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#1
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Omondi,
Hallo Helmut, vielen Dank für Eure Wünsche. Ein Schnitt ist der Umzug nicht. Vieles erinnert an sie. Da sind auch in der neuen Wohnung die Möbel und Bilder, die sie ausgewählt hatte. Da gibt es den Verein, den sie mitgegründet und geleitet hat.Seit Sommer 2012, also nach der ersten Diagnose, ist im Verein nicht viel passiert. Nun versuchen wir, den Verein zu aktivieren. Es gibt gemeinsame Freunde, die beim Umzug halfen, und es gibt die Familie im Ausland. Die älteste Enkelin macht gerade Aufnahmeprüfungen für die Universität. Meine Frau hätte das noch gerne miterlebt. mit besten Grüßen Hermann. |
#2
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo,
zuerst einmal möchte ich allen mein Beleid aussprechen, die unter dieser verdammten Krankheit zu leiden haben. Ich (18 Jahre jung) selbst mache mir plötzlich viele Gedanken über den Sinn des Lebens, da mein Vater auf einmal schwach wurde und due Diagnose einfach niederschmetternd ist: innerhalb von drei Wochen haben sich zwei Metastasen im Kopf, mehrere in der Leber, zwei sehr große (5,8cm) in der Lunge und eine in einem Lympfknoten gebildet. Es sind Streuungen von einem bereits entfernten, besonders aggresivem Blasentumor. Die Ärzte sind sehr erschüttert und entschuldigen sich für ihren Fehler, die Aggresivität der Tumors unterschätz zu haben. Morgen wird eine volle Dröhnung Chemo stattfinden. Nach dem alles-oder-nichts-prinzip. Ohne Voruntersuchungen mehr. Meine Mutter und ich sind am Ende. Und Papa erst recht. Ich denke jetzt viel darüber nach, warum Gott so etwas macht. Wozu? Und was soll mit meiner Mutter passieren. Ich habe grade Abitur geschrieben und habe schon einen Studienplatz. Aber ich überlege, es wäre sinnvoller, das Studium auszuschlagen. Ich bringe es nicht übers Herz, Mama allein zu lassen. Egal, ob Papa stirbt oder es noch überlebt. Sie braucht doch meine Hilfe... Hoffnung gibt mir nur der Gedanke, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Wie ist es bei Euch? Wie habt Ihr die Kraft, alles durchzustehen? |
#3
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Miminini,
die Enkelin ist etwa in Deinem Alter, ich bin quasi ihr Stiefopa. Meine Frau wäre sehr enttäuscht, wenn sie sich aufgeben würde. Aber das macht sie nicht. Sie wird studieren und erfolgreich sein. Dein Vater wäre auch enttäuscht, wenn Du aufgibst. Trotzdem kann ich die Zweifel gut verstehen.. Warum müssen einige Männer und Frauen früher sterben als andere. Es kann nicht sein dass sie schlechter sind als die anderen. Ich habe keine Antwort auf die Frage. Aber wenn meine Angehörigen sich aufgeben würde, würde mir das überhaupt nicht helfen. Vielleicht gibt es ein Leben nach dem Tode. Dann möchte ich, dass meine Frau zufrieden mit mir und der Familie ist. Mit besten Grüßen. Hermann |
#4
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo hermannJohann,
mein Vater ist nun vor wenigen Tagen verstorben. Es war kein schöner Tod. Ich werde aber das Studium antreten! Eine gute Freundin der Familie hat mir erzählt, dass Papa immer voller Stolz berichtet hat, dass ich einen Studienplatz bekommen habe. Er wäre, wie du auch sagtest, sehr enttäuscht gewesen. Ich glaube, ich muss auch mal raus. Es sind erst vier Tage vergangen, doch es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Ich habe schon depressive Anzeichen. Gestern war der Pastor bei uns. Auch er hat gesagt, dass der Tod meines Vaters völlig sinnlos war. Tja, soviel zur Frage nach der Sinnhaftigkeit. In der guten Momenten sehe ich die Welt, wie sie ist: hell schön, voller Leben. Im den schlechten Momenten denke ich mir, dass alles aussichtslos ist. Das einzige, was mich trägt, ist der Glaube daran, dass Papa mich eines Tages abholen wird. Zwei Tage vor seinem Tod, hat er erzählt, er habe von meiner verstorbenen Oma geträumt. Sie warte mit Essen auf ihn (er hat schon tagelang nichts mehr gegessen) und er habe mit einem verstorbenen Nachbarn schöne Dinge erlebt. Am letzten Tag, hat er auch schon das Licht gesehen, aber er wolltenicht gehen. IOhne diesen Glauben würde ich wohl in der Trauer wahrlich ertrinken. Liebe Grüße Mimi |
#5
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Mimi,
zunächst einmal mein herzlichen Beileid. Ich denke, dass Dein Vater mit Deiner Entscheidung zufrieden ist. Die Enkelin meiner Tochter wird auch bald studieren. Sie hätte es gerne miterlebt, aber sie wollte auch, dass ich nach Ihrem Tod die Enkelin weiter unterstütze Die Frage nach dem Sinn stellt sich mir häufig auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel wenn ich nach dem Sinn meines eigenen Lebens frage. Nach 63 Lebensjahren bleiben wahrscheinlich keine 20 Jahre mehr übrig- Nur zu leben, reicht nicht. Irgendwann betrachtet man sein Leben und findet einiges, mit dem man zufrieden ist und anderes mit dem man unzufrieden ist. Bei Deinem Vater wird zur positiven Seite gehören, dass er eine Tochter hat, die beruflich erfolgreich ist. Die nächste Zeit wird sicherlich schwer für Dich. Ich wünsche Dir viel Kraft und liebe Freundinnen und Freunde, die Dich unterstützen. mit besten Grüßen Hermann ps. Daria hat einen Studienplatz in Medizin;Tanja, ich weiß, dass Du Dich darüber freust. Geändert von hermannJohann (20.07.2014 um 08:00 Uhr) |
#6
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Hermann, hallo Mimi,
mein Mitgefühl für dich, Mimi. Mit gut oder böse hat das absolut nichts zu tun und mit dem alten Mann mit Bart da oben auch nicht. Wir sind Teil der Natur. Genau wie eine Giftschlange, eine Blume oder Krebszellen. Letzteren ist es gleichgültig, wen sie gerade erwischen. Das ist nichts persönliches sondern eine logische Folge diverser natürlichen Faktoren, die sich unserer Erkenntnis (noch) verschließt. Zitat:
Hermann, wir sind fast gleich alt (bin 2 Jahre 'jünger'). Ich für meine Person will Beides für den Rest meiner Tage. Ich arbeite fleißig daran. Liebe Grüße, Helmut PS: Glückwunsch an Daria für den Studienplatz.
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. Geändert von HelmutL (21.07.2014 um 11:31 Uhr) Grund: PS |
#7
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Helmut,
vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich gehe davon aus, dass sich die Wünsche meiner Frau, der Enkelin und von mir nicht widersprechen. Natürlich ist in erster Linie wichtig, was die Enkelin will. Es ist ihr Leben. Mit dem Glauben ist das so eine Sache. In den Monaten vor dem Tod meiner Frau haben wir gebetet. Jetzt betete ich nicht mehr. Wenn es einen Gott gibt, der Leben retten kann, kann er auch Leben nicht retten. Dann fragt man sich warum? Liebe Grüße Hermann Geändert von hermannJohann (24.07.2014 um 08:03 Uhr) |
#8
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Zitat:
meinst du mit dem 'Warum', es wäre ihm vielleicht egal, was mit uns passiert? Oder vielleicht Willkür, dass er das eine rettet und das andere nicht? Ein Würfelspiel? Oder ob diese Wahlmöglichkeit für einen (guten) Gott überhaupt Sinn macht? Wie kann es sein, dass ein guter Gott so ein Sterben zulässt? Oder fragst du, warum er andere gerettet hat und deine Frau nicht? Ähnliche Fragen habe ich mir auch gestellt. Denk mal über folgendes nach: vielleicht sind unsere Vorstellungen von einem guten Gott nur etwas zu 'kindlich'? Ich wünsche dir eine gute Nacht, Helmut
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#9
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Helmut,
ich erinner mich an meine Schulzeit. Der Mythos des Sysiphos von Camus. Ist man frei, wenn man die Sinnlosigkeit akzeptiert? Eines kann ich zumindest sagen. Mich an die weltlichen Dinge des Lebens zu klammern, ist absurd. Was ist mein Stein? Liebe Grüße Hermann |
#10
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Hermann,
dein Stein? Gute Frage. Jedenfalls keine Strafe der Götter für irgend etwas, wie bei Sisyphos. Ich denke, es ist nicht unser Ding, Sinnlosigkeit an sich in Frage zu stellen oder sie generell zu akzeptieren. Sinnlosigkeit besteht darin, nicht zu erkennen, dass das eine oder andere eben sinnlos ist und auch, dass wir unsere Grenzen nicht erkennen. Es gilt also nicht die Sinnlosigkeit eines Tuns oder Seins zu akzeptieren, sondern unsere Grenzen. Das ist sinnvoll. Das beseitigt zwar nicht die Sinnlosigkeit einer Sache, macht sie jedoch für uns lebbar indem wir unsere Grenzen akzeptieren. Günter Grass sagt: „Sisyphus ist nichts anderes als das Wissen, dass der Stein oben nicht liegen bleibt - und dann das Jasagen dazu." -> Im übrigen kann man einen zu dicken Stein auch in kleine Stücke klopfen. Ist allerdings sehr mühselig und manche dieser kleinen Steine geben dann vielleicht trotzdem keinen Sinn. Die anderen schon und aus diesen Steinen kann man sich ein neues Haus bauen. Das hätte doch Sinn. Oder? Liebe Grüße, Helmut
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