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  #1  
Alt 29.07.2011, 14:19
Sammarly Sammarly ist offline
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Registriert seit: 12.07.2010
Ort: Sachsen
Beiträge: 122
Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo liebe Carla,

ja, die Außenwelt die denkt wohl, dass wir spätestens nach der Beerdigung wieder die "alten" zu sein haben, für sie dreht sich die Welt weiter, ist nichts einschneidendes in deren Leben passiert.....
Ich hab da jetzt auch mal dran gedacht, ob außer meiner Familie, meinem Papa und meiner Schwester noch irgendjemand an meine Mama denkt. Sie hat noch 3 Schwestern, ich frag mich, ob da noch jemand an sie denkt, oder alle zur Tagesordnung übergegangen sind. Bei ihrer jüngsten Schwester bin ich mir sicher, dass sie sie nicht vergißt, bei den anderen beiden nicht. Ich hab das Gefühl, ich bin die Einzige (aber das stimmt nicht, denn meinem Papa und meiner Schwester geht es genauso schlecht) die noch immer jeden Tag an sie denkt. Wie ist das mit ihren Freunden, ehemaligen Arbeitskollegen, denkt da noch jemand an sie....

Für meinen Mann ist das auch nicht mehr so präsent, obwohl er meine Mama sehr mochte und wenn ich traurig bin oder (für ihn) aus heiterem Himmel losweinen muss, dann versucht er, mich zu trösten. Wir reden auch über sie, aber nicht immer. Ich hab das Gefühl, seid ich dieses Forum gefunden habe, fließt das alles nur so aus mir raus. Zuhause funktioniert man ja und auf Arbeit sowieso.

Es fragt keiner mehr, wie es mir jetzt geht, wie es mir ohne sie geht. Ich hab das Gefühl, sie wird totgeschwiegen, versteht ihr das? Als hätte es sie nicht gegeben, ach man, das liest sich alles wirr....
Nach 19 Wochen muss es ja mal wieder gut sein, ist es aber nicht und so bleibt mir einfach nur das Schreiben hier.

Besonders traurig finde ich, dass eine Verwandte, die 2 Häuser weiter wohnt und meine Mama auch gut kannte, mir bis heute nicht ihr Beileid ausgesprochen hat. Selbst wenn man dies nicht persönlich tun kann oder möchte, ein Anruf, und wenn man nur sagt, ich hab gehört, was passiert ist, es tut mir leid, dass kann man doch machen, oder? Ich bin da sowas von enttäuscht, ich weiß nicht, ob das jemand verstehen kann. Als ob sowas eine Bagatelle ist, über die nicht gesprochen werden muss. Tagesordnung, eben...

Liebe Grüße an euch alle
Heike
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  #2  
Alt 29.07.2011, 14:41
carla44 carla44 ist offline
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Ort: Niedersachsen
Beiträge: 530
Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Ich kann Euch da nur zustimmen. Die anderen denken, dass wir schon wieder normal funktionieren.
Da wäre die schwarze Kleidung vielleicht doch ein gut sichtbares Zeichen nach außen. Kann ich mir zumindest vorstellen, dass es dann mehr auffällt, dass man noch so tief traurig ist.

Mir hat nur ein einziger Bekannter jetzt mal gesagt, dass er weiter fragen wird, wie es mir geht. Und dass es mindestens ein Jahr dauern wird, bis man so halbwegs damit klar kommt. So war seine Erfahrung als er seinen Opa verloren hat, bei dem er aufgewachsen war.

Alle anderen reden einfach nicht drüber oder fragen erst gar nicht, wie es mir jetzt geht. Wahrscheinlich könnten sie mit ehrlichen Antworten auch nicht umgehen. Ich bin selber auch hilflos, wenn ich jemand anderen sehe, dem es nicht gut geht.
Gut Freunde kann ich ja in den Arm nehmen. Aber ansonsten? Viele Worte wirken da so leer und wie FLoskeln.

Ich bin am Überlegen, ob es gut ist, es selber anzusprechen, wenn es von der Situation her paßt. Vielleicht sind die Anderen uns gegenüber einfach nur hilflos, wissen einfach nicht, was sie sagen sollen.

Sind nur so Gedanken, die mir gerade durch den Kopf gehen. Ich muss über meine Gefühle reden können, sonst frißt mich das so von innen auf, versteht Ihr das?

Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #3  
Alt 29.07.2011, 14:54
Sammarly Sammarly ist offline
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Registriert seit: 12.07.2010
Ort: Sachsen
Beiträge: 122
Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Ja Carla,

ich versteh das, es frißt einen auf! Und man hat das Gefühl, man erstickt daran, weil es ja raus will, man es mitteilen muss. Der Spruch "geteilte Leid, ist halbes Leid", der stimmt. Mir hilft es, wenn ich mit meiner Schwester telefoniere, irgendwann landen wir immer bei Mama und dann öffnen sich alle Schleusen. Das tut dann so gut, zu wissen, da ist noch jemand, der genauso empfindet, genauso hilflos ist, sie genauso sehr zurück wünscht.

Stell dir vor, wir würden schwarz tragen, der Bogen um uns herum würde noch größer werden, glaub ich jedenfalls.

Ich muss aber ehrlicherweise auch sagen, dass ich, bevor das mit meiner Mama passiert ist, auch eher auf Distanz gegangen bin, wenn jemand einen nahen Angehörigen verloren hat. Ich hatte Angst, die Wunde wieder aufzureissen. Jetzt seh ich das mit anderen Augen, ich bin durch diese ganzen schrecklichen Ereignisse gereift, so blöd das vielleicht klingen mag. Ich kann auf andere Menschen zugehen, die in ähnlichen Situationen stecken und nachfragen, sie sind dankbar, wenn jemand da ist, der zuhört und einfach nur versteht.....

Ganz liebe Grüße von Heike
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