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  #1  
Alt 23.05.2016, 22:42
Lella Lella ist offline
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Liebe Jana

Danke für Deine Antwort
Ja, wie geht es mir... Nicht schlecht trifft es wohl am Besten... Meistens ganz gut... Für mich ist aber noch immer absolut unfassbar, was geschehen ist, wie ein anderes Leben... Ich habe oft das Gefühl, meine Seele dosiert das irgendwie alles auf ein erträgliches Mass. Und so sind die Tage vorbei gesaust, bald ein Jahr...

Ich weiss nicht, ob unsere Lieben auf uns warten, ich hiffe nicht! nein, Scherz beiseite... Ich glaube fest daran - und das tröstet mich - dass sie irgendwo sind und auf uns aufpassen. Und wenn es draussen 1x donnert, weil seine Lieblingsmannschaft verliert, dann bin ich mir sogar ganz sicher. So wie Deine Mama Dir im Traum sagt, dass Du Dich nicht sorgen sollst. Ich will nun mal einfach glauben, dass das keine Zufälle sind. Und ich bin mir auch sicher, dass es ihnen dort gut geht. Sie vermissen uns vielleicht auch, aber sind verrint mit allen, die sie hier schmerzlich vermisst haben...

Ich drück Dich zurück
Lella
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  #2  
Alt 26.05.2016, 21:11
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Liebe Lella,

Du hast das so schön beschrieben... Dass deine Seele den Schmerz dosiert... Genauso empfinde ich das auch. Es ist einfach noch so surreal. Ich bin oft noch wie betäubt.

Dass mit dem Donnern beim Verlieren des Vereins Deines Mannes ist wirklich erstaunlich. Ich glaube auch, dass sie um uns sind. Und ich weiß, dass meine Mutter mir Lebensfreude gewünscht hätte. Und nicht gewollt hätte, dass ich traurig bin.

Ich muss mal blöd fragen... Habt Ihr Kinder? Und wie alt bist Du nochmal? Du kannst mir auch gerne per pn antworten, wenn dir das zu persönlich ist.

Ganz liebe Grüße!

Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #3  
Alt 26.05.2016, 23:43
Lella Lella ist offline
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Liebe Jana
Zuerst mal vorne weg, ich hoffe, es ist ok, wenn ich mich hier in Deinem Thread so breit mache... Es ist so still geworden hier, ich "freu" mich immer, wenn jemand von früher hier wieder schreibt (auch wenn hier schreiben echt kein Anlass zu Freude ist...)

Mir geht es ähnlich, es ist so surreal. Gerade vorher habe ich alte SMS gelesen und mir gedacht, das kann doch alles gar nicht wahr sein?!Das ist nicht passiert?! Nicht mir! Nicht uns! Das Wort fassungslos hat eine ganz neue Bedeutung...

Mein Mann hätte nie gewollt, dass es mir schlecht geht. Aber er fehlt einfach überall. Ich komme zurecht im Alltag, war immer schon sehr selbständig und unabhängig... Es sind die kleinen Dinge, die fehlen. Jemand der fragt, ob man gut geschlafen hat oder ob man gut irgendwo angekommen ist. Der gute Nacht sagt und mit dem man über due gleichen Witze lacht. Der 2 Teller aufisst, wenn man gekocht hat und jemand der weiss, was man grad denkt... Sowas halt...

Wir haben keine Kinder, nein. Und ich bin 39... Darf ich Dich das selbe fragen, ich erinner mich nicht mehr an alle Details, wie gesagt, früher war hier so viel mehr los...

Gute Nacht und liebe Grüsse
Lella
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  #4  
Alt 27.05.2016, 16:07
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Liebe Lella,

es ist überhaupt kein Problem, wenn Du dich in "meinem" Thread "breitmachst", im Gegenteil! Ich freue mich! Ja, es ist wirklich still geworden... Ich hatte auch schon öfter überlegt, ob ich ganz aufhöre, hier reinzuschauen, aber mir sind hier soviele ans Herz gewachsen, dass ich immer hoffe, Neuigkeiten von jemandem, zu erhaschen.
Im Pankreas-Ca Forum lese ich noch viel mit. Wenn ich so lese, wieviele Ängste dort viele ausstehen müssen... Dieses Hangeln von Untersuchung zu Untersuchung. Hoffnung, Enttäuschung. Ich weiß im Nachhinein gar nicht mehr wie ich das alles ausgehalten habe. Dabei bin ich ja "nur" Angehöriger, "nur" Tochter. Trotzdem war diese Zeit die schlimmste meines Lebens.

Wie es wäre, meinen Mann zu verlieren... Ich will gar nicht dran denken.

Aber trotz aller Trauer, die nunmal leider zum Leben dazugehört: wir haben auch nur unser eines Leben und es bringt uns niemand unsere Lieben zurück, wenn wir nur ausdauernd genug trauern. Das Leben hat so wunderschöne Seiten und die kann ich auch neben der Trauer und des starken Vermissens genießen.

Wir haben auch keine Kinder, ich bin 44. Irgendwie konnten wir uns nicht dazu entscheiden, lieben beide die Unabhängigkeit und unser Leben zu zweit.
Wo wohnst Du? Ich lebe in Hannover.

Hab ein schönes Wochendende und sei herzlich gegrüßt!

Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #5  
Alt 27.05.2016, 18:00
Lella Lella ist offline
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Liebe Jana

Diese Überlegungen haben ich mir schon sehr oft gemacht und dennoch zieht es mich immer wieder hierher, mehrheitlich jedoch zum mitlesen. Die Versuche den Kaffeeklatsch wiederzubelben haben ja auch immer nur ganz kurfristig gefruchtet. Aber es ist wohl wie so oft: Alles hat seine Zeit.

Ich frage mich auch oft, wie man das überhaupt ausgehalten hat, immer noch aushält. Ich glaube auch nicht, dass es für einen Angehörigen zwingend einfacher ist, vor allem dann nicht, wenn man die erkrankte Person sehr nahe begleitet. Klar, man hat keine Krankheit, keine Schmerzen, keine Behandlung mit Nebenwirkungen und muss auch nicht sterben. Aber man muss zusehen, man kann nicht helfen und schlussendlich muss man hier bleiben. Eine liebe Freundin hat mal gesagt: Krebs ist wie Sippenhaft. Man hängt einfadch mit drin. Ob man will, oder nicht, das hat keiner gefragt... Und so leiden auch ganz viele Angehörige immens und manchmal finden sie noch viel weniger einen Umgang mit der Erkrankung als die Erkrankten selbst... Es ist einfach für alle schwer. Es klingt vielleicht etwas makaber, aber der einzige "Vorteil" den ich seit dem Tod meines Mannes habe, ist, dass ich keine Angst merh zu haben brauche. Um ihn. Vor dem nächsten Tag. Meine schlimmsten Ängste haben sich bewahrheitet, schlimmer kann es nicht mehr kommen... Diese Anspannung, dieser Dauerstress, der ist weg. Und darüber bin ich froh, auch wenn ich natürlich nicht froh, bin, dass mein Mann nicht mehr lebt.

Ja, wir haben nur unser eines Leben. Ich weiss, dass viele Trauernde dies nicht so sehen können, auch wenn sie es wollen. Mir hat mein Mann kurz vor seinem Tod gesagt, bitte geh Du Deinen Weg. Und daran denke ich immer, wenn ich hadere, wenn ich zögere und wenn ich nicht weiter weiss. Er wollte, dass ich weiter gehe. Ich glaube, für ihn war es schlimmer uns alle zurückzulassen, als selber gehen zu müssen. Und daher möchte ich ihn nicht "enttäuschen", indem ich mich aufgebe. Und zum Glück habe ich die Kraft bekommen, nicht aufzugeben. Ich möchte nicht mein ganzes restliches Leben nur noch darüber definieren, dass ich meinen Mann verloren habe. Das wird immer ein Teil meines Lebens, meiner Geschichte und von mir selbst sein. Aber nicht der einzige. Und so versuche ich mich in meinem Leben ohne ihn zurechtzufinden und weiterzumachen. Auch wenn das manchmal so schwer ist und er mir so sehr fehlt...

Uns ging es genauso, wir haben uns nie bewusst gegen Kinder entschieden, haben dies aber auch nie vermisst. Ich weiss, Kinder können einem sehr viel geben und sie sind auch etwas, dass vom Partner weiterlebt. Dennoch bin ich "froh" keine Kinder zu haben. Ich weiss nicht, ob ich das geschafft hätte. Für 2 zu trauern, für 2 ein neues Leben zu schaffen. Oder sogar für mehrere. Und ich hätte in seiner letzten Phase nie so für meinen Mann da sein können, wenn wir Kinder gehabt hätten. Dies war die Schlimmste Zeit meines Lebens, aber auch eine wertvolle Zeit.

Ich lebe in der Schweiz,in der Nähe von Zürich.

Liebe Jana, ich wünsche Dir ein ganz schönes Wochenende und freu mich, bald wieder von Dir zu lesen.
Liebe Grüsse
Lella
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  #6  
Alt 29.05.2016, 10:56
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Lella,

ich musste lächeln, als ihr deine Zeilen gelesen habe, denn ich fühle ähnlich wie Du. Die Angst ist weg. Das war im ersten Moment auch eine große Erleichterung, so schlimm das auch klingen mag. Jeden Morgen habe ich sonst auf das Telefon gesehen. Blinkt der Anrufbeantworter ? Wie klingt sie heute am Telefon? Wie lange noch? Wie wird es zuende gehen?? Es war eine unglaubliche Anspannung. Als diese sich löste, war ich zum Teil auch erleichtert. Ich fand es auch schlimm, dass man mit seinen Ängste nirgends hin konnte. Ich wollte meiner Mutter gegenüber stark sein, sie aufbauen und nicht noch zusätzlich "schlechte Stimmung" verbreiten. Auch meinem Papa gegenüber, der auch am Stock ging. Hinzu kam die Erkrankung meiner besten Freundin die psychisch sehr sehr angeschlagen war. Auch hier konnte ich meine Verlustangst nicht äußern. Ich finde , die Beziehungen werden so unehrlich weil jeder versucht dem anderen nicht zur Last zu fallen. Ich bereue es heute sehr, dass ich mit meiner Mutter nie offen sprechen konnte. Wir haben nie über den Tod gesprochen, geschweige denn uns verabschiedet. Das fehlt mir heute. Ich weiß nicht wieviele Ängste sie ertragen hat... Ganz leise, für sich... Hat sie gewusst dass sie stirbt? Sie hat mich in den letzten Tagen immer so flehentlich und panisch angesehen wenn ich gefahren bin.. Das belastet mich heute sehr.
Aber wahrscheinlich findet man immer etwas was im Nachhinein vielleicht "falsch" gelaufen ist, etwas was man bereut..

Bei Zürich? Da war ich am letzten Wochenende! Haben einen Freund meines Mannes besucht der dort wohnt. Schöne Stadt!

Auch dir ein schönes WE!
Ich freue mich dass wir uns schreiben!

Jana
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Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
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Immer in meinem Herzen...
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  #7  
Alt 30.05.2016, 09:41
Lella Lella ist offline
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Liebe Jana

Ja, es ist schön, dass wir uns schreiben

Ich kann Deine Gedanken so gut nachempfinden. Ja, die Erleichterung war irgendwie riesig. Ich war in erster Linie einfach mal froh, dass er nicht mehr leiden musste. Körperlich und vor allem auch psychisch. Und ich war irgendwie auch erleichtert, dass ich nicht mehr leiden musste, unter dieser Daueranspannung, diesem Dauerzustand der Angst, was wohl als nächstes passiert. Dass ich einfach mal mehr als 1-2 Stunden am Stück schlafen konnte.

Treffend was Du sagst, ja, die Beziehungen werden unehrlich. Und leider bleiben sie es auch. Man versucht den Schein zu wahren, niemandem zur Last zu fallen. Ich merke das heute noch. Die meisten Menschen sprechen nicht gerne über Tod und über Krankheit. Und man verschont sie, obwohl es selbst ein Jahr "danach" immer noch das eigene Hauptthema ist. Es ist schwer mit jemandem offen darüber zu reden, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Wer will das schon hören? Ich habe vor kurzem einen Text gelesen dazu, der mich sehr berührt hat. Dort schrieb die Autorin so in etwa: "Der Tod ist wie ein grosser Sarg, der nicht durch den Türrahmen passt".

Ich glaube, man findet immer etwas im nachhinein, ich glaube, das ist normal. Aber es sind auch Gedanken, die einem nicht weiterbringen auf Dauer. Denn leider kann man das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Aber weisst Du, wenn Deine Mutter wirklich hätte mit Dir über den Tod reden wollen, dann hätte sie das getan. Oder wenn sie sich hätte verabschieden wollen. Vermutlich hätte ihr das aber selbst zu weh getan und darum hat sie es auf ihre Art und Weise gemacht, still und leise. Und wahrscheinlich hat sie gewusst, dass sie stirbt, aber sie wollte Dich, euch, sich selbst schützen. Es war wahrscheinlich für sie gut und richtig so wie es war...

Liebe Grüsse und einen guten Start in die Woche
Lella
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