Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 16.01.2013, 12:07
Lalona Lalona ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 16.01.2013
Beiträge: 2
Standard Sie fehlen mir so...

Hallo ihr da draußen,

auf der Beerdigung meiner Ma kam eine Frau zu mir und sagte sehr ruppig: "Man gewöhnt sich daran."
Ich war damals zu durcheinander und zu überfordert, um dazu etwas zu sagen. Jetzt gerade würde ich ihr am liebsten eine Karte schicken mit den Worten "das war nicht nur unsensibel, sondern auch gelogen"...

Ich bin gleich zweimal Hinterbliebene... als ich 15 war, ist mein Vater an Krebs gestorben. Es hatte in den Nieren angefangen und als wir bzw. die Ärzte verstanden hatten, woher die Schmerzen wirklich kamen, waren schon überall Metasthasen... es war zu spät. Fast ein Jahr haben wir noch gekämpft... und er war großartig. Auch, als es schon klar war, dass er bald sterben würde... er hat mit mir darüber geredet und wir haben uns (wann immer das Morphium seinen Geisteszustand nicht zu sehr getrübt hat) immer versichert, wie lieb wir uns haben und gar nichts verdrängt... es war traurig, aber schön...

Danach ist meine Mutter total zusammengebrochen. Er war die Liebe ihres Lebens und sie konnte nicht ohne ihn (und ich verstehe es auch)... ich wollte sie unterstützen und habe immer gehofft, dass wir es zusammen schaffen... aber ich konnte ihn natürlich nicht ersetzen
Ich glaube, dass sie deshalb ihre Gesundheit nicht mehr so ernst genommen hat... jedenfalls war ich gerade 18 geworden und hatte gerade Abitur gemacht, als sie wegen einem beinahe-Darmverschluss ins Krankenhaus musste. Und da kam dann raus, dass sie Darmkrebs hatte.

Und es war zu spät. Es hat nur noch gut 3 Monate gedauert, bis sie gestorben ist.

Jetzt bin ich 22... und ich weine nicht mehr ständig, so wie im ersten Jahr nach ihrem Tod. Und ich habe versucht, mich nicht hängenzulassen und habe mein Studium bisher durchgezogen.
Aber in Wirklichkeit ist nichts gut. Sie fehlen mir überall. Die Eltern kann nichts ersetzen... und ich bin auch nicht ein Mensch, dem Freundschaften nur so zufliegen... ich fühle mich schrecklich einsam, und es tut weh, mein Leben nicht mit ihnen teilen zu können... es macht mein Leben für mich oft geradezu bedeutungslos

Und seit Weihnachten (Weihnachten ist immer schrecklich) komme ich nicht mehr richtig auf die Beine... deshalb wollte ich jetzt an den Punkt zurückkehren, an dem ich sie verloren habe... ist das komisch?

Naja, deshalb bin ich jedenfalls hier.

Liebe Grüße und Danke für's Lesen...
Lalona
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 16.01.2013, 12:35
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.11.2010
Ort: ulmer ecke
Beiträge: 1.150
Standard AW: Sie fehlen mir so...

liebe lalona..
es tut mir schrecklich leid was du hast in deinem jungen leben schon hast erleben müssen. es muß furchtbar für dich sein.
ich hoffe, du findest hier den richtigen raum für deine schwere trauer... hier versteht dich jeder, wir kennen die schmerzen des anderen.
schreib dir hier alles von der seele, wirst sehen, es tut gut.
ich wünsch dir viel kraft, und wenn du nicht weiter weißt, dann such dir eventuell professionelle hilfe in form einer gesprächstherapie. das kann sehr gut tun. vielleicht gibt es ja in deiner nähe eine trauergruppe?? auch das wirst du aufgefangen von menschen, die dein leid kennen.
fühl dich lieb gegrüßt von tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 16.01.2013, 14:48
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard AW: Sie fehlen mir so...

Liebe Lalona,

ja, vielleicht ist es gut, wenn du nun an den Punkt zurückkehrst. Vielleicht gibt es noch Dinge, die unklar sind und die geregelt werden müssen. Auf jeden Fall bist du uns in diesem Forum herzlich willkommen, auch wenn es ein sehr trauriger Anlass ist. Ich bin sehr viel älter als du und wenn ich mir vorstelle, beide Elternteile verloren zu haben, dann ... spüre ich geradezu deine Einsamkeit.

Weihnachten und das Jahresende sind so Momente, die fast jeder mit der Familie feiert. Auch die erwachsenen Kinder vermissen dann besonders ihre verstorbenen Eltern und du bist noch so jung... Sicherlich waren die letzten Jahre sehr, sehr hart für dich, doch du hast dich durchgebissen und sogar ein Studium begonnen. Hut ab! Das kostet sehr viel Kraft!

Schreib hier einfach alles auf, was in deinem Kopf rumspukt und was dich bewegt! Hier brauchst du auf niemanden Rücksicht nehmen und wirst sicherlich auf Verständnis stoßen, denn wir alle hier trauern um einen oder mehrere geliebte Menschen.

Ich wünsche dir, dass du hier vielleicht Antworten auf Fragen finden wirst oder zumindest Gedankenanstöße, die dir helfen können...

Liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 16.01.2013, 15:09
Arelia Arelia ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.12.2012
Ort: Österreich
Beiträge: 39
Standard AW: Sie fehlen mir so...

daran ist nichts komisch und hier findest du immer jemanden der versucht dir trost zu spenden. du hast nicht nur wie ich deine mum verloren als du sie noch so dringen brauchtest, sondern auch noch deinen dad, dass man dass nicht einfach mir nichts dir nichts vergessen kann ist klar. und dass man sein leben teilen möchte mit den menschen die man (noch immer) liebt und nie vergisst ist auch normal, überhaupt in dem alter wo alle anderen noch ihre mummys und daddys haben ist es manchmal hoffnunglos. aber irgendwann geht es bergauf.

ich hoffe du machst dein studium fertig, ich kenne dieses schwarze tiefe loch, aber irgendwo kommt auf einmal jemand und gibt dir die hand ( auch wenn es nur virituell ist).

__________________
Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter!
Miss u Mummy! 07.08.1960 - 21.01.2010
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 16.01.2013, 16:17
Lalona Lalona ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 16.01.2013
Beiträge: 2
Standard AW: Sie fehlen mir so...

Danke für eure Antworten!

Vielleicht sollte ich mir wirklich eine Trauergruppe suchen... manchmal scheint das Problem zu sein, dass Menschen verständlicherweise nicht gerne mit solchen Themen wie dem Tod konfrontiert werden, und das macht es mir schwer, Menschen zu finden, zu denen ich offen sprechen kann... aber das wäre in einer Trauergruppe natürlich nicht das Problem.

Ich hoffe, ich kann hier vielleicht auch andere irgendwie unterstützen... nachdem ich weiß, wie hart es ist, würde ich das wirklich gerne tun.
Außerdem... es ist einfach wichtig, mit seinen Problemen nicht alleine zu sein...

Mal sehen, wie es weitergeht... irgendwie muss es das ja...
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 17.01.2013, 15:06
Seestern09 Seestern09 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.02.2012
Beiträge: 162
Standard AW: Sie fehlen mir so...

liebe lalona,

ich habe deine geschichte vor ein paar tagen in meiner mittagspause gelesen und war auch gleich wieder traurig gestimmt. es hat mich so berührt und ich musste die letzten tage irgendwie so oft daran denken, deswegen schreibe ich jetzt auch.

was du erlebt hast, ist wirklich grauenhaft. keine mutter, kein vater.. gerade in unserem alter. da gibt es so viele neue lebensabschnitte, die man gern teilen möchte mit den eltern.. abi fertig, studium fertig, erster job, die erste wohnung (vllt auch mit einem freund zusammen), eine heirat mal und kinder.. alles so dinge, auf die man selbst stolz ist, wenn man sie gepackt hat und man hat niemanden, dem man es erzählen kann, der sich mit einem freut und einem sagt, dass er stolz ist. mir fehlt diese liebe und anerkennung auch von meiner mum, aber ich habe immerhin noch meinen vater. mir fliegen die freundschaften auch nicht so zu und ich muss immer viel dafür tun und krieg wenig zurück. daher ist mir mein vater auch sehr wichtig. wenn ich ihn nicht hätte, ich glaub, dann hätte ich schnell aufgegeben. daher kann ich verstehen, dass du sagst, dass dir dein leben irgendwie so leer und bedeutungslos ohne deine eltern vorkommt. aber das ist es sicherlich nicht. schau an, wie stark du bist. du hast dein studium gemeistert trotz so einer schweren belastenden situation. du hast die kraft deiner eltern in dir und tief in dir drinnen sind sie immer bei dir und geben dir das gefühl, dass sie stolz auf dich sind. es schafft nicht jeder, so stark durchs leben zu gehen.
hast du denn einen freund oder eine sehr gute freundin, der du dich mit solchen dingen anvertrauen kannst? für mich ist mein freund auch eine große stütze. aber er kann halt auch nicht meine mum ersetzen. niemand kann die rolle der eltern übernehmen und wenn ich ehrlich bin, will ich es auch nicht und würde es auch nicht zulassen können. eltern gibt es nur 1x. sie sind jetzt engel und wachen über uns. sie beschützen uns auf schritt und tritt und bekommen alles mit, was wir machen.

ich denke, dass du hier eine gute plattform gefunden hast, wo du deine trauer nochmal aufarbeiten kannst. vielleicht lernst du dann auch besser damit leben zu können. mir hat dieses forum sehr viel weitergeholfen, weil man weiß, dass man nicht alleine ist und es auch leute gibt, die einen verstehen und die trauer nachvollziehen können. der tod meiner mum hat mir gezeigt, dass ich leben sollte und mein leben genießen muss. man muss sich seiner gesundheit bewusst sein und glücklich darüber sein. so schnell kann es vorbei sein. sie hat immer für mich gelebt, un nun lebe ich für sie. das bin ich ihr schuldig.

ich wünsche dir viel kraft weiterhin. du wirst das alles gut meistern. dein leben hat ein sinn. mach das beste draus.

liebe grüße
seestern
__________________
Über die Zeit lernen wir mit dem Verlust umzugehen,
wir müssen es einfach ertragen,
aber die Einsamkeit und die tiefe Trauer bleiben immer.

meine geliebte Mama
24.03.1964 - 22.05.2012

Diagnose Glioblastom Januar 2012.. 5 Monate.. es ging viel zu schnell
Erinnerung an eine Kämpferin
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:51 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55