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#1
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AW: Geht es euch auch so?
liebe Jutta,
auch "wir" haben es nicht mehr ins hospiz geschafft. und mein hund war in der letzten lebenswoche auch eher hinderlich, weil mein mann im KH verstarb. leider ist nicht alles in dieser phase von den angehörigen optimierbar. oft geht es dann ganz schnell und wir werden von den ereignissen überrollt... unsere liebsten sterben. es ist schön, dass es zwischen euch noch eine verbindung gibt, du die karte hast, du weisst, dass ihr euch geliebt habt. unsere männer sind ihren weg zu ende gegangen und wir werden es auch tun, aus neugier, um die erinnerung an sie wach zu halten und aus so vielen kleinen anderen gründen... ich war letztens auch das erste mal wieder in "unserem" fitnesscenter. und mein mann hat mir gefehlt, neben mir auf dem laufband, und ich weinte ein bißchen... viel kraft dir für heute und morgen,
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lieben gruß, vintage Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und starb knapp fünf Monate nach der Diagnose. * Juli 1965 - + Mai 2015 ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen, dann auch Lungenmetastasen... |
#2
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AW: Geht es euch auch so?
Zitat:
dieses lautlose - in sich hinein weinen kenne ich so gut. Es stört ja niemanden und wir können gar nichts dagegen tun, es passiert einfach. Im Bus, bei Spaziergängen mit dem Hund oder bei bestimmten Musikstücken im Radio die "er" so gerne gehört hat. Das wird auch noch lange so bleiben. Liebe Grüße Jutta |
#3
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AW: Geht es euch auch so?
Noch 2 Wochen zu leben....
Du hast gespürt, dass die letzte Chemo mit Docetaxel keine Wirkung zeigt. Am 22. Juli 2014 wurde das CT. vorgezogen und du hofftest dass sich dennoch eine Lösung für die Atemnot ergibt. Die Angst vor dem Ersticken kam immer wieder..... Schon länger warst du vollgepumpt mit Schmerz und Beruhigungsmitteln die immer höher dosiert werden mussten. Das CT. betätigte dass der Tumor ungestört weitergewachsen war. Du warst Austherapiert und die Ärzte hatten es eilig dich zur Weiterbehandlung nach Essen zu überweisen.... Selbst in den dunkelsten Stunden deines Lebens hattest du noch Momente der Freude und des Glücks in dir. Wenn die Situation auch immer ein " Ausnahmezustand " blieb, wir waren in Verbindung. Es ist eine Verbindung zu dir, die über alle Bedingungen hinausgeht, die ich bis heute in mir trage. Geändert von Yogi 12 (24.07.2015 um 10:16 Uhr) |
#4
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AW: Geht es euch auch so?
Ein verregneter Abend am Samstag,
mein Interesse an der Welt hat nachgelassen. Ich glaube es gibt viele Menschen die enttäuscht und müde sind.... Es erfüllt mich mit Unbehagen wenn ich daran denke wie ich mein Leben ohne dich fortsetzen soll. Manchmal denke ich, dass ich auch "alles hinter mir haben möchte" - aber ich gebe nicht auf... Als es vor gut einem Jahr darum ging, den Text für die Todesanzeige in der Zeitung zu erstellen, wurde ich von der Angestellten des Bestattungsinstituts darauf hingewiesen, was man schreiben könnte und was eher nicht. Nach dem Satz: " Der Lebenskreis eines geliebten Menschen hat sich geschlossen", hätte ich abschließend gerne noch ein paar Worte hinzugefügt. Mir wurde davon abgeraten, obwohl ich häufig daran denken muss (te) und nichts unpassendes daran finden kann. Ich schicke sie dir mit einem Jahr Verspätung, denn ich empfinde immer noch so wie damals. Ich bleibe noch eine Weile, dann folge ich dir nach. In Liebe Jutta Geändert von Yogi 12 (27.07.2015 um 16:11 Uhr) Grund: falsche Zeitangabe |
#5
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AW: Geht es euch auch so?
Mein lieber Ingo,
obwohl du so gut wie Austherapiert warst, gab dir die Assistenzärztin ein Rezept für das Lungenkrebsmedikament Tarceva mit. Als ich die Ärztin mit meiner Angst konfrontierte , wie es weiter gehen soll wenn das Docetaxel nicht wirkt, war sie der Meinung das sei noch nicht das Ende der Fahnenstange. Sie gab uns eine Liste, auf der Medikamente standen die alle noch ausprobiert werden könnten.... Ich glaube sie wollte ihr schlechtes Gewissen beruhigen, denn sie hat immer von mehreren Jahren Lebenszeit mit Lebensqualität gesprochen. Der schöne Schein des Erfolgs ist absolut nichtig angesichts der Endlichkeit! Zu den ranghöheren Ärzten der Onkologie ( Oberärztin/Stationsärztin ) wurden wir nicht vorgelassen. Sie behandelten die schweren Krebsfälle zu denen du scheinbar nicht gehörtest. Ich spüre wie der Zorn in mir aufsteigt, wenn ich an diese ungleiche Behandlung denke. Du warst ein bequemer unauffälliger Patient, hast dich niemals beschwert und es hat dich auch niemand groß nach deinem Befinden gefragt. Stattdessen hantierten viele Leute an dir herum. Sie kümmerten sich um Herzschlag, Blutbild und Lungenfunktion etc. - nur nicht um dich als Persönlichkeit. Ich hätte dir so gerne auch Gespräche und Zuwendung in deiner Situation als Schwerkranker gewünscht.... Wir klammerten uns an jeden Strohhalm und du hattest die sehnsüchtige Hoffnung auf ein paar Jahre. Keine deiner Hoffnungen hat sich erfüllt. Aus den Jahren wurden Wochen und bald begannen deine letzten Tage in diesem Leben. Der Tod hat dich aus deiner Not erlöst, dafür bin ich dankbar. In Liebe Jutta |
#6
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AW: Geht es euch auch so?
Der Schmerz der Trennung ist gerade in diesen Tagen groß.
Heute vor einem Jahr habe ich den Notdienst gerufen. Der Sauerstoffgehalt im Blut war extrem niedrig, möglicherweise hast du gespürt, dass du in Todesnähe bist. Du konntest dich später im Krankenhaus an nichts mehr erinnern, fragtest aber meine Schwester, ( Krankenschwester ) ob es sein könnte dass es jetzt schneller zu Ende geht als geglaubt Der Rettungsdienst hat dich im Wagen lange vor unserer Haustür reanimiert. Als das halbwegs gelang, fuhr er mit Blaulicht zur Notaufnahme. Dort begann deine schlimmste letzte Woche, die du noch zu leben hattest. Die schrecklichen Bilder aus dieser Zeit sind wieder sehr präsent und belasten mich momentan sehr. Ich habe später bereut, dass ich überhaupt den Notarzt gerufen habe. Vielleicht wäre es besser gewesen , du hättest das Bewusstsein verloren und wärst hier zu Hause bei mir eingeschlafen. Ich war zu konfus um das " Richtige " zu tun. Der Palliativdienst wäre eventuell auch die bessere Lösung gewesen.... Du hast dich in dieser Woche sehr gequält und die Behandlung und erneuten Untersuchungen im Krankenhaus haben dein Leiden unnötig verlängert. Zur Zeit fühle ich mich allein und orientierungslos. Es kommt mir vor als sei es erst gestern geschehen.... Manchmal stört dieses Abgeklärte "alles wird gut - aber anders " von Menschen die noch länger Hinterbliebene sind als ich. Es soll ja trösten, erreicht mich aber irgendwie nicht. Ob mit oder ohne Kinder/Enkel, langer oder kürzerer Leidensweg des geliebten Menschen, ich will meine Erfahrungen selbst machen, auch wenn ich anders bin als andere, mache ich es so wie ich möchte und kann. Es braucht seine Zeit bis ich mich damit abfinden kann, habe keine Ahnung wie lange es dauert. >>Du bist ein Schatten am Tage und in der Nacht ein Licht, du lebst in meiner Klage und stirbst im Herzen nicht<< |
#7
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AW: Geht es euch auch so?
Ich habe kürzlich mit deiner Mutter telefoniert. Es ging um den Besuch deiner Familie am ersten Todestag den 7.8. und es sollte eigentlich ein besonderer Tag werden, den ich dir widmen möchte.
Ich würde mir gerne Fotos von dir anschauen und über dich sprechen, möchte an dich denken und Erinnerungen austauschen, vor allem auch die Guten. Obwohl ich diesen Wunsch schon vor längerer Zeit so ähnlich wie beschrieben formuliert hatte und auch mit meiner Psychologin darüber gesprochen habe wie ich den Tag liebevoll - in Gedenken an dich - gestalten könnte, war scheinbar alles wieder in Vergessenheit geraten. Deiner Schwester könnte trotz Klimaanlage im Auto unpässlich sein, schon wegen der voraus gesagten Hitze an diesem Tag, der Schwager kommt sowieso nicht mit und die schwangere Nichte möchte direkt nach dem Kaffeetrinken wieder zurück nach H. fahren. Auf selbst bezogene oberflächliche Gespräche mit deiner Mutter und der Nichte (die uns zum Friedhof fährt) habe ich nicht die geringste Lust, und es macht mich traurig das ich scheinbar nicht ernst genommen werde. Ich habe deiner Mutter nochmal gesagt wie wichtig es ist, an dich, unseren: Mann, Sohn Bruder und Onkel zu denken, denn genau deshalb kommen wir ja zusammen. Schon während deiner Krankheit redete deine Mutter oft pausenlos über Banalitäten und schien nicht zu merken, wie unangemessen sie auf unsere Lebenssituation reagierte.... Wenn es so kommt kann ich es nicht ändern und werde froh sein schon bald wieder alleine zu sein. Es hat aber auch schon Besuche gegeben die trotz Vorurteile ganz gut verliefen. Plötzlich bin ich hundemüde und beende für heute meinen Brief an dich. Bis bald Jutta |
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