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  #16  
Alt 12.02.2002, 13:19
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Sandra,
hab vielen Dank für Deine Bereitschaft "ein Ohr " für mich zu haben!!!
Es kommt mir sehr bekannt vor, wenn Du schreibst, dass Du Dir heute Zeit für Dich nimmst, wenn Du fühlst , dass Du sie brauchst.(Nur das mit dem schlechten Gewissen bekomme ich noch nicht auf die Reihe)
Ich hatte vorher immer Probleme alleine zu sein, jetzt geniesse ich es und brauche es auch, mich allein mit einem schönen Buch ins Teeelädchen zu setzen, eine Tasse Tee zu geniessen und mit mir und meinen Gedanken und Gefühlen alleine zu sein.
Danach kehre ich eigentlich gestärkt "ins Leben" zurück.
Das konnte ich vorher nicht, ich fühle mich durch das Erlebte irgendwie gereifter, erwachsener, und man ist sicherlich durch die Erfahrungen wie Schmerz ,Leid ,Tod um einiges mehr gereift, als andere Menschen, die einfach unbeschwerter leben, aber ich bin eigentlich generell kein Mensch, der "oberflächlich" lebt,manchmal grüble ich aber auch zuviel über Dinge nach.

Mich würde interessieren wie alt Du beim Tod Deiners Vaters warst und als Du die Verantwortung für die Familie übernommen hast.

Wenn es nicht zu persönlich ist, würde ich auch gerne von Dir wissen, ob Du zum damaligen Zeitpunkt Kinder hattest oder eigentlich vorhattest eine Familie zu gründen und ob Dich die Tatsache so früh Verantwortung übernehmen zu müssen in Deiner Lebensplanung beeinflusst hat.(bist Du vielleicht von der Thematik Familienplanung dadurch abgekommen ?).

Trotzdem ich soviel Sterben in der Familie miterlebt habe habe (allerdings war ich nur bei meinem Vater bis zum letzten Atemzug dabei) fühle ich mich so ganz anders, als zum Beispiel beim Tod meiner Mutter...
Ich denke es liegt unter anderem daran, dass eben nun niemand mehr da ist und das fällt mir wahrscheinlich besonders deswegen auf, weil ich eben (ungewollt) keine Kinder habe und damit keine eigene kleine Familie(vielleicht habe ich aber auch eine Wunschvorstellung von einer eigenen Familie, weil es bei mir eben nie so war, wie ich es mir gewünscht habe...)

Liebe Sandra, lass die damaligen Demütigungen von unwissenden, dummen Menschen nicht zu sehr in Dein Herz eindringen. Du allein weisst, dass sie unrecht haben !!

Manchmal gibt einem Wut Kraft Dinge zu überstehen, aber im Moment wünschte ich mir, weniger aggressiv zu sein. Es ist wie ein Aufbäumen vor der Wahrheit, vor dem Anerkennen müssen, dass mein Vater wirklich nicht mehr da ist...

Der Mensch hat sich schon seltsame Methoden angeeignet, um vor Schmerz nicht ""verrückt" zu werden.

Alles Liebe, Katja
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  #17  
Alt 15.02.2002, 15:34
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Katja,

es ist manchmal ganz schön schwierig Gefühle in Worte zu fassen und dennoch hilft es, weil sie plötzlich greifbar und ein wenig klarer werden ...

Als mein Vater gestorben ist war ich 22 Jahre alt. Auch ich bin schon mit 19 zu Hause ausgezogen und habe somit recht früh auf eigenen Füßen gestanden. Verantwortung zu übernehmen und für meine Familie da zu sein, war für mich selbstverständlich, bei uns war der Zusammenhalt immer sehr stark und man wußte die anderen immer als stärkende Kraft im Rücken. Das schlimme an der Situation war, daß mir dadurch klar wurde, daß mein Vater schon in einem sehr frühen Stadium seiner Krankheit keine Hoffnung mehr für sich hatte. Vor seinem ersten Krankenhausaufenthalt hat er uns alle so vorbereitet, als würde er nicht mehr wiederkommen. Das tat unglaublich weh! Später kämpfte ich dann ständig gegen mein schlechtes Gewissen. Wenn meine Mutter weinte, was natürlich sehr oft vorkam, fühlte ich mich dafür verantwortlich und irgendwie schuldig. Hätte ich vielleicht mehr für sie da sein müssen?

Ob der Tod meines Vaters meine Familienplanung beeinflußt hat? Hhm, das ist schwierig zu sagen. Mit 22 habe ich sicher noch nicht an Kinder gedacht. Diese Erfahrung hat mein Leben und meine Persönlichkeit aber dennoch sehr geprägt, bestimmt wäre ich mit ihm einen anderen Weg gegangen und wer weiß, vielleicht würde er heute mit seinen Enkelkindern spielen .... Dieser Gedanke versetzt mir schon einen Stich, da ich noch so viele Dinge vorhabe, bei denen ich ihn gerne dabei hätte und von seinen Erfahrungen profitieren könnte. Er war ein wunderbarer Mensch!

Wie geht es Dir jetzt eigentlich? Ich wünsche Dir für den morgigen Tag ganz viel Kraft und alles, alles Gute. Laß den Kopf nicht hängen!

Ich denke an Dich und freue mich schon auf Nachricht von Dir.
Sandra
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  #18  
Alt 15.02.2002, 15:58
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Hallo Sabine,

entschuldige bitte, wenn ich mich erst jetzt auf Deine Nachricht vom 07.02.melde - ich hoffe, Du nimmst mir das nicht übel!

Ich glaube das erste Jahr nach dem Tod eines lieben Menschen ist wohl immer das schwierigste, die Erinnerungen sind noch frisch und viele Gefühle kommen auch erst im nachhinein heraus, da man vorher schlicht und ergreifend "keine Zeit" dafür hatte oder sie auch nicht zugelassen hat. Trotzdem finde ich es wichtig sich damit auseinanderzusetzen, man muß halt nur aufpassen, daß man sich nicht in der Traurigkeit verliert und nur noch in seinen Erinnerungen lebt.

Ich wünsche Dir dennoch einen schönen Tag - vielleicht hast Du ja Lust mir mehr von Dir zu erzählen?!

Liebe Grüße
Sandra
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  #19  
Alt 19.02.2002, 08:15
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Sandra,
hab Dank für Deine Antwort.
Der Jahrestag war grauenhaft.
Ich melde mich in Kürze wieder, wollte nur nicht, dass Du denkst ich hätte Dich vergessen...

Liebe Grüsse,Katja
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  #20  
Alt 19.02.2002, 14:23
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Katja,

schön von Dir zu hören, ich dachte mir schon, daß es Dir nicht so gut geht. Kann ich Dir irgendwie helfen?

Ich wünsche Dir dennoch einen schönen Tag!

Liebe Grüße
Sandra
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  #21  
Alt 21.02.2002, 08:12
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Sandra,
Du hilfst mir schon sehr, weil ich mich mit Dir austauschen kann !!!!
Papas Todestag ist ja eigentlich der 16.02. (Samstag) gewesen, aber da ich ja die 3 Wochen aus dem Krankenhaus Tag für Tag "nacherlebt" habe und Papa letztes Jahr an einem Freitag gestorben ist, war wieder ein Freitag mein Bezugspunkt, obwohl dies der 15.02. war.
Ich hatte einen wunderschönen Blumenstrauss bestellt, den ich dann Freitag nachmittag abholte (ich hatte die Grabvase gleich mit abgegeben).
Das Ablegen der Blumen war sehr schmerzhaft und die Tränen liefen wieder... (aber das brauche ich Dir sicher nicht näher zu beschreiben...)
Als ich am Sonntag nachschauen wollte, da waren alle Blumen bis auf 2 gelbe Rosen vom Frost dahingerafft. Das sah so fürchterlich aus, schlimmer, als wenn ich es nur bei dem Grabgesteck belassen hätte...
Ich bin dann noch mal los und habe eine Schale mit Stiefmütterchen gegen den "Strauss" ausgetauscht, richtig bepflanzen kann ich ja bei dem Wetter noch nichts...
Am Todestag selbst ging es mir erstaunlicher Weise total gut, ich war voller Lebenslust und das Leben war wieder voller Sonne...

Seit dieser Woche träume ich erstmalig häufiger von meinem Vater.
Erinnern kann ich mich am Morgen leider nicht mehr so ganz genau, aber es bleibt ein Gefühl der Liebe und der Geborgenheit aus diesen Träumen zurück und ich fühle mich den ganzen Tag über richtig wohl und glücklich...

Ich denke , das ich langsam auch Abstand vom Krebs-Forum und vom Krebs-Chat (war ich immer freitags gegen 21.45 Uhr drin) nehmen muss, um mich wieder mehr dem Leben zu öffnen und zu erkennen, dass das Leben lebendige und schöne Seiten hat.
Was meinst Du dazu ?

Liebe Sandra, ich würde mich freuen wieder von Dir zu "lesen".

Alles Liebe,
Katja
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  #22  
Alt 21.02.2002, 15:03
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Hallo Sandra,

gerade lese ich nochmal Deine Gedanken über Lebens- und Familienplanung. Ähnliche Gedanken mache ich mir nach Mamas Tod auch. Ich bin jetzt 30 und da tickt ja eh die berühmte biologische Uhr...
Wie alt bist Du jetzt ? Mitte 20, oder ? Mir ist auch erst einmal die Lust auf Kinder vergangen, da ich immer davon geträumt habe, dass meine Mutter mir so sehr hätte helfen können, mir so viele wertvolle Tips hätte geben können, ach, eben einfach ihr die Freude auf Enkelkinder zu erfüllen ! Mir tut es manchmal so leid, dass sie das nicht mehr erleben durfte - aber ich dachte immer, wir haben noch so viel Zeit zusammen, schließlich war sie nicht einmal 60 !
Mein Vater hatte auch noch so viele Pläne, die Zeit der Rente etc. zusammen zu genießen usw.

Ging es Dir denn irgendwann besser ? Heute ist es 3 Monate her, dass meine Ma eingeschlafen ist und ich erlebe ihn immer wieder, den letzten Tag, die letzten Stunden und Minuten, und dann diese schrecklichen Gedanken, was hätte ich anders oder besser machen sollen, hätte ich an dem Tag noch früher zu ihr fahren sollen, aber an dem Tag hatte ich noch nicht mit dem Schlimmsten gerechnet.......

Je mehr ich an die letzten Tage denke, die mir wie gestern erscheinen, desto weniger kann und will ich das glauben, meine liebe Ma nie wieder zu sehen ! Dieses "nie wieder" hämmert manchmal richtig im Kopf, ich kann es einfach nicht fassen, dass das, wovor ich immer die größte Angst hatte, eingetreten ist !!!

Das reicht schon wieder.
Draußen scheint die Sonne so schön und statt mich darüber zu freuen, nervt es mich, Regen und Wolken passen nunmal besser zur Trauer.....

Lieben Gruß,
Sabine
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  #23  
Alt 22.02.2002, 19:48
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Hallo liebe Katja, genau diesen letzten Absatz " Du möchtest Dich aus dem Chat zurückziehen" wollte ich Dir schon vor Wochen als wier uns hier kennen lernten sagen, nur ich fand die Worte nicht,um Dich auch nicht zu verletzen.Denke immer mal an meine " Gedanken" ich würde mich sehr freuen Dich mal wieder hier,nach einer Zeit Deiner Ruhe, begrüßen zu können. Deine Briefe die Du im Chat geschrieben hast haben vielen geholfen. Ciao,Ciao, liebe Katja
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  #24  
Alt 23.02.2002, 09:40
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Lieber Franz,
ich hoffe, Dein Krankenhausaufenthalt war positiv !!!!
Ich danke Dir an dieser Stelle für alles und werde versuchen meinen Weg "draussen" zu finden.
Bitte richte den Chat-Mitgliedern nächsten Freitag ganz liebe Grüsse und ein dickes Dankeschön von mir aus!!!!
(War doch gut, dass ich heute morgen noch mal reingeschaut habe (hi,hi).


Alles Liebe, Katja
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  #25  
Alt 23.02.2002, 16:11
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Katja,

ich hoffe, daß Dich meine Zeilen noch erreichen! Es freut mich wirklich sehr, daß Du wieder auf dem Weg der "Besserung" bist und wieder optimistischer in die Zukunft blicken kannst. Nach dieser ganzen traurigen Zeit hast Du Dir das auch wirklich verdient.

Ich wünsche Dir für Deinen weiteren Lebensweg alles Gute und vor allem viele glückliche Stunden!

Liebe Grüße
Sandra
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  #26  
Alt 25.02.2002, 14:46
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Sabine,

Deine Gefühle kann ich gut verstehen!

Ich bin schon sehr traurig, daß ich meinen Vater nicht mehr als Opa erleben kann. Direkt hat der Tod meines Vaters meine Familienplanung aber nicht beeinflußt. Die Veränderung in anderen Bereichen waren sehr viel gravierender.

Meine Eltern standen kurz vor ihrer Silberhochzeit als er gestorben ist und auch sie haben sich so unsagbar viel für "später" aufgehoben. Wenn die Kinder groß sind, wenn wir in Rente sind ...... Tja und dann ist doch alles ganz anders gekommen. Ich glaube gerade das war sehr schwer für meine Mutter. Auch ihre Zukunft war ja von einem Moment auf den nächsten wie eine Seifenblase zerplatzt und sie mußte sich völlig neu orientieren und auch neue Ziele setzen.

Mir ist in manchen Situationen eine schreckliche Unruhe geblieben. Ich möchte mir halt nicht alles für später aufheben sondern jetzt und hier LEBEN! Später habe ich dann gemerkt, daß es auch nicht besser ist, wenn man versucht alles auf einmal zu machen .... Heute versuche ich einfach jeden Tag bewußt zu leben und zu erleben und versuche, das Beste daraus zu machen.

Ich habe auch oft darüber nachgedacht, was ich hätte anders oder besser machen können, während mein Vater krank war. Das ist wohl ganz normal, denn man ist ja auch nur ein Mensch. Ich glaube aber ganz fest daran, daß meinem Vater die Zeit, die ich mit ihm verbracht habe - in der ich für ihn da war - genauso wichtig war wie mir und ihm auch geholfen hat. Wir waren uns manchmal sehr viel näher als in der ganzen Zeit vorher. Deiner Ma wird es sicher ebenso gegangen sein und bestimmt gibt es doch Momente, an die Du Dich trotz der Krankheit gerne erinnerst oder?!

Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag - laß auch der Sonne eine Chance den Weg in Dein Herz zu finden!

Liebe Grüße
Sandra
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