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  #1  
Alt 29.03.2016, 13:24
petitejeff petitejeff ist offline
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Standard AW: Meine Ma ist gegangen...*Trigger

Liebe Florentine,

mein Papa ist auch "erst" vor 6 Monaten verstorben. Entsprechend kann ich dir darauf noch keine richtige Antwort geben. Erste Annäherungsversuche gab es zwar bereits wieder, aber längst noch (?) nicht von Allen. Ich glaub man sollte es von der jeweiligen Situation abhängig machen.. Zu entfernten Freunden und Bekannten, die die Situation ignoriert beziehungsweise sich daraufhin plötzlich nicht mehr gemeldet haben, habe ich den Kontakt wieder aufgenommen ..ihr Verhalten kann ich mir halbwegs erklären.
Bei engen Freunden finde ich ein solches Verhalten jedoch nicht entschuldbar. Eine meiner ehemals besten Freundinnen hat sich entsprechend verhalten und ich glaube nicht, dass ich den Kontakt zu ihr jemals wieder aufnehmen werden kann,selbst wenn sie sich nun doch melden sollte..

Früher habe ich mich sehr viel mit dem Thema Tod auseinandergesetzt. Zahlreiche Bücher gelesen, Facharbeiten geschrieben..
Seit wir von Papa's Erkrankung erfahren haben und erst recht seit seinem Tod, kann und will ich das aber nicht mehr.Mich durchzuckt es jedesmal wenn der Tod beziehungsweise Krebs in Büchern/Filmen/Serien/Kunst auch nur angeschnitten wird und ich muss sofort ausmachen bzw weglegen. Ich hab da eine richtige Vermeidungsstrategie entwickelt.. was teilweise wirklich kontraproduktiv ist, weil ich mich zwecks Studium teilweise damit auseinandersetzen müsste. Jeder geht mit dem Thema nach einer solchen Erfahrung einfach anders um.

@Heikes Freundin: Was du über das Sterben schreibst macht Mut(?). Es löst zumindest ein gutes Gefühl bei mir aus. Ich hoffe für unsere Liebsten, dass du damit recht hast.

Fühlt euch gedrückt.
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  #2  
Alt 31.03.2016, 13:20
Benutzerbild von Florentine2
Florentine2 Florentine2 ist offline
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Standard AW: Meine Ma ist gegangen...*Trigger

Hallo Yogi, ja Du sagst es, es ist so schwer, jemanden so leiden zu sehen...
Die Sichtweisen zum Thema Tod springen bei mir auch hin und her.
Der letzte Kampf meiner Ma hat für mich ein paar Tage alles in den Schatten gestellt, das ganze Leben sinnlos. Ich habe es zwei Tage lang noch intensiv gehört und gefühlt. Dann konnte ich mich eine Weile gar nicht mehr erinnern. (Schutzfunktion) Die Beerdigung und die Wohnungsaufllösung mussten geschafft werden.
Um das für mich aufzuarbeiten, all die Fragen, die mich dazu heimsuchen, zu klären, hab ich einen Termin in der Lungenklinik gemacht. Mit dem Psychoonkologen, mit dem ich zwei Tage vorher noch gesprochen hatte und den ich gefragt hatte, wie es ablaufen kann.
Und ja, Ruhemomente, sich ein wenig zurückziehen oder aber irgendetwas tun, was ein wenig ablenkt.
Yogi, vielen Dank für deine Worte. Ich glaube auch, dass eine gewisse Trauer immer bleibt. Ich wünsche Dir auch alles alles Gute und einen Boden, der Dich trägt.


Angie, hallo, als ich deine Zeilen vor zwei Tagen las, sind mir die Tränen gekommen und es sagte in mir: "Ja, ja...ja" Es waren Tränen der Erleichterung und etwas Ruhe hat sich in mir ausgebreitet. Die Nacht habe ich nach langer Zeit mal gut geschlafen.
In diese Richtung tendiere ich auch. Habe mich viel damit beschäftigt, was so Denker, Dichter, Naturwissenschaftler, die Tierwelt ect. und letztendlich ich dann zum Thema Tod sagen. In mir selber ist schon eine lange Zeit dieser Satz: "Ich möchte nach Hause." Irgendwann habe ich mich gefragt, warum dieser Satz so oft auftaucht und was ich damit meine. Mir wurde klar, dass kein Zuhause auf dieser Welt gemeint ist, sondern dass, was nach dem Tod kommt. Sehr eigenartig.
Ja, meine Ma ist jetzt Zuhause...
Liebe Angie, vielen vielen dank für deine Worte und auch Dir alles Gute wünsche!
(Habe großen Respekt vor den Menschen die im Hospiz arbeiten)

PetiteJeff, mein Beileid auch Dir, 6 Monate ist ja auch noch sehr frisch. Bis man überhaupt realisiert, was geschehen ist...
Du hast Recht, jeder geht damit anders um. Für mich gibts da kein richtig und falsch. Bei mir springen die Ebenen, wie ich das ganze so sehe und fühle, hin und her.
Manchmal ist einfach noch nicht der Zeitpunkt, ist man innerlich noch in der Phase, überhaupt damit irgendwie zurecht zu kommen. Das Thema dann im Studium, wo es ja ganz "kühl" abgehandelt wird, zu ertragen, stell ich mir auch schwierig vor.
Als Mama erkankte, habe ich mich damit beschäftigt (mit den Krankheitsphasen und dem Thema Tod), um mich vorzubereiten, um für sie da sein zu können. Es war verdammt schwer, aber andersrum, hätte ich mich bei jeder Verschlechterung ihres Zustandes noch mehr erschrocken und wäre vielleicht handlungsunfähig geworden. Ja, irgendwie hat mir mein Inneres das so vorgegeben und sucht nun, wo der Tod so dicht war und mir so dicht erscheint, nach einem Weg, damit umzugehen, ihn irgendwie ins Leben zu integrieren.
Zum Thema Freundschaften, hast Du mir einen guten Denkanstoss gegeben. Die Sache mit den entfernten Freunden und den engeren.
Vielen Dank auch Dir und viel viel Kraft Dir auch wünsche!

Danke Euch allen!
__________________
Mama: 2014 Brustkrebs (Hormonbedingt durch die Pille), 2015 Bronchialkrebs mit Metastasen im Kopf, Knochen und der Leber. (hat nicht geraucht)
Gegangen bist Du am 3.2.2016 um 3.50 Uhr, mit 52 Jahren.
Jetzt bist Du frei... und für mich an einem Ort, an dem es Dir gut geht...

Geändert von Florentine2 (31.03.2016 um 13:47 Uhr)
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  #3  
Alt 01.04.2016, 01:15
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Meine Ma ist gegangen...*Trigger

Zitat:
Liebe Angie, vielen vielen dank für deine Worte
Sehr gerne - ich bin immer froh, wenn mein Bemühen jemandem auch nur ein
ganz klein wenig dabei hilft, die Hoffnung nicht zu verlieren.
Es kostet ja alles so unglaublich viel Kraft.

Hier gelandet bin ich ja seinerzeit wegen meiner Freundin Heike - sie verstarb mit 48 und ließ mir ihre 5 jungen erwachsenen Kinder hier.
Das ist jetzt schon fast 6 Jahre her ...

Erst war niemandem zum Lachen zumute - irgendwann dann dachten wir: wir dürfen es auch gar nicht und fühlten uns schlecht, wenn wir doch einmal NICHT daran dachten, dass Heike nicht mehr mit uns lachen kann.

Und natürlich gibt es auch heute immer wieder mal traurige Phasen und Momente - bei allen von uns, aber wenn wir uns treffen, dann können wir inzwischen wieder herzlich lachen, sogar auch über Heikes Eigenarten, über manche Momente im Hospiz - und sie ist immer in unserer Mitte.

Ihr Lebensbuch hat sich damals geschlossen - in unseren Lebensbüchern
aber ist dennoch immer wieder eine Seite frei für sie.

Das was Du durchmachst und auch andere hier ist eine ganz ganz schreckliche und prägende Erfahrung und wie gesagt: eine Narbe bleibt für immer.

Aber ich möchte euch Mut machen, nicht den Glauben daran zu verlieren,
dass nach dieser riesengrossen Dunkelheit auch irgendwann E U E R neuer eigener Lebens-Frühling wiederkommt!

Alles Liebe für Dich und euch!
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  #4  
Alt 02.04.2016, 22:42
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Florentine2 Florentine2 ist offline
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Standard AW: Meine Ma ist gegangen...*Trigger

Liebe Angie, es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden, mein Beileid. Deine Zeilen berühren mich und nehmen mich mit.
Es ist ein schönes Bild, wie Du schreibst, dass wenn ihr Euch trefft, auch wieder herzlich lachen könnt, auch über Heikes Eigenarten und über manche Momente im Hospiz.
Mir fallen gleich ein paar Momente mit meiner Ma ein, in denen es trotz all dem Schrecken auch mal witzige Momente gab. Ach man...
Danke Angie.
Ich wünsche Dir und Heikes Kindern auch alles alles Liebe.
Flo
__________________
Mama: 2014 Brustkrebs (Hormonbedingt durch die Pille), 2015 Bronchialkrebs mit Metastasen im Kopf, Knochen und der Leber. (hat nicht geraucht)
Gegangen bist Du am 3.2.2016 um 3.50 Uhr, mit 52 Jahren.
Jetzt bist Du frei... und für mich an einem Ort, an dem es Dir gut geht...
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  #5  
Alt 20.09.2016, 19:44
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Florentine2 Florentine2 ist offline
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Standard AW: Meine Ma ist gegangen...*Trigger

Vor einem Jahr ging es mit der zweiten Diagnose Krebs bei Mama los.
Auf Arbeit ass heute die Chefin eine Ingwer- Möhrensuppe.
Die Suppe, die ich an Mamas letztem Tag gegessen habe. Gab heute so einiges das mich zurück in den 3.2.16 gezogen hat.
Es gibt Tage, da schütte ich mich mit Aktvitäten zu, Gitarre spielen, schreiben, unterwegs sein- und dann gibts die Tage, an denen irgendwie gar nichts geht.
Eine Trauergruppe habe ich gefunden und einmal die Woche Gespräch, in dem ich die Möglichkeit habe die ganzen Bilder in mir, auszusprechen.
Schreibt noch wer von Euch hier? WIe gehts Euch so?
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Mama: 2014 Brustkrebs (Hormonbedingt durch die Pille), 2015 Bronchialkrebs mit Metastasen im Kopf, Knochen und der Leber. (hat nicht geraucht)
Gegangen bist Du am 3.2.2016 um 3.50 Uhr, mit 52 Jahren.
Jetzt bist Du frei... und für mich an einem Ort, an dem es Dir gut geht...
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  #6  
Alt 20.09.2016, 20:29
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Meine Ma ist gegangen...*Trigger

liebe florentine,

vielleicht war die suppe auch ein gruss von deiner mama,
wer weiss das schon. ;-)

mir geht es auch so: achterbahn der gefühle.
es ist so schwer, zu akzeptieren und realisieren.
hab mich auch gut vernetzt mit anderen trauernden,
das hilft mir, unter anderem.


__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #7  
Alt 21.09.2016, 09:20
Zuckerspinne Zuckerspinne ist offline
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Standard AW: Meine Ma ist gegangen...*Trigger

Hallo Florentine,

auch ich beschäftige mich sehr viel mit diesen Themen. Meine Mama starb am 18.11.2015 und bis heute vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke. Bei meinern Mutter kam der Brustkrebs mit Metastasen in Lunge und Knochen im Juli 2015 wieder, von da an gings rasend schnell bergab. Am 18.11.2015 fuhr ich gegen Abend nochmal ins Krankenhaus und meine Ma ist 5 Minuten vorher verstorben. Ich mache mir schwere Vorwürfe, das ich nicht dabei war. Ich hätte die Möglichkeit dazu gehabt, weil die Ärzte es uns gesagt haben. Sie kam aufgrund massiver Luftnot ja erst am selben Tag ins KH. Aber nein....ich wollte nicht bleiben. Am Nachmittag wurde sie palliativ sediert und wir alle, also meine Kids und mein Vater, haben uns von ihr verabschiedet und ihr gesagt, daß sie gehen darf. Trotzdem schäme ich mich so. Ich wollte nicht dabei sein, wenn sie stirbt!! Ich war einfach zu feige!! So habe ich meine Mutter tot in Erinnerung, denn ich wollte mich nach ihrem Tod nochmal verabschieden. Und dieses Bild meiner toten Mutter geht mir nicht mehr aus dem Kopf, der Gesichtsausdruck, der offene Mund.....mußte sie trotzdem leiden. Ich weiß es nicht.
Ich frage mich so oft, wo sie jetzt ist. Ich warte auf ein Zeichen von ihr...irgendwie, aber da ist nichts, einfach gar nichts. Manchmal heule ich stundenlang, manchmal fühle ich gar nichts. Die Vorstellung, daß ihre Seele noch da ist, finde ich sehr schön.
Alles Liebe Euch
G.
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