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  #1  
Alt 13.12.2001, 13:29
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Standard Trauerarbeit

Ich hoffe, es erschreckt nicht, dass ich das Thema Tod auf dieser Seite so direkt anspreche.
Seit dem 16.02.01 ist nun auch mein Vater als letztes Familienmitglied mit 59 Jahren innerhalb von 3 Wochen an Krebs (lymphatischer Leukämie )gestorben.
Ich bin bis zum letzten Atemzug bei ihm geblieben und die Eindrücke , Geräusche und Gefühle haben mich lange verfolgt.
Ich fühle mich wurzellos, weil wirklich niemand mehr in meiner Familie lebt und alle an, wenn auch an unterschiedlichem ,Krebs gestorben sind.
Krebs macht mich wütend, wütend, weil ich bis jetzt in meiner Familie noch nicht einmal erlebt habe, dass der Kampf gegen den Krebs gewonnen wurde.
Wütend, weil niemand da war und beistand und vermittelte, als meine Mutter an Brustkrebs erkrankte und zu Hause das Thema nicht angesprochen worden ist, aber Verständnis erwartet wurde (ich war damals 18 Jahre alt, als er erstmalig ausbrach), wütend, weil man so ohnmächtig ist gegen diese Krankheit.
Mein Vater war eigentlich nie krank und ich hätte niemals gedacht, dass auch er so früh (meine Mutter starb mit 50 Jahren) und an Krebs sterben würde...
Ich bin jetzt 37 Jahre und seit vielen Jahren ungewollt kinderlos, wahrscheinlich auch ,weil ich auch Angst hatte, ebenfalls Brustkrebs zu bekommen und nicht lange für mein Kind auf dieser Welt da sein zu können...
Ende letzten Jahres hatte ich mich aufgerafft und wollte noch einmal den Versuch starten mit intensiver medizinischer Hilfe schwanger zu werden, aber der Tod meines Vaters und damit dem letzten Familienmitglied hat mich völlig aus der Bahn geworfen.
(Mein Mann kommt da überhaupt nicht an mich heran)
Vielleicht ist es auch deswegen so besonders schwer für mich, weil ich nie ein echtes Vater/Tochter-Verhältnis hatte, aber in den letzten 3 Wochen seines Lebens, die er im Krankenhaus verbracht hat wir uns erst- und letztmalig sehr nahe gekommen sind. Und wenn ich an ihn liebevoll denke, dann geht das immer einher mit dieser schrecklichen Krankheit,mit meinen Besuchen im Krankenhaus,mit seinem Sterben.
Das ist irgendwie zuviel....

Wer hat ähnliche Erfahrungen ? Hat jemand die Hilfe einer Trauergruppe in Anspruch genommen? Gibt es überhaupt so etwas und kann es einem auch helfen (reden allein hilft nicht)

Schreibt mir, wenn ihr euch angesprochen fühlt.
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  #2  
Alt 12.01.2002, 23:23
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Standard Trauerarbeit

Hallo Katja,
es ist gut zu verstehen, daß Du wütend bist. Lebe Deine Wut aus, auch sie gehört zur Trauerarbeit. Ich habe vor zwei Jahren meinen Vater in den Tod begleitet, er hatte Darmkrebs im Endstadium. Ich selbst habe jetzt Brustkrebs. Ich glaube ich kann Deine Hilflosigkeit verstehen. Aber gib Dir selbst Zeit und siehe auch das positive in all dem negativen. Die Nähe zu dem Menschen den Du begleitest hast bleibt. Nimm dir die Zeit zum trauern und auch um wütend zu sein, dann aber schaue nach vorn!

Für die Erfüllung des Kinderwunsches wünsche ich Dir von Herzen Glück.

Alles Gute
Barbara
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  #3  
Alt 14.01.2002, 09:00
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Standard Trauerarbeit

Liebe Barbara,
hab Dank für Deine Worte.
Wie gehst Du mit Deiner Erkrankung jetzt um,kannst Du mit aller Kraft gegen diese verdammte Erkrankung vorgehen,oder fehlt Dir Kraft , weil Dein Vater auch an Krebs gestorben ist und Du einfach noch mehr Angst hast, als jemand der mit dieser Erkrankung noch nie etwas zu tun hatte ??
Hast Du Familie/Freunde von denen Du Unterstützung erhälst ?

Ich hoffe, es ganz doll für Dich.
Kämpfe, kämpfe!!!

Alles Liebe, Katja
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  #4  
Alt 14.01.2002, 15:02
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Standard Trauerarbeit

Hallo Katja,
Deine Trauer,Gefühle und alles was dazu gehört, kann ich sehr gut nachempfinden. Meine Mutter starb mit 48 Jahren an Unterleibskrebs. Ich war damals 13 Jahre alt und hatte noch eine jüngere Schwester von 9 Jahren. Meine ältere Schwester starb mit 40 Jahren an Brustkrebs. Sie hatte selbst 3 Kinder. Mein Vater starb zwar nicht an Krebs, doch auch sehr früh an einer Lebererkrankung. Und nun habe ich selbst seit 2.11. Diagnose Brustkrebs.Ich bin 41 Jahre alt und habe 2 Söhne im Alter von 19 und 21 Jahren.
Es ist nicht einfach, positives Denken zu entwickeln. Doch eins habe ich durch das Sterben meiner Familie ganz bewußt verstanden - sterben tut nicht weh - Es gibt einen schönen Ort, zu dem alle meine Familienmitglieder ohne Schmerz und mit einem Lächeln auf dem Gesicht hingegangen sind. Und ich glaube ganz fest daran, sie alle wiederzusehen.
Natürlich möchte ich noch nicht sterben. Ich möchte gern noch Silberhochzeit feiern und vielleicht sogar meine Enkel (wenn ich welche bekomme)etwas verwöhnen dürfen. Aber ich glaube, erst wenn man die Angst vor der Zukunft verliert, hat man eine Chance. Versuche Dir täglich etwas Gutes zu tun, viel zu lachen, nein zu sagen wenn Du etwas nicht wirklich willst und nur von positiven Dingen umgeben sein. Ich weiß nicht ob es Dir hilft. Mir tut der Gedanke, etwas für mich zu tun, auf jeden Fall gut. In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute.
Es grüßt Doris
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  #5  
Alt 15.01.2002, 09:24
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Liebe Doris,
ich danke Dir sehr für Deine offenen Worte, Du machst mir bewusst, dass ich ein ganzes Stück zufriedener sein könnte und aus dem "Selbstmitleid" raus muss.
Ich finde es ganz erstaunlich, dass Du es schaffst(wenn da auch sicherlich manchmal Rückschläge kommen), positiv mit Deiner Erkrankung umzugehen.Das liegt sicherlich auch daran, dass Du etwas besitzt, um das es sich zu kämpfen lohnt, nämlich u.a. Deine Kinder,stimmts?
Diese Perpektive würde mir sicher auch sehr helfen...
Ich bin auch überzeugt, dass ich meine Familie auch einmal wiedertreffen werde, das haben mir entsprechende Erlebnisse nach dem Tod meiner Mutter 1990 und meines Vaters gezeigt.

Aber Angst habe ich vor dem 25.01.02 und den darauffolgenden 3 Wochen bis zum Tod meines Vaters habe ich schon....
Liebe Doris ,ich wünsche auch Dir ganz viel Kraft zum Kämpfen, versuche Deine Erkrankung nicht mit der Erfolglosigkeit der Krebsbekämpfung Deiner Familienmitglieder gleichzusetzten (das wäre glaube ich ganz doll mein Problem), sondern lass Dich nicht vom Krebs unterkriegen.
Ich wünsche Dir diesen Erfolg von ganzem Herzen !!!

Katja
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  #6  
Alt 19.01.2002, 18:16
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Standard Trauerarbeit

Liebe Katja,
es ist schlimm, die liebsten Menschen zu verlieren. Auch ich habe meine Mutter mit 34 Jahren verloren und nur mein Sohn, damals 14 Jahre alt, hat mir das Weiterleben aufgezwungen. Ich habe meine Trauer auch nie aufarbeiten können. Gut war die Erfahrung, daß meine Mutter in meinen Armen "eingeschlafen" ist und ich bewußt Abschied nehmen konnte. Jetzt 18 Jahre später habe ich auch den Grund für meine übergroße Trauer in einer Therapie herausgefunden. Seit 1997 bin ich ehrenamtlich in einem ambulanten Hospiz in der Sterbebegleitung tätig. Bei uns gibt es auch Trauerbegleitung. Versuch doch mal über den Suchbegriff "Hospiz-Trauerbegleitung" eine Informationsseite zu finden. Es gibt mittlerweile in allen Gegenden solche Gruppierungen und ich weiss, daß es für viele Menschen hilfreich ist, bei ausgebildeten TrauerbegleiterInnen die Trauer zu verarrbeiten.
Ich wünsche Dir alles Gute
Karin
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  #7  
Alt 20.01.2002, 11:17
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Liebe Karin,
eigentlich hatte ich Dir hier gestern an dieser Stelle schon geantwortet, aber heute sehe ich , das mein Text nicht zu lesen ist , (???)
das bekomme ich heute nicht mehr zusammen...
Ich danke Dir ganz herzlich für Deinen Tip, ich habe ebenfalls in der Sterbegleitung in der Diakonie Berlin gearbeitet, um den Tod meiner Mutter(1990) zu verarbeiten.Habe das Ganze aber dann aufgegeben, weil es neben der Arbeit und als Jüngste mit wenig Verständnis während der Supervisionen für mich mich nicht mehr zu tragen war...
Die Lektüre von E. Kübler-Ross war dabei auch sehr hilfreich(wirst Du ja auch kennen),
ich werde mal schauen, ob mir die Internetadresse weiterhilft. Nochmals vielen Dank und alles Gute an dieser Stelle !!!
Katja
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  #8  
Alt 24.01.2002, 23:30
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Hallo an Alle, es ist schon verdammt schwer, damit umzugehen, daß ein Familienmitgkied an dieser schrecklichen Krankheit stirbt. Ich habe im letzten Jahr im Oktober meine Schwester nach 15 jährigem Kampf verloren, während ich mitten in einer Chemotherapie wegen der gleichen "Scheiße" steckte. Ich konnte keinen Abschied nehmen, nur telefonisch, weil sie 500 km von mir entfernt lebte. Meine 27 Jährige Nichte lebt damit, daß Mama alles von Oben verfolgt und lenkt - sie ist im 3.Monat schwanger und weiß, daß sie selbst gefährdet ist.
Mir hilft bei allem nur mein Mann, der immer für mich da ist.
Ich wünsche Euch allen viel Kraft
Birgit
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  #9  
Alt 30.01.2002, 13:21
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Standard Trauerarbeit

Liebe Birgit,
es ist erschütternd wie Krebs eine ganze Familie in Angst und Schrecken versetzen kann.
Da Du das alles schon bei Deiner Schwester gesehen hast, fällt es wahrscheinlich sehr schwer , mit ganz viel Kraft gegen den Krebs zu kämpfen , oder ?
Ich hoffe für Dich, dass Du Dich durch den Tod Deiner Schwester nicht aufgibst, sondern einen Sinn im Kampf gegen den Krebs siehst.

Deiner Nichte kann ich nur wünschen, dass sie von der Krankheit verschont bleibt, dass sie versucht die Angst wegzuschieben, das sie sich auf das neue Leben freut (ich hatte unbewusst immer Angst, dass ein Kind mich nicht lange haben wird, ich denke, das ist ein wichtiger Grund, warum ich seit 10 Jahren ungewollt kinderlos bin...)

Auch ich wünsche Dir viel Kraft und Erfolg im Kampf gegen die "Geissel der Menschheit".

Katja
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  #10  
Alt 01.02.2002, 21:20
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Hallo Katja, vielen Dank für die guten Wünsche.
Ich habe den kampf gegen diese krankheit aufgenommen und erfolgreich zu Ende geführt.
Für mich kommt jetzt halt die Nachsorgezeit und da bin ich nicht bange - ich hab es schon mal geschafft bei Lymphdrüsenkrebs.
Aber ganz ehrlich, ohne meinem Mann fiele mir alles nicht so leicht.
Ich habe durch den Krebskompaß Kontakt zu etlichen Frauen, die ebenfalls betroffen sind und stehe ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Mir fälllt es anscheinend leicht, den richtigen Ton zu treffen, um sie auf ihrem Weg durch die OP und anschließende Chemo zu begleiten. Nicole hat mich darauf gebracht.
Auf den Tod meiner Schwester war ich schon vorbereitet, aber es ist doch etwas anderes, wenn es so weit ist. Der einzige Trost, sie hat keine Schmerzen mehr, bleibt uns.
Meine Nichte spricht noch mit ihr, das tröstet sie.
Die Angst, das sie evtl. betroffen werden könnte, habe ich schon - sie ist noch so jung.
Alles Liebe an Euch alle
Birgit
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