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  #1  
Alt 21.07.2007, 09:58
Sister50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Krank und Arbeit?

Hallo alle zusammen,

ich habe jetzt schon öfter gelesen, dass viele von euch während der Chemotherapie arbeiten gehen.
Sorry, wenn ich jetzt etwas „dumme“ Fragen stelle, aber ich war in meiner gesamten Laufbahn so gut wie nie krank.
Seit meiner Diagnose bin ich krank gemeldet und irgendwie war es für mich selbstverständlich, dass ich erst nach der Reha wieder zur Arbeit gehe. In meinem Kollegenkreis gibt es einige Krebspatienten. Von daher kenne ich es nicht anders und darum auch diese Selbstverständlichkeit.
Je mehr ich hier lese, desto klarer wird mir, dass es scheinbar jedem selbst überlassen ist, wie er es handhaben möchte.
Mich würde interessieren wie ihr die Arbeit und die Infusionen unter einen Hut bringt. Ist es an dem Tag, an dem man die Chemo bekommt überhaupt möglich, danach in die Arbeit zu gehen (wegen der Nebenwirkungen die viele haben)? Oder bleibt ihr an diesem Tag zu Hause? Braucht man dann eine Krankenmeldung für den einen Tag oder reicht eine Bescheinigung von der Klinik?
Wenn ich das richtig mitbekommen habe, läuft später auch die Behandlung mit Herceptin (die auch auf mich zukommt) zwischen 1 bis 2 Jahre. Ich habe immer wieder gelesen, dass sich die meisten von euch an dem Tag (und teilweise auch noch am nächsten Tag) mit Müdigkeit herumschlagen.
Da stellen sich mir natürlich wieder dieselben Fragen. Bin ich an den 1 - 2 Tagen überhaupt noch arbeitsfähig? Brauche ich jedes Mal eine Krankenmeldung? Oder eine Bestätigung von der Klinik?
Für manche von euch mögen diese Fragen jetzt vielleicht lächerlich klingen, aber ich hab echt keinen Plan und wäre euch dankbar, wenn ihr mir sagen könntet, wie ihr das macht!

Liebe Grüße
Sister
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  #2  
Alt 21.07.2007, 10:43
Mona66 Mona66 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 17.06.2007
Ort: Bonn
Beiträge: 236
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo Sister,

ich hatte nicht die gleiche Behandlung und kenne daher die Wirkung der Medikamente im einzelnen nicht.
Ich habe EK und war durch die OP 6 Wochen krankgeschrieben. In der Zeit hatte ich dann auch schon die erste Chemo fast durch. Ich glaube in jeder Chemo gibt es eine Wirkzeit und eine Erholungszeit. In der Erholungszeit hab ich mich immer sehr gesund gefühlt. Was du überlegen könntest, ist, ob du dich in der Wirkzeit der ersten Chemo auf jeden Fall krankschreiben lässt bzw. krankgeschrieben bleibst und dich beobachtest, wie du dich fühlst. Wann du dich schlapp fühlst und wann du dich fit fühlst. Wenn du nachher arbeiten gehen willst, wäre es wichtig, wenn du dich in der Zeit dann auch nach draussen begibst, dich etwas bewegst, Spaziergänge machst und zu sehen, wie du dich fühlst und abzuschätzen, ob du arbeiten könntest. Wenn du ein paar Erfahrungen in Ruhe sammelst, kannst du eventuell etwas besser planen. Ich bin nach meiner ersten Chemo mit einer Art Plan in die Arbeit gekommen und habe Tage während der nächsten Monate gekennzeichnet, wo ich mit großer Sicherheit da sein werde und Tage, wo ich mich eventuell schlecht fühle und dann auch die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass ich mich da krankschreiben lasse. Das waren am Anfang viele unsichere Tage. Im Nachhinein war es viel besser als meine erste "Prognose", ich hab mich nämlich nie ungeplant krankschreiben lassen.

Was den Tag der Chemo selbst angeht: Bei mir hat die Infusion selbst ca. 4 Stunden gedauert. Es wäre also gar nicht mehr sonderlich sinnvoll gewesen, dann noch zur Arbeit zu gehen, weil der Tag schon halb um war. Ich war also alle drei Wochen einen Tag geplant krankgeschrieben. Besonders große Nebenwirkungen hatte ich am Infusionstag gar nicht, aber ich war sehr müde. Also hab ich mich dann immer ins Bett gehauen und geschlafen.

In der restlichen Wirkzeit bin ich arbeiten gegangen. Mir persönlich hat es wohl gutgetan, weil es einfach die Zeit etwas strukturiert hat und ich mag meine Arbeit. Zudem war ja in der Zeit auch sonst nicht so viel los in meinem Leben. Abends raus, Kino, Kneipe, Essengehen... das war doch eher eingeschränkt. Da ist Arbeit auch eine gute Abwechslung. Es ist nicht so, dass man die Chemo während der Wirkzeit nicht merkt. Und nicht jeder reagiert gleich. Für mich war es eher so, dass es vom persönlichen Gefühl her so war, dass man manchmal, wenn man erkältet ist, ja auch noch arbeiten geht. Oder es gibt immer Tage, wo man sich nicht besonders klasse fühlt und vielleicht noch gut administrative Tätigkeiten machen kann oder Dokumente bearbeiten, aber vielleicht auf dem Meeting keine großen Reden schwingt. Solche Tage gibt es. Mein direktes Umfeld wusste was los ist und hat das auch mitgetragen. Ich denke, dass das auch wichtig ist, dass du deinem Arbeitsumfeld soweit vertraust, dass die gut damit umgehen werden. Naja, und die Tage mit den stärksten Nebenwirkungen hatte ich praktischerweise am Wochenende

Vor der Diagnose hab ich schon mal Überstunden gemacht. Das habe ich während der Chemo strikt unterlassen. Außerdem: Ich hatte noch einen kleinen Urlaubsberg von den Jahren davor, ich habe mir während der Wochen immer mal wieder einen Tag freigenommen. Das waren Tage, wo ich mich eigentlich gut gefühlt habe, nur etwas müde und lustlos und da tat es mir gut, einfach Zeit für mich zu haben. Wenn es mir wirklich schlecht gegangen wäre, hätte ich mich immer krankschreiben lassen. Ich würde dir empfehlen, dir auch vorher klarzumachen, dass du dich krankschreiben lässt, wenn es dir nicht gut geht und dass das mehr als völlilg okay ist in der Situation.

Was das Thema Bescheinigung oder Krankschreibung angeht... Bescheinigung würde bedeuten, dass der Arbeitgeber dich für etwas freistellen muss. Das ist wohl bei Reha-Maßnahmen der Fall. Oder für Sonderurlaube. Sonst ist es m.E. für jeden Arbeitgeber das einfachste, eine Bescheinigung über die Arbeitsunfäigkeit vom Arzt zu haben, das ist ja die Krankenmeldung, nur die Bescheinigung der AU. Es gibt bei den meisten Arbeitgebern die Regelung, dass es 1 Tag Kulanzzeit gibt, wo man noch keine AU braucht. Ich habe mir immer eine ausfertigen lassen, damit ich von den Regelungen her auf der sicheren Seite bin. Ich hab mich damit am wohlsten gefühlt. War auch nie ein Problem beim Arzt. Und während der OP-Zeit hat mir die Klinik die AU ausgestellt. Das können die Ärzte dort auch und es sollte kein Problem sein, frag einfach.

Das schwierigste in dem ganzen Zusammenhang war bei mir: Aus dem KH hatte ich eine Krankschreibung "auf unbestimmte Zeit". Der Arbeitgeber wollte mich nicht arbeiten lassen, ohne Gesundschreibung. Die gibt es aber offiziell anscheinend nicht. Ein informelles Schreiben vom Arzt, dass das okay ist, hat dann aber genügt. Möglicherweise ist sonst das Regelverfahren: Nach der Reha/ AHB wird die Arbeitsfähigkeit bescheinigt oder vom Arzt nochmal eine Krankschreibung auf bestimmte Zeit ausgestellt. Wie gesagt, das weiss ich nicht wirklich.

Außerdem noch erwähnenswert. Es gibt wohl die Möglichkeit, krankgeschrieben zu sein (d.h. die Krankenkasse zahlt weiter) und im Rahmen einer "Wiedereingliederung" langsam wieder anzufangen mit der Arbeit. Nennt sich wohl "Hamburger Modell". Wenns nicht klappt, gehst du nicht mehr arbeiten und bist wieder "Vollzeitkrank". Damit kenne ich mich nicht aus, bestimmt viele andere hier. Und da fragst du am besten deine Krankenkasse.

viele Grüße
Mona
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  #3  
Alt 21.07.2007, 10:45
Benutzerbild von seepferdchen
seepferdchen seepferdchen ist offline
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Registriert seit: 08.06.2007
Beiträge: 131
Standard AW: Krank und Arbeit?

Liebe Sister

das wird wohl ganz unteschiedlich sein, denn jeder reagiert auf seine Weise auf die Nebenwirkungen der Chemo.
Bei mir traten die Nebenwirkungen immer erst am 3.Tag auf - am Donnerstag verabreicht hatte ich dann das ganze WE Zeit, mich zu erholen. Dienstags hätte ich in meinem Beruf auf jeden Fall wieder arbeiten können.

Ich bin allerdings momentan zuhause, Elternzeit, mein Sohn ist grade zwei geworden. Wenn Kleinkind und Haushalt geht, dann geht auch Arbeit im Büro.

Aber Achtung: während der ganzen Chemozeit hat man sehr schlechte Blutwerte, das Immunsystem arbeitet schlecht, man ist hochanfällig für Infekte jedweder Art.

Arbeit, bei der man mit vielen Menschen in Kontakt kommt, würde ich dann doch meiden.

Aber wenn es Dir guttut, spircht sicherlich sonst nichts dagegen.
Liebe Grüße
__________________
BK seit 8.5.07 invasives duktales Carcinom 3,9 x 2,8 cm G2, ER 50% PR 90% HER 2-neu Score 1 ( neg )
neoadjuvante Chemo 2xFEC no-change
BET OP 7/07 Chemo ET 1x dann Abbruch der Therapie,
Bestrahlung 30 plus 6 Boost
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  #4  
Alt 21.07.2007, 11:14
Mona66 Mona66 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 17.06.2007
Ort: Bonn
Beiträge: 236
Standard AW: Krank und Arbeit?

... das mit der Hochanfälligkeit für Infekte hat man mir auch gesagt... ich war am Anfang fast panisch.
De facto hab ich auch probiert, Menschen, die erkältet waren auszuweichen und Mindestabstand zu halten. Schadet sicher nichts.
Meine Blutwerte sind aber während der ganzen Chemozeit fast im unteren Referenzbereich, also quasi Normalwerte geblieben. Es waren einzelne Tage, wo sie leicht drunter waren... war auch ernährungsabhängig. Also auch hier: Nicht alle reagieren gleich. Man MUSS nicht SEHR schlechte Blutwerte bekommen. Im Nachhinein denke ich, ich war übervorsichtig. Aber das hat ja nicht geschadet. So hatte ich wenigstens 5 Monate nie nen Schnupfen .
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  #5  
Alt 21.07.2007, 11:39
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Beiträge: 3.388
Rotes Gesicht AW: Krank und Arbeit?

Hallo Sister,

meine Mitstreiterinnen und ich hatten beispielsweise unter der Chemo Docetaxel zeitweise echt widerliche Nebenwirkungen - u.a. auch extrem niedrige Leukos (teilweise unter tausend) und einige der Mädels mussten unter Quarantäne.

Ansonsten waren wir durchweg alle froh, wenn wir unseren Tagesablauf einigermaßen in den Griff bekommen haben (beispielsweise wg. Knochenschmerzen, Hand- und Fuß-Syndrom und dergl.) .
An arbeiten gehen war bei uns jedenfalls nicht zu denken....

Dir alles Gute
mit herzlichem Gruß
__________________
Ilse
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  #6  
Alt 21.07.2007, 11:57
urlaub urlaub ist offline
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Registriert seit: 02.05.2007
Ort: Nähe Münster/NRW()
Beiträge: 138
Standard AW: Krank und Arbeit?

hallo.
ich denke auch,es kommt darauf an, welche chemoart du bekommst. ich habe eine wie der arzt so schön ankündigte"agressive"chemo bekommen. die erste woche nach der chemo war ich total schlapp und kraftlos und konnte erst ca. 4 b5tage nach der chemo mit kleineren spaziergängen anfangen. in der zweiten woche waren meine leukozythen dann so niedrig, dass ich "menschenansammlungen" und kranke menschen auf jeden fall meiden mußte. somit wäre für mich das arbeiten in der ersten woche kräftemäßig überhaupt nicht möglich gewesen und in der zweiten woche wegen der infektionsgefahr. die dritte woche(letzte woche vor der neuen chemo) habe ich einfach für mich gebracht und genutzt, um endlich die dinge tun zu können, auf die ich zwei wochen verzichten mußte(abends mal kino oder kneipenbesuch, morgens mal mit einigen leuten frühstücken gehen.) ich habe diese woche genossen und es hat meiner psyche unendlich gut getan. ich konnte somit viel kraft für die nächste chemo aufbauen.
ich hätte auf keinen fall arbeiten gehen können bzw. wollen, obwohl ich immer gern gearbeitet habe.
so muß jeder wohl für sich entscheiden, was in der situation das beste für körper und seele ist.
alles gute
doro
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  #7  
Alt 21.07.2007, 12:18
Benutzerbild von Yvi81
Yvi81 Yvi81 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.12.2006
Ort: 59071 Hamm
Beiträge: 11
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo

Also ich habe 8 Chemos 4xEC 4xDOC bekommen und bin während der ganzen Zeit Arbeit gewesen. Ich arbeite in einer Arztpraxis und hatte auch viel mit kranken Menschen zu tun. Ich war immer 1 Woche krankgeschrieben und war dann 2 Wochen arbeiten. Für mich war das optimal ich bin gut damit zurecht gekommen, war mir lieber als nur zu hause rum zu sitzen und mir Gedanken zu machen. Durch die Arbeit war ich abgelenkt und ich habe mich nicht mehr so krank gefühlt. Es muß aber jeder selber entscheiden in den ersten Tagen brauchte ich auch Ruhe da ich ziemlich geschwächt war.

Gruß Yvi
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