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  #1  
Alt 07.11.2011, 10:57
Sternchenhk Sternchenhk ist offline
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Registriert seit: 05.07.2010
Ort: nähe Stuttgart
Beiträge: 136
Standard AW: Was nach dem Tod....

nun möchte ich auch was dazu sagen:

Als mein Mann so schwer krank war und der Todesengel ins Haus kam, habe ich mir auch immer wieder überlegt, ihn in ein Hospitz zu tun, er selber hat sich Monate zuvor in der Paliativstation angemeldet.

Als es immer schlimmer wurde, dachte ich oft, ich kann mich ja nicht mal zurück ziehen, hab hier keine Moglichkeit mal richtig zu weinen, wie auch, er würde es ja mitbekommen.
Die Gedanken sind so oft gekommen, wenn er dort wäre, könne man den ganzen Tag zu ihm gehen und dann wieder nach Hause und man könnte ein bisschen los lassen, sich gehen lassen, mal einen weinkrampf bekommen, einfach Luft machen.

Aber ich hab es nicht über das Herz bekommen, mir kam es vor, also ob man abschiebt, die Verantwortung abgibt.
Ich fragte mich immer wieder, was können die tun was ich nicht kann?
Mein Arzt sagte mir, das ich Pfleger bekommen kann, das 2-3 mal am Tag eine Hilfe kommen kann wenn ich das will.

Auch das habe ich abgelehnt, solange ich es noch alleine machen kann, werde ich es auch.

Ich kann verstehen, das man nicht hin schauen will oder kann, das es einem das Herz bricht, zuzuschauen wie der andere unter den Händen wegstirbt, aber ich konnte auch reinfühlen, was der andere möchte.
Mein Mann wollte zuhause bleiben, bei mir bleiben.
Er wollte nicht, das jemand ihn anlangt, das ein fremder ihn waschen oder sauber machen soll.

Ich weiß wie hilflos man ist, wie hart das Los zu tragen ist, wie schwer die Last ist, zu entscheiden, was ist richtig und was falsch.

Ich weiß aber auch, das der Kranke gerne zuhause bleiben will, da wo liebe Menschen um einen sind, da wo immer die Frau oder der Mann ist, wenn man was braucht.

Ein Freund fragte mich mal, wie geht es Dir mit dem ganzen.
Als ich sagte, das es eine schwere Aufgabe ist, das alles unter einen Hut zu bekommen, schaute er mich an und sagte:
Ja die schönen und leichte Jahre sind nun um, nun kommen die nicht so schönen und schwere Jahre dran, wie hast du in der Kirche gesagt, in guten und schlechten Zeiten.

Dieser Satz ging mir nie wieder aus dem Kopf.
Ich habe meinen Mann aus ganzem Herzen geliebt und jetzt da er krank war, war ich für ihn da, war seine Hände und Beine, hab immer versucht ihm alles abzunehmen, so das er ganz in Frieden einschlafen konnte.

Wie es für mich war, das kann sich jeder vorstellen, es war das aller schwerste was ich in meinem Leben an Last tragen mußte.

Helga
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  #2  
Alt 07.11.2011, 11:44
dphw dphw ist offline
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Registriert seit: 28.07.2010
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Beiträge: 425
Standard AW: Was nach dem Tod....

Hallo Peter,
ich stimme Helga vollkommen zu.
Sicher ist das alles nicht ganz einfach für euch,für alle Beteiligten!
Aber irgendwie lese ich in Deinem Posting eine gehörige Portion Egoismus!?
Schön ,ihr wollt das der Vater gute Pflege bekommt,es ihm soweit als möglich gutgeht,startet aber nicht mal den Versuch es zu Hause mit Hilfe eines Pflegedienstes zu versuchen sondern "würgt"allein mit ihm rum!!
Und da man sein bestes will???wird er ins Hospiz gebracht..........sodas

MAN WIEDER BEFREIT LÄCHELN KANN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Viel Spass dabei!!!!!!!!!!!!!!!

Dieter
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  #3  
Alt 07.11.2011, 19:20
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Beiträge: 611
Standard AW: Was nach dem Tod....

Dieter und Helga haben das Richtige geschrieben.
Ich hätte meinen Mann auch nie abgegeben, wenn ich gewußt hätte, er stirbt an diesen Tag. Die Zeit hätten wir auch noch zusammen geschafft.
Ich mußte das alles alleine hinbekommen, bei Euch sind doch mehr Leute?
Pflegebett organisieren, Wohnzimmer ausräumen und und und. Pflegestufe beantragen und sich Hilfe nach Hause holen.
Nur weil ein Mensch durch die Krankheit verwirrt ist oder gar motzig ?
Immerhin hat noch jeder Mensch der nicht entmündigt ist, das Sagen, ob er in ein Hospiz will oder nicht.
Mensch...der arme Mann lebt doch eh nicht mehr lang...warum nen alten Baum noch umpflanzen?
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  #4  
Alt 07.11.2011, 20:21
Benutzerbild von Anhe
Anhe Anhe ist offline
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Standard AW: Was nach dem Tod....

Hallo liebe Foristen,

jetzt alle einmal tief durchatmen.....

Peter schrieb, er ist gerade einmal 23 und er und seine Mutter haben vor Ort keine Familienangehörigen. Das macht die Pflege eines Angehörigen sicherlich nicht leichter. Nun könnte man ja sagen "Macht Euch schlau und holt Euch Hilfe nach Hause" - aber ganz ehrlich? Bis zu der ersten Krebserkrankung in meiner Familie hatte ich nicht die geringste Ahnung, welche Möglichkeiten es gibt. Und ich war wesentlich älter als Peter. Also zerreisst ihn bitte nicht ganz in der Luft - zumal ich auch den Eindruck habe, daß ein enormer Leidensdruck auf ihm lastet. Nicht jeder hat die Kraft und die Möglichkeit, einen Angehörigen zu Hause auf seinem letzten Weg zu begleiten. Nicht jeder kann dies seelisch verarbeiten. Und zuletzt lese ich noch die Angst aus Peters Posting, daß er seinem Vater Schmerzen bereitet, beim Umbetten, beim Aufsetzen usw.

Der eine Angehörige entwickelt in einer solchen Situation ungeahnte Kräfte, der andere bricht zusammen. Die Option, für den Erkrankten ein Hospiz in Betracht zu ziehen, ist m.E. nicht unmenschlich, wenn man keine andere Möglichkeit sieht. Letztendlich haben wir doch alle den Wunsch für uns selbst und unsere Angehörigen: Den letzten Weg in Würde und in einem liebevollen Ambiente gehen zu dürfen.

Ich glaube, es ist einfach die pure Panik eines jungen Menschen vor dem was ist und was noch kommt, welche die vielleicht ein oder andere Formulierung etwas unglücklich wirken lässt.

Beste Grüße,
Anhe
__________________

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  #5  
Alt 08.11.2011, 22:52
lyra lyra ist offline
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Ort: bei Köln
Beiträge: 375
Standard AW: Was nach dem Tod....

Hallo alle zusammen,

erst mal großen Dank an Anhe- Du hast formuliert, was ich nicht so recht zusammen bekommen habe und mich auch nicht getraut habe- ich habe gestern mit "Grummeln im Bauch" mitgelesen, es hat mich auch etwas aggressiv gemacht, deshalb wollte ich nichts schreiben.

Ich habe sehr viel Selbstgerechtigkeit aus den Beiträgen an Piocho heraus gelesen-
natürlich haben wir alle getan, was geht und sicher ging es bei keinem um`s abschieben-
aber es sollte doch eigentlich um`s Wohl des Erkrankten gehen und nicht darum, was man selbst wollte ...

@Piocho: ich rechne es Dir hoch an, dass Du nicht nur an Deinen kranken Vater, sondern auch an die Situation Deiner Mutter denkst-
übrigens gibt es in den Hospizen auch die Möglichkeit, dass Angehörige dort "übernachten" bzw. wohnen können- ich habe es mit meinem Mann auch so gemacht, auf Anraten der Ärzte.
So musste er sich keine Minute seines restlichen Lebens quälen, da immer Hilfe da war.
Du machst also nicht nur etwas Gutes für Deinen Vater, sondern auch für Deine Mutter.
Mach weiter so, Du bist klasse!

Liebe Grüße
Lyra

Geändert von lyra (08.11.2011 um 22:57 Uhr)
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  #6  
Alt 08.11.2011, 23:06
Benutzerbild von YasminB
YasminB YasminB ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Was nach dem Tod....

....hm, auch ich würde sagen, dass anhe und imagia recht haben.
Uns wurde diese Entscheidung damals auch durch meine Mutti abgenommen - der Gesundheitszustand verschlechterte sich so rasch, dass sie mit dem Notarzt ins KH eingeliefert werden wollte. Und das am Heiligen Abend...
1 1/2 Jahre zuvor starb meine Oma, die ich bis dahin über 7 Jahre lang daheim gepflegt hatte - bis Pflegestufe 3. Kaum einer, der bis zu solch einem Zeitpunkt noch nie über die Pflege eines Angehörigen nachgedacht hat, weiß wirklich, was da auf einen zukommt.
7 Jahre Pflege sind eine Sache, zumal ich hineingewachsen bin. Die Palliativ-Pflege eines einem Nahestehenden Menschen ist da noch mal etwas ganz anderes; ich muß zugeben, dass wir alles Menschenmögliche getan haben, als die Krebserkrankung meiner Ma feststand - aber ihre letzten Tage verbrachte sie im KH.
Nach all den aufreibenden Monaten hätte ich es nicht mehr stämmen können - auch nicht mit Hilfe meines Mannes und aller Freunde (von uns und meiner Ma), die immer da waren und uns unterstützt haben. Ich empfinde auch kein schlechtes Gewissen. Ich weiß nur, dass ich selber 1 Jahr später schwer erkrankt bin und nun schon seit über 1 1/2 krankgeschrieben, Ende offen.
Es sollte jedem wirklich selbst überlassen bleiben, wie er sich entscheidet - wir leben in einer Gesellschaft, in der die meisten gar nicht mehr wissen, wie "normales Sterben geht"... Wenn Mutter und Sohn sich einfach überfordert fühlen, so nehmt es als solches an. Es ist für alle von uns eine schwere Zeit, in der wir jeden guten Gedanken, jedes liebe Wort, jede mitfühlende Geste und jedes Gebet brauchen können.
Lieber Dieter - du hast meine ungeteilte Bewunderung für deine wunderbare Lebenseinstellung! Kraft und alles Erdenklich Gute für dich!
Lieber Peter - halt die Ohren steif und zeig deinem Vater, wie sehr du ihn liebst; durch diese Energie, die er spürt, wird es für ihn leichter!
Und allen anderen ein festes Daumendrück und alles Liebe und Gute!
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  #7  
Alt 16.11.2011, 18:51
Piocho Piocho ist offline
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Beiträge: 16
Standard AW: Was nach dem Tod....

Pflegestufe wurde bei Diagnose beantragt. Pfleger kamen 3mal die Woche. Doch wenn ein Mensch nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen kann und wir nicht wissen, ob er noch Schmerzen hat, dann tut es in der Seele weh ihm nicht mehr richtig helfen zu können. WIESO dann nicht auf Hilfe zugreifen (psychisch als auch physisch) die angeboten wird? Ist das nicht etwas egoistisch?!

Ich Danke den liebenvollen Menschen dafür, die sowas möglich machen. Jeder sollte sich so eine Einrichtung anschauen bevor geurteilt wird. Von allen Beteiligten mit denen ich gesprochen habe, bereut es niemand! Es geht uns seitdem (VORALLEM MEINEM VATER) besser!

PS: Kein Patient kommt in ein Hospiz, wenn er nicht möchte. Das war Grundvoraussetzung vom Hospiz für die Aufnahme.
PS2: Vielen Dank an alle Zuhörer/Leser die mir mit hilfreichen Worten weitergeholfen haben.

Geändert von Piocho (16.11.2011 um 19:09 Uhr)
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  #8  
Alt 16.11.2011, 19:17
dphw dphw ist offline
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Ort: hannover
Beiträge: 425
Standard AW: Was nach dem Tod....

Hallo Peter,
ich schliesse mich da imagia an,
Auch ich habe nicht gewusst das ihr schon diverse Sachen angeleiert habt,
deshalb auch mein etwas harsches Posting.
Kann mich dafür nur entschuldigen und hoffe das nun das bestmögliche für Deinen Vater gemacht wird,damit ihr wirklich beruhigt lächeln könnt!!
Nichts für ungut und alles Liebe und Gute für euch.

Gruss Dieter
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Stichworte
leberkrebs, lebermetastasen


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