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  #1  
Alt 12.08.2012, 15:45
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aquintos, ihr Anderen,

ich bin ein solcher, wie ihr ihn bereits verloren habt oder besser, der noch "übrig" ist. Vater zweier Töchter, Opa zweier Enkel und zur Zeit sogar nochmal werdender Opa.

Nach dem Tod meiner Frau begann eine verd... schwere Zeit. Nicht nur für mich, für die ganze Familie. Was ich recht früh lernte war, dass die Trauer meiner Familie eine ganz andere war als die meine. In Grenzsituationen ist man sich meist der Nächste und es hat eine ganze Zeit gedauert bis ich zumindest erahnen konnte, wie sie ihre Trauer erleben und ausleben. Eine geraume Zeit habe ich mich sogar eingeigelt, mich von den Anderen abgeschottet, mehr oder weniger unbewusst den Kontakt zu ihnen auf ein Minimum beschränkt.

Ich war alleine, ich wollte alleine sein und in meiner Trauer baden. Und ich wollte meine Trauer be- und verarbeiten. Für mich alleine. Naja, fast. Es gab und gibt hier viele liebe und tolle Menschen, welche mir dabei geholfen haben und wir als Familie natürlich auch. Immer mal wieder hatten wir Gespräche und so hat sich unser Verhältnis irgendwann wieder normalisiert. Mehr sogar inzwischen, es ist besser als je zuvor.

Missverständnisse mussten zuerst mal von allen Beteiligten erkannt werden. Erst dann kann man sie ausräumen. Wie so schön geschrieben, die Kette war zerrissen. Das fehlende Glied ist nicht zu ersetzen, doch es musste überbrückt und letztendlich die Kette wieder geschlossen werden. Ich selber musste meine Stellung im Leben, innerhalb der Familie und mein Verhältnis zu meinen Kindern neu definieren. Mich selbst neu definieren. Ich trat ihnen gegenüber plötzlich nicht mehr als Wir, als Paar, als Eltern auf, sondern einzig als Vater und musste versuchen, das ihnen auch verständlich zu machen. Ich musste meine Kinder selbst überdenken.

Auch für sie war es nicht anders. Jedoch eben nur ähnlich. Noch nie zuvor hatten sie mich als Einzelmenschen erfahren. Immer nur als Teil ihres Elternpaares. Auch sie mussten sich neu orientieren im Leben in vieler Hinsicht und sie mussten einen neuen Menschen kennenlernen: ihren Vater. Der sich zudem, durch den Tot seiner Frau genau wie sie durch den Tot ihrer Mutter, teilweise grundlegend verändert hat.

Liebe untereinander, ja, immer. Respekt voreinander. Schon, irgendwie. Lange Zeit auf wackligen Füßen. Denn das Warum stimmte nicht mehr so ganz und musste neu überdacht und gefunden werden. Und die Kinder sehen ihre Mutter immer als anderen Menschen als der Vater seine Frau. Obwohl Beides der gleiche Mensch ist. Das alles geht nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit und läuft zum großen Teil auch gar nicht bewusst ab.

Wenn man über eine Beziehung nachdenkt, dann sollte man sich prinzipiell über verschieden Dinge klar werden:

Will ich diese Beziehung überhaupt? In deinem Fall, Aquintos, ein klares ja. Im Falle deiner Muter auch, so wie man das lesen kann.

Auf welchen Füßen sollte diese Beziehung stehen? Das Minimum: Respekt. Ohne den geht gar nichts. Um so besser, wenn, wie in deiner Situation, noch Liebe hinzu kommt. Über deine Mutter kann ich da nichts beurteilen. Eine Beziehung kann lebensfüllend funktionieren auch ohne Liebe, jedoch niemals ohne gegenseitigen Respekt. Es sei denn, eine Seite lässt sich versklaven. Das will eigentlich niemand.

Du hast also ein gehöriges Päckchen zu schultern. Du trauerst um deinen Vater, musst dich neu definieren, dein Leben in den Griff bekommen und trägst Verantwortung für deine Mutter. Vor allem willst du die Beziehung zu deiner Mutter aufrecht erhalten, willst sie festigen. Eine Beziehung, welche durch den Tod deines Vaters und gleichzeitig ihres Mannes, nicht mehr das sein kann, was sie mal war. Es wird auf jeden Fall eine neue Beziehung. Da beißt, meiner Erfahrung nach, keine Maus einen Faden ab.

Ihr habt da Beide was zu tun. Du musst dir klar sein, welcher Art diese Beziehung sein soll und dir gleichzeitig Respekt von Seiten deiner Mutter verschaffen. Deine Mutter wird ihre Trauer für sich annehmen und Respekt vor dir entwickeln müssen. Dich nicht nur als pflichterfüllende Tochter sehen, sondern auch als ganzen, eigenständigen Menschen respektieren.

Niemand muss meine Gedanken zu diesem Thema eins zu eins übernehmen. Es genügt mir, wenn sie dich zum Nachdenken anregen und du so deinen/euren Weg findest. Packe es an. Du kannst das schaffen. Ihr könnt das schaffen. Mal unter uns .... auch ich bin mir bei dieser Unterhaltung über so einiges für und über mich klar geworden. Danke, auch wenn das sicher nicht deine Absicht war.


Einen schönen Sonntag euch Beiden,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
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Geändert von HelmutL (12.08.2012 um 15:47 Uhr) Grund: Rechtschreibung :)
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  #2  
Alt 12.08.2012, 18:06
franz1943 franz1943 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

nüchtern betrachtet, ist es ein Kommen und Gehen, wobei das Kommen zumeist Freude , das Gehen aber Schmerz und Trauer ist, aber die Natur oder auch Gott hat danach das Vergessen gesetzt und wenn ich mir meine alten Bilder und S8 Filme anschau, von meinen Eltern oder Freunden, die längst schon in der Erde ruhen, frag ich mich, wer sich wohl noch an diese Menschen erinnert, bin ich erschüttert, wenn ich erfahre, dass ein Bekannter gestorben ist? in den letzten Wochen traf ich des öfteren einen alten Bekannten in der Klinik, der Spruch: früher trafen wir uns in der Kneipe, heute in der Klinik! stammt von ihm, letzte Woche hab ich ihn zuletzt getroffen, bei seinem Begräbnis, je weiter ein Ereignis in der Vergangenheit verschwindet, desto mehr verblasst die Erinnerung, nur ein paar Bilder bleiben übrig !
und siehe unseren alten Helmut Schmidt 2 Jahre nachdem seine Loki gestorben ist, hat er eine alte/neue und alle loben ihn deswegen:

und zum Abschluss:
und wenn ich einst tot bin , sollst du denken an mich, am Abend eh du einschläfst, aber weinen sollst du nicht!
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  #3  
Alt 12.08.2012, 18:07
franz1943 franz1943 ist offline
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Beiträge: 71
Standard AW: Denkfehler?

nachtrag: die zitierte Zeile stammt aus dem Lied Alle Tage ist kein Sonntag!
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  #4  
Alt 13.08.2012, 09:33
franz1943 franz1943 ist offline
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Beiträge: 71
Standard AW: Denkfehler?

was mich bei Helmut stört, dieser Zusatz-keiner darf meine Beiträge weiterverwenden-ist er nun ein Profischreiber oder ein wirklich Hinterbliebener?
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  #5  
Alt 13.08.2012, 09:54
Kerstin L Kerstin L ist offline
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Beiträge: 11
Standard AW: Denkfehler?

Diese Frage ist eine einzige Frechheit.....
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  #6  
Alt 13.08.2012, 10:23
Susanne52 Susanne52 ist offline
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Ort: Neu Wulmstorf
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Standard AW: Denkfehler?

Ich habe mich nun durch alles durchgelesen und bin teilweise schockiert, wie das ausartet.
Mit einmal ist keine Rede mehr davon das Aquintos Probleme mit ihrer Mutter hat,sondern es geht ums Geld bzw. Erbe. Das ist mehr als traurig muss ich mal so sagen.
Einem wird hier unterstellt er wäre ein Profischreiber,anderen wird vorgeworfen, das sie zu hart sind.
Man darf ja eines nicht vergessen: Aquintos hat ihren Vater verloren und muss sich jetzt um ihre Mutter kümmern, die anscheinend alleine nicht klar kommt. Ich denke mal, das wir anderen da überhaupt nicht mitreden können und nicht wissen was bei Aquintos los ist, weil wir eben nur mitlesen können und nicht im eigentlichen Geschehen dabei sind.

Liebe Grüße
Susanne
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  #7  
Alt 13.08.2012, 10:53
franz1943 franz1943 ist offline
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Registriert seit: 01.03.2012
Beiträge: 71
Standard AW: Denkfehler?

nicht ganz richtig, A gibts uns in ihrer Aussprache Infos, die in dem Forum weiter verarbeitet werden, würde sie nicht wollen, dass man darüber schreibt, hät sie sicher eine Info gegeben, was sie schreibt ist verständlich und klar !
man muss nur neutral bleiben, dann kann man auch seine Meinung dazugeben, natürlich gehört alles dazu, auch das Materielle, warum soll man das ausschliessen, pietätlos ?
und wenn ich frage: warum steht unter Helmuts Beitrag dieser Satz, wieso Frechheit?

aber ok, ist Moment sowieso egal, morgen gehts in die Klinik, die Messer sind gewetzt, mal schaun was dabei rausskommt !
und tschüss !
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  #8  
Alt 13.08.2012, 11:22
J.F. J.F. ist offline
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Beiträge: 1.483
Standard AW: Denkfehler?

Hallo Franz,

Du kommst wie ich aus dem Hautkrebsbereich. Auch wenn Du gerade mitten in der Interferontherapie steckst und damit unweigerlich manche Charakterzüge mehr heraustreten wie sonst (eine allseits bekannte Nebenwirkung , die gottseidank nicht bei allen auftritt), ist dies doch kein Grund so um sich zu schlagen (ja, so kommt es rüber ). Auch ich habe so einen Satz unter meinen Postings. Warum? Nun, einige der Langzeit"bewohner" des KKF haben die Erfahrung machen dürfen, dass ihre eigenen Postings in anderen Foren zu finden sind und dort kommentiert werden. Ungefragt und ungewollt. Nur weil Helmut einen tollen Schreibstil hat, den nicht jeder aufweisen kann, ist er noch lange kein Profischreiber. Bevor Du also Menschen einfach an die Wand stellst solltest Du Dir vielleicht auch die Mühe machen den Menschen dahinter zumindest annäherungsweise kennen zu lernen. Postings spiegeln meist sehr viel seines /ihres Schreibers wieder. In Deinem Alter dürfte man eigentlich so weit gefestigt sein, dass die vielen Tiefschläge die ein Leben nunmal mit sich bringt, einen nicht so verbittert wirken lässt wie Du es rüberbringst. Schade eigentlich.

Mal davon abgesehen, dass Du es geschafft hast den Thread von seinem ursprünglichem Thema abzubringen. Es geht nicht ums materielle, sondern um die mentale, die empathische Seite des Miteinanders. Geld ist beruhigend, aber Gesundheit und das Miteinander kann man davon nicht kaufen.

Für Aquintos eigentlich auch ein Aufzeigen wie andere mit solchen Situationen umgehen. Es gibt die Vorbilder, die zeigen wie man es machen kann und auch die Vorbilder, die zeigen wie man es nicht machen möchte. Beides kann hilfreich sein. Was aber bitte jetzt nicht als Wertung der bisherigen Postings angesehen werden sollte. Gedanken sind frei und jeder Mensch ist anders.



Liebe Aquintos, Du musst Dir nicht die Schuhe Deines Vaters überziehen bzw überziehen lassen. Du hinterlässt eigene Spuren. Bleib diesen treu. Bleib Dir treu. Auch wenn Deine Mutter vielleicht auch erstmal eingeschnappt oder verwundert sein sollte, dass Du auch mal NEIN sagst oder ihr den Rasenmäher in die Hand drückst (und Dich gemütlich in den nächsten Stuhl fallen lässt). Frag Dich, warum Du immer abrufbereit und auf dem Sprung bist. Manchmal findet man die Antwort auch in sich . EINEN Weg werdet Ihr auf jeden Fall beschreiten und dafür wünsche ich EUCH BEIDEN eine gute gemeinsame Zeit.
__________________
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