine intakte und auch starke Familie sind.
Mir graut einfach davor, dass die Emotionen überkochen. Aber dazu gibt es eigentlich keinen Grund. Denn es geht uns allen recht gut. Wir werden ein sehr friedliches Weihnachtsfest haben. Einfach zusammensein. Das wir wohl auch weinen werden, gehört einfach dazu, aber wir werden auch lachen und uns an all die schönen Sachen mit meinem Papa erinnern.
Morgen werde ich zum ersten Mal auf den Friedhof gehen und Papa zum Geburtstag gratulieren. Ich weiß noch nicht, was mich dort erwartet. Und auch nicht, wie es mir danach gehen wird, aber ich muss ihm doch wenigstens zum Geburtstag gratulieren.

Lieben Gruß

Nessie
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  #34  
Alt 19.12.2005, 16:15
NicoleK NicoleK ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Weisst du wie sehr ich dich beneide, liebe Nessi? Um eure starke Familie?

Es ist so toll, wenn da jemand ist, mit dem man zusammen trauern und sich aber auch freuen kann.
Es wird MIT eurem Papa ganz bestimmt ein wunderschönes Weihnachtsfest.

Von uns ist nur noch mein Bruder und ich *übrig geblieben*. Es gibt keine Oma, keinen Opa, keine Mama und nun auch keinen Papa mehr.
Und mein Bruder ist ein Mensch, der seinen ganzen Weltschmerz an den anderen auslässt. So schlimm wie es klingt, aber zur Zeit gehe ich ihm aus dem Weg, da ich diese Kraft momentan nicht habe, mich für alles verantwortlich machen zu lassen...

So bleiben mir, und ich bin wirklich glücklich darüber, meine beiden Töchter und mein Freund.

Morgen der Geburtstag deines Papas wird auch ein Meilenstein sein. Der erste ohne ihn der mit feiert...
Mir graut es auch schon davor, dabei hat mein Papa *erst* Ende März Geburtstag.

Ich werde erst mal Weihnachten hinter mich bringen und dann weitersehen.

Graturliere deinem Papa und was denkst du denn, was dich auf dem Friedhof erwartet?
Ein wunderschönes Grab mit herrlichen Blumen, ein Ort des Friedens und der Zusammenkunft.
Euer Papa wird sich auf euch freuen!

Ich drück dich ganz lieb!

Nicole
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  #35  
Alt 20.12.2005, 07:31
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Liebe Nessie,

manchmal sind die Dinge, vor denen wir uns so fürchten gar nicht so schlimm wie wir denken. Ich hoffe der Besuch auf dem Friedhof gehört dazu.

Viel Kraft schickt dir Wolke
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  #36  
Alt 20.12.2005, 10:13
bietie bietie ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Hallo Ihr Lieben,

das Thema des Threads passt hervorragend zu einem kleinen Erlebnis, das ich mit meinem Patenkind (3 Jahre) hatte, und das ich Euch nicht vorenthalten will.

Mein Mann Norbert hat am 05.12. seinen Kampf gegen den Lungenkrebs verloren.
Nach der Trauerfeier waren wir in einem Lokal, an dessen Wände Nationalitätskennzeichen von amerikanischen Staaten hängen. Auf einem war ein Stern abgebildet. Da kam der kleine Kevin zu mir und sagte, auf dieses Schild zeigend "Tante Beate, das ist Onkel Norbert". Auf meine Frage, wie er dazu komme, sagte er "Onkel Norbert ist doch im Himmel und Sterne sind am Himmel".

Man kann sich manchmal wirklich wundern, welche Gedankengänge in so einem kleinen Köpfchen sich drehen, aber mich freut es, dass er nun jedesmal, wenn er abends den Sternenhimmel beobachten kann, an seinen geliebten Onkel Norbert denkt.

Viele liebe Grüße Eure Beate (oder auch atebete)
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  #37  
Alt 23.12.2005, 13:16
nessie nessie ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Hallo Ihr Lieben,

ich war nun endlich auf dem Friedhof und es war alles so unwirklich. Ich stand da und war einfach nur fertig. Toll war, dass wir auch diesmal alle zusammen hingefahren waren. Ich glaube ohne den Halt in der Familie, würde ich es alles nicht schaffen.
Nicole es tut mir unendlich leid, dass du diese Erfahrung nicht machen kannst. Ich habe eine Schwägerin, die ebenfalls allen ihren Weltschmerz bei uns abgeladen hat. Wir haben den Kontakt irgendwann abgebrochen und es geht uns gut damit. Ich bin bestimmt nicht kaltherzig, aber wenn man nur missbraucht wird, dann ist es irgendwann einfacher, Schluss zu sagen !

Zur Familie meines Mannes habe ich bzw. wir gar keinen Kontakt, aber wir sind auch nicht böse drum. Also ich wollt damit auch nur sagen, dass jede Familie so ihre Problemfälle hat und wir dankbar sein können, wenn unsere eigene kleine Familie uns halt gibt.

Ich habe eine erfahrungsreiche Zeit hinter mir, in der ich auch festgestellt habe, wen ich wirklich Freundin nennen kann. So weißt du sicher selbst, wie diese Krankheit auch uns Angehörige mitnimmt und ich wollt mich mal bei meiner "Freundin" ausweinen. Ich fuhr also zu ihr und war der seelische Mülleimer ihrer Probleme. Probleme, die aus meiner Sicht doch gar keine waren. Ich habe es mir ersparrt, mich jemals wieder bei ihr aussprechen zu wollen. Ich habe ihr auch nicht mitgeteilt, dass Papa eingeschlafen ist. Sie fragt auch gar nicht, wie es mir geht.
Jedoch gab und gibt es auch Menschen in meiner Umgebung, die mir in dieser Zeit viel Kraft gegeben haben. In schwierigen Zeiten, trennt sich die Spreu vom Weizen.

Papas Geburtstag, der 20.12.2005. Er wäre 65 Jahre alt geworden. Er ist nun schon seit 5 Wochen nicht mehr bei mir bzw. bei uns. Wir vermissen ihn. Mein Papa war Heiligabend immer für das Essen zuständig. Mama ist nach seinen Anweisungen einkaufen gegangen. Dieses Jahr ist alles anders.

"Papa, du fehlst mir so ! Ich möcht dein Rotkohl essen ! Manchmal schaue ich dein Bild an und lächel. Ich lächel, weil ich dich gekannt habe, weil du mein Papa bist. Aber in den letzten Tagen, bin ich immerwieder einfach nur traurig und die Tränen laufen wieder. So wie jetzt. Der Gedanke, dass morgen Heiligabend ist und wir zu Mama fahren...Nur zu Mama, nicht zu euch.... Es war in den letzten Tagen schon sehr schwer. Zuerst mein Geburstag und da bekamen wir auch noch die Rechnung von der Beerdigung. Hätten die nicht einen anderen Tag wählen können ? Keine Woche später, dein Geburtstag. Mir war das Lächeln vergangen. Es war ein sehr schwerer Tag. Ja und nun folgt Weihnachten und der Schmerz scheint mich zu erdrücken. Ich hab dich immernoch sooo lieb. Du wirst immer in meinem Herzen sein."

Mein Bruder macht dieses Jahr Papas Rotkohl. Aber ich will das eigentlich gar nicht. Er kann nicht Papas Rotkohl machen.

Lieben Gruß

Nessie

( mögen wir die Feiertage schaffen )

Geändert von nessie (23.12.2005 um 13:20 Uhr)
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  #38  
Alt 24.01.2006, 17:46
nessie nessie ist offline
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Ja, Weihnachten liegt nun hinter uns. Wir haben es ganz friedlich über die Bühne gebracht. Es waren nette Tage und sie waren auch nicht so schwer, wie ich gedacht hatte. Dann kam Silvester... als wenn ich erst an diesem Tage von meinem Papa hätte Abschied nehmen müssen, es war kein schöner Tag. 00:00 Uhr, ein neues Jahr. Das erste Jahr ohne Papa. Alle feiern, ich nicht. Ich kann nicht. Es wird das erste Jahr ohne meinen Papa werden.

Nun haben wir schon fast ende Januar und das Leben geht mit allen Höhen und Tiefen weiter.Man wünscht sich, dass das neue Jahr besser wird. Leider kann es nicht besser werden, denn Papa ist nicht mehr da. Wie kann man auf ein neues Jahr anstoßen und sich auf das neue Jahr freuen, wenn es doch bedeutet, Papa im alten Jahr zu lassen. Ihn nicht mitnehmen zu können ? Ich kann ihn nur in meinem Herzen mitnehmen. 2005 hab ich ihn noch gehabt. 2006 ohne ihn. Ich hab so das Gefühl, er entfernt sich immer mehr von mir. Die Erinnerung ist zwar noch sehr lebendig und ich empfinde auch sehr viel Liebe , aber er ist irgendwie weiter weg. Ich kann es nicht anders erklären.

Lieben Gruß

Nessie
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  #39  
Alt 25.01.2006, 06:55
Wolke Wolke ist offline
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Liebe Nessie,

du sprichst mir aus der Seele!

Auch ich habe das Gefühl, meine Mutter ist weiter weg. Das schmerzt irgendwie, weil ich das Gefühl habe, die Erinnerung und das fühlen von ihr entgleitet mir. Wir haben alle das selbe Foto von meiner Ma stehen und ich versuche mir oft ins Gedächnis zu rufen, wie sie für mich war, welche Situationen typisch für sie waren. Ich will sie nicht einfach nur so in Erinnerung behalten, wie sie auf dem Foto ausschaut.

Liebe Grüße Wolke
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  #40  
Alt 26.01.2006, 16:54
nessie nessie ist offline
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Liebe Wolke,

ich weiß auch nicht, was das ist und warum es so ist. Es tut mir sehr weh, dass Papa sich entfernt. Es ist nicht so, dass es mir schlecht geht, aber vielleicht ist es auch nur der Wunsch, die Zeit nochmal zurückdrehen zu können.
In Gedanken sehe ich ihn, wie krank er war und wie er zu dem Zeitpunkt ausgesehen hat und dann kommt das nächste Bild. Wie er ausgesehen hat, als er noch gesund war. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Aber ich habe das Gefühl, dass ich mich schon jetzt nicht mal mehr an seine Stimme erinnere. Auf der einen Seite ist er noch lebendig in mir und auf der anderen Seite entfernt er sich.

Lieben Gruß

Nessie
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  #41  
Alt 27.01.2006, 07:05
Wolke Wolke ist offline
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Ach Nessie, ich brauche hier gar nix mehr schreiben. Es ist, als wenn du das schon alles für mich tust

Zum Glück sehe ich Mama nicht so sehr wie sie krank ist oder gar schon gestorben da liegt. Ich hab bewusst versucht mir das Bild nicht so sehr einzuprägen. Bislang sehe sich sie nur so, wenn ich es bewußt abrufe. Darüber bin ich auch sehr froh.

Mamas Stimme hätte ich "erhalten" können. Sie hatte den Anrufbeantworter meiner Eltern besprochen, aber ich habe es sofort gelöscht, ich habe es einfach nicht ertragen und wollte es auch den Anrufern nicht zumuten. Wichtiger ist doch, dass wir sie sozusagen als Ganzes in Erinnerung behalten unsere Lieben.

Gruß Wolke
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  #42  
Alt 31.01.2006, 18:31
nessie nessie ist offline
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Hallo Wolke,

eigentlich verstehe ich mich selber nicht. Da geht es mir die ganze Zeit wirklich gut und plötzlich fange ich an zu weinen. Diese Traurigkeit überkommt mich völlig überraschend. Ich kann es kaum in Worte fassen.
Wird mir denn nur in diesen Momenten bewusst, dass er nicht mehr da ist ? Und warum geht es mir sonst gut ? Warum dann plötzlich diese tiefe Trauer und die andere Zeit die, die ich immer war ?
In den guten Phasen trifft mich die Trauer der anderen nicht so sehr. Ich kann ohne Probleme in diesem Forum lesen und vielleicht anderen ein wenig helfen. Aber diese plötzliche Trauer, die kommt und geht, wie es ihr passt und ich habe keinen Einfluss darauf.

Lieben Gruß

Nessie
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  #43  
Alt 01.02.2006, 07:17
Wolke Wolke ist offline
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Huhu Nessie,

meine Oma wird am Samstag beerdigt und ich habe Angst, dass alles wieder hoch kommt, wenn wir in der Kapelle sitzen. Meine Oma kommt nur zwei Grabstellen neben meine Ma auf die selbe Wiese.

Aber ich denke lieber bricht die Trauer ab und an mal heftiger durch, als die ganze Zeit uns im Griff zu haben oder?

Ich wünsche dir einen schönen Tag

Wolke
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  #44  
Alt 01.02.2006, 09:33
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Hallo Nessie,

das mit dem plötzlichen hervorbrechen kenne ich auch. ich würde zwar nicht sagen, dass es mir in den ersten Wochen nach dem Tod meines Vaters "gut" ging, aber ich kam so zurecht und habe den Alltag einigermassen normal bewältigt. Aber dann gab es immer wieder Situationen, häufig wenn ich allein im Auto war, oder nachdem ich eine angespannte Situation hinter mich gebracht hatte, dass ich plötzlich von regelrechten Weinkrämpfen geschüttelt wurde, gegen die ich absolut nichts machen konnte. Ein bisschen weinen ging da irgendwie nicht, wenn, dann hat es mich richtig geschüttelt. Sowas krampfartiges kannte ich vorher nicht.

Du sagst, dass es Dir zwischendurch wirklich gut geht. Dann würde ich das so akzeptieren und nicht wieter hinterfragen, jeder trauert anders. Für mich selbst würde ich rückblickend sagen, dass ich die ganze Zeit unter grosser Anspannung gestanden habe, und mich in den den "Phasen dazwischen" eigentlich nur zusammengerissen habe. Naja, man kann ja auch nicht ohne Unterbrechung immer heulen. Aber ich war im Grunde immer angespannt, ich denke z.T. habe ich auch versucht es ein bisschen wegzudrücken. Letzten Endes ist es aber immer rausgekommen.

Ich denke es ist zwar ganz wichtig die Trauere nicht zu unterdrücken. Aber wenn Du zwischendrin gute Phasen hast, dann ist es vielleicht so weil Du in dieser Zeit wieder innere Kraft tanken kannst. Wenn Du in Dich hinein horchst und fühlst dass es so OK ist, dann lass es einfach so. Warum es hinterfragen, es ist dann eben so.

Dass die "greifbaren" Erinnerungen verblassen, ist schmerzhaft. Aber ich denke, auch das hat seine Funktion, ist in meinen Augen nämlich auch ein wichtiger Teil des loslassens. Das zuzulassen habe ich von meinem Thera gelernt. Ich hatte wochen- und monatelang quälende Ängste dass ich (Aufgrund dieses Verblassens) meinen Vater vergesse, fühlte mich schuldig. Ich hatte sogar das Gefühl, ich müsste den ersten Schmerz beibehalten um ihn nicht zu verrraten indem ich "vergesse". Das sagte ich mal zu meinem Thera, das hat mich wirklich sehr gequält, und er sagte zu mir: "Si werden Ihren Vater niemals vergessen, nicht mal wenn Sie sich ganz doll anstrengen würden"... und dann lächelte er. Und natürlich hatte er recht. Aber ich musste lernen auch ein bisschen loszulassen. Jetzt ist es schon 1 1/2 Jahre her. Und ich denke jeden Tag an ihn, aber es ist natürlich alles anders als am Anfang. Man lernt damit zu leben. Ich habe immer noch Phasen wo ich denke ich KANN es einfach nicht akzeptieren, wo alles wieder hoch kommt, aber die Weinkrämpfe sind weg, es ist mehr so eine Traurigkeit die jetzt einfach zum Leben dazu gehört, die ich vorher eben nicht kannte. Sonst ist schon (fast) alles wieder "normal" (Ich lese immer noch fast jeden Tag im KK, der Friedhof gehört jetzt dazu, das Vermissen auch, aber sonst ist es sozusagen "OK"). So muss es ja auch sein, und unsere Väter würden es genau so wollen, da bin ich ganz sicher.



LG
Kerstin
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  #45  
Alt 10.02.2006, 15:06
nessie nessie ist offline
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Liebe Kerstin,

ich habe Deine Nachricht immer und immer wieder gelesen und wusste eigentlich nicht, wie ich darauf antworten soll.
Deine Worte sprechen mir aus der Seele. Es genauso zu verarbeiten wie du sagst, möcht ich ja eigentlich auch. Aber ich möcht ihn auch festhalten. Ich will einfach nicht zulassen, dass er geht.
Auch denke ich, dass ich es eigentlich ganz gut schaffe. Ich muss mir manchmal einreden, dass der Tod zum Leben dazugehört.
#Aber dass Papa nun einfach nicht mehr da ist und auch nie wiederkommen wird. Das er verbrannt wurde. Das von meinem Papa nichts mehr übrig ist. Das ich ihn nicht mehr in den Arm nehmen kann. Seine Stimme nicht mehr höre. Ihn loslassen ??? Wo er doch nicht bei mir ist....Sich manchmal wie ein Verräter fühlen...nicht zu trauern. Es ist nicht immer in Worte fassbar, was in mir vorgeht. Ich nehme die Trauer an. Ich habe sie auch gerne in mir. Ich möcht wenigstens die Trauer behalten. Hört sich das blöde an, oder kannst du mich verstehen ?
Ich weiß, er wird immer in meinem Herzen sein und vielleicht sollte ich glücklich sein, einen solch tollen Menschen gekannt zu haben. Bin ich auch.

Und manchmal bin ich auch soweit. Dennoch habe ich das Gefühl, ich ziehe mich selbst wieder runter, weil ich nicht ganz zulassen möchte, dass es mir gut geht.

Lieben Gruß

Nessie
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