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AW: Palliative Sedierung und eingeschlafen - Selbstvorwürfe
Hallo Nico,
auch von mir mein herzlichstes Beileid. Ich schließe mich HeikesFreundin an. Ihr habt alles richtig gemacht. Mein Sohn ist am 2. Januar d.J. gestorben, auch auf der Palliativstation. Sie haben sich dort sehr liebevoll um ihn gekümmert. Heute noch schlage ich mich mit den Fragen herum, ob er nicht zu früh sediert wurde. Riesige Ampullen mir Morphium und Schmerzmitteln erhielt er. An Neujahr hat meine Tochter ihn noch im Rollstuhl durchs Krankenhaus gefahren, viele seiner Freunde waren zu Besuch. Obwohl ihn das sehr nervös gemacht hat. (Thread: Keine Chance) Aber da wollte er sich schon nicht mehr den Mund befeuchten lassen. Er hat alle Nährstoffe durch Infusion erhalten. Essen konnte er auch zu Hause nicht mehr, weil durch die Nebenwirkungen seine Mundhöhle erheblich entzündet war. Er hat mir sehr leid getan. Auch Sprays und Pasten haben nicht geholfen. Am 1. Januar haben wir bei ihm im Zimmer geschlafen, er hat sich von der Schwester losgerissen und ist zu mir aufs Bett gesprungen. Die ganze Nacht hat er auf meiner Brust gelegen, ab und zu bei meinem Mann. Am 2.1. ist er dann mittags gestorben an der Hand seiner Schwester. Wir waren zu dem Zeitpunkt zu Hause. Jeden Tag denke ich, rufe ich mal im Krankenhaus an und frage?? Was wäre wenn?? Hat er noch etwas mit den Ärzten abgesprochen? Nützt es mir etwas, das zu erfahren? Kay hat gesagt, er hat keine Angst vor dem sterben, es erwarte ihn ein schöneres Leben nach diesem Leben. Das hätte Gott versprochen. Ich hoffe sehr, dass er nun glücklich ist, da wo er ist. Die Ärzte haben uns ja gesagt, dass die Morphingaben das Leben verkürzen, aber dass das soo schnell ging...da haben wir nicht mit gerechnet. Er war noch so jung, hatte viel vor. Ich bin soo traurig, er fehlt uns. Lieber Nico, ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute. Eva
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Kay geb. 14.06.1977 Nierenzellkarzinom OP am 17.03.2014 gest. 02.01. 2015 https://www.facebook.com/pages/Kay-K...68035399929024 Geändert von Heimchen (29.09.2015 um 15:28 Uhr) |
#2
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AW: Palliative Sedierung und eingeschlafen - Selbstvorwürfe
Hallo Nico,
auch ich möchte Dir mein herzliches Beileid zum Verlust deines Vaters aussprechen. Und ich möchte dir ebenfalls gerne sagen, dass Ihr Euch keine Vorwürfe zu machen braucht. Wenn das Unvermeidliche nicht aufzuhalten ist, war eine palliative Sedierung sicher der richtige Weg. Als meine Mama vor 4 Monaten starb, wurde im Sterbeprozess aufgrund innerfamiliärer Unstimmigkeiten aus meiner Sicht zu lange mit der palliativen Sedierung gewartet. Ich habe meine Mutter in dieser Phase ohne Sedierung erlebt, habe die Nächte mit ihr durchwacht, ihre Angst- und Panikattacken mit ihr durchgestanden. Sie hat gejammert und geschrien wie ein kleines Kind. Ich kann Dir sagen, diese Situation war wirklich unwürdig. Und wir waren unglaublich dankbar, als die Palliativärztin mit Zustimmung meines Vaters und mir, aber gegen den Willen anderer Familienmitglieder die palliative Sedierung durchführte. Aus meiner Sicht konnte meine Mutter damit ruhig und friedlich und in Würde gehen. Du schreibst, am Ende war dein Vater ruhig und atmete friedlich. So war es bei meiner Mutter auch und so war es auch gut. Sie bekam zwar nicht mehr wirklich etwas mit (zumindest schien es nach außen hin so), hatte aber auch keine Angst mehr und musste keine Schmerzen mehr erleiden. Als Angehöriger steht man in einer solchen Situation sowieso völlig neben sich, ist entsetzt und überfordert, wie ihr es ja auch wart. Aber die finale Sterbephase ohne Sedierung des geliebten Menschen aushalten zu müssen, fanden zumindest mein Vater und ich viel, viel schlimmer als das „Wegdämmern“ mitzuerleben. Und dabei ging es uns nicht um uns, sondern wir fanden es einfach nicht richtig, dass der Mensch, der alles für uns war, seine Schmerzen (die unvorstellbar gewesen sein müssen) und Todesangst erleiden musste, wenn es auch Möglichkeiten gab, ihm das zu ersparen. Zumal das Ende ohnehin nicht aufzuhalten war. Ihr konntet nicht mehr für Deinen Vater tun. Daher versucht Euren Frieden damit zu machen – es ist schwer, das weiß ich. Aber die Sedierung war sicherlich besser für Deinen Vater. Auch ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit. Der Schmerz wird besser – irgendwann. Viele Grüße Namida |
#3
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AW: Palliative Sedierung und eingeschlafen - Selbstvorwürfe
Hallo,
erstmal herzlichen Dank für Euro Anteilname und natürlich auch mein Beileid an Euch. Keiner hat es verdient durch diese elendige Krankheit von uns zu gehen. Mein Trost ist es auch, dass er höchstwahrscheinlich den Tod nicht bewusst wahr genommen hat. Wäre es anders, wäre es eine fürchterliche Vorstellung. Wie schon geschrieben hatte er drei Monate Zeit sich mitzuteilen. Aber er wollte immer alles selbst erledigen und hat sich keinem anvertraut. Vor einer Woche war ich bei ihm und er wollte nur schlafen. Er hatte eine aufgelöste Tablette genommen und ich ermutigte ihn diese zu nehmen. Aber nach der Einnahme hatte er sofort Bauchschmerzen und das Gefühl sich übergeben zu müssen. Als es besser wurde wollte er nur noch schlafen. Ich bin dan gegangen. Im Nachhinein fragt man sich immer was hätte ich besser machen können. Die Trauerbewältigung ist auch so eine Sache. Ich habe meinen Vater geliebt, ich bin sehr traurig aber doch sehr gefasst. Ich muss meinem Alltag sofort weiter nachgehen, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf. Ich habe nicht einmal heulen müssen. Aber in Stillen Momenten denke ich sehr viel nach. Es tud mir so leid für ihn und jeden anderen de so gehen muss. Ich bin ihm da sehr ähnlich. Aber eines ist eigenartig. Ich habe auch Angst vor der unbekannten Tod. Aber irgendwie beruhigt es mich, dass mein Vater auf mich warten könne und auch er von meinem Opa empfangen wude. Eine schöne Vorstellung. VG Nico |
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