keine Chance auf Rente für "nur" Hausfrau?

[MarMi]

Hallo!
Ich bin relativ neu hier und gerade erst auf die Seite Rechtliches und Finanzielles gestoßen. Ich habe seit Sept. 2010 Eierstockkrebs, 80%-ige Behinderung, seit kurzem weiß ich, dass ein Rezidiv auf dem Vormarsch ist, aber das soll jetzt nicht Thema sein. Also, ich bin 51, habe 4 Kinder (geb 1994, 1996, 1997, 1998). Ich habe bis zum 12. Geb. meines Jüngsten immer nur auf Honorarbasis stundenweise gearbeitet, was bewusst so geplant war, ansonsten war mir die Kindererziehung wichtiger. Ich bin mir auch durchaus bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist, dass das ging, aber dank des Gehaltes meines Mannes (Lehrer am Berufskolleg) saß das so einigermaßen dran. Im Frühsommer 2010 bin ich dann planmäßig ab dem 12. Geb. meines Jüngsten angefangen, mich als Quereinsteiger für den Lehrerberuf zu bewerben (bin Dipl. Mathematikerin), habe einige Absagen bekommen, aber auch eine mündliche Zusage, es zunächst mit verminderter Stundenzahl an einem Berufskolleg zu versuchen. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen, da Ende August, also pünktlich zu Schuljahresbinn, meine Erkrankung entdeckt wurde. In meiner derzeitigen Situation ist meine Chance auf einen Job wohl aussichtslos. Habe ich irgendeine Chance, trotz der langen Kindererziehungszeit so was wie Erwerbsminderungsrente oder was auch immer zu bekommen? Das Geld wird nämlich echt allmählich knapp, vor allem, wo unser Ältester zu studieren anfängt (die anderen 3 kosten aber auch reichlich, was da so an Klassenfahrt hier, noch ein paar zusätzliche Schulbücher da usw. anfällt, ist schon happig). Für ein paar hilfreiche Tipps wäre ich echt dankbar!
Liebe Grüße,
MarMi

[Norma]

Hallo MarMi,

"Auf Honorarbasis stundenweise" gearbeitet, bedeutet wohl, dass du da nicht selbst sozialversichert gewesen bist, oder?

Sollte es so sein, sehe ich keine Chance für dich, an eine EM-Rente zu kommen. Da käme nur noch die reguläre Altersrente in Frage.
Leider!
Der Gesetzgeber sieht für "Nur-Hausfrauen" (welch ein Un-Wort für eine Mutter, die vier Kinder großgezogen hat!)
leider keinen EM-Rentenanspruch vor.

Aber lass das lieber noch einmal von deiner Rentenversicherung prüfen; hier kannst du nur Laien-Antworten erhalten.

PS: Ich weiß, was ein Studium kostet. Hier gibt es auch zwei solcher "menschlicher Villen".
Pro Studium könnte man eine Villa kaufen.

Alles Gute!

Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann

[MarMi]

Hallo Norma,
vielen dank für die Antwort. Das ist leider genau das, was ich auch schon mühsam herausgefunden hatte. Hätte ja mal sein können, dass es da doch irgendwo was für mich gibt. Ich finde es zwar auch ungerecht, aber ich fürchte, ich werde es so hinnehmen müssen. Ich glaub, es wäre anders gewesen, wenn ich mich rechtzeitig arbeitslos gemeldet hätte. Aber egal, da passt wohl am besten der Spruch, den meine Eltern immer drauf hatten: "Hüt´ dich und rett´dich vor wenn ich und hätt´ ich!"
Ich frag mich nur, wo ich denn wohl jetzt noch Arbeit herbekommen soll? Mit 51, 4 Kindern, die noch nicht aus dem Haus sind, mittlerweile fast 14 Jahre raus aus dem Job und einer Krankenakte, die nichts Gutes verheißt!
Egal, Gott sei Dank hab ich einen tollen Mann, mit dem ich dann gemeinsam sparen werden, wo immer es geht.
Liebe Grüße,
Marietta

[gilda2007]

Zitat von MarMi

Ich habe bis zum 12. Geb. meines Jüngsten immer nur auf Honorarbasis stundenweise gearbeitet, was bewusst so geplant war, ansonsten war mir die Kindererziehung wichtiger.

Zitat von MarMi

Ich finde es zwar auch ungerecht, aber ich fürchte, ich werde es so hinnehmen müssen.

Da es eine bewusste Entscheidung war, hätte ich gedacht, Du bzw. Ihr habt Euch die Konsequenzen auch überlegt. Es hätte die Möglichkeit gegeben, freiwillig in die Rentenkasse einzuzahlen, aber das, was dabei jetzt herausgekommen wäre, wäre sicherlich auch nur minimal gewesen, wenn Du eh nur stundenweise gearbeitet hast. Denn selbst wenn es Rente gibt, richtet die sich ja danach, was man einzahlte, sprich, nach dem vorherigen Verdienst.

[MarMi]

Hallo Gilda,
für die reguläre Rente ab 65 habe ich sicherlich genug eingezahlt bzw. lange genug gearbeitet, aber eben nicht in den letzten Jahren. Dass ich mit Einbußen bei der Höhe der Rente rechnen muss, das haben wir sehr wohl einkalkuliert, aber dass eine Mutter nicht im falschen Moment krank werden darf, das haben wir in der Tat nicht bedacht. Pech. Oder einfach dumm.
Ach was soll´s, der Frust ums Geld lohnt nicht. Dass es wichtigeres gibt, hab ich ja gelernt, gesund sein war schon schön! Ist auch eigentlich nicht meine Art, so gefrustet rüberzukommen, also: ´tschuldigung!
Liebe Grüße,
Marietta

[Norma]

Wozu entschuldigen? DU kannst doch nichts für deine Erkrankung. Wer rechnet schon damit?

Vielleicht tröstet dich, dass es vielen vielen anderen "Nur-Hausfrauen" auch nicht anders ergeht?

Deshalb für all Diejenigen, die das hier jetzt lesen und noch gesund sind: Sorgt vor! Zahlt freiwillig den kleinsten Beitrag in die Rentenversicherung ein und sichert euch dadurch eine eventuell notwendige Erwerbsminderungsrente!
Auch, wenn diese dann klein ausfallen sollte: Durch die Kindererziehungszeiten (im vorliegenden Fall gleich vier Kinder!) erhöht sich die EM-Rente noch und jeder Cent kann dann wichtig sein!

@ MarMi: Klar schafft ihr das! Haben wir ja auch!

LG
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann

[22.04.2005]

Es ist nicht ganz richtig, dass eine Erwerbsminderungsrente bei "nur-Hausfrauen" nicht vorgesehen ist. Wichtig sind in diesem Fall die Kindererziehungs- und Berücksichtigungszeiten.

Es ist so, dass für eine EM-Rente in den letzten 5 Jahren bis zum Leistungsfall (z.B. Datum der Erstdiagnose) mindestens 3 Jahre Pflichtbeiträge für eine versicherte Beschäftigung geleistet werden müssen.

"Für eine versicherte Beschäftigung" sind aber auch die Pflichtbeiträge für die Kindererziehung in den ersten 3 Jahren (die der Staat zahlt). Bei vor 1992 geborenen Kindern ist es 1 Jahr.

Die Berücksichtigungszeiten (10 Jahre ab Geburt der Kinder) wirken zeitraumverlängernd (für die 5-Jahres-Frist). Da du mehrere Kinder gleichzeitig erzogen hast, werden die Berücksichtigungszeiten um die Zeiträume verlängert, in welchen zeitgleiche Kindererziehungszeiten vorlagen.

Dein letztes Kind ist 1998 geboren. Die Berücksichtigungszeit für dieses Kind geht also mindestens bis 2008. Ich nehme an, dass dieser sich aber wegen der zeitgleichen Erziehung mehrerer Kinder verlängert.

Im Klartext bedeutet das, dass eine nicht unerhebliche Chance besteht, dass du bis zum Eintritt des Leistungsfalles (wahrscheinlich August 2010) die 3 Jahre Pflichtbeiträge (aufgrund des verlängerten Betrachtungszeitraumes) erreichst und damit die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllst.

Du solltest auf jeden Fall genau nachfragen !! Gib auch den möglichen Leistungsfall (Datum der Erstdiagnose oder Beginn der Arbeitsunfähigkeit) an, dann wird es genauer.

LG
Ich

[MarMi]

Hallo liebe/r "wer-auch-immer"!
Das ist ja mal eine Auskunft!! Ich werd das so bald wie möglich akribisch nachprüfen lassen, habe schon angefangen, meine Unterlagen zusammenzusuchen. Es wäre ja sooo schön, wenn für den Fall, dass ich nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen kann (also jetzt aus gesundheitlichen Gründen, sieht ja im Moment leider so aus, als wäre ich wieder für eine Zeit außer Gefecht gesetzt ), von irgendwoher zumindest ein bisschen zum Unterhalt unserer Familie beigetragen würde. Ich hoffe, ich komm jetzt nicht wie ein Sozialschmarotzer rüber! Aber es ist schon ohne Krebs verdammt schwierig, mit 4 Kindern, die man selbst zu Hause erzogen hat (ist ja im Moment nicht gerade "in"), wieder in den Job zu kommen, und mit dieser Krankheit im Nacken: ganz ehrlich, ich würd mich auch nicht einstellen. Naja, egal, ich hab jetzt erstmal zu tun, werde alles prüfen, was geht. Nochmals 1000 Dank an den "Informanten"!
Lieben Gruß,
Marietta

[monika100]

Hallo Marietta,

du musst mindestens 3 Jahre lang von den letzten 5 Jahren vor Rentenantragstellung selbst in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Sonst hast du keine Chance,.

Bei mir war das der Fall, ich habe zwar seit der Geburt meiner Kinder immer nur auf 400 Euro Basis gearbeitet, habe aber dabei immer freiwillig den Rentenversicherungsbeitrag des Arbeitnehmers "aufgestockt!" Dadurch waren meine Voraussetzungen für eine EU-Rente erfüllt.

Also an alle Mütter, die auf 400 Euro Basis ein bisschen dazuverdienen:
Immer den Rentenbeitrag selbst aufstocken, wenn ihr dann mal schwer krank werdet ist euer Anspruch auf eine EU-Rente gesichert.

LG Monika

[22.04.2005]

Zitat von monika100

Hallo Marietta,

du musst mindestens 3 Jahre lang von den letzten 5 Jahren vor Rentenantragstellung selbst in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Sonst hast du keine Chance

LG Monika

DAS ist nicht ganz richtig ! Bitte nicht verunsichern lassen.
§ 43 Abs. 4 SGB VI !!

http://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbvi/43.html


LG
Ich

[monika100]

Hallo,

das ist ja interessant - dann könnte Marietta tatsächlich eine Chance haben.

Also dann - erkundige dich und viel Glück!

Monika

[wolfgang46]

Das ist unbedingt eine Sache für eine Rentenberatung!!!

Lieben Gruß
Wolfgang


PS. Bei mir war die Rente fast klar, bis mir ein Rentenberater noch drei Jahre "gefunden" hat.




.

[22.04.2005]

Es genügt vorerst auch ein einfacher Anruf bei der Rentenversicherung und die Bitte nach einer Rentenauskunft für eine EM-Rente mit "gewünschtem" Leistungsfall. Voraussetzung ist natürlich ein vollständig geklärtes Versicherungskonto.

Servicenummer für alle Rentenversicherungsträger :

0800 1000 4800.

Manchmal geht es auch einfach


Ach noch etwas:

Zahlt freiwillig den kleinsten Beitrag in die Rentenversicherung ein und sichert euch dadurch eine eventuell notwendige Erwerbsminderungsrente!

Bitte genau informieren ! Freiwillige Beiträge sind KEINE "Beiträge für eine versicherte Beschäftigung oder Tätigkeit". Sie helfen nur dann, wenn man vor 1984 schon 5 Jahre Beitragszeiten hatte und seitdem ununterbrochen Anwartschaftserhaltungszeiten im Versicherungskonto vorhanden sind. Zu diesen Anwartschaftserhaltungszeiten gehören AUCH freiwillige Beiträge. Ein Monat Lücke im Konto reicht aus, dass der Anspruch nicht mehr gegeben ist.

Quelle: § 241 SGB VI : http://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbvi/241.html

Wenn also beispielsweise 10 Jahre Lücke (auch keine Kindererziehungszeiten) vorhanden sind, macht die Zahlung von freiwilligen Beiträgen keinen Sinn.

Es besteht aber z.B. die Möglichkeit, bei einer geringfügigen Beschäftigung auf die Versicherungsfreiheit zu verzichten und selbst einen Beitragsanteil zu leisten. DAS sind dann "Pflichtbeiträge für eine versicherte Beschäftigung" und zählen für die 3 Jahre voll mit. Diese Möglichkeit ist im Übrigen bei einem zu zahlenden Beitrag (außerhalb Privathaushalt) in Höhe von 4,6% des Entgeltes wesentlich günstiger als der freiwillige Mindestbeitrag.

Beispiel: mtl. Entgelt in Höhe von 400 EUR
zu zahlender Beitrag: 4,6% = 18,40 EUR
mtl. Mindestbeitrag für frw. Versicherung: 78,40 EUR

Natürlich darf bei diesem Beitrag niemand mit einer exorbitanten Steigerung des Rentenbetrages rechnen, aber wenigstens sind so relativ leicht die Voraussetzungen überhaupt erfüllt.

Der Verzicht auf die Versicherungsfreiheit gilt im Übrigen nur für die Zukunft und kann vor Ende dieser Beschäftigung nicht widerrufen werden

Das alles gibt es auch hübsch verständlich zusammengefasst auf den Seiten der Rentenversicherung in Broschürenform

Rente wegen Erwerbsminderung: http://www.deutsche-rentenversicheru...lle_faelle.pdf

Freiwillige Versicherung: http://www.deutsche-rentenversicheru...e_vorteile.pdf

geringfügige Beschäftigung: http://www.deutsche-rentenversicheru..._die_rente.pdf

Internetforen sind wichtig, manchmal aber, gerade bei Rechtsauskünften, verbreiten sich leider auch Falschinformationen. Deswegen ist es in jedem Fall immer nötig, sich mit seinem konkreten Fall an die Rentenversicherung zu wenden.

LG
Ich

[MarMi]

@ 22.ß4.2005 : da kann ich nur sagen: WOW!!!! (und danke natürlich für so viel Engagement!!!!) Ich komm mir ja fast wie so ein richtiges Hausfrauen-Dummchen vor bei so viel Fachwissen! Nachdem ich den Teil in meinem Hirn, wo das analytische Denken angesiedelt ist, mal kurzfristig angeschmissen habe, komme ich zu dem Schluss, dass da tatsächlich für einen Rentenunkundigen nur ein Fachmann helfen kann, ich werd mich also zunächst mal an die örtliche Rentenberatung wenden, ich glaub, die Dame, die da arbeitet, kenn ich sogar, die wohnt bei uns im Dorf. Ich werd natürlich sofort mein dort gewonnenes Wissen hier kundtun!
Bis dahin liebe Grüße,
Marietta

[vintage]

ich finde diesen thread und die infos hier super interessant!

danke dafür!