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  #1  
Alt 07.09.2014, 09:56
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Sodom und Gomorrha seit das Familienoberhaupt "fehlt"

Hallo Coralle,

ein Anwalt wäre sicher keine schlechte Sache (wie bereits vorgeschlagen) und du solltest dir Hilfe für deine Psyche suchen, bevor deine Depressionen wieder zuschlagen. Das ist alles sehr viel für dich.

Gesetzliche Erbfolge: deiner Mutter gehört zunächst mal die Hälfte des Gesamtvermögens. Diese Hälfte ist nicht Bestandteil der Erbmasse. Die Erbmasse besteht also lediglich aus der verbleibenden Hälfte und davon erbt sie wiederum die Hälfte, also ein viertel des Gesamtvermögens. Das restliche Viertel geht zu gleichen Teilen an die Erben erster Ordnung, also die Kinder, zu gleichen Teilen. Adoptivkinder sind dabei leiblichen Kindern gleichgestellt. Bei drei Kindern heißt das: jedes Kind erbt 1/6 der Erbmasse (oder 1/12 des Gesamtvermögens).

Es tut mir leid für dich und den Streit in deiner Familie, doch deine Eltern haben bereits zu Lebzeiten einen großen Fehler begangen durch die übermäßige finanzielle Bevorzugung deiner Schwester (wie du schreibst). Es ist richtig, einem Kind aus finanziellen Nöten zu helfen, doch auch das sollte seine Grenzen haben, denn sie schmälern dadurch das Erbe der anderen Kinder. Das gilt auch für geldwerte Vorteile wie z.B. kostenfreies Wohnen incl. Nebenkosten. Leider lässt sich das nicht auf das gesetzliche Erbe anrechnen, da deine Eltern über ihr Vermögen frei verfügen konnten. Darüber sich jetzt aufregen bringt nichts. Das ist, leider, Schnee von gestern. Der Erbanspruch (1/6 der Erbmasse) besteht für alle Kinder. Da beißt keine Maus einen Faden ab. Wenn du kannst, dann schalte das ab (so schwer es auch fällt). Du hast bereits Belastung genug.

Ich selbst hatte das anders geregelt. Meine Jüngste wohnte 1 1/2 Jahre bei mir im Haus. Ich selbst wollte keine Miete von ihr, die Nebenkosten musste sie tragen. Die Hälfte der Miete zahlte sie an ihre Schwester. So war niemand bevorzugt. Dann hat sich meine Jüngste selbstständig gemacht. Natürlich habe ich ihr finanziell geholfen, doch nur in Form eines Kredites. Ich hätte meiner Ältesten nicht auch noch den gleichen Betrag schenken können. Auch wenn meine Kinder das nicht so eng sahen, ich wollte das so, um genau dem vor zu beugen, was gerade bei dir passiert. Es geht dabei nicht darum, alles auf Heller und Pfennig gegeneinander auf zu rechnen. Das lässt sich eh nicht machen und ist auch nicht nötig. Doch im Großen und Ganzen sollte es auch innerhalb der Familie gerecht zugehen. Zu oft schon habe ich erlebt, dass spätestens beim Geldbeutel die nach außen hin besten Familien zerbrechen wie Glas.

Das hört sich alles so trocken und kalt an. Im Gegenteil, ist es nicht. Ich liebe meine Kinder sehr und aus dem Grund möchte ich vermeiden, dass sie sich irgendwann über solche Dinge streiten. Beide haben die gleichen Rechte an mir.

Wie schon geschrieben, ein Brief vom Anwalt hat schon so manches bewegt und dir kann ich nur raten, die Vergangenheit in dieser Geschichte aus zu klammern. Das ist ein Problem, für das es im Moment keine Lösung gibt. Es vernebelt nur den Blick auf das jetzt Mögliche und der Streit könnte zusätzlich noch eskalieren.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #2  
Alt 07.09.2014, 10:11
Cecil Cecil ist offline
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Standard AW: Sodom und Gomorrha seit das Familienoberhaupt "fehlt"

Wenn eine Erbengemeinschaft uneins über die Verteilung der Erträge aus dem gemeinsamen Grundbesitz ist, kann schlimmstenfalls einer der Erben (zwangsweise) die Teilungsversteigerung zur Zwecke der Auflösung der Erbengemeinschaft betreiben. In Deutschland ist dem so, wohlgemerkt, hier dagegen liegt ein Fall aus Österreich vor.
In Deutschland wäre dieser Weg im vorliegenden Fall entweder ein drohendes Szenario oder aber eine rasche Lösung der Konflikte, je nach Betrachtungsweise.

Eine Anmerkung möchte ich noch machen: Vermutlich bringt es nicht allzu viel, eine möglicherweise überforderte Mutter allein zum Anwalt und regelmäßig auch allein in die Auseinandersetzungen daheim zu schicken. Man sollte sie m. E. in vielen Dingen begleiten und tatkräftig unterstützen, soweit möglich.
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  #3  
Alt 07.09.2014, 15:59
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Sodom und Gomorrha seit das Familienoberhaupt "fehlt"

Hallo an Alle,
Mein Bruder und seine Familie wurden von meinen Eltern finanziell bevorzugt. Sie unterstützen zum Beispiel den Bau seines Hauses. Ich habe das geduldet, weil ich noch nicht verheiratet war und mit meinem Gehalt auskam. Außerdem gab es ja das Haus meiner Eltern, später konnte man es dann ausgleichen. 1992 starb dann mein Vater an Krebs und ich versuchte meine Mutter zu unterstützen, hauptsächlich durch Telefongespräche, weil ich in Süddeutschland wohnte, nicht in Norddeutschland. Meine Mutter unterstützte die Familie meines Bruders mit 500 bis 1000 Mark im Monat. Sie beklagte sich darüber bei mir, konnte sich aber gegenüber dem Bruder nicht durchsetzen. Sie wollte auch nicht, dass ich zu kurz komme und ein Testament machen. Meine Eltern hatte ein „Berliner Testament“. Aber es stellte sich heraus, dass sie nur Kopien hatte, das Original war verschwunden. Es wurde ein neues Testament gemacht, diesmal ein notarielles. Mein Bruder sollte 1/3 erben und ich 2/3. Soweit so gut. Meine Mutter bekam Darmkrebs, aber nach eine OP und einer Chemotherapie schien alles überstanden zu sein. Ich heiratete Tanja und meine Mutter versprach mir, jetzt uns zu unterstützen. Ein neuer Haushalt kostet ja Geld. Daraus wurde nichts, sie sagte sie hätte kein Geld. Aber wir schafften es auch ohne sie. Weihnachten 1998 besuchten wir sie (wir wohnten an der polnische Grenze, meine Mutter an der niederländischen Grenze), alles schien in Ordnung. Meine Mutter wurde 1999 krank und kam ins Pflegeheim. Bei meinem letzten Besuch bedankte sie sich für alles, was ich für sie getan hätte. Es klang wie ein Abschied. Einige Wochen später starb sie. Aus den Unterlagen meiner Mutter ging hervor, dass sie meinen Bruder und seine Familie weiterhin großzügig unterstützt hatte. Ich fragte meine Bruder. Er sagte, die Mutter habe nicht gewollt, dass ich von ihr Geld bekäme. Sie habe mich sogar enterben wollen, weil sie eifersüchtig auf meine Frau gewesen sei. Ihr könnt Euch vorstellen, wie ich mich nach diesem Gespräch sechs Wochen nach dem Tod der Mutter gefühlt habe. Das Haus konnte lange Zeit nicht verkauft werden, weil mein Bruder unrealistische Preisvorstellungen hatte. Ich verzichtete auf eine Teil meines Erbes, damit der Makler mit dem Preis runtergehen konnte. Ein Haus wird ja nicht besser, wenn es lange leer steht. Die Geschichte lehrt: Es soll rechtliche Klarheit bestehen. Keine meiner Erbinnen soll bevorzugt bzw. benachteiligt werden. Nachgiebigkeit und Bescheidenheit kann falsch sein.
Die Geschichte ist alt. Emotional habe ich damit schon lange abgeschlossen. Mehre Jahre habe ich meinen Bruder nicht besucht, auch nicht, wenn wir das Grab meiner Eltern besuchten. Meine Frau hat dann dort angerufen, danach haben wir die Familie des Bruders wieder besucht.
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (07.09.2014 um 16:51 Uhr)
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  #4  
Alt 07.09.2014, 21:52
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Sodom und Gomorrha seit das Familienoberhaupt "fehlt"

Hallo Hermann,

so etwas kommt leider in den besten Familien vor. Manche Eltern machen sich eben keine Gedanken darüber, was sie durch Bevorteilung einzelner unter den Geschwistern anrichten. Genau das will ich eben vermeiden.

Hallo Coralle,

sorry, Östereich, das hatte ich übersehen. Es gibt zwar Parallelen zum deutschen Erbrecht, unterscheidet sich jedoch teilweise grundlegend. So erbt z.B. der hinterbliebene Ehegatte lediglich 1/3 des Nachlasses, wenn gemeinsame Kinder da sind. Woraus der Nachlass bei 'gesetzlicher ehelicher Gütergemeinschaft' tatsächlich im einzelnen besteht, scheint mir in Österreich etwas kompliziert zu sein.

Hier http://www.ibiblio.org/ais/abgb2.htm#t2h13 findest du Gesetzestexte des 'ABGB Österreich Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch', Dreizehntes Hauptstück, Von der gesetzlichen Erbfolge, $727 ff, Stand 2002. Das ganze ohne Gewähr. Vielleicht findest du selber aktuellere Texte, falls sich da was geändert hat.

Ich denke, bei dem Streit in eurer Familie werdet ihr es nicht vermeiden können, ebenfalls einen Anwalt zu Rate zu ziehen. Ich hoffe, ihr schafft es, euch vielleicht doch noch gütlich zu einigen.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #5  
Alt 08.09.2014, 00:10
coralle coralle ist offline
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Standard AW: Sodom und Gomorrha seit das Familienoberhaupt "fehlt"

Kurz:

@HelmutL: bin gerade dabei die Teile des ABGB / Österreich, die du als Link angegeben hast durchzulesen, wow ganz schön interessant...............danke an dieser Stelle

Auch an die anderen "Mitstreitern" ein herzliches Dankeschön - für ihre hilfreichen Kommentare...........komme später darauf zurück

Liebe Grüße

Coralle
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Stichworte
chaos, erbschaftsstreitigkeiten, nachlaß


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