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  #1  
Alt 02.10.2001, 17:45
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Standard Warum???

Mein Lebensgefährte ist vor einigen Tagen an Krebs gestorben. Irgendwie kann ich das alles nicht so richtig begreifen. Er hat so sehr gekämpft und hat bis kurz vor seinem Tod nie den Mut verloren. Er hat wohl selbst bis kurz vor seinem Tod nicht mit dem Sterben gerechnet oder er hat es verdrängt.

Es ist erschreckend, wie schnell ein Mensch sich verändern kann und keine Kraft mehr hat. Im März hat er erst die Diagnose erhalten, hatte vorher nie Beschwerden und jetzt ist er nicht mehr da.

Ich habe vor einigen Jahren schon den Tod meines Vaters miterlebt, aber jetzt bei meinem Freund ist das alles anders. Mein Vater war lange krank, aber mein Freund war immer sehr stark und es war so schlimm, ihn die letzte Zeit leiden zu sehen.

Gerne möchte ich hier Menschen kennenlernen, die ähnliches durchmachen und erleben. Zur Zeit stürze ich mich in meine Arbeit und habe vor jedem Wochenende Angst. Schlimm finde ich es auch, wenn ich merke, wie rund um mich rum alles weitergeht wie bisher.

Für mich kann diese Welt nie wieder sein wie früher!

Wie ich in nächster Zeit mit dieser Trauer leben soll, weiß ich noch nicht. Mir wurde schon gesagt, ich sei sehr gefaßt, aber ich kann auch nicht 24 Stunden am Tag weinen. Meist tue ich dies wenn ich alleine bin, aber trotzdem vermisse ich ihn jede Minute und kann einfach nicht begreifen, daß ich ihn nie wieder sehe.

In mir sind nur Fragen: warum, wie geht es weiter, was kann ich tun.......?????

Vielleicht hilft es mir, mit Euch zu schreiben, da Ihr Ähnliches erlebt.

Ich hoffe auf Eure Nachrichten
Gisela
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  #2  
Alt 02.10.2001, 21:49
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Standard Warum???

Liebe Gisela!

Ich möchte dir zuerst mein Mitgefühl aussprechen.
Einen geliebten Menschen gehen zu lassen, ihn leiden zu sehen, ist etwas vom schmerzlichsten, das es gibt.

Die Frage nach dem Warum ist wohl eine Frage, auf welche es keine Antwort gibt, welche sich in Worte fassen lässt.

Die nächsten Wochen und Monate wirst Du damit beschäftig sein, Deine Trauer zu verarbeiten, Deine Traurigkeit in Dein Leben zu integrieren.

Der Platz in Deinem Herzen, wo es jetzt so unerträglich weh tut, ist derjenige, wo Dein Partner immer zu hause sein wird, die Tränen, die Du um ihn weinst, werden Dir helfen, Deine Seele wieder ein bisschen zu heilen. Schmerzen wird der Verlust immer, aber irgendwann wirst du diesen Schmerz als Teil Deiner selber annehmen können.

Die jetzige Phase ist erstmal noch geprägt vom grossen Schock und es wird eine Zeit dauern, bis du Dich daran machen kannst, dir eine neie Realität zu schaffen - zur alten wirst Du nie mehr zurückkönnen.

Doch die Trauer ist nicht nur eine schwere Last, die Trauer wird Dich auch bereichern, um Erinnerungen, um neue Lebensdimensionen, um viel Hoffnung - lass sie zu.
Fühl dich NIE von der Umwelt gedrängt, Deine Trauer zu "beenden" ( als ob man das könnte ) oder zu verstecken, das bekommt Dir nicht gut.

Ich habe vor 17 Monaten ( erst oder schon ?) meinen knapp zweijährigen Sohn an einem Hirntumor verloren, nach einem Jahr erfolgloser Chemo....

Mir half es, meine Erlebnisse, seine Geschichte niederzuschreiben, in Worte zu formulieren ( und danach als Homepage zu veröffentlichen *rotwerd*) - vielleicht kann es Dir auch helfen, Deine Gedanken und Gefühl aufzuschreiben, sei es für Dich, sei es als Brief, sei es hier, sei es als Homepage - alles ist o.k., solange du es nicht in dich hineinfrisst, das fängt dich sonst an zu würgen...

Ich wünsche Dir viele schöne Erinnerungen, die nach und nach durch die Trauer zurückkommen werden und Dir wieder Mut und Lebensfreude machen werden.

Mitfühlende Grüsse, Jacquelinejacqueline3001@bluewin.ch

PS: Davids Homepage mit vielen Gedanken zur Trauer findest Du unter http://www.mypage.bluewin.ch/Himmelskinder
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  #3  
Alt 26.10.2001, 10:36
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Standard Warum???

Liebe Gisela, unsere einzige 26-jährige Tochter ist vor 3 Monaten nach 7 Monaten entsetzlichen Leidens an Krebs verstorben. Mein Mann und ich sind auch so voller tiefer Trauer und Hilfe kann man von Nichtbetroffenen kaum annehmen, weil man sich nicht verstanden fühlt. Am schlimmsten sind für uns auch die Wochenenden, wo sie uns immer besucht hat. Ein Kind zu verlieren, ist wohl das Schlimmste, was einem passieren kann.

Mit stillem Gruß
Gisela
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  #4  
Alt 26.10.2001, 22:26
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Standard Warum???

Liebe Gisela,

meine freundin ist vor kurzem an Leukämie gestorben. ich dachte, ich würde nie darüber hinweg kommen bzw mit dem schmerz umgehen können. doch es geht. glaubst du an die kraft der musik? probier es aus, mit ihr kann man viel schaffen und auch du wirst damit klar kommen. aber das wichtigste, lass dir zeit mit deiem schmerz! wenn du weinen musst dan tu es egal, ob jemand dabei oder du alleine bist. lass es raus!

Liebe grüße
Uli
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  #5  
Alt 28.10.2001, 22:55
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Standard Warum???

Liebe Gisela,
nach dem Warum darf man niemals fragen, weil man sonst verrückt wird.
Ich fühle mit Dir, denn ich habe meinen Mann an Krebs verloren. Es ist nun schon vier Jahre her und für mich ist es, als ob es erst gestern gewesen wäre. Ich vermisse ihn schrecklich.
Am schlimmsten war, nichts oder doch nur so wenig tun zu können und nur hilflos zusehen zu müssen,wie er immer weniger wurde. Ich kann Dich so gut verstehen.
Ich lebe nur noch deshalb weiter, weil ich glaube, dass jeder irgendeine Aufgabe zu erfüllen hat und deshalb für andere da sein sollte.
Es gibt auch leider kein Rezept gegen Trauer. Gib einfach Deinem Gefühl nach. Weine, wenn Du weinen musst, igel Dich ein, was auch immer.
Du hast auch ganz recht, wenn Du sagst, dass die Welt nie mehr wie früher sein kann. Sie wird auch nie mehr so.
Es tut mir sehr leid, dass ich Dich nicht besser trösten kann. Du kannst mir gerne schreiben, wenn Du möchtest.
Liebe Grüsse
Anne
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  #6  
Alt 01.11.2001, 10:58
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Standard Warum???

Hallo an alle, die einen Lieben Menschen verlosren haben.

Meine Mutter ist vor einem Jahr an Krebs gestorben. Ich habe sehr viel geweint, war fertig, konnte nicht schlafen, mir kamen alltägliche Probleme von anderen so lächerlich vor....Mich hat die Vorstellung zermürmt, nicht zu wissen, ob es sie irgendwo noch gibt, ob es ihr gut geht. Mein Glaube hat mich verlassen....wenn es Euch auch so geht, dann empfehle ich Euch, mal die Internetseiten zu "Leben nach dem Tod" zu durchforsten. Seitdem ich mich damit beschäftige, kann ich mir vorstellen, dass es etwas nach dem Tod gibt. Laßt es auch zu wenn ihr Erfahrungen macht, wo ihr das Gefühl habt, derjenige ist jetzt ganz nah. Denn er ist dann auch da!
Ich rede sehr viel mit meiner Mutter, das hilft mir, weil ich dann das Gefühl habe, sie ist bei mir und hört mir zu.

Ich habe angefangen, den ganzen Leidensweg aufzuschreiben, was ich fühlte, wie meine Mutter war, wie die Beziehung zwischen mir und ihr war. Alles, was mir in den Sinn kam.
Es hat immens geholfen, dadurch verarbeitet man sehr viel, und man kann in gewisser Weise damit "abschließen".

Ich wünsche Euch allen Kraft und denkt daran: Alles im Leben hat einen Sinn, auch wenn man diesen erst mal nicht sehen kann...
bine
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  #7  
Alt 05.11.2001, 11:12
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Standard an Jacqueline

Hallo Jacqueline,

ich möchte mich zunächst für Deine Antwort bedanken.
Zur Zeit arbeite ich sehr viel, daher schreibe ich Dir erst jetzt zurück.

Die Internetseite Deines Sohnes habe ich mir angesehen. Worte finde ich keine, aber ich denke, daß kannst Du gut verstehen. Ein Kind zu verlieren muß noch schlimmer sein, als wenn man überhaupt einen Menschen verliert, der einem nahe steht.

Auch Dir und Deiner Familie wünsche ich viel Kraft und viele schöne Erinnerungen an Deinen Sohn.

Liebe Grüße Gisela
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  #8  
Alt 05.11.2001, 11:18
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Standard Antwort für Gisela (mail vom 26.10.01)

Liebe Gisela,

auch Dir "Danke schön" für die Antwort.

Du hast Recht, von Außenstehenden kann man keine Hilfe erwarten. Man muß wohl erst selbst eine solche Situation miterlebt haben, um anderen eine Stütze zu sein.

War Eure Tochter Euer einziges Kind?

Mein Freund hatte erst im März erfahren, daß er Krebs hat und hat gekämpft bis ca. 1 Woche vor seinem Tod, dann hat er sich wohl aufgegeben, denn es ging dann ganz schnell.

Wie lenkt Ihr Euch denn ab, um nicht ständig zu grübeln? Ich stürze mich in die Arbeit und das hilft mir, aber abends oder nachts denke ich dann doch nach. Aber ich will es auch nicht verdrängen.

Es grüßt "die andere Gisela"
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  #9  
Alt 05.11.2001, 23:27
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Standard Warum???

Liebe Gisela!

Als mein Sohn starb, hatte ich noch zwei Kinder daheim und war schwanger - es blieb mir nichts anderes übrig, als meine Grübeleien zu verdrängen....und das war nicht mal so schlecht, so konnte ich mich mit gewissen Dingen erst dann befassen, als ich auch den nötigen Abstand dazu hatte.

Es ist gewiss nicht gut, wenn man auf Dauer alles verdrängt, aber es kann sehr helfen, sich zu beschäftigen, damit nicht ständig alles auf einen einstürzt, was man noch gar nicht verarbeiten kann.
Den Spruch "Die Zeit heilt alle Wunden" halte ich für eine fürchterliche Phrase - aber die Zeit kann helfen, mit dieser Wunde zu leben.

Lass dir die Zeit!
Lass die Trauer ihre eigene Dynamik finden.

Auch ich habe noch immer solche Phasen, wo ich mich in Aktivität stürze - weil sonst Dinge hochkommen, für die ich ( noch ) nicht bereit bin.
Die Verdrängun ist wohl ein Stück weit ein Selbstschutz, damit man nicht durchdreht, weil die Realität in voller Grösse einen umhauen würde....

Liebe Grüsse, Jacqueline
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  #10  
Alt 18.11.2001, 18:23
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Standard Warum???

hallo Gisela,
auch ich habe vor 6 Wochen erst meinen Mann verloren. Er hat 4 Jahre gegen den Krebs gekämpft.
Es gibt nur wenige Menschen mit denen man sich wirklich unterhalten und mitteilen kann, mir hat es sehr geholfen mich auf der Seite http://wwwverwitwet.de mit Beiträgen "abzuladen und mitzuteilen", denn dort sind alles unheimlich liebe Menschen , die in derselben Situation wie wir sind, und es hilft dir vielleicht schon beim Lesen der einzelnen Beiträge im Forum, dass du mit deinen Gefühlen und Gedanken nicht alleine bist.
Schau doch einfach mal rein.
Ich wünsche dir alles gute und viel Kraft, denn die brauchen wir alle
herzlichst Loni
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  #11  
Alt 24.11.2001, 15:20
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Standard Warum???

Liebe Gisela!
Auch ich möchte Dir mein Mitgefühl mitteilen.
Ich habe Anfang des Jahres meine beste Freundin Britta verloren. Sie war 20 Jahre alt und ist an Hodgkin gestorben. Schon einmal war sie erkrankt und dachte, sie hätte den Kampf gewonnen. Ein Jahr später kam der Rückschlag, doch sie war sehr stark und hat den Kampf wieder aufgenommen. Leider ohne Erfolg!
Das schwierige an der Situation für mich ist, dass sie nie vom Tod gesprochen hat und bis zum Schluss nicht aufgegeben hat. So kam ihr Tod für mich und alle anderen Freunde sehr überraschend. Nur die Familie wusste Bescheid. Ich bin jedoch auch dankbar, dass ich wenige Stunden vor Brittas Tod noch bei ihr sein durfte.
Am Anfang konnte ich wenigstens weinen, aber jetzt hat das Arbeitsleben mich wieder so eingeholt, dass für stille Momente zum Nachdenken und den Tränen einfach freien Lauf zu lassen kein Platz ist.
Ich wünsche Dir für die Zukunft alle erdenkliche Kraft mit der schwierigen Situation zu leben.

Deine Jenny!
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  #12  
Alt 31.12.2003, 13:28
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Standard Warum???

Heute wäre der schönste Tag des Jahres für meinen Mann. Er liebte das Entzünden des Feuerwerks, das Leuchten der bunten Lichter. Gut, das er letztes Jahr pünktlich um 24 Uhr mit mir angestossen hat, dass hat er nämlich vor Aufregung manchmal nicht geschafft. Ich sehe seine strahlenden Augen vor mir, an seinem Fest des Jahres. Heute wäre der Tag der Tage, wenn nicht vor fast 9 Monaten das schlimmste in meinem Leben passiert wäre .....

AndreaS.
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