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  #1  
Alt 14.11.2011, 22:42
bia10/11 bia10/11 ist offline
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Registriert seit: 13.11.2011
Beiträge: 2
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Danke für diesen Beitrag,
mir geht es ähnlich! Wenn man das so schreiben darf!
Seit Mitte Okt. verfolge ich die Beiträge auf diesen Seiten mit Angst und Bange. Seitdem habe ich mit einem maligen Melanom zu tun. Schock!!!! Ich konnte erst gar nicht glauben was mir dort gesagt wurde. Und habe immer noch das Gefühl ich bin im falschen Film. Wenn ich mich bislang richtig ínformiert habe, werde ich risieges Glück gehabt haben, aber ich traue mich nicht das so auszusprechen, weder zu denken!!!! Bislang habe ich mein Blut untersuchen lassen. Meine Lymphknoten wurden untersucht und es wurde nocheinmal ein Sicherheitsabstand drumherum weggeschnitten. Alle Befunde und Werte sind bislang gut ausgefallen.

Ist es damit wirklich vorbei??? Darf ich mich trauen aufzuatmen???
Wie geht man damit um???

Tagsüber geht es mir gut, dann ist der trubel gross genug, aber Abends......

liebe Grüße
an alle


(ich möchte keinem wehtun, ich weiss es gibt leider genug, auf diesen Seiten die viel schwer wiegendere Probleme haben als ich!)
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  #2  
Alt 15.11.2011, 08:03
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Beiträge: 3.386
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

@bia10/11


Dass Du nach dem Eingriff und trotz der bisher relativ beruhigenden Diagnose latent Angst hast, kann ich sehr gut verstehen.

Ich hatte nach meiner recht heftigen Diagnose und Therapie, obwohl meine Ärzte und ich sozusagen alles getan haben, nie das Gefühl, mich völlig entspannt zurücklehnen zu können

Wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht weiß man, dass ALLES möglich ist


Gleichwohl will ich mich nochmal auf den Titel dieses Thread beziehen: Wir werden n i c h t "kirre" - wir tun was nötig ist und stützen uns gegenseitig


__________________
Ilse

Geändert von Ilse Racek (15.11.2011 um 08:04 Uhr) Grund: vertippt
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  #3  
Alt 15.11.2011, 22:31
MaTini MaTini ist offline
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Registriert seit: 29.09.2009
Beiträge: 30
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Hallo Ihr Lieben,
das Thema ist super, ich kann sehr gut nachempfinden was ihr fuehlt.
Ilse - das hast Du schoen gesagt.

Umgang mit der Angst und den Gefuehlen ist ein riesen Thema. Wann ist es vorbei? Geht das vorbei? Bei mir schwaecht es ab - die Zeitraume ohne Angstzustaende und Panik werden immer etwas leanger- bis wieder ein Gefuehlscaos da ist und dann ueberrollt es einen. Aber ich weiss mittlerweile, das es auch wieder geht. Ich muss "nur" das Caos ueberwinden oder rechtzeitig Hilfe holen.

Nach der Therapie und dem ganzen auf und ab bin ich am Anfang sehr oft in Traenen ausgebrochen, einfach so, egal wo oder wer mir gegenueber sitzt. Ich sass in der Tram und die Treanen liefen, ich stand in der Baeckerei und die Treanen liefen. Ich bin einfach ueberrant worden von meinen Gefuehlen. Konnte die nicht wirklich kontrollieren.

Ich habe mich nicht getraut es irgendjemanden zu erzaehlen. Meine Erfahrung ist - wenn man ueber die Krankheit spricht geht es so lange gut, wie man ueber Diagnosen oder Untersuchungsergebnisse spricht. Immer schoen sachlich bleiben bitte - angehen wie ein Projekt - am Besten stellt man gleich ein Projektplan mit Massnahmen auf und analysiert das ganze zusammen. Das ist verstaendlich, da kann man mitreden.

Wenn ueber Aengste und Gefuehle geredet wird, ist nicht viel Einfuehlungsvermoegen auf der anderen Seite. Aber wie sollen die engen Freunde, Bekannte und Familienangehoerigen das auch verstehen oder nachvollziehen? Sie haben selber Angst einen zu verletzen und sind der Situation und der Ungewissheit ohnmaechtig ausgesetzt.

Ich denke es ist unsere Aufagabe mit der Ungewissheit zu leben - was es nicht einfacher macht und in manchen Situationen unertraeglich erscheinen leasst. Wenn es nicht mehr allein geht - gibt es Hilfe. Wir muessen uns bewegen, sonst bewegt sich leider nichts.

Was ich super finde, hier ist der Raum fuer diese Themen, fuer Aengste, fuer Aerger, fuer Sarkasmus, fuer Ironie. Ist ist unser Gefuehlsraum wenn wir in brauchen, wenn nicht - ist er trotzdem da. Zu jeder Zeit - von zu Haus oder unterwegs. Ein schoenes Gefuehl.

Lieben Gruss an alle!
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  #4  
Alt 15.11.2011, 22:48
Wangi Wangi ist offline
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Registriert seit: 15.06.2009
Beiträge: 1.389
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Hallo MaTini,
das mit den Tränen kenne ich nur zu gut, wegen nix und wieder nix kamen die.
Ich merke auch das ich mir so einige "Sachen" aus dem Kh mitgebracht habe. Und ich kann es nicht mehr mit ansehen wenn jemand eine Spritze bekommt oder Blut abgenommen wird, auch im TV nicht und auch bei Tieren nicht.
Hier im Forum zu lesen hat mir immer wieder gut getan, Danke an Alle dafür.

Lieben Gruß
Wangi
__________________
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  #5  
Alt 15.11.2011, 23:00
Benutzerbild von Petra & Thomas
Petra & Thomas Petra & Thomas ist offline
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Beiträge: 227
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Hallo ihr Lieben,

auch für mich ist es schwer mit der Tatsache umzugehen, beonders tragisch weil ich erst vor kurzem meinen an Krebs erkrankten Mann verloren habe. Das mulmige Gefühl und die Angst wird man nie mehr los.
Entscheidend ist wie man damit umgeht. Ich für mich handhabe es so. Ich habe bisher alles getan um das Schalentier loszuwerden und für mich gab es Therapiemöglichkeiten. Lebe seit dem etwas bewusster, genieße jeden Tag an dem es mir körperlich gut geht. Sollte es so sein das er irgendwo noch lauert ist es Schicksal.... es gibt halt noch kein Wundermittel gegen Krebs. Dann wünsche ich mir eine neue Alternative und/oder ....friedlich von der Welt gehen zu können.

Liebe Grüße Petra
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An den Widerständen bildet sich unser Charakter!Was wir ertragen und bestehen, wird zu einem kostbaren Teil von uns (Ulrich Schäffer)

http://www.youtube.com/watch?v=s7Gjc...eature=related
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  #6  
Alt 16.11.2011, 08:02
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Ort: Main-Kinzig-Kreis
Beiträge: 3.386
Cool AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

@Petra

den Gedanken "..... friedlich von dieser Welt gehen zu können..... " werden wahrscheinlich nicht sehr viele jüngere Menschen aufbringen können :
Wahrscheinlich gelangen eher ältere Betroffene zu dieser relativen Gelassenheit :

Mir gelingt das - stramm auf die 70 zusteuernd - nur manchmal und es gibt durchaus Momente, in denen ich zwar nicht weine, aber doch sehr bedrückt bin


@Wangi

Du hast Recht, Foren wie der KK können Einiges relativieren oder gar in sehr dunklen Momenten eine Hilfe sein


@MaTini

......Du schreibst "Immer wieder sachlich bleiben...." und ich finde, Du hast absolut Recht :
Man weiß das ja von sich selbst, wenn man sich beispielsweise mal als Zuhörer wiederfindet: Diagnosen und Untersuchungsergebnisse - von Anderen über längere Strecken vorgetragen - können jede Unterhaltung killen


@Wangi


Viele Patienten, die hier im Forum unterwegs sind, haben - wie Du und ich - die letzten Jahre sehr oft ein Krankenhaus von innen gesehen

Bei mir ist allerdings der Effekt nicht eingetreten, dass ich nun keine Spritzen, Blut oder andere damit verbundenen unangenehmen Dinge mehr sehen könnte....

Was allerdings das konstruierte Geschehen in diesen unsäglichen Ärzte-Serien im TV betrifft, so fand ich das schon v o r meiner Krebserkrankung und den Komplikationen bei der Behandlung absolut ätzend



Liebe Grüße
__________________
Ilse
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  #7  
Alt 16.11.2011, 11:43
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Registriert seit: 22.11.2006
Ort: Ende aus, Micky Maus
Beiträge: 2.175
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Liebe Con,

dieses mulmige Gefühl kenne auch ich nur zu gut. Ich hatte einen metastasierten Hoden-Tm. Nun gilt der Hoden-Tm ja auch in moderat metastasierten Stadien als heilbar. Das war für mich stets der Griff zum festhalten, wenn gleich ich auch immer eine gewisse Portion an Skepsis inne hatte. Wenn mich der Hoden-Tm nicht umbringt, macht es vielleicht die erhaltene Chemo in zehn Jahren nachträglich? Vor jeder Nachsorge dann dieses elendige Kopfkino: ein Zwicken hier, und da..... vor allem dort, wo die Metastase saß. Dann kommen ja auch immer wieder die Gedanken daran, was wäre wenn. Äääääätzend . Sobald ich dann meine Markerergebnisse habe, ist alles wie weg geblasen.
Mein Doc sagte immer, das würde sich mit der Zeit legen. Naja.... bis zum dritten Jahr wurde es etwas weniger. Dann verlängerte sich der Zeitraum zwischen den Nachsorgen und genau damit bekam ich wieder Probleme. Drei Monate durchhalten ging schon, die anderen drei waren wieder Schwitzen, Sorgen, Fragen, Kopfkino....

Im Umgang mit anderen bin ich recht schonungslos. Wer mir blöd kommt, bekommt einen entsprechenden Satz zurück. Vor allem wenn es darum geht "Jaaaaa, aber der Hodenkrebs ist ja sooooooo toll behandel- und heilbar.....!" Klar, ist er. Aber die Chemo macht trotzdem keinen Spaß und wenn man dann von Männern liest, die Früh- bzw schlecht behandelbare Spätrezidive entwickeln oder einfach therapieresistent der Krankheit erliegen, dann passt meine selbstgewählte Definition von "Krebs light" nicht mehr wirklich.
Das einzig wirklich gute ist, dass die Zeit tatsächlich ein wenig unsere Wunden heilt. Je mehr Zeit vergeht, um so mehr verliert das Erlebte seinen Schrecken. Aber unschöne Narben werden auch auf der Seele immer bleiben.
Hier liegt es dann an jedem einzelnen, an den Narben zu wachsen und immer den Kopf oben zu behalten. Dies geht oftmals jedoch nur mit professioneller Hilfe. Ich habe sie damals für mich als nicht notwendig erachtet. Im Nachhinein betrachtet würde ich das vielleicht "beim nächsten Mal" anders machen. Der Krebs war ja 2006 nicht die einzige böse Ohrfeige für mich.
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  #8  
Alt 16.11.2011, 18:43
Benutzerbild von Petra & Thomas
Petra & Thomas Petra & Thomas ist offline
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Registriert seit: 04.04.2008
Ort: Görlitz
Beiträge: 227
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

@ Ilse

ich denke, dass ich mit 49 relativ jung bin und ich versuche mich auch mit der Tatsache das morgen alles anders sein kann auseinanderzusetzen. Wie schnell es gehen kann habe ich bei meinem Mann erleben müssen. Viele werden jetzt sagen, es reicht wenn man sich darüber Gedanken macht wenn es soweit ist. Leicht gesagt-funktioniert in meinem Kopfkino aber nicht.
Liebe Grüße Petra
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