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  #1  
Alt 26.02.2014, 09:41
Benutzerbild von micha54
micha54 micha54 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo Priss09,

Du sagst "Es ist so endgültig...".
Ja, diese Krankheit ist manchmal sehr endgültig.
Denn es ist ja eigentlich nicht das Hospiz was uns Angst macht, es macht uns einfach klar, wie die Dinge stehen.

Ich habe meine Mutter ins Hospiz begleitet, und sie hat sich sehr schwer damit getan. Allerdings hatte ich Hilfe vom ambulanten Hospiz, eine sehr nette Pychologin, die sich immer sehr lange mit meiner Mutter unterhalten hat.

Als meine Mutter dann "drin" war, empfand sie das als sehr angenehm. Immer jemand in derNähe, mit dem sie reden konnte und auf ihre Ängste eingehen konnte. Leider blieb ihr nur noch wenig Zeit.

Zur Zeit liegt eine gute Bekannte im Hospiz und sie fühlt sich dort ebenfalls sehr wohl. Als das Wort Hospiz zum ersten Mal fiel hatte genau diese Phase, wo alles zu Ende gehen scheint. Aber dann hatte sie realisiert, daß die Dinge sind wie sie sind und sich berappelt. War aber auch der psychologischen Unterstützung zu verdanken, die im KH zur Seite stand.

Nun kannst Du sagen, es gibt halt Menschen, die sehr sachlich an die Dinge heran gehen und damit ihr Schicksal leichter ertragen. Oder besser verdrängen. Es ist aber gerade umgekehrt. Ich bin so ein nüchterner Denker und habe lernen müssen, traurig zu sein, wenn die Dinge traurig sind. Und fröhlich, wenn mich meine Mutter angelacht hat, oder meine Bekannte oder einfach andere Menschen anlächeln.

Übrigens geht es der Bekannten sehr gut, siie darf auch manchmal zu Feiern das Hospiz verlassen, nur die langfristige Prognose ändert sich halt nicht (LK, Operation nicht mehr möglich).

Gruß,
Michael

Nachtrag:
ich würde mich mit Sicherheit genau so schwer damit tun, falls sich die Frage Hospiz ? für mich stellt.
__________________
Malignes Melanom pT4bN0M0, Clark IV TD12mm, Stadium IIC, 20 Jahre verschleppt

Geändert von micha54 (26.02.2014 um 09:52 Uhr) Grund: Nachtrag
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  #2  
Alt 26.02.2014, 12:13
prissi09 prissi09 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

danke für Eure Antworten.
Das endgültige fällt meiner Mutter schwer. Sie sagte eben, dass sie dann nie wieder ihren schönen Garten sehen wird und dass sie da nicht mehr herauskommt.
Es hat mir das Herz zerrissen.
Sie will sich nun nicht mal mehr die Bettwäsche wechseln lassen, sie will uns keine Arbeit machen. Aus Angst, gehen zu müssen.
Sie ist schon so schwach, dass ihr das Atmen schwerfällt. Ich glaube, ich bete für sie, dass sie zu Hause sterben darf und nicht ins Hospiz muss.

Trotzdem habe ich dort gleich einen Termin und schaue es mir an..
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  #3  
Alt 26.02.2014, 16:30
prissi09 prissi09 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

als Kranker ist es eben eher ein Fluch, weil ein Hospiz mit Sterben gleich gesetzt wird.
Aber mir wurde dort erzählt, wie viele Menschen noch einmal aufblühen und eine wirklich gute Zeit haben. Viele wären viel früher gekommen, hätten sie das gewusst...
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  #4  
Alt 27.02.2014, 18:33
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Ja - das habe ich auch desöfteren gehört ... auch von Angehörigen, die wir parallel begleitet haben.

Für Heike war damals ausschlaggebend, dass ich gesagt habe: dort ist für ALLES gesorgt, die Pflege, Gespräche, Einkauf, Essen, Wäsche ... und du kannst J E D E Sekunde mit deinen Kindern noch verbringen - unbelastet von all diesen alltäglichen Dingen ...

Und dabei war das Zünglein an der Waage auch, dass sie ihren Kindern nicht zur Last fallen wollte.

Ach - ich wünsche Dir soooooooooooooo viel Kraft!!!
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #5  
Alt 28.02.2014, 08:37
prissi09 prissi09 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Liebe Angie,

das habe ich meiner Mutter gestern auch alles erklärt und habe ihr Fotos gezeigt und gesagt, dass man sie dort jederzeit auch abholen kann und sie zu Besuchen mitnehmen kann.
Sie weiß auch, dass wir sie anmelden, aber dass sie entscheiden kann, wann und ob sie dort hin will.
Aber sie will zu Hause sterben und will nicht "weggeschickt" werden, das bekommt sie nicht aus ihrem Kopf. Dann werden wir ihr diesen Wunsch erfüllen und müssen uns noch mehr Hilfe holen.
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  #6  
Alt 28.02.2014, 17:58
Kido Kido ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo prissi 09,
ja die Gedanken deiner Mutter kann ich sehr gut nachvollziehen.....mein Mann hat ab nächster Woche einen Hospizplatz - wir haben uns alles angeschaut, die Einrichtung ist schön, hell, freundlich - die Mitarbeiter zugewandt und offen.....und doch - es bleibt ein mulmiges Gefühl.

Wie schwer muss es sein - alles aufzugeben - zurückzulassen und sich in ein neues, fremdes, letztes zu Hause zu begeben - sei es auch noch so schön...

Wir haben die Option offengelassen....wieder zurückzugehen - das hilft....

Wenn deine Mutter zu Hause bleiben will, sie einen schönen Garten hat und ihr das leisten könnt - dann kann ich dir die Spezialisierte palliative ambulante Versorgung (SPAV) empfehlen....diesen gibt es fast in jeder Stadt und die Mitarbeiter sind rund um die Uhr erreichbar.

Ich wünsche Euch alles Gute
Birgit
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  #7  
Alt 28.02.2014, 20:54
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo Prissi,

wir bekamen an einem Mittwoch vormittag die Info, dass meine Mutter am folgenden Freitag um 11 Uhr aufgenommen werden konnte.

Konkretes Datum, konkrete Uhrzeit... jetzt war es soweit... ich habe den ganzen Nachmittag geweint, weil ich immer wieder daran denken musste, wie schlimm das jetzt für meine Mutter sein muss.
Ihre so liebgewonnene Wohnung verlassen, zu wissen, jetzt geht sie ins Hospiz, wo "man reingeht und wieder rausgetragen wird".

Sie war so tapfer, immer so munter, stets optimistisch, hat so sehr um noch ein bisschen mehr Zeit gekämpft und nun doch das Hospiz.
Es war kaum auszuhalten.

Dann kam der Freitag.
Meine Mutter war schon sehr schwach, konnte selbst ihre Tasche nicht mehr packen.
Ich habe nur das Allernötigste eingepackt unter dem Hinweis, andere Sachen können wir ja immer noch holen fahren (das Hospiz war nur 6 km entfernt).

Irgendwie wollte ich ihr das Gefühl geben, noch mit der Wohnung verbunden zu bleiben.
Wir Kinder haben gesagt, wir können dich ja jederzeit ins Auto packen und wieder herkommen.

Als wir dann gingen, sie also die Wohnung verließ, es war ja doch klar: für immer, da ging sie ohne sich umzuschauen.
Später sagte sie, das gute Gefühl in der eigenen Wohnung hätte ja schon in dem Moment aufgehört, als sie sich nicht mehr selber versorgen konnte.
Was würde ihr denn die eigene Wohnung nutzen, wenn ständig fremde Leute da seien (Pflegedienst, Essen auf Rädern, Therapeuten, Ärzte).

Im Hospiz hatte sie ihre eigene Bettwäsche, das war ihr ganz wichtig. Und sie fühlte sich dort sofort wohl.
War sehr froh, dass sie die Besuche von uns Kindern geniessen konnte, wir also nur für sie da sein konnten und nicht mit Besorgungen und Erledigungen abgelenkt waren.

In dem Hospiz wurde sie liebevoll betreut, so liebe Menschen dort.
Sie fühlte sich "angekommen" und "getragen" und sagte, es würde ihr soviel bedeuten jetzt zu wissen, hier bleiben zu können, kein Krankenhaus mehr, kein nervöser Pflegedienst der vielleicht den Notarzt ruft, sondern jetzt ist alles klar, alles ruhig, alles vorhersehbar, jetzt noch ganz viel schöne Zeit, dann immer schwächer werden und irgendwann einschlafen.

Leider, leider war es dann nach nur drei Wochen schon soweit.

Mein Vater ist an Krebs zuhause gestorben, er hatte es sich so gewünscht.
Meine Mutter nun im Hospiz.
Beide habe ich intensiv begleitet und muss ganz klar für mich sagen, Hospiz ist der bessere Weg.
Dort kann man uneingeschränkter für seine Lieben da sein.
Und die letzten zwei Wochen lag mein Vater im Bett und hat ja auch nichts von "der Wohnung" gehabt.
Aber wie gesagt, nur meine Meinung.

Liebe Prissi, ich wünsche dir - und auch allen anderen hier - dass Ihr einen guten Weg findet, ganz viel Kraft und alles nur Liebe und Gute.

Triangel
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