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Alt 21.10.2012, 09:08
Joana256 Joana256 ist offline
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Standard AW: Nicht der Krebs, sondern die Therapie ...

Hallo Gabinchen,

Es tut mir wirklich leid zu lesen was Dein Vater durchmachen muss. Ich kann mich EOS nur anschliessen und ich würde mir sehr ernsthaft überlegen diese Behandlung abzubrechen. Ich hatte Brustkrebs, keinen Hautkrebs aber ich habe die Chemo nach dem zweiten Mal abgebrochen und es nicht bereut.
Ich war vor der Chemo wirklich fit und nach der zweiten vor allem psychisch am Ende. Körperlich ging es mir auch schlecht aber ich habe die Psyche als sehr viel schlimmer empfunden. Mein Onkologe hier ( ich lebe in Asien) meinte dann natürlich das wäre sehr gefährlich aber ich sagte ihm er kann mich auf der Stelle erschiessen das wäre mir lieber als das nochmal mitzumachen. Inzwischen kommen wir sehr gut miteinander aus und er ist sehr kooperativ und geht mit mir auch unkonventionelle Wege und ordnet Untersuchungen an die außerhalb der "normalen" Schulmedizinischen Krebstherapie liegen, wie Vitamin- und Aminosäurenstatus und Messung des kompletten Östrogenmetabolismus anstatt einfach mal Antihormone zu geben ohne zu messen. Aber dies nur am Rande.
Ich habe auch das Glück das ein guter Bekannter als Onkologe an einer grossen deutschen Uniklinik arbeitet und mich sozusagen " fernbegleitet".
Für mich ist die Lebensqualität mittlerweile der entscheidende Faktor. Hätte ich die Chemo durchgezogen ( 8 Stück waren empfohlen) ginge es mir heute nicht
so gut, davon bin ich überzeugt. Meine Werte haben sich nach Abbruch der Chemo innerhalb von zwei Wochen wieder auf dem Niveau wie vor der Chemo erholt. Als der Arzt sagte ich soll mich schonen habe ich mir ein Laufband gekauft. Und angefangen zu walken. Erstmal wieder fit werden dachte ich mir.
Dann habe ich angefangen zu lesen und war erstaunt was die Biochemie schon alles weiss und was bei der Medizin noch gar nicht angekommen ist.
Beim Nachbarn meiner Mutter wurde vor zwei Jahren im Alter von 78 Jahren Leukämie festgestellt. Er hat wohl einen vernünftigen Arzt denn der hat ihm gleich von einer Chemo in seinem Alter und mit seinen Herzbeschwerden abgeraten. Er soll sein vermutlich letztes Jahr einfach noch geniessen. Nun es ist nun schon zwei Jahre her und ohne jede Behandlung lebt er immer noch, geht wie vorher in seinen Garten und macht seinen Mittagsschlaf. Und geniesst die Zeit mit seiner Familie.
Ich kann Dir nicht sagen was Dein Vater tun soll, jeder muss seinen eigenen Weg finden. Aber was ist das für ein Leben mit diesen Nebenwirkungen? Wo ist die Lebensqualität? Es ist doch für Eure ganze Familie schwierig wenn es ihm so schlecht geht. Und wenn dann durch die Bestrahlung noch die Blase in Mitleidenschaft gezogen ist kommt immer mehr nach. Eins kommt zum anderen.
Wie soll man eine positives Lebensgefühl haben wenn man vor lauter Angst vor der nächsten Chemo nicht mehr schlafen kann? Ich war und bin der Meinung wenn man etwas ablehnt kann es einem auch nicht helfen.
Ich ziehe wirklich den Hut vor der leidensfähigkeit der Mitbetroffenen hier, aber ich bringe sie nicht auf. Früher oder später kommt der Tag X für jeden von uns und bis dahin bin ich zumindest fest entschlossen diese Zeit zu geniessen und gehe meinen Ärzten so lange auf den Wecker bis sie meine Fragen beantwortet haben und mit mir auch unkonventionelle Wege gehen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir und vor allem Deinem Vater das es aufwärts geht und Ihr einen Weg findet mit der Krankheit eigene Entscheidungen zu treffen und neue Wege zu finden.

Alles Gute

Joana

Geändert von gitti2002 (21.10.2012 um 10:47 Uhr) Grund: NB Punkt 5
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