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  #1  
Alt 08.04.2017, 00:21
axiom axiom ist offline
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Ort: Wien
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Lächeln Anschlussheilbehandlung/Rehab

So wie viele anderen auch, habe ich mich anfangs gedacht:

AHB, sowas brauche ich doch nicht. Ich bin ein junger Mann, ich werde mich schon wieder von alleine erholen. Was soll ich denn unten den ganzen alten Leuten? Warum sollte ich 3 Wochen weiterhin in einer "Anstalt" sein, wo ich doch zuhause sein kann und wieder den Alltag (er)leben kann.

Tja. Im Krankenhaus habe ich jemanden kennengelernt, der mit uns allen hier ein Schicksal teilt, und er hat mir von der AHB erzählt, die er schon beantragt hatte. Er hat mich außerdem überredet, auch einen Antrag zu stellen. Ich solle mir die Zeit für mich nehmen. Es wird mir sicher gut tun.

Gesagt - getan. Nun, da ich 3 Wochen Anschlussheilbehandlung hinter mir habe, dachte ich, ich schreibe mal was da so gemacht wurde und was es mir gebracht hat. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei der Entscheidung.

1. Ja, in meinem Fall war ich in einer "normalen" Onkologischen Rehab-anstalt und nicht in einer speziellen für junge Erwachsene. Daher war der Altersschnitt etwa doppelt so groß wie mein Alter.
War das ein Problem? Nein. Ehrlich gesagt war das absolut egal. Ich habe mich mit allen super verstanden und man kommt sich vor wie in einer großen Familie. Aber gleichzeitig hat jeder ein ähnliches Schicksal und man begegnet sich auf Augenhöhe.

2. Therapien. Die Therapien waren hauptsächlich Einzeltherapien. Daher waren diese perfekt auf mich abgestimmt. Dies ist für mich sehr wichtig gewesen, da ich doch kräftiger und ausdauernder war, als die meisten anderen. Dies hatte nicht zwingend etwas mit der Krankheit oder Therapie zu tun, sondern teils auch damit dass ich viel jünger war und durchaus sportlich.

3. Information. Ich habe durch Sozialarbeiter und Vorträge während dem Aufenthalt viel gelernt. Einerseits Dinge über die Krankheit, andererseits über die Nachsorge und das weitere Leben und auch, ganz wichtig, was ich für "benefits" haben kann. Z.B. Beantragung eines Behindertenpasses, Steuer-erleichterungen usw.

4. Erfolge. Durch die Chemo hatte ich Taubheitsgefühle sowie Kribbeln in den Zehen und den Füßen gehabt. Diese wurden mit Ergotherapie und Strombehandlungen therapiert und die Neuropathien sind im Moment komplett verschwunden. Ich hoffe es bleibt so.
Ich habe über 2 kg Muskelmasse aufgebaut, 1 kg Fett verloren und bin viel fitter und ausdauernder geworden. Ich fühle mich praktisch wieder wie vor der Diagnose.
Durch Psychotherapie, Entspannungsübungen und vielen Arztgesprächen fühle ich mich auch von psychischer Seite einfach viel ausgeglichener. Die Angespanntheit, die ich vorher verspürt hatte, hat sich gelöst.
Rücken und Knieprobleme, die durch die abgebauten Muskeln gekommen sind, sind wieder weg.
Die Narben der letzten OP wurden behandelt bzw mir erklärt wie ich sie selber weiterbehandeln soll, damit sich verklebungen lösen und sie mich nicht mehr stören (obwohl ich sie noch gar nicht als so störend empfunden habe, möchte ich anmerken).
Ich habe extrem viel Selbstbewusstsein getankt. Ich konnte wieder 3 Stunden alleine Wandern gehen, ohne Sorge haben zu müssen, dass mein Körper das nicht mitmacht. Das klingt vielleicht für viele selbstverständlich, aber die letzten 6 Monate war ich kaum alleine und schon gar nicht weit weg von der Zivilisation. Es war für mich wie ein Loslassen. Hat sich toll angefühlt.

5. Energiereserven auffüllen.
Ich habe diese 3 Wochen genutzt, um mich um mich zu kümmern. Ich war nach den Therapien im Fitnessraum, ich war schwimmen, saunieren, im Whirlpool, im Dampfbad, spazieren, wandern, PC zocken, lesen, hatte massagen, usw. Das hat echt gut getan. Es war wie eine Mischung aus Urlaub und dem "neuaufsetzen eines betriebsystemes".

Ich würde immer wieder wenn ich eine onkologische Rehabilitation oder Anschlussheilbehandlung bewilligt bekäme, diese auch durchführen.

LG Axiom

P.S. Gerne könnt ihr auch eure Erfahrungen mit der Rehab/AHB hier teilen, oder einfach Fragen stellen, wenn ihr noch keine hattet, aber euch dafür interessiert.
__________________
8/16: Orchiektomie Links (Nicht-Seminom IIa)
9/16 - 11/16: 3xPEB (danach: Marker negativ)
2/17 roboterunterstützte RTR (1,5cm links-paraarotaler Lymphknoten: tumorfrei)
------------------------------------
10/20 MRT Abdomen: Alles i.O.
3/21 Tumormarker weiterhin negativ
--------------------------------------

Geändert von gitti2002 (08.04.2017 um 00:24 Uhr) Grund: NB
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  #2  
Alt 08.04.2017, 00:29
b45 b45 ist offline
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Beiträge: 199
Standard AW: Anschlussheilbehandlung/Rehab

Hey, so wie ich es verstanden habe, bist du aus AT. Ich hatte hier eine eher enttäuschende Erfahrung mit Onko Reha :/

Danke im voraus.

Geändert von gitti2002 (08.04.2017 um 00:38 Uhr)
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  #3  
Alt 08.04.2017, 02:10
axiom axiom ist offline
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Registriert seit: 07.12.2016
Ort: Wien
Beiträge: 174
Standard AW: Anschlussheilbehandlung/Rehab

ja, aus wien.
Das ist schade =/ woran lag's?
__________________
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  #4  
Alt 10.04.2017, 09:56
Tom92 Tom92 ist offline
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Beiträge: 23
Standard AW: Anschlussheilbehandlung/Rehab

Ich für meinen Teil stand einer AHB/Reha auch erst kritisch gegenüber, bis ich einen Artikel in der Apothekenumschau laß, in dem stand, dass Personen, die eine solche Nachsorge durchführen ein verringertes Rezidivrisiko haben. Der Wert lag zwar im 0, Bereich und galt für alle Krebsarten aber schaden konnte es scheinbar nicht!

Mir wurde eine Reha in der Umgebung zugesprochen und ich setzte mich dafür ein in eine Reha für junge Erwachsene zu kommen. Das gelang mir auch und ich fuhr auf einen Berg in den Schwarzwald. Eine sehr abgelegene aber echt schöne Einrichtung.

Statt 3 waren es nun 4 Wochen. In meiner Gruppe waren ca. 18 Personen, im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, die an Krebs erkrankt waren. Wir waren in einem seperaten Gebäudeteil mit einer Gruppe von Jugendlichen untergebracht. Zusätzlich gab es aber auch einen Gebäudeteil für krebserkrankte Kinder und deren Familien.

Es gab Gruppen- und Einzelangebote aller Art, viele Gespräche, ein großes Sportangebot und viele gemeinsame Unternehmungen. Leider sind mitlerweile Personen aus der Gruppe verstorben, aber mit einigen stehe ich noch in Kontakt.

Mich hat es vorallem in Hinblick auf die körperliche Fitness weiter gebracht. Nach der Reha habe ich beim Fußball direkt wieder 75min spielen können, das hätte ich mir nicht erhofft.

Eine klare Weiterempfehlung von mir.
__________________
Die besten Grüße

Tom
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  #5  
Alt 11.04.2017, 19:21
Maaddiin Maaddiin ist offline
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Beiträge: 264
Standard AW: Anschlussheilbehandlung/Rehab

Hey Leute,

ich bin definitiv ein AHB-Befürworter.
Habe vier Wochen in einem Junge-Erwachsenen-Programm meine AHB absolviert und körperlich sowie kopftechnisch ordentlich aufgebaut.

Ganz wichtig ist, dass man nach der AHB am Ball bleibt. Ich habe direkt nach der AHB in einem Sportcenter eine Mitgliedschaft abgeschlossen und ziehe jeden zweiten Tag mein Trainingsprogramm durch.

Weiterhin alles Gute!
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  #6  
Alt 11.04.2017, 22:18
Rei87 Rei87 ist offline
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Beiträge: 31
Standard AW: Anschlussheilbehandlung/Rehab

Hi,

nach Ende der Chemo bin ich gerade inmitten meiner AHB. Meine Ärzte waren geteilter Meinung, ob das für mich (29 Jahre) Sinn macht. Ich bin trotzdem völlig vorurteilsfrei und ohne großes Vorwissen in die AHB gestartet. Meine Erfahrungen bisher:

1.) Wer kann und (noch) in die Altersklasse fällt, sollte bei der DRV unbedingt eine Reha für junge Erwachsene durchboxen - bestenfalls sogar "rein onkologisch". Die (diagnostisch gemischte) Klinik hier ist voll und mir sind bisher allenfalls 3-4 Leute begegnet, die in etwa meinem Alter entsprechen. Entsprechend "altersheimgerecht" ist hier die Gestaltung des Freizeitprogramms und auch der Umgang mit den Patienten. Zumal der Erfahrungsaustausch mit Leidensgenossen oder zumindest anderen Krebs-Patienten im selben Alter erst gar keine Option ist.

2.) Reha ist Fließband - Fragen zum aktuellen Befinden waren beim ersten Arzttermin eher Nebensache. Die Vorgehensweise des Docs war daher, mir von Anfang an möglichst vielen Nebenwirkungen zu unterstellen, die ich gar nicht habe, damit er seinen Standard-Therapie-Plan für die seltenen Hodenkrebs-Patienten abrufen kann. Ergo: Das meiste konnte ich ihm "ausreden", aber trotzdem darf ich jetzt eine Reihe ärztlicher Untersuchungen mitmachen, die in meinem Falle gar keinen Sinn machen, sondern die hier überwiegend betroffenen Prostata-Kranken und deren OP-/Therapie-Folgen betrifft.

3.) Mein Therapieplan setzt sich aus 3-4 Anwendungen bzw. anwesenheitspflichtigen Veranstaltungen pro Tag zusammen. Keine davon dauert in den Regel länger als 20-30 Minuten, d.h. ich verbringe zusammengerechnet oft mehr Zeit bei den Mahlzeiten als mit Therapie. Bei den Therapien an sich erfolgt dann auch gar keine Differenzierung: Ob du 22 oder 72 bist, oder frisch operiert oder "geheilt" - selbes Tempo, selbe Behandlung. Richtig sinnlos finde ich vor allem 15-minütige Entspannungsübungen (jeder Joga-Kurs geht da länger) oder stocksteife Psych-Vorträge zum Umgang mit Krebs, deren zeitliche Ausgestaltung überhaupt keine(n) Zeit/Willen für Diskussion gibt.

Fazit: AHB/Reha ja, aber unbedingt gucken wo und welchem Rahmen. Als durchaus positiv finde ich zumindest den Tapetenwechsel nach den vielen Wochen im Krankenhaus und auf dem heimischen Sofa. Das schafft etwas Abstand zur Krankheit und gleichzeitig tut man ja doch etwas für die eigene Genesung... Und trotzdem: Ich habe keine Ahnung, was die DRV für die paar Wochen hinblättert, aber mit dem Sponsoring einer Gym-Mitgliedschaft oder einer zielgerichteten ambulanten Hilfe kämen die sicher oft günstiger weg
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