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  #16  
Alt 09.03.2009, 11:45
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Liebe Mapa, liebe Cindy,

ja, die Sehnsucht. Ich glaube, sie wird immer da sein. Ich weiss, dass ich meine Mutter ganz, ganz eng bei mir habe, im Herzen, unter dem Herzen, im Arm, im Kopf, vor Augen. Das ich manchmal ihre Hand spüren kann, wie sie mir ab und zu über die Wange streichelt.
Im Grunde ist sie also da, oder? Und doch so wahnsinnig weit weg. Es gibt gute Momente und es gibt schlechte Momente. Zur Zeit überwiegen noch die schlechten.
Einfach, weil ich sie nicht hab gehen lassen können, sondern sie noch für so vieles gebraucht hätte.
Ich spreche auch mit ihr, laut und auch leise. Immerzu. Jetzt gerade kann ich wieder nicht glauben, dass sie für immer weg ist.
Und meine Traurigkeit kommt wirklich spitzenweise. Gestern im Zug. Peng. Ich fange an zu heulen und kann mich nicht mehr beherrschen. Gestern morgen als ich ihren Pulli agezogen habe und der so sehr nach ihr roch. Witzigerweise nicht am Grab. Da muss ich nicht weinen.
Und manchmal kommen mir Gedanken, die mich quälen. Wenn ich darüber nachdenke, dass sie zwei Tage vor ihrem Tod nochmal so klar war. Und als ich mit meinem Freund in ihr Zimmer kam, sagte: "Jetzt bleibt Ihr mal schön lange hier, dann fühle ich mich sicherer." Sie war beeindruckend wach, wie schon ewig nicht mehr.

Dann, in der folgenden Nacht, als mich die Schwester fast angerufen hätte. Sie hat ja die ganze Nacht durchgequasselt. Mit sich selbst.
Gestern habe ich ein Buch fertiggelesen, von Mitch Albom, den Tipp habe ich von Lissi. Dienstags bei Morrie ist mein absoluter Favorit, gestern habe ich "Ein Tag mit Dir" beendet und da geht es auch um den Tod. Dass die Menschen, die einen abholen und schon auf der anderen Seite der Brücke sind, sich vorher schon mal zeigen. Hat meine Mama in dieser ihrer vorletzten Nacht schon mit jemandem gesprochen, der sie abgeholt hat?

Das sind so Fragen, die mir durch den Kopf gehen.

Ich hätte einfach nur so gerne ein Zeichen von ihr. Dass es ihr gut geht. Ich werde sie immer bei mir haben,immer mit ihr sprechen. Aber so in echt spüren, das würde mir einfach immens gut tun. Und würde mich beruhigen.

Liebe Grüsse, es ist zum verzweifeln.

Eure Thessa - traurig-
__________________
Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009
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  #17  
Alt 10.03.2009, 15:24
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Liebe Gabi-Diana, liebe andere Mitleser,

heute ist grauer Tag. Wobei es bei mir heute geht, ich weiss nicht warum. Ich bin schlapp und traurig wie immer, aber bis jetzt noch keine Tränen.
Ist doch schon mal was.

Gestern abend habe ich zum ersten Mal erfolgreich gegoogelt. Denn, dieses Kapitel habe ich für mich selbst noch nicht abgehakt: warum ging es so schnell? Was ist da nun genau passiert.
Ich dachte ja immer, die Bestrahlung hat dreimal nichts genutzt, aber, nun bin ich schlauer: die Bestrahlung kann sehr wohl etwas genutzt haben. Dadurch, dass die Metas im Kleinhirn sassen, muss nur eine minimal gewachsen sein, um so Platz einzunehmen, der eben im Kopf nun mal nicht da ist. Und Metas im Kleinhirn drücken zügig aufs Atemzentrum.
Dass bei multiplen Metas wie Mama es hatte, jede einzelne auf die Bestrahlung anspricht, ist selten. So hab ich es jetzt gelesen. Und damit kann ich nun meinen Frieden finden.

Auch die Protokolle von Begleitern, die die Kranken bis an die Brücke begleitet haben, ähneln sich: friedlich, ruhig, ohne Schmerzen.
Das ist es, was mir unglaublich viel bedeutet. Es war sooo ruhig und friedlich.

Gestern war ich beim Arzt, dem habe ich davon erzählt, wie Mama gestorben ist. Auch er meinte, 6 Stunden, 6 finale Stunden sind sehr, sehr kurz. Das glaube ich auch. Und ich glaube auch, dass es daran liegt, dass wir ihr gesagt haben, dass sie gehen kann. Dass wir sie loslassen.

Mama hat ja bei der Kirche gearbeitet und die Beerdigung wurde komplett von ihren Kollegen organisiert. Ich habe noch nie etwas so schönes und so trauriges zugleich erlebt.
Die Musik, die ihr direkter Chef ausgesucht hat, begann traurig schwer und wurde immer leichter, die Kollegen hatten ihr sogar noch ein Lied geschrieben und getextet. Ein Gruppenleiter spielte die Orgel, der andere sass am Klavier und hatte noch ein paar Muckerkollegen mitgebracht. Der BigBoss, der schon am Kranken- und am Sterbebett war, hat die Predigt gehalten. Und es war einfach nur schön. Es waren so unendlich viele Menschen da, die Bestatterfamilie, bei der die Frau auch gut mit Mama bekannt war, hat extra den Urlaub abgebrochen, um zu dekorieren. Ihr Mann fragte mich, was Mama denn so mochte, wer sie war. Und da gibt es eigentlich nur eine ANtwort drauf: Sylt. Sie war Sylt. Hat diese Insel geliebt wie nur was.

Dementsprechend war rund um den Sarg Sylt: mit Sand, Muscheln, einem Leuchtturm, blauschimmernden Stoff fürs Meer, Möwen.... es war unglaublich. Überall Kerzen, dazu noch ein Foto, was irgendjemand mal von Mama gemacht hat, ich stell es hier mal rein: sie am Strand, gegen die Sonne fotografiert, auf Sylt.

Mamas Chef hat so schön von ihr erzählt, so persönlich, keine Schleife in ihrem Lebensweg ausgelassen. Das war unglaublich.
Zwischendrin gab es noch ein Männerquartett, ganz toll gesungen, zum Schluss ein Lied von Kurt Rose, von ihrem direkten Chef zusammen mit einem Bläser.
Als die Tür der Kapelle aufging, schneite es noch und nöcher. Wir sind dann Richtung Grab, das dauerte eine Weile. Als wir noch so 200 Meter entfernt waren, sah ich auch in der Nähe des Grabes sechs Bläser, ich glaube,m es waren Posaunen, stehen. Die haben den ganzen Weg gespielt, es hat aber so schlimm geschneit: ich dachte noch: Oh weh, die Armen.

Aber es war bewegend. Die schönste Beerdigung, wenn man so sagen darf, die ich mitgemacht habe. Persönlicher hätte man so etwas nicht gestalten können. Und das gibt mir in einigen Momenten doch viel Ruhe.
Es war grosse Bahnhof. Das hat sich Mama gewünscht. Ein riesengrosser Bahnhof sogar. Wir wollten keine Beileidsbekundungen, sind dann aber doch am Grab stehengeblieben. Und so viele Leute, die ihr die letzte Ehre erwiesen haben... die Kapelle hat nicht ausgereicht, die Leute standen draussen und haben nur durch die Lautsprecher gehört.... bei diesem Schnee....
Mama hat es gefallen. Ich bin mir sehr, sehr sicher.

Und nun sitze ich hier und heule wieder Rotz und Wasser. Sie fehlt halt so sehr.

Bis bald,

Eure Thessa
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Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
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  #18  
Alt 10.03.2009, 15:47
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Liebe Thessa,


Zitat:
Denn, dieses Kapitel habe ich für mich selbst noch nicht abgehakt: warum ging es so schnell? Was ist da nun genau passiert.
......
So hab ich es jetzt gelesen. Und damit kann ich nun meinen Frieden finden.
Auch aus meiner jetzigen Position heraus, kann ich sehr gut nachfühlen, was Du mit dem Frieden, den Du jetzt gefunden hast, meinst. Ich denke das wäre mir auch irgendwo sehr wichtig, diesen zu finden.

Das Sterben an sich - davor habe ich sehr große Angst. Ich denke diese Angst ist Dir sehr vertraut und Du weißt genau was ich meine. Ich möchte meine Mama, wie jeder von uns, so lange wie irgend möglich bei mir haben, aber wenn eines Tages mal der Zeitpunkt gekommen sein sollte, wenn auch sie gehen muss, dann würde ich mir ein ruhiges und friedliches Sterben wünschen.

Zu lesen wie traurig Du bist, tut mir ganz aufrichtig leid. Ich wünschte es gäbe etwas, womit ich Dir helfen könnte. Aber leider kann ich nur hier für Dich dasein und mich mit Dir austauschen . Unsere Mamas haben uns so viel mit auf den Weg gegeben. Sie haben uns geprägt und oftmals sagt mein Mann zu mir, dass ich dieses oder jenes genau so sage oder mache wie meine Mutter. Du hast, wie Du schreibst, sehr viel von Deiner Mama. Und ich glaube das beschränkt sich bei Weitem nicht nur auf das Aussehen.

In uns steckt ja ein Großteil der Mamas und wir werden sie für immer in unseren Herzen bewahren, liebe Thessa. Und es wird sicher Augenblicke geben, wo sie Dir noch sehr präsent sein wird, wo es Dir gewiss vorkommt, als sei sie ganz nah bei Dir. Es ist ja auch so.

Du weißt ja, das mit den Tränen. Die aus Trauer geweinten Tränen sind sowas wie der Katalysator für die Seele. Weine liebe Thessa. Ich bin mit Dir traurig.

Sei umarmt

Annika
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  #19  
Alt 10.03.2009, 16:03
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Liebe Thess....

ich würde dir so gern das richtige schreiben. sollte doch leicht sein, bei so ähnlichen situationen, oder etwa nicht? aber es funktioniert nicht. 18 monate war jede minute von mir mit sinn erfüllt, einem ganz bestimmten sinn. nun ist er weg, der sinn. der sinn, der mich antrieb, verzweifeln ließ, wütend, traurig, ängstlich, fröhlich machte. einfach weg. und ich weiß nicht wie damit umgehen. manchmal fühlt es sich an als sei es ewig her. dann sitze ich bei meiner oma, nehme mir vom blattsalat mit sahnesoße und alles unter meinen füßen bricht weg.

meine ma und ich haben uns immer um die soße geflickt.

einfach weg.
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Liebe Grüße - Bibi
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  #20  
Alt 12.03.2009, 11:19
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Hallo Ihr Lieben

Ich bin heute ehrlich gesagt noch etwas schockiert von diesem Amoklauf bei uns ums Eck. Das hat mich gestern den ganzen Nachmittag beschäftigt... und auch viele Zusammenhänge mit Mama in meinen Kopf gerufen.

Das ich dem lieben Gott sehr dankbar bin, dass ich trotz Krankheit, trotz einem Jahr voller Tränen, Angst und Panik, das erleben durfte, was ich erlebt habe.
Ich glaube sagen zu können, dass es für mich als nun hinterbliebene Tochter ein wenig leichter ist, meine Mutter durch die Krankheit begleitet zu haben und dann dieses wahnsinnig liebevolle Hineinbetten ín Ihr neues Sein mitgestalten zu können als meine Mama von jetzt auf gleich durch z.B. einen Verkehrsunfall hergeben zu müssen.
Ich hoffe, Ihr versteht das richtig.

Wir haben im Angesicht der Krankheit gerade was die Familie betrifft (meine Eltern sind ja geschieden) ganz innige und wunderschöne Momente erlebt. Das war traumhaft und treibt mir auch jetzt noch die Tränen in die Augen - vor Freude. ..... Das wäre ohne Krankheit sicher nicht in diesem Schweinsgalopp passiert, in dem wir es erleben konnten.

Das macht mich froh. Ich bin trotzdem unendlich traurig, dass ich sie nicht mehr habe. Gleichzeitig aber auch froh, dass wir alles, alles, alles miteinander und gemeinsam erlebt und durchgestanden haben. Mit meiner Mutter ist ein Teil von mir gestorben. Und in mir lebt ein Teil meiner Mutter weiter.
Je nach Tageslaune nehme ich das eine oder das andere an.

Wenn ich mir dann aber vorstelle, dass gestern morgen viele Kinder aus dem Haus gegangen sind und sich verabschiedet haben mit so Worten wie "Bis später" und dann gibt es kein später.... dann kann ich -sehr egoistisch, das weiss ich- aus meiner momentanen Lage aber auch wieder etwas positives sehen.

Ich hoffe, jetzt steinigt mich niemand.

Ich grüsse Euch lieb

Eure Thessa
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  #21  
Alt 12.03.2009, 13:03
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Liebe Thess,

warum sollte Dich jemand steinigen? Im Grunde sprichst Du mir aus dem Herzen. Als meine Ma noch gelebt hat, schon da habe ich mir in den schlimmen Zeiten immer wieder gesagt - und es auch hier geschrieben - dass wir die Krankheit als Chance begreifen.

Als Chance, das zu tun was man miteinander (MIT!) tun möchte, das zu klären, was man klären möchte, die zeit miteinander so zu verbringen wie man möchte und und und

es gab so wahnsinnig viele innige momente, so wie du sie beschreibst. so viele wertvolle, traurig schöne davon. traurig weil man sich immer wieder fragte warum muss erst sowas damit man begreift ? aber eben dennoch schön. mit lichtechter farbe an die schönste seite meines herzens gemalt. wachen drum herum... beschützt für die ewigkeit.

oft fand ich es unendlich grausam zu wissen wo es hinläuft. eben weil jeder schöne moment von der frage gehetzt war "wie oft noch? wie lange noch? das letzte mal?". ich glaube, es gibt wie immer die verfluchten zwei seiten. für uns als angehörige gibt es sehr viel zeit, abschied zu nehmen. gutes zu tun. dazusein.

das gibt es auch für die betroffenen. aber ich bin sicher, für diejenigen, die gehen müssen ist es besser, sie wissen vorher nicht davon. eben so wie di e in deinem amoklauf.
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  #22  
Alt 12.03.2009, 13:49
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Liebe Thessa,
das sind ganz normale Gedankengänge!
Wir hatten die Chance, auf die eine oder andere Art die letzte Zeit intensiver zu erleben, wir hatten Zeit, um uns auf die Stunde Null vorzubereiten - und vor allem Dingen konnten wir doch wenigstens ein ganz kleines bisschen dankbar sein, dass unsere Lieben nun keine Schmerzen, keine Ängste mehr haben ... So schwer es ist, unsere Eltern, Ehepartner oder Geschwister beim Sterben zu begleiten, so trifft uns das wenigstens nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel ...
Aber wie du sagt: morgens gibt's ein fröhliches "Tschüss bis heut Mittag, koch was Leckeres!", und dann kriegst du einen Anruf, erfährst, du siehst dein Kind nie mehr ... Vielleicht gab's morgens auch noch Knatsch um nix und wieder nix (jeder der Teenager zu Hause hat, kennt das doch ...), und du hast keine Gelegenheit mehr, deinem Kind zu sagen, dass es trotz allem furchtbar lieb hast, auch, wenn's dich morgens grad wieder die Wände hochgejagt hat ...
Ich darf gar nicht dran denken, was die Eltern da gerade durchmachen - sie müssen durch die Hölle gehen ... Oder die Angehörigen der Passanten, die einfach "zur falschen Zeit am falschen Ort" waren ...
Man sagt zwar oft, ein Sekundentod sei das beste, was sich ein Mensch wünschen könnte - für ihn vielleicht, aber für seine Angehörigen?

Nein, Thessa - in gewisser Weise haben wir's besser - wir konnten Unausgesprochenes, vielleicht Belastendes, bereinigen, konnten uns verabschieden, wissen, dass es unseren Lieben jetzt besser geht ...

Ich wünsche dir viel Kraft für deine Trauerarbeit - ich denke, du wirst dafür noch eine lange Zeit brauchen ... Aus deinen Zeilen spricht so viel Traurigkeit, Einsamkeit ...

Alles Liebe für dich und alle anderen hier,
Karin
__________________
"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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  #23  
Alt 13.03.2009, 19:08
Bremensie Bremensie ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Hallo Tessa,
dich steinigt ganz betimmt niemend. Ich kenne aus eigener Erfahrung beide Seiten der Medallie. Im August 2001 ist mein zweiter Mann ganz plötzlich getorben. Da er aus Bayern kam hatten wir in Bad Neustadt wo er jahrelang ein Altrnheim geleitet hat eine kleines Appartment. Einen Bayern dazu noch waschechten Franken kann man im Alter nicht ganz in den Norden Deutschlands verpflanzen. Ich hatte und habe halt hier im Norden meine Arbeitsstelle und er war schon Rentner. Die Ferien haben wir dann in Bayern verbracht. So war es auch im August 2001. Ich bin schon mal (weil die Schule wieder anfing) mit dem Zug am 6. August zurück grfahren. Mein Mann wollte dann Nachkommen. Da er eine Schwere Herz OP hinter sich hatte(in Bad Neustadt ist ja auch das große Herzklinikum) wollte er nach einer betimmten Untersuchung eine Woche später nachkommen. Am 7. August rief mich dann mein Stiefsohn aus Bayern an dass mein Mann am Vormittag den Plötzlichen Herztot gestorben ist. Es hat danach lange gedauert bis ich damit klar gekommen bin dass ich mich von ihm nicht mehr verabschieden konnte. Gut ich hätte es in dem Fall auch nicht können wenn ich noch in Bayern gewesen wäre. Anfang letzten Jahres ist dann mein Lebensgefährte(wir waren nicht verheiratet) an Lungenkrebs gestorben. Von ihm konnte ich mich verabschieden. Ich habe im KH 7 Stunden an seinem Bett gesessen und seine Hand gehalten. Auch wenn er in der ganzen Zeit nicht mehr aufgewacht ist wird er gespürt haben dass ich bei ihm war.
Ja dass mit dem Amoklauf in der Schule ist schlimm. Ich arbeite selber in einer Grundschule und hoffe dass sich dorthin kein Amokläufer kommt.
Alles liebe für alle hier von Erika
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  #24  
Alt 14.03.2009, 10:42
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Liebste Mami,


heute ist ein besonderer Tag. Heute wärst Du mit Deinem Jüngsten ins Stadion gegangen. Er als BVB-Fan in Hannover im Stadion in der Dortmund-Kurve, so, wie Ihr es die vielen letzten Jahre gemacht habt. Die Karte hatte er schon so lange für Dich gekauft.

Gestern rief er mich an und fragte, wo wir Deinen BVB-Schal hingepackt haben. Der muss zwingend mit und bei ihm am Körper sein. Er widmet Dir den Tag heute, geht mit zwei sehr guten Freunden hin, die gemeinsam mit ihm um dieses besondere Spiel wissen.
Gestern sagte er mir: Das wird Mamas Tag morgen. Sie hat uns schon mal gutes Wetter geschickt, dafür bin ich ihr sehr dankbar.
Und dann noch etwas, wo ich schon wieder angefangen habe zu heulen: die Bundesliga spielt heute wegen des Amoklaufs mit Trauerflor. Ausgerechnet heute. Für ihn, für mich und für die restliche Familie, trägt Hannover 96 und auch der BVB das für Dich, Mama. Dieser Termin heute ist seit Jahren fix. Dies ist das este Mal, dass Du nicht dabei bist. Wir sind traurig.

Wir halten, wo wir auch sind, in der Republik verstreut, heute kurz vorm Anstoss inne und denken uns Dich auf die Bank zu Deinem Nesthäkchen.

Du fehlst so sehr. Wir sind so unendlich traurig.

Deine Tochter, die Dich so eng im Herzen hat
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  #25  
Alt 17.03.2009, 13:52
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Liebe Gabi-Diana,

danke für den Lichtblick, den Du aber genauso dringend, wenn nicht sogar dringender brauchst. Ich wünsche Dir einen besseren Tag. Von Herzen.

Liebste Mami,

heute ist Dienstag, gestern abend warst Du schon fünf Wochen nicht mehr da. Ich habe riesige Probleme mit den Montagen um 18:20. Sie sind schlimm.
Am Samstagabend hat S. mir nochmal neue Fotos geschickt von Dir, aus Bückeburg, als Ihr beim Kleinen gewesen seid im letzten Jahr. Die habe ich nun hier auf dem Rechner und jedes Mal, wenn ich sie öffne, ist es, als dreht man mir das Messer um. Jedesmal aufs Neue wird klar: Du kommst nicht wieder.
Weisst Du, wie schwierig das ist? Für uns alle, die Du uns so sehr zusammengehalten hast?
Ich kann das so oft nicht glauben. Auch im Kloster fehlst Du so sehr, das hat W.T. gesagt.

Heute scheint hier die Sonne. Und in mir ist es so rabenschwarz traurig. Deine Lücke, die so riesig ist, tut mir so sehr weh. Wie soll ich denn weitermachen?
Meine Freundin schrieb mir neulich, dass alles, was ich tun werde, jede Entscheidung, die ich treffen werden, schon vorher abgesegnet ist von Dir. Damit hat sie recht. Aber ich warte trotzdem noch so sehr auf ein kleines Zeichen.
Gestern abend hatte ich meine erste Freundinnen-Verabredung in Stuttgart. Erst hatte ich ganz viel Angst, dann war es aber schön. Ich habe alles erzählt, die beiden haben dann auch angefangen zu weinen.
Wir sind den letzten Weg sehr schön gegangen. Das weiss ich. Und es hilft mir, wenn man denn sagen kann, irgendwas kann helfen.

Die Sehnsucht nach Dir, nach Deinem Rat, Deiner Liebe und Deiner Wärme, die kann mir aber niemand nehmen.
Und sie wird immerimmer grösser.

Ich liebe Dich so sehr, meine Mama.

Deine Grosse, die heute wieder ganz schlimm traurig ist
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  #26  
Alt 20.03.2009, 22:42
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Guten Abend Ihr drei Viertel und Ihr anderen,

Ich hatte heute einen blöden Tag. Ich weiss gar nicht so genau, warum er schon blöd anfing.
Sie fehlt mir. Drei Worte, das ist alles. Ich möchte so gerne bei ihr sein. Und manchmal hab ich es auch immer noch nicht ganz raus, dass sie weg sein soll.

Gestern habe ich lange mit der Krankenschwester telefoniert, eine ganz liebe Seele, die wir sehr mochten und die uns auch sehr mochte. Sie hatte Nachtschicht, war also nicht dabei, als Mama eingeschlafen ist. Aber sie hatte eben die Nächte davor Nachtdienst und sagte mir gestern, was sie sich für Vorwürfe macht, mich nicht angerufen zu haben in Mamas vorletzter Nacht, als sie so klar war. Das sagte sie gestern immerzu: sie war so liebevoll, so besorgt um das Pflegepersonal, hat sich tausendmal entschuldigt für ihre missliche Lage mit dem Toilettenstuhl und den Windeln.... die Schwester sagte, es war unglaublich.

Sie hat lange mit Mama gesprochen, dann ist sie wieder raus, aber die Tür auf. Und immer, wenn sie in die Nähe kam, dann hat Mama geredet. Sie sagte es kann auch sein, dass sie geträumt hat- und im Schlaf gesprochen hat. Aber sie hat immerzu geredet.
Am Morgen des Sterbetages, also eine Nacht später, hat diese liebe Seele sie zusammen mit Mamas absoluter Favoritenschwester, die eine Station weiter Nachtwache hatte und ganz oft extra zu Mama ins Zimmer gekommen ist, Mama gewaschen.
Da war meine Mutter vollkommen apathisch. Hat alles mit sich machen lassen, aber kein Wort mehr gesagt.
Das zerreisst mir das Herz.

Und dann, ich dachte, ich hab das nun kapiert: warum diese aufgerissenen Augen mit dem Blick nach oben in die Zimmerdeckenecke, warum das TROTZ Morphium. Hatte sie solche Angst? Nachdem ich da war, wurde es ja besser. Warum musste sie so lange Angst haben.

Ich versteh die Welt nicht mehr.

Heute kam dann noch ein Päckchen von meiner Patentante, die nicht viel älter als ich ist. Mama hat ihr am 14.12. eine Email geschrieben, die hat sie mir beigelegt. Und da schreibt sie, dass die Familie DURCH ihre Krankheit endlich wieder heile ist.
Das macht mich krank. Meine Eltern sind geschieden und meine Mutter ist damals diejenige gewesen, die die Trennung wollte. Alle Kinder sind beim Vater geblieben, weil wir mit Mamas neuem Lebensgefährten nicht zurecht kamen (war wirklich ein Idiot). Das hat sie nie verkraftet. Dass sie ihre Kinder zurücklassen musste.
Nun schreibt sie DURCH ihre Krankheit ist alles wieder gut. Wir sind im letzten Jahr zusammengerückt und ganz eng geworden, unser Papa inklusive. Aber dachte sie, das ist jetzt richtig so und darum ist sie krank geworden? Damit sie, die die Familie damals getrennt hat (was ja auch Blödsinn ist, denn dazu gehören immer mehr als eine Person) sie auch wieder zusammenführt?

Ich würde meines Lebens nicht mehr froh werden, wenn das ihre Gedanken gewesen sind. Oder auch die, dass sie eine schlechte Mutter gewesen sein soll.
Die Nachtschwester hat ja irgendwas von Rabenmutter gehört.... das beschäftigt uns alle noch jeden Tag.

So, verquer geschrieben, aber es tat gut, das mal rauszulassen.

Ich schick Euch liebe und schlaflose, heute aber mal wieder unendlich traurige Grüsse in den Freitagabend.

Eure Thessa
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  #27  
Alt 23.03.2009, 20:41
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Hallo liebe Dani,

Du bist lieb. Ich bin noch zu Hause, morgen geht es wieder in "meine" Wahlheimat, wir haben heute geräumt. Das war grausam.

Ich berichte morgen mehr und grüsse Dich liebst,

Thessa
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  #28  
Alt 23.03.2009, 21:49
Diana Valesko
Gast
 
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Liebe Thessa, (liebe Dani)

ich kann mir "Räumarbeiten" sehr grausam vorstellen, das geht an die Substanz.
Woher nehmt ihr bewundernswerten Frauen die Kraft?

Es ist eine unglaubliche Leistung, die ihr zustande bringt, da wird mir allein schon beim dran denken ganz anders....

Aber ich denke vielleicht wachse ich hinein, einen Tag nach dem anderen, und irgendwann....

Ich wünsche euch eine erholsame Nacht mit angenehmen Träumen


Gbai-Diana
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  #29  
Alt 29.03.2009, 10:42
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Hallo liebe Dani,

vielen Dank. Ich hoffe, Du, Sanni und vor allem Gabi-Diana habt ein bisschen Ruhe. Ich mache mir so viele Gedanken um sie... weil ihr Päckchen so schwer ist....

Liebe Grüsse

Thessa
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Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009
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Alt 29.03.2009, 10:55
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Beiträge: 508
Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Über alles geliebte Mama,

morgen sind es nun schon acht Wochen. Kann das sein? Wie können acht Wochen einfach so rumgehen?
Ich habe nach wie vor Probleme damit, dass dieses Leben einfach weitergeht. Dass die Welt sich weiterdreht.
Am WE war ich bei N. in Do. und habe auch dort viel erzählt, ihre Eltern waren ganz suckersüss und dann doch auch so voller Angst. Kann ich auch verstehen, Ihr seid alle ein Alter und plötzlich ist der Tod so da, ganz in unserer Mitte und keiner kann ihn wegleugnen.

Ich denke so wahnsinnig viel an Dich, vermisse Dich immer, immer mehr. Ich wusste nicht, dass das geht. Deine Stimme ist mir so präsent, Deine Art... letztes WE waren wir ja bei Papa, haben Deine Wohnung leergeräumt. Omi war nicht ganz so gut drauf, sie hat mir nicht gefallen.
Aber wir waren fleissig und Deine beiden Antiquitätenschätze sind jetzt bei uns, inklusive aller Mokkatassen und den anderen Habseligkeiten.
Es ist ein bisschen "MAMA" eingezogen bei uns. Darüber bin ich unglaublich froh. So bescheuert es auch ist, sich an diese materiellen Dinge zu hängen, so oft habe ich Dinge von Dir in der Hand, bei denen ich denke: Das vorletzte Mal hattest Du sie in der Hand.
Und dann fasse ich sie noch ein bisschen doller an. Ist das nicht blöd?

Ich habe so unendlich grosse Sehnsucht nach Dir, denke auch heute noch: ach, jetzt Dich schnell anrufen. Ich habe die letzten Wochen im KH natürlich sehr präsent, aber ab und an kommen auch Bilder von Dir zu Hause durch. Und da ging es Dir ja gut.
Ich wünsche Dir so sehr, dass Du es gut hast, dort wo Du jetzt bist. Dass Du nach uns allen guckst, dass Du uns ab und zu ein Lächeln schickst, das fällt so schwer.
Erst jetzt merke ich, wie sehr ich eigentlich Du bin. Wie sehr Du mich mit Deinen Werten, Gedanken und Deiner Liebe geprägt hast. Und diese Prägung ist ja nicht fertig. Ich möchte für mich einen Weg finden, wie ich mit Dir weiterhin leben kann. Gerade gehören dazu sehr viele Zwiesprachen mit Gott.

Trotzdem steht meine Welt still, Mami. Ich weiss nicht, wie es weitergehen soll. Ich weiss aber, dass wir durch diesen unglaublichen Abschied, den wir erleben durften, sehr viel Ruhe in uns haben. Dein Abschied, der jede Stunde einmal abläuft vor meinem inneren Auge macht mich sehr ruhig und tief dankbar. Nicht weniger traurig. Aber er war so besonders wie Du und damit kann ich mich arrangieren. Nicht damit, dass ich Dich niemals wieder umarmen kann. Und da helfen mir dann auch Deine Lieblingsmöbel nicht.

Es ist wie es ist. Du fehlst. Du bist meine beste, beste Freundin. Und diese Liebe, die ich Dir geben möchte, muss ich jetzt anders kanalisieren.
Darum: ein kleines Zeichen, ein kleiner Traum... irgendwas. Ich wäre Dir so dankbar.

Ich lieb Dich doch so sehr, Mama.

Deine Tochter
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Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
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