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  #1  
Alt 28.11.2005, 20:53
NicoleK NicoleK ist offline
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Unglücklich Wann kommt der Schmerz???

Hallo ihr Lieben!

Vor kurzem habe ich noch im Angehörigenforum getextet. Nun bin ich im Hinterbliebenenforum gelandet.

Mein Vater ist letzten Mittwoch, zwei Stunden nach der so lang erkämpften Verlegung ins Hospiz, eingeschlafen.

Mein Vater hatte seit dem Frühsommer eine schlimme Diagnose nach der anderen bekommen. Es folgten Operationen am laufenden Band (tumorbefallenen Niere wurde entfernt, ein künstlicher Darmaussgang gelegt nach einem geplatztem Darm, bedingt durch Metastasen usw).
Er bekam Bestrahlungen, Chemo, starke Medikamente und eigentlich schon von der ersten Diagnose an Morphium.
Es war nach feststellen des Krebses schon zu spät um wirklich noch etwas bewirken zu können, er war unheilbar erkrankt und es war nur eine Frage der Zeit.

Der *Zeitpunkt* nun war am 23. November mittags gegen 13 Uhr, ca. 2 Stunden, nachdem er von der ITS, auf der er fast 3 Wochen wegen einer Lungenembolie und der Darm-OP lag, nach dem Einzug in sein Zimmer im Hospiz.
Auch wenn es erwartet war, so war es dennoch völlig überraschend.

Ich bin unsagbar glücklich, daß uns durch das Hospiz die Möglichkeit einer Totenwache gegeben wurde. Im Krankenhaus wäre er nach dem Sterben doch sofort *weggekarrt* worden und wir als Angehörige hätten uns nicht mehr richtig verabschieden können.

So saßen mein Bruder und ich (meine Mama starb vor 14 Jahren am 11. November) noch viele Stunden am Bett meines Vaters um Abschied zu nehmen. Wir redeten mit ihm, weinten um ihn und verabschiedeten uns von ihm.
Ich habe für mich festgestellt, es gab nichts mehr zu sagen. Es hätte noch vieles gesagt werden KÖNNEN, aber es gab nichts mehr, was gesagt hätte werden MÜSSEN.

Ich habe nun die letzten Tage wahnsinnig viele Wege zu gehen, wie hier wohl leider alle wissen. Zudem habe ich noch zwei kleine Töchter, die jüngste gerade mal 6 Monate alt, bin also von früh bis nachts sehr gut beschäftigt und *abgelenkt*.

Nur, ich WÜNSCHE mir so sehr, endlich diesen Schmerz, diese Trauer zu spüren. Ich fühle mich so unsäglich schlecht, so schuldig, weil ich hier sitze und über meinen so geliebten Papa schreibe, als wenn es um einen Fremden ginge. Der Abstand ist zu groß!

Ich habe schon meine Mama im Alter von 19 Jahren verloren und ich weiss, daß meine Trauer leise abläuft und ich mich dazu zurückziehe, nicht *öffentlich* trauere und mir daher schon lange den Ruf einer kaltherzigen Frau eingehandelt habe.
Aber das ich nun tatsächlich nichts spüre?
Was stimmt nicht mit mir?

Ich MUSS doch trauern und ich WILL auch trauern.
Ich habe einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren, unter bestialischen Bedingungen verloren, einen Menschen in der Blüte des Herbstes, im Alter von 64 Jahren durch eine bösartige Krankheit aus dem Leben gerissen!

Ich will trauern, ich habe Angst vor dem kompletten Zusammenbruch, wenn ich es nicht herauslassen kann.

Wann kommt der Schmerz?

Nicole
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  #2  
Alt 29.11.2005, 08:03
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Liebe Nicole,

es ist schön, dass du den Weg zu uns ins Forum gefunden hast, auch wenn der Anlass schrecklich ist. Es tut mir sehr leid, dass auch dein Vater so leiden und so früh gehen musste.

Versuch dich nicht unter Druck zu setzen. Du schreibst selber, dass du leise trauerst. Jeder trauert auf seine eigene Art. Ich habe am 11.09. meine Mutter verloren. Ich bin noch immer nicht in ein tiefes Loch gefallen. Hier im Forum habe ich erfahren, dass ich damit nicht alleine bin Ich will versuchen es als Geschenk anzunehmen, vielleicht kommt das Loch auch noch irgendwann. Aber ich bin mir sicher, dass meine Ma froh ist, wenn sie von ihrem Stern herunterguckt und sieht, dass ich nicht so unendlich leide.

Vermutlich stehst du auch noch unter Schock. Es klang so, als wenn es auch bei euch von der Diagnose bis zum Ende nicht sehr lange war. Ist die Beerdigung schon gewesen?

Gib dir Zeit und mach dich nicht selber fertig. So wie es ist, so ist es richtig für jeden von uns. Nur weil man nicht heulend am Grab zusammen bricht, heißt es nicht, dass man nicht trauert und diesen Menschen nicht geliebt hat. Vielleicht hat auch der Abschied im Hospiz dir geholfen, weil du nochmal alles loswerden konntest.

Liebe Grüße von der Wolke
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  #3  
Alt 29.11.2005, 08:19
tine tine ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Hallo liebe Nicole,
erst einmal tut es mir sehr leid, dass Dein Vater gestorben ist! Ich drück Dich mal ganz fest

Wenn Du Dich fragst, ob Du "richtig" trauerst, und wann der Schmerz kommt, ist die Frage aber falsch. Dein Schmerz ist schon da, und es gibt nur rein wissenschaftlich gesehen verschiedene Phasen des Trauerns. Nach dieser "Regel" stehst Du noch unter Schock und des Nicht-Wahrhaben-wollens.

Aber solche theoretischen "Gesetze" helfen Dir nicht, Dich "einzuordnen", denn jeder hat eine eigene Art und Weise,mit dem Verlust eines geliebten Menschen umzugehen, und nichts ist dabei "richtig" oder "falsch". Und wie andere das sehen, ist dabei völlig unwichtig. Wichtig ist für Dich, dass Du Deine eigene Zeit findest, und die wird kommen. Deine persönliche Bewältigung, da bist Du mittendrin.

Wolke hat recht, wenn sie sagt, dass Trauer nicht nur bedeutet, heulend am Grab zusammenzubrechen. Es gibt hierfür keine Regel, wie es "richtig" ist, es gibt höchstens gewisse Vorurteile von nicht so beteiligten Dritten, aber um die musst Du Dich nicht scheren!!

Lass Dir Zeit, und lass Dich auch nicht von anderen unter "Trauerdruck" setzen, will sagen: Überlege nicht, wie andere Dich gerne sehen würden, sondern gestatte Dir, genauso zu reagieren, wie Du reagierst. Und wer Dich genau kennt, weiss, wie sehr Du leidest und trauerst!

Und jeder hier versteht Dich!

Ich drück Dich nochmal zum Abschluß!
LG Tine
__________________


Geändert von tine (29.11.2005 um 08:22 Uhr)
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  #4  
Alt 29.11.2005, 10:32
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Hallo Nicole,

ich denke, die Realität ist noch nicht ganz bei dir angekommen, was ich für absolut normal halte. Du bist noch in der ersten Schockphase. Nicht dass ich Dir das wünsche, aber trotzdem: "keine Sorge, das kommt noch....". Ich glaube, dazu musst und kannst Du garnichts tun. Das kommt von ganz allein. Und zwar dann, wenn es soweit ist, wenn DU soweit bist. Versuch, Dich NICHT um das zu kümmern was andere evtl. von dir denken könnten. Der Umwelt kann man es nie recht machen (wenn man z.B. zusammenbricht oder nach 1/2 Jahr immer noch dauernd heult ist das ja meistens auch falsch....dann heisst es nun müsse auch mal gut sein...). Also, danach kannst Du garnicht gehen.

Kuck nur auf das was in dir drin ist. Du sagst, Du wünscht Dir dass das Gefühl der Trauer zu Dir kommt. Ist das, weil Du denkst das "sollte" so sein, oder weil Du es eigentlich in dir spürst aber es will oder kann nur irgendwie nicht heraus? Ich denke, es ist ganz wichtig zu unterscheiden ob es die Konvention ist die Dich da unter Druck setzt, oder ob da was in dir drin rauswill aber nicht kann... Fall 1: vergiss es, keiner kann es Dir vorschreiben, es ist durchaus legitim sich nach so einem Verlust auch "OK" zu fühlen, evtl. sogar Erleichterung zu verspüren. Erleichterung, weil der geliebte Mensch nun nicht mehr leiden muss, vielleicht auch weil man selbst nun diese Last nicht mehr tragen muss. Fall 2: dann ist es schon wichtig, das rauszulassen, dann kannst Du kucken was Dich evtl. davon abhält, bist Du zu abgelenkt mit den Kindern usw., weil Du da gewohnt bist zu funktionieren? Ich habe auch zwei Kinder und mir hat es immer geholfen allein zum Grab zu fahren, weil ich mich da auf meinen Vater und meine Gefühle konzentrieren konnte.

Selbst in den schlimmsten Zeiten hatte ich auch Phasen, wo ich den ganzen Schmerz regelrecht abgespalten habe und auch darüber reden oder schreiben konnte als ginge mich das alles nichts an. Manchmal ist das hilfreich (wenn man z.B. beim Einkaufen im Aldi nicht losheulen will wenn eine Bekannte fragt wie es mir geht oder was mit meinem Vater ist). Das kann dann ein Schutzmechanismus sein. Aber es muss auch die Zeit und den Platz dafür geben, die Gefühle rauszulassen.

Am aller-aller-wichtigsten ist es meiner Ansicht nach jedoch, sich selbst dabei Zeit zu lassen. Bei Dir ist noch alles ganz frisch. Du musst jetzt nicht in Rekordzeit alle Trauerphasen durchleben. Ausserdem ist das bei jedem immer wieder anders. Solange Du nicht mit Kraft etwas unterdrückst: vertrau darauf, dass deine Seele schon weiss was sie tut. Erlaube Dir die "stabilen" Zeiten, es komme schon noch andere Phasen. Das kommt von ganz allein, wenn man offen dafür bleibt. Und nur Du allein bestimmst das Tempo dafür.

Ich hoffe, Du kannst damit jetzt was anfangen. Ich habe übrigens einige Bücher zum Thema gelesen, meistens in Romanform, das ist für mich auch eine Form der Verarbeitung.

Kerstin
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  #5  
Alt 29.11.2005, 14:26
Imke Imke ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Liebe Nicole !

Mein herzliches Mitgefühl zu Tode Deines Vaters.
Es ist wirlkich schlimm in diesem Alter schon beide Elternteile verloren zu haben.
Ich bin 30 und habe meine Mama im Sommer diesen Jahres verloren, im Alter von 65. Ich finde auch das ich noch viel zu wenig Zeit mit meiner Mutter verbringen durfte.

Ich denke was Kerstin geschrieben hat ist richtig. Es ist gerade eine Woche her und Du begreifst es vielleicht noch gar nicht richtig.
Ich habe zwar auch am Anfang extrem viel geweint, aber jeder verarbeitet die Trauer anders.
Bei Dir kommt es evtl. erst in ein paar tagen oder Wochen so richtig durch.
Mach Dir desshalb keine Gedanken, Du bist völlig normal.
Ich frage mich jetzt nach 4 Monaten und 11 Tagen manchmal ob mit mir was nicht stimmt, da ich zur Zeit kaum noch weine ?

Ich mag gar nicht daran denken wie es in 10 / 15 oder 20 Jahren ist !

Ich wünsche Dir alles Gute und denke daran, jeder Mensch ist anders und geht mit der Trauer auch anders um.

Liebe grüße,
Imke !!!
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  #6  
Alt 29.11.2005, 20:11
peggysue peggysue ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

liebe Nicole,schon seit Tagen kämpfe ich mit mir ob ich die gleiche Frage wie Du ins Forum stellen kann. Aber ich hatte Angst davor als Monster dazustehenweil ich nicht trauern kann,richtig trauern kann! Mein Mann ist am 8. November am Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.Wir waren 30 Jahre verheiratet. Tagsüber funktioniere ich (wie meine Tochter sagt).schlafe auch ein um dann nach wenigen Stunden wieder hellwach zu sein.Dann gehen mir die Gedanken kreuz und Quer. Kann nicht lesen ,mich nicht konzentrieren. Ich habe das Gefühl das ich "eingefroren " bin. Klar es war eine sehr schwere Zeit,seit wir im März das Unheilbar bekommen haben. Ich bin jetzt etwas erleichtert, das es auch anderen Menschen so geht wir mir. vielleicht du auch ? lLiebe Grüße Peggy
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  #7  
Alt 29.11.2005, 21:37
sonja.schuster sonja.schuster ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Liebe Nicole,
liebe Peggysue,

wie auch schon die anderen hier im Forum möchte ich Dir sagen, daß jeder Mensch mit Trauer anders umgeht, es gibt keine allgemein gültige Formel dafür. Mein Papa ist am Freitag nachmittag (25.11.2005) für immer gegangen, er hat wie Dein Vater sehr gelitten und es war eine Erlösung von unsäglichen Schmerzen und mehreren Operationen. Wir hatten auch wirklich Glück, daß auf der Intensivstation im Krankenhaus Singen alle sehr lieb mit Papa und uns umgegangen sind, trotz der ganzen Apparatemedizin. Ich habe während der letzten Wochen mehr geheult als jetzt, weil ich irgendwie auch dankbar bin, daß er friedlich einschlafen durfte und er uns noch mit den Augen gesagt hat, daß alles in Ordnung ist und er jetzt gehen wird. Er konnte nicht mehr sprechen und trotzdem haben wir ihn verstanden. Er war 72 Jahre alt, aber es immer zu früh, einen geliebten Menschen zu verlieren. Auch ich habe jetzt als einziges Kind sehr vieles zu erledigen und das lenkt auch ab. Ich kann aber auch losheulen, auch vor fremden Leuten, es stört mich einfach nicht, was andere von mir denken. Ich tue nicht das, was vielleicht von mir erwartet wird, sondern daß, was ich im Inneren fühle, was mir mein Bauchgefühl sagt - und bisher bin ich damit immer gut zurecht gekommen. Du darfst nicht verzweifeln, daß Du solche Gedanken und Gefühle hast, es ist vollkommen in Ordnung - wichtig ist nur, was Du in Dir drinnen fühlst und denkst!

Mir hat während der schrecklichen Krankheitszeit meines Vaters das Forum und die lieben Menschen hier sehr geholfen, vor allem der Austausch im Chat. Ich bin dankbar dafür, daß ich diese Möglichkeit nutzen kann und werde sicher auch weiterhin hier Trost und Verständnis suchen.

Du bist noch jung und hast Familie, es wird erwartet, daß Du "funktionierst", sicher trägt dazu bei, daß Deine Kinder noch klein sind und Du denkst, sie verstehen es noch nicht. Ich glaube, gerade kleine Kinder sind in dieser Beziehung sehr sensibel und Deine Kinder spüren bestimmt, wie unglücklich Du bist. Auch unsere kleine Enkelin, sie ist jetzt 2 1/2 Jahre alt, ist ansonsten ein richtiger Wirbelwind, hat immer sehr sensibel reagiert auf die Krankheit ihres geliebten Uropas und war dann besonders "brav", so lange er noch zuhause lag. Jetzt weiß sie, daß ihr geliebter Opa im Himmel ist und sie spürt sehr wohl, daß wir alle traurig sind und mit ihren kleinen Gesten und ihrem Kinderlachen nimmt sie uns Erwachsene mitsamt unseren Tränen.

Vielleicht hilft es Dir, einmal alleine mit einer bestimmten Musik oder einem Bild von Deinem geliebten Papa Dich zurückzuziehen und Dich selbst zu sein. Ich kann z.B. in der Badewanne unendlich traurig sein und anschließend geht es mir viel besser. Es ist gut, daß wir unseren Vätern gezeigt und gesagt haben, daß wir sie lieb haben, wir haben wirklich keinen Grund irgendwelchen verpassten Gelegenheiten etc. nachzuweinen. Mache Dir nicht so viel Gedanken, was andere über Dich denken oder von Dir erwarten. Lebe einfach Dein Leben - Dein Papa würde Dich jetzt bestimmt in den Arm nehmen und trösten!

Ich hoffe, daß es Dir ein wenig hilft und tröstet und Drücke Dich ganz fest


Sonja Schuster
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  #8  
Alt 30.11.2005, 06:09
Simönchen Simönchen ist offline
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Registriert seit: 14.09.2005
Beiträge: 32
Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Liebe Nicole,
meine Mutter starb auch am Mittwoch, ein Jahr nach der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sir wurde 58 Jahre alt.
ich bin eigentlich noch garnicht in der Lage meine Gefühle in Worte zu fassen, auch bin ich nicht in der Lage zu trauern... und ich denke das hat einen Grund. Wir schützen uns vor den heftigen Gedanken und Gefühlen in dem sie einfach blockiert werden.
Ich war und bin eigentlich immer die Starke die nichts umhauen kann. Vielleicht gestehe ich mir die Schwäche auch nicht ein zu trauen und mich fallen zu lassen. Ich muß funktionieren besonders jetzt da meine Schwester mein Vater und meine Brüder nicht in der Lage sind die Beerdigung zu organisieren.Eben ist mir duch das Lesen einiger Beiträge klar geworden dass ich mich und meine Mutter schon sehr lange betrogen habe, betrogen um meine Gefühle meine Angst meine Schwäche.. Ich war immer nur die starke Simone schon als Kind. ich hab keine Ahnung wie ich aus dieser Situation wieder rauskomme; es verlassen sich ja alle auf mich.. Vielleicht ist jetzt der Moment da um sich über einige Dinge wirklich bewußt zuwerden.

Upsa jetzt bin ich aber vom Thema abgekommen.
Ich wollte einfach nur schreiben dass es keinen Grund für ein schlechtes Gewissen gibt. Jeder hat seine Art zu trauern und jeder hat seinen eigenen Rhytmus/Geschwindigkeit Geschehnisse zu verarbeiten.
Wenn deine Trauer kommt, hier sind viele liebe Menschen die dich verstehen und dich auffangen deshlab brauchst du keine Angst haben (ich auch nicht "zu mir selber sag")
Liebe Grüße
Simone
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  #9  
Alt 30.11.2005, 10:38
NicoleK NicoleK ist offline
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Registriert seit: 13.11.2005
Ort: Thüringen
Beiträge: 26
Standard Ich danke euch so sehr!!!

Ich danke euch so sehr für eure aufbauenden Worte und den Zuspruch.

Die Trauer verspüre ich schon in mir, sie ist ja da, nur kann sie (hoffentlich) *noch* nicht raus aus mir.
Bis gestern hatte ich noch so viele Wege zu tun. Gestern alleine waren die Termine mit der Trauerednerin und dem Lokal, wo wir dann die Trauergesllschafft verköstigen werden.

Wie gesagt, nur zu tun.

Ich werde mir diese Woche noch die Zeit nehmen und mich mit meinen Kindern auf den Weg machen, um mir Kleidung für die Trauerfeier am Samstag zu kaufen. Ich habe nicht ein schwarzes Kleidungsstück in meinem Schrank.
Seit dem Tod meiner Mama habe ich diese Farbe gehasst.
Vielleicht hilft mir diese Sache auch ein wenig weiter auf dem Weg meiner Trauer?
Die Trauerfeier ist wie schon gesagt jetzt am Samstag, den 3. Dezember. Ich habe das Gefühl, das mein Inneres nur genau darauf wartet, um es auch wirklich zu begreifen... Und ich habe Angst davor.

Ihr merkt scheinbar selbst, wie *abwesend* ich noch bin, aber ich werde mich weiterhin hier durch euer Forum lesen und sicherlich noch viele Fragen haben.

Ich habe eine liebe PN bekommen, welche mir den einen Satz nahebrachte:
"In Frieden Abschied genommen!"
DAS hat mich so berührt und seitdem fühle ich es....

Ich danke euch allen so sehr und all euch auch mein allerherzlichstes Beileid für den Verlust eurer geliebten Angehörigen.

Seid mir nicht böse, wenn ich nur wirr schreibe, mein Kopf ist noch gar nicht klar.
Schock trifft den Zustand in meinen Kopf wohl ganz gut.

Ich bin euch so dankbar!

Nicole
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  #10  
Alt 30.11.2005, 11:48
nessie nessie ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Liebe Nicole,
ich habe meinen Papa am 13.11.05 verloren. Ich habe mich immer wieder gefragt, was ist mit mir los ? Warum trauer ich nicht ? Am 18.11.05 war bereits die Trauerfeier. Ja, es war schlimm und natürlich habe ich auch geweint, aber nicht so schlimm wie ich gedacht hatte. Ich habe meinen Papa unsagabr geliebt. Ihn begleitet. War bei seinem Tod dabei. Habe ihm alles gesagt, was ich nur sagen konnte. Ich habe während der Erkrankung so viel geweint, dass ich dachte : Du überlebst es nicht, wenn er nicht mehr da ist. Das schaffst du einfach nicht.
Wenn ich jetzt von meinem Papa rede, dann nur voller Stolz. Keine Trauer ! Ich fühle mich gut und so blöde es sich anhört, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mich gut fühle. Das darf doch eigentlich gar nicht sein.

Jeder trauert anders, aber ich trauer gar nicht. Ich sage meinem Papa jeden Tag guten Morgen und zünde ihm eine Kerze an und Abends sage ich gute Nacht.

Ich bin mir aber auch sicher, dass wir Teil eines Ganzen sind und dass es ein schöneres Leben, ein anderes Leben nach dem Tod gibt. Meinem Papa geht es jetzt richtig gut. Und ich wünsche mir, dass ich noch lange so denken kann, dass mir nicht irgendwann der Verlust bewusst wird.

Lieben Gruß

Nessie
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  #11  
Alt 30.11.2005, 12:59
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Liebe Nicole, liebe Nessi,

versucht es als Geschenk anzunehmen, dass wir (vielleicht noch) nicht ins Loch gefallen sind. Unsere Lieben möchten uns sicher nicht am Boden sehen.
Also freuen wir uns und nehmen wir es an, so wie es ist.

Wolke
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  #12  
Alt 30.11.2005, 13:04
NicoleK NicoleK ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Liebe Nessie!

Ich trau mich auch nicht es auszu*sprechen*. Also schreibe ich es.
Mir geht es eigentlich auch ganz gut. Blöderweise.
Ich schlafe nachts gut, kann normal essen, dem Tagesgeschäft nachgehen usw. Dennoch sind meine Gedanken immer bei meinem Papa.

Traurigkeit? Ja, sehr sogar, aber ich weiss, so war er immer in seinem Leben, er wollte es NIE haben, und wurde sogar böse deswegen, wenn man sich wegen und um ihn Sorgen gemacht hat.
Wenn er es noch wüsste, was ich jetzt zm Beispiel für die Feier nach der Trauerfeier in der Gaststube bezahlen muss, würde er mir furchtbar böse werden.

Ich hoffe, dass mir vor dem Heiland vergeben wird, wie ich mich JETZT fühle, denn meine Hoffnung und mein Glaube sagt mir, am Ende des Regenbogens sehen wir uns alle eines Tages wieder.

Ich bin nicht gläubig, dennoch bin ich der Meinung, selbst wenn der Körper stirbt, die Seele wird auf ewig da sein. Und vielleicht wacht er auch über uns? Ist hier bei uns?
Manchesmal kommt es mir so vor. Gerade wenn meine Kleine irgendwo in die Luft schaut, etwas fixiert mit ihren kleinen Augen, was ich nicht sehen kann und dann anfängt zu strahlen und zu lachen, so glaube ich, es ist ihr Opa, der mit ihr seine Späßchen macht.

Ich vermisse ihn soooooooo

Nicole
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  #13  
Alt 30.11.2005, 14:11
Benutzerbild von Gaby
Gaby Gaby ist offline
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Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Hallo an alle, die bisher hier geschrieben haben

Wenn ich eure Beiträge richtig gelesen habe, dann seid ihr alle in eurer Trauerphase erst am Anfang. Es ist völlig normal, anfangs nicht diese Trauer zu erleben, die man irgendwie erwartet. Dazu gibt es eine gute Internetseite, auf der die einzelnen Trauerphasen beschrieben sind.

http://www.psychosoziale-gesundheit....le/trauer.html

Die einzelnen Phasen werden von jedem individuell unterschiedlich lang und stark erlebt, aber sie kommen mit Sicherheit.

Leider weiss ich, wovon ich schreibe. Als mein Lebensgefährte im Mai verstarb, habe ich auch auf diese Trauer gewartet, mich gewundert, warum es mir relativ gut ging. In der ersten Zeit drehten sich meine Gedanken immer nur darum, das es gut war, dass mein Partner so gehen konnte, wie er sich gewünscht hat, friedlich, ohne Schmerzen. Das stand für mich im Vordergrund.
Nach genau 3 Monaten kam bei mir der grosse Einbruch, seither realisiere ich täglich mehr die Endgültigkeit des Geschehenen, nichts ist mehr so wie vorher, niemals wird er zurückkommen, all diese Gedenktage, der erste Geburtstag allein, ein Vierteljahr, ein halbes Jahr sind vergangen, die Weihnachtszeit verstärkt diese Gedanken noch zusätzlich. Ich bin seit August nicht in der Lage zu arbeiten, ich gehe seither zu einer Gesprächs- und Verhaltenstherapie, Anfang Januar fahre ich für mind. 6 Wochen zur Reha, ich hoffe wirklich, dass es mir danach etwas besser geht, dass ich nicht mehr so traurig bin, das ich nicht mehr völlig antriebslos bin. Die Welt dreht sich weiter, mein Leben wird weitergehen.

Es gibt keinen Grund für Euch, ein schlechtes Gewissen zu haben. Die Trauer wird kommen, ich hoffe aber für euch, dass Ihr sie nicht so stark erlebt wie ich.

Ich wünsche euch alles Gute.
__________________
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
www.palliaktiv.de
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  #14  
Alt 30.11.2005, 14:18
Wolke Wolke ist offline
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Registriert seit: 11.11.2005
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 252
Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Ehrlich gesagt wird mir ganz anders wenn ich deinen Beitrag lese Gaby. Ich hoffe sehr, dass ich nicht den selben Trauerweg gehen muss wie du.

Es klingt grauenvoll und ich hoffe die Gesprächstherapie und vorallem auch die Reha halten das, was du dir davon versprichst.

Ich drücke jedenfalls ganz feste die Daumen.

Wolke
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  #15  
Alt 30.11.2005, 14:50
angelika angelika ist offline
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Beiträge: 173
Beitrag AW: Wann kommt der Schmerz???

Hallo Gaby.

Das hört sich ja überhaupt nicht gut an... auch ich kriege da Gänsehaut...

Also wenn es danach geht, dann bin auch ich "erst" am Anfang. Ich wundere mich auch, dass es mich nur gelegentlich einholt... und sich alle Sorgen um mich machen.. obwohl es mir "ganz gut" geht. Ich bin froh, dass mein Dad nicht lange leiden musste. Ob es die Ruhe vor dem Sturm ist? Ich hab Angst.

Mein Daddy fehlt mir so... Am Sonntag ist das Sechswochenamt und ich könnt kotz....

Euch allen viel Kraft.

Angelika
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