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  #1  
Alt 03.02.2013, 00:16
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Jetzt ist es schon 4 Wochen her.. die Zeit ging gleichzeitig so schnell vorbei, aber auch irgendwie nicht..
Und die Traurigkeit kommt von Tag zu Tag mehr und bringt immer mehr Verzweiflung mit.. und mehr Wut, als ich je gedacht hätte.. Ich bräuchte einen Weg, zumindest die Wut rauszulassen.. nur wie?
Ich freu mich auf die Woche, da bin ich zumindest abgelenkt.. aber Sonntage? Die hab ich schon immer gehasst und jetzt umso mehr.. -.-
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  #2  
Alt 03.02.2013, 08:15
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Beiträge: 1.508
Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Flower,

ja, leider ist das so... Die Trauer kommt scheibchenweise, so wie unsere Seele sie verkraften kann. Anfangs müssen wir erst einmal begreifen lernen, was da überhaupt geschehen ist und stehen irgendwie unter Schock. Je mehr Zeit vergeht, desto bewusster wird uns, dass der geliebte Mensch nicht zurückkehren wird. Nie wieder. Nie wieder können wir zusammen lachen, ihn / sie in den Arm nehmen, uns Rat und Trost holen oder ganz kleine alltägliche Dinge gemeinsam erledigen. Und diese Erkenntnis des Verlusts ist so schmerzhaft. Und der Verlust macht auch wütend, so wie das bei dir jetzt der Fall ist. Vielleicht kannst du an einem einsamen Ort spazieren gehen und dort einfach ganz laut deine Wut herausschreien? Ich habe oft im Auto geschrien bis ich keine Luft mehr bekam. Das erleichtert zumindest für den Augenblick.

Auch wenn diese Sonntage für dich sehr schmerzhaft sind, es ist gut, wenn du sie aushalten kannst, denn du brauchst diese Zeit, um wieder zu heilen. Und ich kann dir versichern, dass die Trauer und der Schmerz sich ändern werden. Auch deine Wut. Diese Gefühle werden milder und sie werden dich nicht mehr so in die Verzweiflung treiben. Ich will damit jetzt nicht behaupten, dass alles gut wird und sie verschwinden. Nein, deine Trauer wird dich den Rest deines Lebens begleiten, doch irgendwann wirst du sie nicht mehr als fiesen Eindringling empfinden, sondern womöglich als "alten Freund", der die Erinnerungen an deine Mama wach hält. Und dann kannst du mit einem Lächeln im Gesicht an deine Mama denken und an all die schönen Momente, die ihr geteilt habt.

Liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 04.02.2013, 22:01
eileenchen eileenchen ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo ihr Lieben,

als ich eure Beiträge gelsen habe, habe ich mich hier sofort verstanden gefühlt. Ich kann so vieles nachvollziehen, was ihr beschreibt. Vor 2,5 Monaten habe ich meine Mutter verloren und bin plötzlich ganz auf mich allein gestellt. Es ging sehr schnell. Es vergingen nur 6 Wochen von der Diagnose bis zum Ende. Ich brauche sie doch noch so sehr...

Auch ich würde so gerne einfach mal raus aus allem, einfach mal woanders sein und ich kann es gut verstehen, wenn Menschen kurz nach dem Tod in den Urlaub fahren. Ich habe oft das Gefühl aus allem fliehen zu wollen. Einfach mal eine kurze Pause von allem zu haben. Wenn man sich früher mal wegen irgendwas nicht gut gefühlt hat oder ein "Problem" hat(solche Kleinigkeiten würde ich heute nicht mehr Problem nennen), war es irgendwann durchgestanden und vorbei. Aber der Tod geht nicht einfach vorbei. Man leidet nicht eine bestimmte Zeit lang und dann ist die geliebte Mutter wieder da. Anfangs hat mich der Gedanke sehr erschreckt. Aber ich habe gemerkt, dass der Körper sich selbst die Pausen verschafft. Bei mir zumindest. Ich habe Phasen, da könnte ich die ganze Zeit nur heulen und tue es auch meistens. In diesen Phasen bin ich die ganze Zeit nur traurig und kann mich kaum davon ablenken. STändig kommen Erinnerungen hoch. Manchmal ist es dann ganz komisch. Dann ist plötzlich alles einigermaßen in Ordnung. Ich kann ganz normal an meine Mama denken und sogar über manche Erinnerungen lachen. ich kann ganz normal meinen Alltag leben und mich über Dinge freuen. Und im Gegensatz zu den shclimmen Phasen, denke ich nicht ständig an die Zeit in der es meiner Mama immer shclechter ging. Im Gegenteil, es fällt mir sogar schwer die Erinnerungen überhaupt abzurufen.

Mich haben auch viele Leute in meiner Umgebung schockiert. Die haben einem dann erzählt, dass sie ja genau wüssten wie es mir geht, ihr Opa sei ja gerade gestorben und so weiter. Natürlich ist das auch sehr traurig, aber ich denke, es ist ein Unterschied, ob der Opa nach glücklichen 90 Jahren sanft einschläft oder ob die Mutter mit 50 Jahren an einer schlimmen Krankheit stirbt. Manche Menschen haben mich auch richtig wütend gemacht. Die bei denen man gemerkt hat, dass es nur geheucheltes Mitleid ist oder die Frage: Hat sie denn gelitten? von fast fremden Menschen... Die sollen ihre unangebrachte Neugier woanders ausleben.
Manchmal muss ich fast lachen, wenn Leute fragen, ob es mir den nun wieder gut geht. Das zeigt nur, dass sie keine Ahnung haben. ABer eig ist das nicht zum Lachen. Manchmal möchte ich sie auch anschreien, wie sie denn denken können, dass es mir nach 2 Monaten wieder gut geht. Nur, weil ich meinen ALltag wieder aufgenommen habe oder was? Ich glaube, viele Menschen, denken es ist wie im Film. Bei manchen Personen hatte ich jedenfalls das Gefühl. Sie verstehen nicht, dass der Tod etwas Reales ist...

Andererseits habe ich auch ganz wunderbare Begegnungen gehabt. Ich habe gemerkt, wie viele Menschen meine Mama gemocht oder gar geliebt haben. SO viele waren zutiefst gerührt und auch Menschen, zu denen sie nur ab und zu mal Kontakt hatte, waren voller Traurigkeit. Oft sind sie sogar in Tränen ausgebrochen, so dass ich das Gefühl hatte sie trösten zu müssen (Ich habe die Beerdigung organisiert, so dass ich viele solcher Begegnungen oder Telefonate hatte). Vor kurzem hat eine flüchtige Bekannte vom Tod meiner Mutter erfahren und auch von der Tatsache, dass ich sonst fast niemanden hatte und auch noch mit ihr zusammen gewohnt habe. (Ich habe weder Vater noch Geschwister). Sie war zu Tränen gerührt. AUf ehrliche Art und Weise. Und sie hat zu mir gesagt: Mach immer nur, was dich glücklich macht. Das Einzige, worum es im Leben geht ist das Glücklich sein und die Liebe.
Und ich muss sagen, sie hat es genau getroffen. Ich habe eine ganz andere Sichtweise auf das Leben. Man hält sich an so vielen Nichtigkeiten auf, macht oft Dinge, die man nicht möchte und verliert die Freude an den Kleinigkeiten. Ich bin froh, dass meine Mama darüber bescheid wusste. SIe wusste, dass das Leben lebenswert ist und hat immer versucht mir das zu vermitteln. Doch erst jetzt habe ich es verstanden.
Ich weiß gar nicht, ob mein Beitrag nun überhaupt in diesen Thread passt, aber ich habe einfach mal drauf los geschrieben. Ich habe mich erst heute hier angemeldet und gemerkt, wie gut es tut sich mit Menschen zu umgeben, die einen verstehen.

Ganz liebe Grüße,
Eileen
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  #4  
Alt 04.02.2013, 22:10
eileenchen eileenchen ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: So schnell vorbei..

Achso und direkt zu dir liebe Flower:

Auch bei mir kam die Trauer nach ungefähr einem Monat so richtig. Vorher hatte ich so viel zu tun. Ich musste einen Freidhof suchen, einen Sarg aussuchen, Blumen, Menschen benachrichten, die Trauerrede schreiben usw. Es mag makaber klingen, aber das hat mich abgelenkt. Ich wollte, dass es meiner Mama gefällt.
Danach war es so als würde ich in ein Loch fallen. Die Trauer und Verzweiflung waren von Tag zu Tag schwerer zu ertragen. Weihnachten kam und es wurde nur schlimmer. Doch irgendwann im Januar wurde es wieder besser. Wie ich gerade schon geschrieben habe, bei mir kommt es sozusagen in Schüben.
Ich kann auch deine Wut so gut verstehen. Wobei es bei mir eher Verbitterung ist. Manchmal sehe ich glückliche Familien und bin so wütend. Ich denke immer nur, sie sind so glücklich und mir wurde meine Mutter genommen, obwohl ich nicht einmal einen Vater hatte. Das ist alles so unfair. Genauso wütend werde ich, wenn unbeschwerte Menschen an mir vorüber gehen oder ich bin einfach allgemein wütend, dass es gerade meine Mama treffen musste. Ich weiß nicht, wie du diese Wut los werden sollst, denn ich habe auch noch keinen Weg gefunden. Aber für mich ist es zum Beispiel hier der erste Schritt darüber zu schreiben. Ich dennke die wenigsten "normalen" Menschen würden verstehen, wenn man gesteht, dass glückliche Menschen einen wütend machen...
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  #5  
Alt 07.02.2013, 22:05
sanni2404 sanni2404 ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo Eileenchen und all die anderen,
auch ich habe einen geliebten Menschen verloren...vor etwas über 2 Wochen hat mich meine Mama verlassen...ich hatte auch gerade einmal vier Wochen nach Diagnose Zeit, diesen schrecklichen Lungenkrebs und seine Auswirkungen zu verarbeiten und mich mit jedem Tag ein Stückchen mehr von meiner Mama zu verabschieden...aber jetzt habe ich ein totales Tief...vorher habe ich irgendwie funktioniert und versucht, mich mit Alltag, Sport und meinem Hund abzulenken...gestern, nach dem Sport kam dann meine Verzweiflung, viell. weil auch eine Bekannte zusammen mit ihrer Mama dort hinkam und ich da begriffen habe, daß ich niemals mehr die Situation haben werde, daß ich etwas zusammen mit meiner Mama unternehmen werde, mit ihr reden, lachen kann...das hat so weh getan und ich hab auf dem Weg nach Hause im Auto nur noch gebrüllt und mich nicht mehr eingekriegt...und da ist sie wieder, die Frage nach dem WARUM...wie ihr alle auch schon beschrieben habt, so kommt die Trauer stückchenweise...in einem Moment denkt man, man hat alles im Griff und dann kommen Erlebnisse, die einem den Boden unter den Füssen wegzieht...natürlich bin ich absolut dankbar, daß mein Papa da ist und wir viel reden können, aber jeder ist doch irgendwie mit seiner Trauer allein ...viell. werde ich mal in Kur fahren, aber dann denke ich, ich kann meinen Papa nicht alleine lassen, weil irgendwie braucht er mich in dieser schweren Zeit...nur nützt es ja auch nix, wenn meine Gesundheit immer mehr leidet...im Moment fühle ich mich ziemlich leer, aber bin auch sehr froh, daß es euch und dieses Forum gibt!! LG Sandra
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  #6  
Alt 10.03.2013, 20:26
Flower* Flower* ist offline
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Beiträge: 123
Standard AW: So schnell vorbei..

Wow, schon 1 Monat nichts mehr geschrieben.. die Zeit vergeht so schnell und gleichzeitig doch so langsam..
Und naja, was bleibt zu sagen? Ich bin allein und fühl mich verlassen.. nicht nur, dass meine Mama nicht mehr da ist.. ich kann mit niemandem drüber reden.. kaum schneid ich das mal bei angeblichen Freunden an, blocken sie ab und wechseln das Thema..
Ansonsten komm ich irgendwie auch nicht mehr richtig "zurück".. ich kann mich zu nichts aufraffen und fühl mich einfach leer.. und ich weiß nicht wie ich das überwinden soll.. ich tu eben das nötigste, aber ansonsten wirklich nichts..
Naja, wollte mir das nur mal kurz von der Seele schreiben, das belastet mich schon sehr lang..
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  #7  
Alt 11.03.2013, 07:52
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Mirilena Mirilena ist offline
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Beiträge: 1.508
Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Flower,

ich kann dich sehr gut verstehen. Mich hat es auch schockiert, dass mein Vater so plötzlich "ausradiert" wurde... Das Bankkonto musste umgeschrieben werden, sein Name verschwand, er wurde aus dem Einwohnerverzeichnis gestrichen, abgemeldet etc. Das tat irgendwie weh. Und es tat mir auch weh, dass so viele Menschen zusammen zuckten, wenn ich seinen Namen aussprach. Dabei war es für mich und für meine Mutter immens wichtig, über ihn zu sprechen, uns zu erinnern. Wir brauchten das, um verarbeiten zu können, was geschehen war.

Hast du mal versucht, Kontakt zu den Freunden deiner Mama aufzunehmen? Ich könnte mir vorstellen, dass sie gern mit dir über deine Mama reden würden und sich austauschen. Vielleicht erfährst du noch einiges, was du nicht gewusst hast?

Ansonsten kann ich mich Moni nur anschließen. Wir hier verstehen dich und wenn du magst, dann schreib alles auf, was dir durch den Kopf geht. Du kannst auch gern von deiner Mutter schreiben!

Dass du das Gefühl hast, nur noch zu funktionieren und ansonsten eine leere Hülle zu sein... das kommt mir auch sehr bekannt vor. Es hat dich alles so viel Kraft gekostet, dass derzeit einfach nicht mehr übrig ist. Der Schmerz frisst dich sozusagen auf und da fällt das morgendliche Aufstehen oft schon schwer genug. Gib dir mehr Zeit und sei geduldig mit dir selbst! Ein paar Monate sind gar nichts... Zurückblickend kann ich sagen, dass ich persönlich wohl ein Jahr benötigt habe, um mit dem Tod meines Papas leben zu können. Da waren viele finstere Tage und Nächte, ja sogar Wochen dabei. Aber auch die haben mir geholfen, mit dem Verlust umzugehen.

Also, liebe Flower, wenn keiner da ist zum Reden, dann hau in die Tasten! Hier findest du immer jemanden von uns!

Liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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