Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 06.11.2015, 14:57
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.01.2014
Ort: Dortmund
Beiträge: 370
Standard AW: Verlust

Hallo Servala,

es tut mir leid, dass du von deiner Schwiegermutter eine Absage für die Weihnachtstage bekommen hast.

Du bist noch so belastet durch den frühen Tod deiner Frau, und wenn du sonst ein gutes Verhältnis zu der Schwiegermutter hast, wäre gerade an den Feiertagen ein nettes persönliches Miteinander mit ihr - die ja auch mit dem Verlust der Tochter leben muss - vielleicht tröstlich.

Auch ich war gelegentlich enttäuscht von der Mutter meines Mannes und habe mir vorgenommen nicht mehr viel zu planen.
Unruhe und Enttäuschungen wiegen in der Zeit der Trauer doppelt schwer und werden wenn es möglich ist von mir vermieden. Ich bleibe dann lieber allein.
So - und Feiertage haben in meiner jetzigen Situation keine besondere Bedeutung mehr, außer dass sie mich wehmütig an mein "altes" Leben erinnern und immer etwas langweiliger sind als der normale Alltag.

Ich wünsche dir und den anderen Hinterbliebenen ein möglichst gutes Wochenende.

Jutta
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 08.11.2015, 10:27
Servala Servala ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.04.2015
Ort: Aerzen
Beiträge: 32
Standard AW: Verlust

Hallo Yogi,

danke für deine Worte.

Ein gutes Verhältnis zu meiner Schwiegermutter... naja ich würde sagen es funktioniert, wenn wir nicht zu viel Kontakt haben.
Mittlerweile habe ich mich auch endlich wieder ein wenig beruhigt. Ich weiß ja das sie tun muss was gut ist für sie selbst, genau so wie ich das auch tun muss. Das unsere Interessen da nicht immer übereinstimmen ist vermutlich völlig normal.

Ich hoffe nur, das es für sie ein einigermaßen angenehmes Weihnachtsfest ist. Eigentlich ist uns beiden nicht nach feiern zumute. In erster Linie geht es hauptsächlich darum, mit lieben Menschen zusammen zu sein und alles andere kommt dann entweder von selbst oder eben auch nicht. Wir haben beide nicht mehr viel Familie. Wenn ich es recht betrachte, habe ich eigentlich nur noch meinen Onkel, meine Tante... und der Kontakt ist eher gering. Wir verstehen uns, aber Weihnachten dort zu feiern könnte ich mir so gar nicht vorstellen. Das haben wir auch noch nie gemacht.

Vielleicht nimmt meine Schwiegermama es mir auch übel, das ich noch nicht wieder nach Stralsund gefahren bin, sie seit Mai (und der Beerdigung) noch nicht wieder besucht habe. Aber ich kann das im Moment einfach nicht, ich habe auch versucht zu erklären was in mir vorgeht, das ist jedoch sehr schwer. Hier ist es schon an manchen Tagen kaum zum aushalten, weil mich alles an meine Frau erinnert. Wenn ich nur daran denke das ich mit dem Zug fahren müsste, wieder auf dem Bahnsteig sein auf dem wir uns zum ersten Mal gesehen haben. Das Haus, ihr altes Zimmer. Der Hafen und die Plätze an denen wir immer mit dem Hund spazieren gegangen sind... das ist einfach zuviel auf einmal. So gerne ich ihre letzte Ruhestätte besuchen würde... vielleicht kommt der Zeitpunkt noch. Wäre sie hier bei uns beigesetzt worden, würde ich sehr oft zum Friedhof gehen. Aber das war ihr letzter Wunsch den wir alle respektiert haben und ich werde das irgendwie schaffen, auch wenn ich den Weg noch nicht sehen kann.
__________________
Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t.

Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
Gedenkseite

Meine Mama 23.10.1952 - 23.05.2005

Mein Papa 14.04.1946 - 20.02.1984

Geändert von Servala (08.11.2015 um 10:29 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 08.11.2015, 18:42
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.01.2014
Ort: Dortmund
Beiträge: 370
Standard AW: Verlust

Hallo Servala,

es ist bemerkenswert, wie diplomatisch du die Entscheidung der Schwiegermutter sehen kannst. Immerhin war es ihre Idee sich mit dir Weihnachten zu treffen.
Natürlich soll jeder für sich ausprobieren und entscheiden was ihm/ihr gut tut.


Jutta
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 09.11.2015, 12:02
Servala Servala ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.04.2015
Ort: Aerzen
Beiträge: 32
Standard AW: Verlust



Ich hätte evtl. dazu schreiben sollen, das ich die Sache nicht von Anfang an so gesehen habe. Ich war verletzt, wütend, fühlte mich alleine gelassen und natürlich auch ein bisschen verar****.

Aber... nach einigen Gesprächen mit meinen Freunden ist mir klar geworden, das es vielleicht auch besser so ist. Natürlich ich habe meiner Frau versprochen mich um ihre Mum zu kümmern, das werde ich auch tun. Meine Tür steht immer offen. Nur nehme ich mich selbst jetzt ein wenig zurück. Ich kann und werde niemanden dazu zwingen, den Kontakt zu mir zu halten. Ich glaube dafür bin ich einfach zu... habe mich zu sehr verändert. Früher war es mir wichtig was die Leute von mir denken. Jetzt muss ich sehen, wie ich alleine klar komme, meinen Weg gehe. Und genau so muss das auch meine Schwiegermama für sich tun.

Es ist schwer eine Ablehung in dieser Art erfahren zu müssen, aber wenn ich ehrlich bin, war mir von Anfang an klar, das es mit uns nicht wirklich lange gut geht. Dafür steht zu viel zwischen uns.
__________________
Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t.

Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
Gedenkseite

Meine Mama 23.10.1952 - 23.05.2005

Mein Papa 14.04.1946 - 20.02.1984
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 09.11.2015, 18:57
Servala Servala ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.04.2015
Ort: Aerzen
Beiträge: 32
Standard AW: Verlust

Zwei Beiträge an einem Tag habe ich glaube ich auch noch nicht geschafft.

Aber... irgendwie ist heute Abend wieder nicht so gut. Ich bin alleine zu Hause und mir fällt die Decke auf den Kopf. Kann zu niemandem gehen weil ich nicht viele Freunde habe denen ich mich anvertrauen kann und in diesem Fall habe ich auch wirklich Angst vor der Reaktion, wenn ich sage was mit mir derzeit los ist (Erklärung folgt weiter unten).

Wenn ich von der Arbeit komme ist die Stille in der Wohnung, die Leere wirklich unerträglich für mich.
In solchen Momenten fehlt mir mein Schatz so sehr das es körperlich weh tut, nicht nur seelisch. Dann frage ich mich, ob ich jemals wieder jemanden finden werde den ich so sehr liebe und der mich vor allen Dingen auch liebt.

Wisst ihr, es ist so das ich jemanden kennen gelernt habe. Das ist allerdings schon ein bisschen her. Das schlimme ist das ich diesen Menschen durch meine verstorbene Frau kennen gelernt habe. Die beiden waren befreundet. Es hat sich irgendwie ergeben, das wir in Kontakt geblieben sind. Zu Anfang habe ich gar nicht darüber nachgedacht, warum, wieso, weshalb... Es hat einfach gut getan zu reden. Naja und mittlerweile hat es mich ganz schön erwischt. Ich fürchte ich habe mich mehr als nur ein wenig verliebt. Eigentlich ist das ja nichts schlechtes, aber die Person ist bereits vergeben und ich Trottel habe nichts besseres zu tun, als mich Hals- über Kopf zu verlieben. Als ob die Trauer alleine nicht schon schlimm genug wäre. Ich wollte das alles nicht, es ist einfach passiert.

Das klügste wäre es vermutlich, den Kontakt abzubrechen und über die Sache hinweg zu kommen. Denn natürlich habe ich nicht erwähnt was mit mir los ist und eigentlich habe ich das auch nicht vor, denn ich bin mir fast sicher diese Gefühle beruhen nicht auf Gegenseitigkeit und außerdem habe ich nicht das Recht, mich in eine Beziehung einzumischen, das habe ich noch nie getan und werde jetzt sicher nicht damit anfangen.

Und es ist so verwirrend... mir fehlt meine Frau so sehr und dann auf der anderen Seite die Gefühle für die andere Person. Leider sind sie wirklich da. Ich dachte zuerst das ich vielleicht einfach nach Romy suche, sie so sehr vermisse das ich diese Gefühle auf eine andere Person projiziere. Nur ist das nicht der Fall.

Wie kann das sein? Das will mir nicht in den Kopf. Ich versuche nicht darüber nachzudenken, aber es funktioniert nicht. Meine Gedanken drehen sich im Kreis und ich komme zu keinem Ergebnis.
__________________
Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t.

Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
Gedenkseite

Meine Mama 23.10.1952 - 23.05.2005

Mein Papa 14.04.1946 - 20.02.1984

Geändert von Servala (09.11.2015 um 19:03 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 11.11.2015, 11:48
Servala Servala ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.04.2015
Ort: Aerzen
Beiträge: 32
Standard AW: Verlust

Warum kann nicht ein einziges Mal im Leben etwas einfach sein?

Warum kann ich nicht einfach mal meine Gedanken abschalten, zur Ruhe kommen? Früher ist mir das zwar auch nicht leicht gefallen, aber mit meiner Frau an meiner Seite... war es anders, war alles so leicht, unbeschwert.

Jetzt bin ich alleine und muss sehen, wie ich mit mir, meiner Trauer und dieser anderen Sache klar komme. Oft frage ich mich in letzter Zeit: Warum ich? Es klingt vielleicht viel zu dramatisch, aber der nächste Gedanke ist dann: Bitte lass diesen Kelch an mir vorüber gehen, nur ein einziges Mal.

Ich möchte weglaufen, vor der Trauer, der Einsamkeit, vor mir selbst vermutlich am meisten. Wenn das doch nur ginge. Mir fehlt dieser eine Mensch so sehr, der mich mehr verstanden hat als ich mich selbst. Der ohne Worte trösten konnte, einfach durch eine Umarmung.

Kann es so etwas denn noch einmal geben? Ist es möglich, das ein zweites Mal im Leben zu finden? Und will ich das überhaupt?
Vor einigen Tagen sagte ein Freund zu mir: Du wirst wieder jemanden finden, der Mensch ist nicht dazu geschaffen, alleine zu sein. Du wirst dich wieder verlieben.

Ich musste bitter über diesen Satz lachen. Ich bin verliebt, das ist nicht das Problem. Das Problem ist das ich nicht aufhören kann mich zu hinterfragen. Und dann kommt immer der Gedanke hoch: Wäre meine Frau noch da... dann wäre das niemals passiert. Wahrscheinlich hätte ich diesen anderen Menschen dann noch nicht einmal wirklich wahr genommen.

Bitte entschuldigt mein wirres Geschreibe... ich weiß nicht wohin mit mir und es sich von der Seele zu schreiben hilft wenigstens ein kleines bisschen.
__________________
Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t.

Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
Gedenkseite

Meine Mama 23.10.1952 - 23.05.2005

Mein Papa 14.04.1946 - 20.02.1984
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 09.03.2016, 17:14
Servala Servala ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.04.2015
Ort: Aerzen
Beiträge: 32
Standard AW: Verlust

Lange habe ich nichts geschrieben, wenn ich mir das Datum meines letzten Beitrages so ansehe.

Dabei ist so viel passiert. Nun ist es fast ein Jahr her das meine Romy von mir gegangen ist. Genau am 26.04. Sie fehlt mir noch immer. Aber irgendwie werden die Trauerphase kürzer, waren teilweise gar nicht mehr vorhanden. Manchmal frage ich mich wie das so schnell gehen kann, sie war doch mein ein und alles. Und in diesen Momenten habe ich beinahe ein schlechtes Gewissen. Naja, nicht nur beinahe. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Wie kann es sein, das es mir jetzt schon wieder so gut geht?

Auch meine Schwiegermutter versteht das nicht. Sie sagt nicht direkt etwas, aber sie ist ein Mensch bei dem man am Tonfall sehr schnell merkt was los ist. Nach wie vor gehe ich regelmäßig zu Gesprächen zur Trauerbewältigung und mein Arzt meint, das es völlig ok ist so zu empfinden. Es wäre doch toll, das es mir wieder so gut geht.

Ich bin mir sicher das auch meine Frau das gut finden würde sie wäre glücklich mich jetzt zu sehen, warum also das schlechte Gewissen? Ich weiß es nicht.

Ein bisschen mulmig ist mir wenn ich daran denke, das Schwiegermama im April eine Woche zu Besuch kommt. Hoffentlich geht das gut. Einerseits bin ich froh das sie herkommt denn dann muss sie Romy's Todestag nicht alleine verbringen. Auf der anderen Seite wird das schwer für mich, weil es für mich tatsächlich schwierig ist, längere Zeit friedlich mit ihr zu verbringen. Hoffentlich schaffe ich das. Ich habe Romy versprochen mich um sie zu kümmern und das tue ich auch weiter, manchmal weiß ich nur nicht so recht, wo ich die Kraft dafür her nehmen soll.
__________________
Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t.

Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
Gedenkseite

Meine Mama 23.10.1952 - 23.05.2005

Mein Papa 14.04.1946 - 20.02.1984
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:10 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55