Unsere kleine Geschichte - Krebs-Kompass-Forum seit 1997

Scheidungsanwalt · #1 12.05.2012, 17:15

...was für eine schlimme Nacht, was für ein Traum. Ich war zuhause. Mein Elternhaus. Am Küchentisch saß mein verstorbener Vater. Wir haben uns unterhalten. Ganz normal. Als ob er von irgendwo nochmal herüber gekommen ist, um mit mir zu sprechen. Ich habe nichts verstanden. Ob das immer so sein könne, hab ich ihn gefragt. Ob ich ihn immer sehen könne, obwohl er tot sei. Nein, das ginge nicht. Es wäre nur am Anfang so. Ob er denn jetzt wirklich tot sei, habe ich gefragt. Ja, das wäre er, hat er geantwortet.

Als ich heute morgen aufgewacht bin, war ich fix und fertig. Ich bin noch lange nicht drüber weg. Da ist nur eine dünne Schicht Erde drüber, die es mir erlaubt, halbwegs klarzukommen und, wenn es drauf ankommt, den Schein zu wahren. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin muss ich gestehen, dass mir ganz schön viel Kraft abhanden gekommen ist.

Grüße

Tom

MamaVonZweien · #2 13.05.2012, 12:41

Lieber Tom,

ich möchte Dir kurz etwas aus meinem Leben erzählen. Etwas... was mich verstehen lässt was konkret in Dir vorgeht.

Vor gut 2 Jahren, als es mit meinem Papa abwärts ging entschloss ich mich zurück nach Hause zu gehen (von Niedersachsen nach Sachsen, gut 300km). Meine Partnerschaft war am Ende, das Heimweh groß, nud der Gedanke dass meine Mutter alles alleine wuppen muss war unerträglich. Also packte ich meine Kids und trennte mich - ging zurück nach Hause. Naja, mein Partner kam dann doch nach :-P

Anyway, wir hatten lange Zeit knapp 1500€ weniger im Monat zur Verfügung. Es war verdammt hart und ich klopfte sogar bei der Tafel an. Aber das war mir schei*egal denn ich war zu HAUSE, DAHEIM. Ich hatte meine Fmailie und konnte meine Eltern noch gut unterstützen. Und mein Papa blühte richtig auf :-)

Naja gut, jetzt ist er gegangen und manchmal quält es mich unendlich. Momentan sind die Tage hart und auch ich Träume jetzt Nachts schlecht. Oft trink ich vorm Schlafen fix nen Schnaps in der Hoffnung die Gedanken halten mal Still.

Ich habe die Entscheidung gegen "reichtum" oder Wohlstand nicht bereuht. Im Gegenteil: es war die beste Entscheidung meines Lebens.

Und hier, zu Hause, auch ohne Papa - es kommen soooo viele Erinnerungen die ich längst irgendwo verkramt hatte. Es ist richtig so und hilft mir nicht nur die schlimmen letzten Stunden zu sehen, sondern emine Wundervolle Kindheit die ich diesem Mann zu verdanken habe! Ich bin wieder angekommen.

Ich selbst habe MS - und ich will LEBEN, jetzt erst recht. Mit meinen Kindern, Für meine Familie, in meiner HEIMAT. HIER gehöre ich her - auch ohne Papa.

Tu was Dein Herz Dir sagt. Ich wünsch Dir ganz viel Glück bei Deinen Entscheidungen. Und auch an das Aldi-Bier kann man sich gewöhnen :-)

Scheidungsanwalt · #3 13.05.2012, 17:18

oh man, MS. Das ist auch kein Geschenk. Gehts Dir denn einigermaßen gut damit? Ein Arbeitskollege von mir hat das auch, hält sich aber tapfer. Wenn ich sowas lese denke ich, ich jammere auf hohem Niveau. Immerhin bin ich gesund. Und das ist auch ne Masse wert.

Trotzdem ist es so, wie Du schreibst. Heimat ist wichtiger.

Grüße

Tom

MamaVonZweien · #4 13.05.2012, 18:04

Zitat:

Zitat von Scheidungsanwalt

oh man, MS. Das ist auch kein Geschenk.

Doch, für mich ist es ein Geschenk. Das beste was ich je bekommen habe. Dank der Erkrankung habe ich für mich herausgefunden was wichtig ist, was zählt. Und davon profitieren auch meine Kinder :-)

Klingt doof, aber ohne MS hätte ich mich nie auf die Suche nach dem Sinn begeben. Und auch die MS war ein Grund für meine Heimkehr - wenn auch kein treibender.

Es ist alles gut so wie es ist. Dank der MS habe ich wieder gelernt zu leben - bewusst zu leben. Viele leben ihr leben vor sich hin ohne auf die kleinen Dinge zu schauen... aber gerade auf die kommt es an :-)

Scheidungsanwalt · #5 20.05.2012, 12:44

so, Job 1 hat schonmal nicht geklappt. Mund abwischen und weiter. Noch 4 vakante Stellen da oben, wo ich aufs Profil passe. Wird schon klappen!

Grüße

Tom