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  #1  
Alt 20.01.2012, 11:48
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bernhardiner bernhardiner ist offline
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Gestern war ich zur Beerdigung der Mutter meiner Schwägerin. Ich habe gedacht, ich könnte es aushalten. Aber ich habe es nicht. Der gleiche Ort, fast die gleiche Zeit, die gleiche Musik. Ich habe alles wieder erlebt. Der Januar ist für mich so wie so recht problematisch. Morgen sind wir 40 Jahre verheiratet und am Dienstag wiederholt sich Karins Sterbetag zum dritten Mal. Ich wollte gestern meiner Schwägerin gern zur Seite stehen, nun habe ich erst einmal mit mir selbst zu tun. Aber inzwischen habe ich gelernt, mit solchen Situationen umzugehen und so denke ich, auch diesmal werde ich ein Arrangement mit meinem Trauertier
finden.
Ich wünsch Euch allen ein schönes Wochenende. Auch wenn das Wetter nicht so ganz mitspielt, macht was draus.
__________________
Liebe Grüße, Siegfried

Meine Karin fehlt mir so. *24.09.1950 +24.01.2009

Menschen sind Engel, aber nur mit einem Flügel.
Es müssen sich immer zwei finden, um fliegen zu können.
Drum hielten wir uns an der Hand und flogen dann gemeinsam in unseren Himmel

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  #2  
Alt 23.01.2012, 11:42
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bernhardiner bernhardiner ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Morgen sind es nun drei Jahre. Die Zeit vergeht schnell, aber deswegen wird es trotz allem nicht leichter. Auch wenn ich meine, mein Leben wieder vernünftig in den Griff bekommen zu haben, es gibt so viele Momente, wo ich nach oben schaue und sage, ich brauche Dich.
Ich merke, in den drei Jahren bin ich sensibler geworden, mir kommen in bestimmten Situationen ganz schnell die Tränen. Ich hab aber auch gelernt, damit umzugehen. Ich muß mich deswegen nicht schämen. Unsere gemeinsame Lebenslinie wurde ganz jäh abgebrochen und fast wäre auch meine nicht mehr weiter gelaufen. Zum Glück habe ich wieder jemanden getroffen, der mir zeigte, es lohnt doch hier zu bleiben. Das schöne ist, die alte, unsere, Lebenslinie läuft jetzt als meine Lebenslinie weiter, weil Karin in meinem Herzen ja immer noch bei mir ist. Eine neue Lebenslinie ist dazu gekommen.
Ich stehe an Karins Grab und erzähle ihr von unserem Alltag, den Sorgen und Nöten, aber auch den schönen Stunden, wohl wissend, es ist alles so, wie sie es wollte. Ich erinnere mich an viele lange Gespräche vor ihrem Tod, in denen sie über eine neue Partnerin für mich reden wollte. Ich hab damals fast immer ganz schnell geblockt, weil ich diese Gedanken nicht an mich heran kommen lassen wollte. Heute weiß ich, es war ihre Liebe zu mir, die sie zu diesen Gesprächen geführt hat. Ich war neulich in Berlin im Herzzentrum, weil eine eventuell notwendig gewordenen Herztransplantation bei mir geprüft werden sollte. Ich habe gebetet, mein altes Herz behalten zu dürfen. Es steckt da soviel Liebe und Zuneigung drin. Es ist bekloppt, aber ich hab dem Arzt gesagt, lieber verzichte ich auf ein Stück Leistungsfähigkeit. Zum Glück ist das Thema erst einmal verschoben, aber eben nicht vom Tisch.
Morgen ist der Jahrestag, aber eigentlich ein Tag wie jeder andere ohne Karin.
Sie fehlt mir so.
__________________
Liebe Grüße, Siegfried

Meine Karin fehlt mir so. *24.09.1950 +24.01.2009

Menschen sind Engel, aber nur mit einem Flügel.
Es müssen sich immer zwei finden, um fliegen zu können.
Drum hielten wir uns an der Hand und flogen dann gemeinsam in unseren Himmel

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  #3  
Alt 23.01.2012, 13:53
Benutzerbild von grace84
grace84 grace84 ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für den morgigen Tag. Versuche an die schöne gemeinsame Zeit zu denken, so habe ich es auch versucht zu machen, ich habe mir vorgestellt mein lieber Mike ist ganz nah bei mir und er hätte nicht gewollt, dass ich traurig bin...

Bei mir ist es genauso, ich habe auch einen anderen Partner, mit ihm gehe ich jetzt einen anderen Weg, aber Mike und ich gehören in meinem Herzen zusammen und ich sage mir immer eines Tages sind wir wieder zusammen. Auch Mike hat damals zu mir gesagt, dass es sein Wunsch ist, dass ich einen anderen netten Mann an meiner Seite habe und ich wieder glücklich bin. Das versuche ich, auch wenn es schwer ist...

Fühl dich ganz doll gedrückt und vergesse niemals unsere Lieben wollen dass wir glücklich sind....
__________________
Ich weiß nicht was uns noch erwartet oder auf uns zu kommt, aber ich weiß, dass wir alles gemeinsam schaffen werden....

Mein Schatz hat es leider nicht geschafft. Am 24.12.2010 hat er mich hier allein gelassen, aber wir werden uns wieder sehen. Für immer in meinem Herzen :*
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  #4  
Alt 24.01.2012, 19:25
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Ihr Lieben,

heute hat die Sonne hoffentlich manch trübe Gedanken vertreiben können....

Länger war ich nicht hier am Stammtisch, deshalb erst heute meinen Dank für die lieben Grüße...

@Helmut, komm lass uns ein Bierchen trinken hier am Stammtisch, dann brauch ich mit meiner Antwort auf deinen Beitrag nicht "umzuziehen"

Tja Helmut, diese Gedanken rumoren in einem, immer mal wieder.

Als Claus starb habe ich eine Textzeile von Glashaus ausgeschnitten. Sie hängt über unserem Hochzeitsbild „nie wieder so verletzbar sein, nie wieder so wie jetzt allein….“ Ich wollte es nie wieder. Diesen Schmerz nie wieder aushalten, diese Art von Tränen nie wieder weinen. Die Textzeile hängt noch immer, ebenso das Hochzeitsbild. Ja ich will es noch immer nie wieder und doch bin ich das Risiko noch einmal eingegangen.

Was macht den Unterschied? Wir haben den Schmerz überlebt, wir mussten das Lachen wieder lernen, die Freude, alles was das alte Leben ausgemacht hat, es war verschwunden und ganz allmählich, Schritt für Schritt, Stück für Stück kehrte es zurück. Anders als zuvor, denn der Schmerz, der durchlebt wurde ist als Schatten geblieben.

So unterscheidet sich meine Liebe zu Steffen von der zu Claus in der Allgegenwärtigkeit des überlebten Verlustes. Natürlich wusste ich auch schon als junges Mädchen (ganz theoretisch…..), dass wir nicht ewig leben, dass wir eines Tages getrennt werden, aber WIRKLICH daran geglaubt habe ich nicht (waren wir tatsächlich nicht unsterblich???). Die Unbeschwertheit meiner Liebe zu Claus, hervorgerufen durch die Unwissenheit ließ mich damals „Samba auf dem Tisch tanzen…“ aber auch leichtfertig streiten, Banalitäten wichtig nehmen u.s.w. Aber das war gut so, denn DAS war genau DAS, was unser Leben damals ausgemacht hat.

Durch das Wissen heute denke ich, dass ich meine Liebe zu Steffen bewusster lebe. Ich weiß jetzt WIRKLICH wie kostbar der Alltag ist, welch großes Geschenk es ist, dass mir dieser Mensch begegnet ist. Und ich weiß wieder nicht, wie viel Zeit uns bleibt, aber ich weiß, dass ich möglichst viele Momente seine Gegenwart, unser Alltagsallerlei genießen möchte, auskosten, bis eines Tages der Augenblick wieder alles zerstören wird, für ihn oder für mich, auf jeden Fall für uns.

Nie wieder so verletzbar sein hätte bedeutet, nie wieder das Strahlen in den Augen eines Menschen zu sehen, nie wieder selbst zu strahlen. Aus Angst vor dem garantierten Verlust, ein Geschenk nicht anzunehmen. Ja ich habe große Angst vor dem Tag, da es wieder passiert. Ich werde es nicht verhindern können, ich kann lediglich die Zeit dazwischen genießen und vielleicht das ein oder andere besser machen, besser aus der Sicht von heute.

Der Spruch, den ich über das Hochzeitsbild von Steffen und mir heute hängen würde ist derzeit ein anderer. Auch eine Liedzeile von Bosse und Anna Loos: Ich bin froh, dass du da bist….

Geht wohin das Herz euch trägt, ich glaube damit kann man nichts falsch machen

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #5  
Alt 24.01.2012, 19:45
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Scheidungsanwalt Scheidungsanwalt ist offline
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Standard AW: Stammtisch

komisch, so ne Textzeile hab ich auch. Heißt "Time heals nothing" und stammt von einer Schwedischen Metalband. Ist aber aus dem Zusammenhang gerissen. Fands trotzdem passend, den Kontext kennt ja keiner. Prost!

Grüße

TOm
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  #6  
Alt 25.01.2012, 02:18
Benutzerbild von baghira
baghira baghira ist offline
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Beiträge: 121
Standard AW: Stammtisch

Hallo Andrea,
du hast mir grad ein wunderschönes Geschenk mit deinem Beitrag gemacht- es wird das allerschönste für mich an diesem Tag sein! Grins- wie war das noch... Seelengleichklang oder so?
---„nie wieder so verletzbar sein, nie wieder so wie jetzt allein….“--- Und niemals vergessen wollen, vergessen werden und vergessen können- können!
Ja ... und dankbar sein, für das was man zusammen erlebt hat und wie man es erlebt hat!
Danke dir vor allem dafür, dass du mir manchmal zeigst, wie es in mir aussieht!

Liebe Grüße
Annette
__________________
Wer nicht traurig seien kann,
hat im Leben nicht getanzt.
(Herbert Grönemeyer)
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