Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Allgemeine Themen > Palliativ, Hospiz, Fatigue, Übelkeit & Schmerzen

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 13.02.2011, 17:06
hexedui hexedui ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.01.2011
Beiträge: 66
Standard AW: Ernsthafte Gedanken über Tod und Sterben

hallo karla

tut mir leid das zu lesen.ich habe auch einen mann der bald sterben wird,speiseröhrenkrebs unheilbar und nicht zu operieren.er wird im mom palativ behandelt,also weiterhin mit chemo,ich denke mal wenn er gehen wird ,das die organe nicht mehr mit machen werden ,und das er ins koma fällt und einschläft.habe schon viele krebskranke gesehen die so eingeschlafen sind,natürlich auch zugedröhnt mit medis.denke mal ,schmerzen wird keiner beim sterben haben ,eher ein sanftes rüber gleiten,ich sage meinem mann auch immer wenn wir uns darüber unterhalten ,hab keine angst,du kommst in eine bessere welt,ohne schmerzen ,ohne leid und das er mir einen platz frei halten soll,ich will ihn ja wieder haben ,auch in einer anderen welt.hab keine angst,du bist nicht allein.keiner geht diesen weg allein.aber vielleicht gibt es doch noch hoffnung für dich ,ich drücke dir beide daumen

lg edith
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 13.02.2011, 17:46
babsi-zet babsi-zet ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 18.07.2010
Beiträge: 10
Standard AW: Ernsthafte Gedanken über Tod und Sterben

Hallo Karpatenkarla

Mich hat dein Schreiben tief bewegt. Und ich finde es durchaus nicht pietätlos, ganz im Gegenteil. Ich hatte deswegen schon durchaus meine Diskusionen.
Ich gebe dir vollkommen recht. Selber bin ich nicht betroffen, meine Schwester ist aber am 3. Februar an einem Zervixkarzinom gestorben. Und auch sie machte sich diese Gedanken: Wann merke ich, wenn es so weit ist.

Wir haben oft darüber gesprochen, trotzdem habe ich es die letzten Tage übersehen, bzw. wollte es nicht sehen, dass es mit ihr zu Ende geht.
Sie konnte schon seit Wochen keine Nahrung verdauen und sass nur mehr vor ihrem Kotzkübel. Sie magerte ab, der Bauch schwoll aber unglaublich an.
Ihr Arzt, den sie vorher immer verweigerte, meinte 2 Tage vor ihrem Tod, dass man das Erbrechen in den Griff bekommen kann.
Ich schöpfte wieder Hoffnung. In der Nacht vor ihrem Tod bekam sie starke Bauchschmerzen. Ihr Arzt liess sie mit der Rettung ins KH bringen, Verdacht auf Darmverschluss.
Nach stundenlangen Untersuchungen war klar: kein Darmverschluss. Leber- und Nierenversagen. Keine Chance.
Der Arzt kam ins Zimmer und informierte uns Angehörige schonungslos, dass sie in den nächsten Stunden versterben wird.
Ich haderte danach ganz gewaltig mit dem Schicksal, war stinkwütend aufs Leben. So habe ich auch ihr Sterben empfunden. Grausamst.
Jetzt, wo etwas Zeit vergangen ist, habe ich die Bücher der Psychologin Elisabeth Kübler-Ross gelesen und ich glaube fest an ihre Theorien.
Ich bin kein gläubiger Mensch, Gott bewahre! Aber ich glaube fest, dass unser Dasein nur eine Station ähnlich eines Schmetterlings ist. Der zuerst eine Raupe, danach ein Kokon, dann erst der Schmetterling wird.
Ich kann die Anwesenheit meiner geliebten Schwester manchmal fühlen.
Mit dem Tod ist es nicht vorbei, dessen bin ich mir sicher! Das Sterben ist nicht schön. Meine Schwester hatte schon am Silvesterabend gemeint, wo die Schmerzen sehr stark waren, sie beendet es jetzt selbst.
Hat sie aber nicht gemacht, wäre im nachhinein besser gewesen. Aber vielleicht muss man es einfach bis zum Ende durchstehen um zu Verstehen. Vielleicht kann man nicht die einfachste Variante nehmen.
Ich dachte, meine Schwester litt qualvolle Schmerzen im Todeskampf. Aber das Jammern und Wimmern ist ein Zeichen, dass man nicht loslassen kann oder will. Dass man seine Lieben nicht zurücklassen will.
Aber wir werden uns bestimmt wiedersehen und wiederfinden!
Ich denke, man kann mit seinen behandelnden Ärzten im Vorfeld bestimmt einiges klären, wegen Schmerzmitteln, Beruhigungsmitteln usw. Ich würde nicht empfehlen, es zu Hause durchzuziehen. Ich glaube, dann fällt es einem noch schwerer, zu gehen und die Qualen hinter sich zu lassen.
Ja, ich denke, man stirbt an Organversagen. Verhungern wird dich keiner lassen, dessen bin ich mir sicher. Aber wenn wichtige Organe auf Grund der Erkrankung versagen, nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Meine Schwester hatte abgelehnt, lebenserhaltende Massnahmen einzusetzen. Leben niemals um jeden Preis war ihre Devise. Denn ich weiß, dass sie so ein Leben, dass sie die letzten Wochen erdulden musste, nicht mehr länger ertragen hätte. Man sollte in diesem Falle den Tod als echte Erlösung sehen, der deinen lieben, gesunden Geist von deinem kranken Körper befreit.
Ich finde es - wie gesagt - in keinster Weise pietätlos, über den Tod und das Sterben zu sprechen. Mir wurde zwar von einer Userin darauf hingewiesen, mir dringend Hilfe zu suchen, aber: Tatsache ist, ob gesund oder krank, jeder muss da durch, ausnahmslos. Auch ich.
Ich wünsche dir noch sehr viel schöne Zeit! LG Barbara
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 13.02.2011, 18:14
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.314
Standard AW: Ernsthafte Gedanken über Tod und Sterben

Hallo Karla,

hier nur mal ganz kurz ... Deine Frage kann man nicht mit einem Satz beantworten. Je nachdem welchen Krebs ein Betroffener hat, so verläuft auch die Sterbephase und das unterschiedliche Versagen der Körperfunktionen, welche dann zum Tode führen. Und darin ergeben sich noch einmal Unterschiede.

Als Krankenschwester hast du gelernt, an was die Menschen alles sterben können, so ist es auch beim Krebs. Du kannst auf die Kardio gehen, auf die Innere, die Chirurgie ... überall erlebst du das Sterben anders, so auch auf der Onko oder Palli.
__________________
Jutta
_________________________________________




Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 14.02.2011, 07:31
Benutzerbild von karpatenkarla
karpatenkarla karpatenkarla ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.11.2009
Ort: Unterfranken
Beiträge: 176
Standard AW: Ernsthafte Gedanken über Tod und Sterben

Hallo Ihr Lieben,

ich weiß das Thema ist heikel und Jutta, Du hast natürlich Recht, daß ich
schon viel gesehen habe, aber als Schwester kriegt man eigentlich nie mit
was die Ärzte auf ihre T...scheine schreiben.

Ich bin halt einfach ein Typ, der es nicht schafft, es "einfach auf mich zu
kommen zu lassen", auch wenn das der Lauf der Dinge ist. Und soviel zu
geniesen wie es geht, denn ich weiß im Krankenhaus ist nicht mehr viel mit
geniesen (Personalmangel, Stress), da kann ja keiner was dafür.

Ich möchte so gerne wissen wie was auf mich zukäme und auch wenn ich
zuhause immer geschimpft werde "na soweit ist es ja noch nicht, das sehen
wir noch, vielleicht wirst Du ja noch 100 Jahre alt, blabla". Es ist lieb gemeint
weil die Menschen einfach Angst vor dem Tod haben. Das ist menschlich.

Ich aber habe Angst vor dem Sterben bzw. vor diesen schrecklichen
Schmerzen, diese Entscheidungen, die man nicht mehr treffen kann, hilflosig-
keit, ....

Ich bin auch der festen Überzeugung, daß es für Angehörige viel viel
schrecklicher ist, wenn ein geliebter Mensch gehen muß. Der Mensch der
gegangen ist, ist ja gegangen und merkt nichts mehr. Die Überlebenden
müssen damit weiterleben.

Ist schon ein blödes Thema, was mir im Moment im Kopf rumgeistert, nicht
böse sein.

Hätte gerne einen Plan B , aber den gibts wohl nicht

Vielen vielen Dank fürs Zuhören und Eure lieben Worte

Alles Liebe


PS: stimmt es eigentlich daß über 90% der Menschen an der Chemo (Nebenwirkungen) bei fortgeschrittenen Erkrankungen sterben, weil der Körper einfach
das nicht mehr schafft?
__________________

Geändert von karpatenkarla (14.02.2011 um 07:33 Uhr) Grund: noch eine Frage
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 14.02.2011, 09:11
babsi-zet babsi-zet ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 18.07.2010
Beiträge: 10
Standard AW: Ernsthafte Gedanken über Tod und Sterben

Hi, Karpatenkarla

Ich war froh, deine Nachricht zu erhalten. Ich dachte nämlich schon wieder, übers Ziel total hinausgeschossen zu sein.
Ich weiß, was du meinst. Du fürchtest nicht den Tod, sondern das Sterben. Diese Antwort wird dir tatsächlich keiner geben können, wie es ablaufen wird. Genauso wenig wie mir. Aber ich glaube, wenn man sich vorher schon darauf vorbereitet, obwohl alle anderen sagen: Schwachsinn, du stirbst doch nicht, kann man einiges selbst in die Hand nehmen.
Die behandelnden Ärzte haben meine Schwester schon bei ihrem letzten KH- Aufenthalt dazu befragt. Und sie wollte eben nicht Leben um jeden Preis. Das wird akzeptiert. Und dank der Medizin wird keiner mehr unter wahnsinnigen Qualen sterben, das glaub ich mittlerweile ganz fest.
Und du hast Recht, Sterben gehört dazu. Für mich war es immer ein tröstlicher Gedanke, dass unser Bewusstsein einmal ausgelöscht wird. Fertig. Jetzt stell dir mal vor, es würde EWIG so dahingehen.
Als Angehöriger denke ich auf einmal anders. Wahrscheinlich auch eine Form von Trost, wie auch immer.
Wann und vor Allem wie wir uns verabschieden wird uns keiner beantworten. Vielleicht ist das die Gnade.
Wie ich deiner Nachricht entnehmen konnte, bist du krank. Ich habe nämlich geschrieben, dass meine Schwester schon zu Silvester große Schmerzen hatte. Nur aus diesem Grund, weil sie sich weigerte, geeignete Medikamente zu nehmen. Sie bekam dann doch Schmerzmittel, die sehr gut halfen. Sie war danach bis zu ihrem Tod schmerzfrei. Man sah es in ihren Augen, wie gut ihr das tat. Da ihre Leber sehr arg betroffen war, war ihr grösstes Leiden die Übelkeit. Aber auch hier verweigerte sie sehr lange geeignete Hilfe.
Ich bin mir sicher, dass sich das auch hätte behandeln lassen. Aber sie meinte wohl, dass es den Sterbeprozess erleichtert, wenn es ihr sehr schlecht geht.
Jeder denkt anders, ich würde auf keinen Fall die Heldin spielen. Und danke der Medizin glaube ich ganz fest, dass niemand unmenschliche Qualen erleiden muss.
LG Barbara
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 14.02.2011, 12:11
Benutzerbild von blueblue
blueblue blueblue ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.05.2008
Ort: Lüneburg, Niedersachsen
Beiträge: 534
Standard AW: Ernsthafte Gedanken über Tod und Sterben

Hallo Karla,

dieses Thema hat mich auch bereits mehr als einmal beschäftigt, denn ich laboriere inzwischen seit 25 Jahren mit diesem Schalentier herum. Ich wurde in diesen Jahren schon öfter als geheilt bezeichnet und mußte dann doch immer wieder feststellen, dass sich mein Krebs nur irgendwo in mir ausruhte um Kraft zu sammeln, um mir dann wieder die Kraft zu rauben.

Aus dieser Situation heraus, habe ich mich auch schon einige Male mit dem Thema "Sterben und Tod" auseinander gesetzt. Dabei bin ich zu dem Schluß gekommen, dass wir unsere Zeit auf Erden mit der Geburt geschenkt bekommen und dann schon fest steht, wann wir Mutter Erde wieder verlassen werden. Die Natur ist so eingerichtet, dass alles seinen Sinn und Zweck hat und vor allem nichts verschwendet wird. Daher bin ich der festen Überzeugung, dass unser Körper die Hülle für unsere Seele ist. Wenn nun der Körper nicht mehr funktioniert, streift unsere Seele diese Hülle ab und geht in der Natur wieder auf.

Vielleicht liest sich das jetzt ein wenig durch gedreht, aber das ist meine Vorstellung von unserer Vergänglichkeit.

Schmerzen braucht man heute beim Sterben sicher nicht mehr erleiden und ich denke, dass man genau weiß, wann es so weit ist, dass man abberufen wird.

Du hast deine Kenntnisse als Krankenschwester und die daraus resultierenden Erfahrungen. Vielleicht ist es gar nicht immer soooo gut, wenn man zu detailliert weiß, wie die Abläufe sind.

Ich wünsche dir, dass du deine innere Ruhe findest und dann nicht mehr nach dem Warum und dem Wie fragen musst.

blueblue
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 23:12 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55