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  #1  
Alt 24.09.2015, 20:14
Zumsel78 Zumsel78 ist offline
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Hallo und guten Abend,

was für ein Tag! 12 Stunden waren wir heute nochmals unterwegs mit abschließenden Untersuchungen, Auswertungen beim Arzt, Wartezeit und Fahrerei.

Hier die wichtigsten Details von heute:

- meine Mama bekommt 6 x TAC im Intervall von 3 Wochen (Mitte Januar 16 die letzte)
- die Histologie des Wächters folgt morgen, der Doc geht davon aus, dass man hier nichts finden wird, auch keine Metastasen
- der Tumor hat aber mit Sicherheit schon zu 80 % Micrometastasen gebildet, die mit bildgebenden Mitteln nicht nachweisbar sind, da sie unter 2 mm liegen
- die Chemo wird als Giftcocktail auf jeden noch nicht sichtbaren Herd wirken und natürlich auf den Primärtumor
- bei 15 % der Patientinnen wirkt die Chemo nicht, dann muss man umorientieren (das wäre dann wohl der worst-case)
- nach dem 2. Zyklus bekommt meine Mama einen Brustultraschall um zu schauen, ob sich der Tumor hoffentlich schon verkleinert hat und gut auf die Chemo anspricht
- es ist ungewöhnlich, dass ein Triple negativ bei einer Frau von Ende 60 diagnostiziert wird (sowas hatte der Doc noch nicht)
- die Stanzbiopsie hat gezeigt, dass sich JEDE ZELLE unkontrolliert vermehrt. Der Tumor verdoppelt sich alle 80 Tage, daher ein Ki-Score von 100 % (auch sehr selten)

Der Arzt hat die Nebenwirkungen der Chemo eingehend erläutert. Meine Mama hat alles sehr tapfer aufgenommen & ich habe mir viele Notizen gemacht.

Zwei Aussagen des Arztes waren auch interessant:
JEDE Frau bekommt irgendwann im Leben Brustkrebs, weil:

a) Dieses Organ, also die weibliche Brust, darauf programmiert sei und die normale Zellteilung schon ab 35 Jahren nicht mehr richtig funktioniert!!!
b) Krebs eine "normale" Alterserscheinung darstellt, weil das "Verfallsdatum" des Menschen im Allg. heutzutage bis weit über 70, 80 Jahre reicht, der Mensch aber evolutionsbedingt nur um die 40 Jahre auf der Erde sein bräuchte, um sich erfolgreich zu vermehren (klingt irgendwie logisch)
c) mit der modernen Technik viel mehr und viel früher entartete Zellen festgestellt werden. Auch die, die im weiteren Verlauf NICHT zum Tode führen würden (werden aber trotzdem behandelt).

Was die Erblichkeit angeht:
Die konnte er sofort ausschließen, da meine Oma und meine Mutter einen "altersbedingten" Brustkrebs entwickelt haben. Beide Frauen waren bzw. sind bei Diagnose Ende 60. Bei einer Genmutation würde der Krebs zwischen 20 und Ende 40 ausbrechen.

Wir haben viele Infoblätter bekommen und soviel Fakten gehört - das muss sich heute erstmal alles setzen. Zum Glück haben heute 6 Ohren zugehört (meine ältere Schwester war auch dabei)!

Diese schonungslose Ehrlichkeit, gepaart mit ein bisschen Ironie hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Er hat dem Wort Krebs zumindest etwas besser verständlich gemacht, obwohl er deutlich sagte, dass es nur einen Weg gibt: "Hopp oder Topp".

Wie soll man das als Arzt auch aushalten, wenn man tagtäglich allen Altersklassen von Frauen mitteilten muss, dass sie Krebs haben und womöglich sterben? Da muss man sich doch ein System entwickeln, um nicht selbst krank zu werden....

Jedenfalls habe ich von dem Doc einen sehr guten Eindruck. Er hat meiner Mutter trotz oder gerade durch seine Ehrlichkeit Mut gemacht! Sie soll versuchen, so normal wie möglich weiter zu leben, sich viel zu bewegen, gesund zu essen, sich Gutes zu tun...

DER KAMPF HAT BEGONNEN!!!

Nun würde ich in der Runde gerne ein paar Fragen zur Chemo loswerden:

1) Wie habt ihr TAC vertragen & was sind die häufigsten Nebenwirkungen?
2) Was sind die ultimativen Tipps, so eine 4-monatige Therapie zu überstehen? Gibt es da vielleicht eine kleine Sammlung?
3) Was unternehmt ihr in Sachen Unterstützung des Immunsystems?
4) Wie unterstützt man eine Chemopatientin am besten (außer Haushalt schmeißen, sich Zeit nehmen und Hühnersuppe kochen)?
5) Was hat euch in dieser Zeit gut getan, abgelenkt und geholfen?

Danke an alle, dir mir antworten!

Bis bald,

Zumsel
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"Egal, wie beschwerlich das GESTERN war, stets kannst du im HEUTE neu beginnen." Buddha
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  #2  
Alt 24.09.2015, 20:39
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kruemel12 kruemel12 ist offline
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Hallo liebe Zumsel,
also erstmal alle guten Wünsche an deine Mama. Die Zeit die vor ihr liegt wird nicht schön werden, aber sie ist schaffbar - auch wenn man manchmal echt daran zweifelt.
Nun zu deinen Fragen:
1) Dazu kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Ich hatte ein anderes Schema.
2) Keine Tipps! Ich würde auch vorher keine Medikamente horten, die sie am Ende sowieso nicht braucht. Hausmittel helfen dann in der jeweiligen Situation am besten weiter und die Tipps frisch hier aus dem Forum. Nicht auf Nebenwirkungen zu warten hat sich immer noch am besten bewährt und alles auf sich zukommen lassen. Jeder hat andere Nebenwirkungen und jede Chemoinfusion ist anders.
Vielleicht wäre es ein guter Gedanke vorher nochmal zum Zahnarzt zu gehen. Meine Zähne haben ziemlich gelitten und so konnte der IST-Zustand von vorher festgestellt werden um eventuellen Streitigkeiten mit der Krankenkasse vorzugreifen.
3) Da das Immunsystem ja platt gemacht werden soll - wäre eine Unterstützung kontraproduktiv. Auch ausleitende Dinge während der Chemo sind keine so gute Idee. Der Sinn des Ganzen ist ja sich zu "vergiften".
4) und 5) Mir war oft nur nach Ruhe zu Mute. Kein Besuch, keine Geräusche oder Gerüche um mich herum war mir am liebsten. Oft musste ich auch Besuch absagen, weil ich weder Kraft noch Nerven hatte. Die beste Idee ist wohl immer da zu sein und dass sie weiß sie kann sich immer an euch wenden wenn sie euch braucht. Bespaßungsprogramm hätte ich nicht gebraucht. Was mir allerdings sehr geholfen hat ist dieses Forum hier. Im Chemo-Tagebuch war ich täglich und habe mit den anderen Mädls geschrieben. Ich finde es sehr wichtig sich mit Betroffenen austauschen zu können. Nur die verstehen wirklich wie es einem geht.

Nun hoffe ich dir etwas weitergeholfen zu haben. Ich wünsche euch sehr viel Kraft für das was vor euch liegt! Ihr schafft das!
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Egal wie viel Dunkelheit es im Leben gibt, am Ende siegt immer das Licht. FARAH DIBA
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  #3  
Alt 24.09.2015, 21:05
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Resi HST Resi HST ist offline
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Liebe Zumsel,
Das was Du vom Arzt erfahren hast, wurde mir auch von mehreren Menschen so erklärt. Ist auch logisch. Jeder von uns hat täglich massenweise entartete Zellen in sich. Normalerweise kommt das Immunsystem da mit klar. Bei Defekten oder Alterung - manche sagen auch psychische Anspannung - eben nicht.
Es gibt viele Ursachen.
Ich wünsche Deiner Mama viel gutes! Jetzt ist sie einfach mal dran, dass alle sich um die kümmern.
Ist es nicht so, dass wenn viele Zellen in Teilung sind, eine Chemo besonders gut greifen kann? Dann müsste logischerweise doch eine gute Therapie Chance bestehen.
Mir ging es wir Krümel, was die NW betrifft. Das beste war Ruhe.
Und Hausmittel. Medikamente halfen bei nicht so gut wie bei anderen.
Es gibt gute Literatur: gut durch die Krebstherapie (spricht alle NW an), gemeinsam gegen Krebs ( Onkologie und Naturmedizin) und vieles andere, schau mal in die Literaturempfehlungen hier im KK.
LG
Resi
PS
Lies doch mal bei
Chemotherapie gemeinsam durchstehen
Dort erhältst Du wertvolle Tipps
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  #4  
Alt 24.09.2015, 22:41
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Jule66 Jule66 ist offline
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Hallo Zumsel,

schön, dass es jetzt endlich losgeht.
Auch schön, dass sie TAC bekommt.
Es ist eine harte Chemo, aber sehr effektiv, mit einer großen Anzahl von Komplettremissionen.

Jede hier hat die Chemo unterschiedlich vertragen, die einen gut, die anderen weniger gut.
Ich kann also nur von mir berichten.
Vorab: ich war zu dem Zeitpunkt alleinerziehend und habe mich in dieser Zeit auch alleine um meine Kinder (damals 13 und 14) gekümmert.
Das geht.

Ich hatte Mittwochs die Chemo, am Chemo Tag selbst ging es mir ganz gut.
Am nächsten Tag ging es auch noch ganz gut, ich war nur sehr aufgekratzt wegen dem Cortison.
Freitags fing es dann an, mir schlechter zu gehen.
Samstag und Sonntag waren dann der Höhepunkt.
Mein Oberkörper tat weh, alles war rot (wegen dem Cortison), der Geschmack verabschiedete sich, mein Kreislauf war instabil und ich lag viel auf dem Sofa und mir ging es nicht gut.
Ab Montag ging es bergauf, Mittwoch war dann wieder alles ok.
Zwischendurch hatte ich auch Knochenschmerzen, wegen der Spritze, die die Blutbildung anregen sollte.
Ich konnte mich jederzeit selbst versorgen, ebenso die Kinder.
Frische Luft und Spaziergänge (in Begleitung) taten mir gut, an Sport war aber nicht zu denken.
Ich muß gestehen, das jede Chemo immer schwerer wurde, so ab der 3. wurde es echt schwer.

Aber wie gesagt, hier gibts auch Mädels, die haben alle 6 gut vertragen.
Immerhin habe ich jede termingerecht bekommen, hatte keine Infekte.
Alles lief nach Plan, auch die komplettremission

Von meinem BZ wurde Equizy...MC... empfohlen, das ist ein Komplementärmedikament, dass soll die NW der Chemo reduzieren/ erträglicher machen.

Lies doch mal in dem Mutmachthread, da habe ich genau geschrieben, was ich v.a. hinterher so alles gemacht habe.

http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=55843

So, dann wünsche ich Deiner Mutter, dass die Wächter-LK frei sind und sie schnell mit der Chemo starten kann und sie diese gut verträgt.

Liebe Grüße, Jule
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"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will."
Albert Schweitzer
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  #5  
Alt 24.09.2015, 20:52
Oli 76 Oli 76 ist offline
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Hallo Zumsel

Die "Chemo-Tips" sind wohl von Mensch zu Mensch unterschiedlich, evtl. auch vom Alter abhängig!
Allerdings muss ich sagen, meine Oma hatte Brustkrebs mit 74 Jahren, ist mittlerweile 85J.und da mein Opa sehr früh gestorben ist, war sie damals schon alleine. Meine Mutter ist während der Chemozeit täglich hin, aber an sich, konnte sie alleine sein!

Ich hab während der Chemo den Haushalt geschmissen, gekocht, gewaschen und gebügelt und eingekauft und gekocht! Bis auf den ersten Tag nach der Chemo bin ich immer mit den Hunden gegangen.
Meine Frau ( bin als Frau, mit einer Frau verheiratet) ging ja arbeiten und ich brauchte es für mein Ego nicht alles an ihr hängen zu lassen!

Von daher ist die Frage, ob deine Mutter den Haushalt geschmissen haben möchte,.....
Das muss man dann mal individuell schauen!

Ich hatte EC Chemo und hab diese nicht gut vertragen, würde sie nicht noch mal machen wollen!
Hatte dann noch Pacli, die fand ich super, da hab ich meine freie Zeit richtig genossen!

Lasst es einfach auf euch zukommen und wenn dann konkret fragen auftreten, kannst du im Chemo-Tagebuch bestimmt viele Hilfreiche Tips und Antworten bekommen!

LG Oli

Geändert von Oli 76 (24.09.2015 um 20:55 Uhr)
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  #6  
Alt 25.09.2015, 08:58
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allgaeu65 allgaeu65 ist offline
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Hallo Zumsel,

Ich hatte auch 6x TAC und hatte außer dem schlechten Geschmack keine NW. Ich habe in der Chemozeit sogar 2x die Woche Karate trainiert und 3 Wochen nach der letzten Gäbe die Prüfung zum 2. DAN abgelegt.

Du siehst, jeder verträgt die Chemo anders. Nim. Immer fleißig die Medis und gehe positiv in die Chemo rein. Viel Erfolg !


Ach ja, ich hatte auch eine pathologische Komplettremission
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  #7  
Alt 25.09.2015, 09:33
mmaajjaa mmaajjaa ist offline
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Hallo Zumsel,
zur Unterstützung des Immunsystems sollte man auf eine ausgewogene Ernährung achten (soweit der Appetit mitmacht), vor allem viel Obst und Gemüse und viel trinken. Alles andere sollte mit dem Arzt abgesprochen werden.
Außerdem gibt es viele Studien, die belegen, dass Sport / körperliche Aktivität die Wirksamkeit der Chemo steigern und die Nebenwirkungen erträglicher machen. Damit ist gemeint Bewegung im Rahmen des Möglichen. Die Eine kann nebenher Karate, die Andere joggt und die Dritte geht spazieren. Hauptsache man tut was.
Mir hat Spazieren sehr gegen die Übelkeit geholfen. Ich nahm meinen Mann und eine Tüte für alle Fälle mit und nach zehn Minuten war der Schreck vorbei. Im Bett steigerte sich die Übelkeit immer weiter. Das Schwierigste ist , sich zu überwinden, man denkt häufig, man würde nichts schaffen, doch sobald man es versucht klappt es dann schon. Das zumindest ist meine Erfahrung.
Liebe Grüße
Maja
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  #8  
Alt 25.09.2015, 16:45
Zumsel78 Zumsel78 ist offline
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Hallo an alle,

ich danke euch ganz herzlich für die vielen Antworten, Tipps und Erfahrungen!

Meine Mama schaut der Chemo tapfer entgegen! Ich denke, ich muss mich ein bisschen zurücknehmen, weil ich sie mit Informationen überschütte und sie damit sichtlich überfordert sie (ich ja auch irgendwie). Ich möchte sie gut vorbereitet wissen, scheinbar, weil ich es an ihrer Stelle sein wollen würde.

Gut, dass mich meine große Schwester etwas zurückpfeift! Meine Mama lässt alles auf sich zukommen und wird die Tage Schritt für Schritt nehmen. Das ist sicher ein guter Weg, mit allem besser zurecht zukommen.

Bisher hatte sie noch keinen Zusammenbruch in Form von Weinkrämpfen oder so etwas. Meint ihr das kommt noch? Sie sagte die letzten Tage recht häufig, dass sie sich über sich selbst wundert, weil ihr nicht nach Weinen ist. Dafür muss ich mich zusammenreißen, dass mir nicht die Tränen gekullert gekommen.... Erst recht wenn ich daran denke, wie sie ohne Haare, ohne Wimpern und Brauen aussehen wird. Sie war (und ist) immer ein schöne, gepflegte, jugendliche Frau gewesen. Ich habe Angst vor diesem Moment und unsere aller Reaktionen....

Wie seid ihr mit dem Haarverlust umgegangen? Sicher, es gibt hübsche Tücher und Perücken, aber das Selbstwertgefühl leidet doch trotzdem.... Was habt ihr gegen den Verlust dessen getan? Was hättet ihr von eurer Umwelt gerne gehört, welche Reaktionen erhofft?

Und ganz wichtig: Wie schafft man es, den Krebs nicht zum allgegenwärtigen, ständigen Thema innerhalb der Familie werden zu lassen? Wie schaltet man verdammt noch mal etwas ab? Ich habe eine 4jährige Tochter, die natürlich mitbekommt, wie aufgeregt und nervös ich bin. Ich ertappe mich auch dabei, dass ich sie aus Rereiztheit heraus anfahre und es im selben Moment bedaure... Mein Mann geht viel besser damit um, ruhiger und sachlicher.
Ich bin aber ein hoch emotionaler Mensch, schon immer gewesen...

Ich habe so ein Stinkwut auf diesen SCH...Krebs!!!:


Euch allen einen schönen Abend,

Zumsel
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  #9  
Alt 25.09.2015, 17:00
Oli 76 Oli 76 ist offline
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Für kleine Kinder gibt es schöne Bilderbücher, die die Krankheit erklären, vielleicht wäre das was für deine Tochter, das sie weis was mit Oma ist, auch gerade was die Haare angeht!

Haare war für mich nicht so ein Thema, erst als nach der Chemo Wimpern und Augenbrauen ausgingen, war ich irgendwann von meinem Spiegelbild genervt!
Aber geschminkt ging auch das!
Die Nachbarn und Freunde wüsten eh bescheid, Fremde blicke hab ich ignoriert.
Allerdings bin ich durch die Ehe mit einer Frau, ja eh an neugierige Blicke gewöhnt!

Ich hatte auch nie so einen Zusammenbruch mit weinen usw.
Die Psychologin in der Reha meinte, das das auch nicht sein muss, es kann sein, das man das Thema Krebs schon bei der Erkrankung von Familie oder Freunden unbewusst oder bewusst beweint/verarbeitet hat und daher damit schon durch ist!

Gruß Oli
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  #10  
Alt 26.09.2015, 18:11
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kruemel12 kruemel12 ist offline
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Liebe Zumsel,
also wenn ich ehrlich bin, kann ich es gut verstehen dass deine Mama überfordert ist mit zu viel Information. Ich habe auch einen Weile gebraucht und musste für mich erstmal die Gedanken ordnen um frei zu sein und Infos an mich heran zu lassen. Ich wär schreiend davon gelaufen wenn mich jemand mit Wissen vollgeballert hätte. Das wollte ich für mich selbst erarbeiten in der Dosierung wie es für mich eben gerade wichtig war. An manchen Tagen wäre mancher Artikel ganz anders bei mir angekommen als vielleicht eine Woche später. Zu viel Information hätte mir zu so früher Zeit nur Angst gemacht. Schließlich muss sie die Chemo machen und da sind schlaue Ratschläge von außen (von nicht Betroffenen) meiner Meinung nach nicht so prickelnd. Ich hoffe du weißt wie ich das meine...
Mein Zusammenbruch kam erst als ich schon Bestahlung hatte und die ganze Therapie fast hinter mir lag. Ich war einfach überfordert und habe mich selbst nicht mehr wiedererkannt. Alles - und vor allem ich selbst - war anders. Damit konnte ich einfach nicht umgehen und es war mir zu viel. Einige realisieren auch erst nach der gesamten Therapie was Ihnen da gerade passiert ist und fallen in ein Loch.


Gepflegt und toll kann man auch ohne Haare aussehen. Ich habe selten Perücke getragen und fand mich mit tollen farbigen Tüchern und Mützen viel schöner und es juckte auch nicht so furchtbar auf dem Kopf. Im Netz gibt es viele tolle Tücher und Mützen zu bestellen. Das hab ich schon gemacht bevor die erst Chemo losging – damit ich gut vorbereitet war. Das erste vor die Tür gehen war schon eine Überwindung, aber das hat sich schnell gegeben und es macht einem dann tatsächlich gar nichts mehr aus. Es gibt Wimpern zum ankleben und ich habe mir viele youtube-Videos mit Schminktipps angeschaut und bin zu einer echten Künstlerin geworden. Mit mancher Technik sieht man kaum dass man keine Wimpern hat und für die Augenbrauen gibt es sogar Schablonen mit farbigen Augenbrauenpuder im Drogeriemarkt. Desweiteren gibt es auch Schminkkurse für Krebspatienten von der Deutschen Krebshilfe. Google mal danach. Schließlich hat man ja auch viel Zeit und ich hab immer viele Komplimente bekommen. Irgendwann kommt zwar dann auch der Zeitpunkt nach vielleicht ½ Jahr, wo man die Glatze echt satt hat und die Haare herbei sehnt – aber dann ist es ja nicht mehr lang.
„Deine tollen Augen kommen so noch mehr zu Geltung ohne störende Haare“ - das war zumindest für mich das schönste Kompliment, was ich in der Zeit erhalten habe.


Ich denke mit der Zeit wird sich alles etwas beruhigen. Für den Kranken ist es ein allgegenwärtiges Thema. Es ist nicht gut es zu verschweigen, aber auch nicht gut ständig drauf herumzureiten. Nicht so einfach da den Mittelweg zu finden und jeder ist da ja auch anders. Ich würde sie nicht mit Hilfe überschütten. Emotionale Anteilnahme ist viel mehr Wert als jeden Tag den Spüler auszuräumen oder die Betten zu machen. Ich hatte eine ganz liebe Freundin die mir mal eine hübsche Karte in den Briefkasten gesteckt hat, frisch geerntete Beeren oder Brokkoli (super gegen Krebs) aus ihrem Garten oder mal ein Blümchen vorbei gebracht hat. Mal eine sms geschrieben oder 10 Minuten vorher angerufen ob ich Lust auf einen Tee hätte und sie vorbei kommen kann. Das empfand ich als genau richtig. Nebenher beim Tee trinken haben wir gemeinsam Wäsche aufgehängt. Spontane Dinge waren auch das einzige was noch ging, weil sich manchmal von einer Minute auf die andere die Situation ändert und es einem nicht so gut geht – hab ich oft erlebt. Ich habe immer gewusst dass ich sie anrufen kann wenn ich sie brauche und sie immer Verständnis für alles hat. Das habe ich auch sld wichtig empfunden. Verständnis ist sehr wichtig! Es ist eben eine Ausnahmesituation und es passieren Dinge, die uns selbst überfordern.
__________________
Egal wie viel Dunkelheit es im Leben gibt, am Ende siegt immer das Licht. FARAH DIBA

Geändert von kruemel12 (26.09.2015 um 18:17 Uhr) Grund: Rechtschreibkorrektur
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  #11  
Alt 27.09.2015, 09:47
Zumsel78 Zumsel78 ist offline
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Hallo,

danke für eure Antworten.

Liebe Krümel12,

ich weiß natürlich was du meinst und danke dir besonders für deine lieben Zeilen.
Ich muss mich schon sehr zurückhalten was das Überfordern mit Informationen angeht. Das ist einfach meine Natur, ich will immer alles über Themen, die mich betreffen (in dem Fall meine geliebte Mama), wissen. Besonders wenn es um die Gesundheit geht.

Meine Mama hat sich nie groß geschminkt, sie ist einfach eine Naturschönheit (klingt blöd, ist aber echt so). Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie sich Wimpern ankleben würde oder so etwas. Aber der Tipp mit den Schminkvideos ist gut, das schaue ich mir mal an.

Ich hoffe auch, dass sich in den nächsten Wochen so etwas wie "Normalität" einstellen wird. Zur Zeit ist ihre Krankheit abends mein letzter und morgens mein erster Gedanke.

Ich habe mir schon ein paar Dinge überlegt, womit ich ihr eine Freude machen und sie vom Geschehen etwas ablenken kann. Sie wird von mir Anfang Dezember einen Kalender bekommen, den ich selbst bestücke. Jeden Tag wird sie einen anderen Gutschein darin finden, mit Inhalten wie: Gutschein für eine Fußmassage, Gutschein für einen Eisbecher, Gutschein für einen Kinobesuch, Gutschein für ein Stück Torte, Gutschein für einen Winterspaziergang usw.

Ich bin wirklich dankbar, dass man sich hier im KK mit Betroffenen austauschen kann.

Ich wünsche allen einen schönen Sonntag!

Zumsel
__________________
"Egal, wie beschwerlich das GESTERN war, stets kannst du im HEUTE neu beginnen." Buddha

Geändert von Zumsel78 (27.09.2015 um 09:48 Uhr) Grund: Korrektur
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