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  #1  
Alt 09.09.2014, 13:22
Tiina Tiina ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 676
Standard AW: Meine Mama

Liebe Katja,
das ist eine furchtbar schwere Situation...

Für meine Mutter war ein Hospiz ursprünglich eine gut vorstellbare Lösung für das Ende - als es dann allmählich ernst wurde, hatte sie aber eine heftige Abneidung entwickelt und sagte, sie will nicht in ein "Schöner sterben". Das war für mich sehr hart, weil es bei ihr zu Hause immer schwieriger wurde und ich viel Angst hatte. Ich habe dann (mit eher zögerlicher Zustimmung von ihr) ein Gespräch mit einer Palliativberaterin ausgemacht und die hat ganz einfühlsam aber auch sehr klar mit ihr gesprochen und auch ein Hospiz vorgeschlagen. Danach war diese Lösung für sie wieder OK und ich habe sie relativ schnell in ein Hospiz gebracht (wobei der Leiter übrigens im ersten Gespräch mit mir sagte, es wäre ungewöhnlich, dass die Patienten auch schon im Vorwege einverstanden sind!). Und das war wirklich ein Segen für uns beide! Ich habe mit vielen Dingen gehadert - aber nie mit dieser Entscheidung...

Insofern war es bei meiner Mutter auf jeden Fall so, dass das Wort der "Autorität" geholfen hat.
Bei Deiner Mutter kommt sicher erschwerend hinzu, dass sie die Klinik so gut kennt, sich da ja quasi zu Hause fühlt, an einem Ort, an dem sie sicher und kompetent war. Hast Du eventuell die Chance, dass ein Arzt mit ihr spricht, den sie sehr respektiert?

Ich wünsche Dir von Herzen, dass es klappt, Deine Mutter ins Hospiz zu bringen! Du tust eindeutig das Richtige - und trotzdem fühlt es sich ganz furchtbar an. Ich weiß noch gut, wie ich den Anruf ans Hospiz getätigt und habe und den Platz angenommen habe - ich war eigentlich so froh und dankbar, dass das so schnell klappte, weil es gerade ziemlich eskalierte, aber trotzdem habe ich mich so mies gefühlt...

Viel Kraft für diese schwere Zeit,
Anja
  #2  
Alt 09.09.2014, 20:05
Tochter68 Tochter68 ist offline
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Beiträge: 46
Standard AW: Meine Mama

Vielen Dank für Eure unterstützenden Worte, es hilft mir sehr bei meinen Entscheidungen.

Überraschenderweise (nach einem Gespräch mit einer weiteren Ärztin) hat meine Mutter eingewilligt, sich das Hospiz anzusehen, was wir auch heute getan haben.

Vor Ort wollte sie alles alleine angucken, was natürlich nicht möglich war aufgrund der anderen Patienten, sie reagierte auf das Nein von mir und der PDL sehr unwirsch und empfand das als "ungehörig". Insgesamt fand sie einiges als nicht so schön, aber sie reagiert oft konträr auf das, was andere (in dem Fall ich) als gut empfinden.

Ich hoffe, sie denkt die nächsten Tage positiv darüber nach, denn nächsten Montag könnte sie "einziehen". Das Hospiz ist wirklich sehr schön und auch für mich wäre es eine Riesenerleichterung. Zumal ich mich in der Zeit da evtl. auch ehrenamtlich betätigen könnte. Ich habe ja hier in Deutschland keine Arbeit und keine weiteren Verpflichtungen. Ich wäre froh, dort etwas tun zu können.

Dieses Warten auf eine Entscheidung ist zermürbend.

Katja
__________________
Meine Mama nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom, Plattenepithelkarzinom 7 cm /inoperabel
T3 N3 M1a Metas i.d. Lunge beidseitig Stad. IV: M1 a,b
ab 08/12 Chemotherapie Carboplatin u. Taxol u. Cortsion
09/13/ 12/13 Strahlentherapie
08/14/ Gehirnmetastasen - keine Therapie mehr möglich
seit 09/14 im Hospiz / das Warten auf den Tod
Meine Mama ist von mir gegangen am 1. Januar 2015
Am 2. und 23. Mai 2015 sind meine Grosseltern ihrer Tochter gefolgt. Ich liebe Euch über alles!
  #3  
Alt 11.09.2014, 12:39
Tochter68 Tochter68 ist offline
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Ort: Frankreich / i.d. Nähe von Toulouse
Beiträge: 46
Standard AW: Meine Mama

Meine Mama hat sich für das Hospiz als "vorläufige Lösung" entschieden und wird dort Montag einziehen. Ich bin sehr froh darüber und habe auch das Gefühl, dass sie jetzt ruhiger ist, nachdem sie ihre Entscheidung getroffen hat. Sie nimmt wieder die Medikament und auch die Infusionen ohne zu murren.

Das Warten auf eine Entscheidung ist somit zu Ende, bzw. auf eine Zustimmung ihrerseits.

Mit ist die letzten Tage aufgefallen, dass meine Mama an mir herum kritisiert, die Haare, die Kleidung, was ich sage... Und fast immer konträr auf alles reagiert, was ich gut oder nicht so gut finde.

Ist das auch jemanden widerfahren? Und wie seid ihr damit umgegangen?
Ich versuche mir immer zu sagen, dass das nicht meine Mama ist, die das sagt und tut, sonder diese Sch... - Metastase

Katja
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  #4  
Alt 12.09.2014, 19:26
Tochter68 Tochter68 ist offline
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Ort: Frankreich / i.d. Nähe von Toulouse
Beiträge: 46
Standard AW: Meine Mama

Meine Mama war heute sehr niedergeschlagen und hat kaum gesprochen. Ich habe eine halbe Stunde bei ihr im Bett gelegen und wir haben einfach nur gekuschelt. Das war sehr schön: Mir tut es in der Seele weh, sie so zu sehen und zu wissen, daß man nicht helfen und nichts machen kann.

Katja
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  #5  
Alt 12.09.2014, 20:52
zarah zarah ist offline
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Registriert seit: 03.05.2011
Beiträge: 34
Standard AW: Meine Mama

Hallo Katja,

ihr (natürlich insbesondere deine Mama) steht gerade in zwischen zwei Etappen: Der Schritt in's Hospiz ist nun beschlossen, aber noch nicht vollzogen. Mit diesem Schritt ist natürlich auch die Furcht verbunden, dort in nicht allzuferner Zukunft zu sterben. Beides sind gute Gründe, niedergeschlagen und traurig zu sein.

Dass ihr heute innegehalten und einfach gekuschelt habt finde ich sehr schön. Ich bin ganz sicher: Du hast deiner Mutter damit geholfen. Hast ihr wortlos gezeigt, dass du ihre Gefühle teilst, respektierst und sie nicht alleine läßt. Das sind ganz wichtige Ebenen die du, scheint mir, intuitiv wahrgenommen und auf die du meines Erachtens sehr passgenau reagiert hast.

Zu deinem vorherigen Beitrag ansonsten noch:

Zitat:
Mit ist die letzten Tage aufgefallen, dass meine Mama an mir herum kritisiert, die Haare, die Kleidung, was ich sage... Und fast immer konträr auf alles reagiert, was ich gut oder nicht so gut finde.

Ist das auch jemanden widerfahren? Und wie seid ihr damit umgegangen?
Ich versuche mir immer zu sagen, dass das nicht meine Mama ist, die das sagt und tut, sonder diese Sch... - Metastase
Theorie: Du hast in der letzten Woche in ihre persönliche Autonomie eingegriffen (Mama, du solltest jetzt in's Hospiz gehen). Vollkommen zurecht, denke ich. Und ich denke, dass sie das wahrscheinlich auch weiss. Auch wenn ihr der Schritt - verständlicherweise! - schwerfällt. Ihre leicht übergriffige Kritik an dir könnte man angesichts dessen auch als einen Versuch einer kleinen Retourkutsche ihrerseits deuten (Tochter, du greifst in meine Lebensgestaltung ein, na dann zeig ich dir doch mal, wie sich das anfühlt, indem ich dir auch in deine Lebensgestaltung hineinrede!). Aber das ist nun natürlich sehr zwischen den Zeilen gelesen und um ein paar Ecken gedacht.

Vielleicht ist's tatsächlich auch "nur" die Metastase. Oder das Ödem. Oder eine Nebenwirkung der Schmerzmittel (Veränderungen der Dosis oder andere Schmerzmittel können psychische Veränderungen auslösen - meist vorübergehend). Oder einfach der Stress der lebenbedrohlichen Krankheit, der zeitweise zickig macht.

Du machst das übrigens toll. Ich wünsche euch beiden, dass ihr noch viele gute Tage miteinander erlebt (und dass du die schlechten Tage, die es geben wird, weiter so kompetent bewältigst wie bisher).

Alles Gute, zarah
  #6  
Alt 21.09.2014, 09:37
Tochter68 Tochter68 ist offline
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Beiträge: 46
Standard AW: Meine Mama

Meine Mama ist seit letztem Montag im Hospiz. Sie war mir den Tag sehr sehr böse und sagte, sie bleibe max. 14 Tage. Sie hat tatsächlich geglaubt, dass sie nach Hause kommt, obwohl die Ärzte noch einen Tag vorher mit ihr gesprochen haben und dass für sie wohl auch "ok" war.

Danach hat sie langsam angefangen sich einzugewöhnen oder es zumindest erstmal hingenommen. Sie ist relativ ruhig.

Das Hospiz ist so schön, es ist wie in einer Familie, man kann zusammen essen und auch kochen, wenn man will, aber auch in seinem Zimmer bleiben. Je nach Gefühlslage.

Ich bin jeden Tag bei Ihr meistens ab dem Mittag rum und dann bis abends. Sie hat im Wechsel gute und auch schlechte Tage. Mittwoch waren wir zum Friseur und Donnerstag sind wir am See spazieren gegangen. Gestern haben wir nur gesessen und gelesen.

Sobald sie Schmerzen hat oder irgendwas möchte, ist jemand bei ihr. Das Personal ist wirklich toll und dabei auch ganz lieb. Ich bin so froh, dass sie dort ist und nicht in einem Pflegeheim.

Trotzdem fühle ich mich schlecht, dass ich es ihr nicht ermögliche zu Hause sein , da grübel ich nach wie vor drüber rum.

Liebe Grüsse Katja
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  #7  
Alt 29.09.2014, 18:58
Tochter68 Tochter68 ist offline
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Beiträge: 46
Standard AW: Meine Mama

Ich hasse diesen Sch.... Krebs, dieses Dahinsiechen ist so entwürdigend!
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