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  #1  
Alt 05.11.2016, 22:08
Mayana Mayana ist offline
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Registriert seit: 18.10.2013
Beiträge: 86
Standard AW: Und immer wieder sind da Spuren deines Lebens, Gedanken ,Bilder u.Augenblicke

Liebe Heike,

wir haben versprochen: Bis dass der Tod uns scheidet. Und das haben wir wahr gemacht. Wir waren für unsere Männer da-genau, wie wir es versprochen haben. Diese Versprechen birgt aber gleichzeitig auch eine natürliche Grenze. Den Tod nämlich.

Ich halte es für sehr ungesund und sogar unnormal, wenn jemand über etliche Jahre nicht mehr in sein Leben zurück findet. In der Gesellschaft wird das manchmal als Zeichen gewertet, wie groß diese Liebe doch ist, wenn eine Frau zuhause einen Altar erbaut hat, ewig in schwarz herum läuft und nur weinend von ihrem Mann spricht. Ich halte das hingegen für gestört. Nicht in der ersten Zeit, aber so nach etwa einem Jahr sollte man doch zumindest wieder schrittchenweise andere Lebensinhalte finden.

Ich finde, du musst dich nicht dafür rechtfertigen, dass du noch lebst . Denn nichts anderes tut man doch, wenn man ständig das Gefühl hat, sich anderen Menschen erklären zu müssen. Man muss nicht mit seinem Partner sterben-das hat man niemals versprochen, und es wird auch nirgendwo von einem verlangt.

Kurz: Man darf weiter leben. Und man darf auch weiter lieben. Man darf sogar ebenfalls Lebende lieben .

Ich werde nie mit solchen Urteilen konfrontiert. Ich sage, ich bin verwitwet, dann kommt meistens betretendes Schweigen oder tut mir Leid vom Gegenüber, und dann sind alle froh, wenn man wieder in die Gegenwart zurück kehrt. Auch die, die gefragt haben, freuen sich, wenn sie sich nicht weiter mit diesem schwierigen Thema beschäftigen müssen. Ich stelle meine Gefühle erst gar nicht zur Diskussion. Ich glaube, du machst Dich selber angreifbar, indem Du Dich von Dir aus rechtfertigst und erklärst u.s.w.

Genieße Deine neue Liebe-sie ist genauso gut und wertvoll, wie die Liebe zu Werner.

Liebe Grüße
Mayana
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  #2  
Alt 06.11.2016, 11:31
monika100 monika100 ist offline
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Beiträge: 1.780
Standard AW: Und immer wieder sind da Spuren deines Lebens, Gedanken ,Bilder u.Augenblicke

Das hast du ganz toll geschrieben!

LG Monika
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  #3  
Alt 07.11.2016, 10:47
Glaube39 Glaube39 ist offline
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Beiträge: 683
Standard AW: Und immer wieder sind da Spuren deines Lebens, Gedanken ,Bilder u.Augenblicke

Liebe Mayana,
Deine Zeilen treffe es ...
Aber du hast bei mir etwas falsch verstanden. Ich rechtfertige mich nicht immer, nur das eine mal bei einer Freundin wo es mir wichtig war. Das sie versteht, das ein Lächeln nicht immer gleich bedeutet das es einem auch gut geht.
Werner zu verlieren war und bleibt einer der größten Einschnitte in meinem Leben. Aber er ist nicht das einzige was dazu beiträgt das hinter meinem Lächeln, so manchesmal, eine traurige, angstvolle, sorgenvolle Heike steckt.
Viele Menschen haben schon ihren Partner verloren, jede/r geht damit anders um. Viele Menschen tragen zu ihrem Verlust, ein weiteres Päckchen oder Paket, was keiner weiß weil man eben nicht oder nur selten drüber spricht.
Ich bin nun seit fast 2 Jahren Krankgeschrieben, begonnen am 04.12.14 die Belastung arbeitsunfähig zu sein aus mehreren Gründen ist für mich eine große Belastung, aber nicht zu ändern.
Und dann noch die Angst um den Lebensgefährten meiner Mutter der seit 4 wochen weiß das seine AMLeukämie wieder ausgebrochen ist. Meine Mutter und ihn so voller Angst zu sehen... und die Erinnerung an seinem letzten Leukämie Kampf, wo er zur gleichen Zeit wie Werner im Krankenhaus lag... Werner mit seiner Leber OP und dem lungenversagen und er mit seiner Leukämie.
Im Juni der Freund ( Lungenkrebs) gestorben, von Werner und mir den ich drei Jahre mitbegleitet habe das heißt ihn und seine Frau. Die letzten 1 1/2 Jahre fast tägl. .. ..
Entschuldigt jetzt höre ich auf ....
__________________
gLG Heike
___________________________________________
Das Leben ist nicht einfach , manchmal ist es mir auch Zuviel , doch dann gibt es wieder so schöne Momente, die mir mehr als nur ein Lächeln schenken. Danke liebes Leben.
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  #4  
Alt 07.11.2016, 11:47
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Beiträge: 365
Standard AW: Und immer wieder sind da Spuren deines Lebens, Gedanken ,Bilder u.Augenblicke

Liebe Heike.

Wenn es Dir auf Deinem schweren Weg hilft, dich mitzuteilen, so tu es ohne Scheu. Hier wirst Du immer ein offenes Ohr finden und Schultern, an die Du dich anlehnen kannst.
Ich kämpfe seit fast drei Jahren mit einer fiesen Erkrankung, die mich oft an meine Grenzen gebracht hat. Mein Bewegungsraum ist dadurch auf zwei mal zwei Meter eingeschränkt, Sonne habe ich letztmalig vor drei Jahren auf meiner Haut gespürt. Vieles darf ich mir nur denken, aber nie aussprechen.
Als passiver Nutzer des Krebskompasses habe ich hier viel Halt gefunden und viele starke Menschen virtuell kennengelernt. Am 23. 10. habe ich mich registriert.
Liebe Heike, ich wünsche Dir viel Kraft, mit deinem schweren Schicksal fertig zu werden und liebe Menschen an deiner Seite, die dich dabei begleiten.

Mit lieben Grüßen.
Wolle2
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  #5  
Alt 07.11.2016, 13:24
Mayana Mayana ist offline
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Registriert seit: 18.10.2013
Beiträge: 86
Standard AW: Und immer wieder sind da Spuren deines Lebens, Gedanken ,Bilder u.Augenblicke

Liebe Heike,

Probleme haben wir doch alle.. ich kenne keine Witwe, die keine hätte. Es ist hat auch ein bisschen eine Frage, wie man mit ihnen umgeht. Sollte es existenziell wichtig für dich sein, dass Du wieder arbeitest, dann überlege, was du gerne machen würdest und vielleicht auch könntest. Es gibt doch so viele Berufe mit jeweils ganz unterschiedlichen Anforderungen. Ist arbeiten hingegen nicht notwendig für Dich, dann brauchst Du Dich mit dieser Frage auch nicht rum zu quälen... dann lass es einfach und mache andere Pläne.

Du kannst jetzt Dein ganzes zukünftiges Leben aufzählen, wer Alles in Deiner Umgebung Krebs hat. Das könnte ich auch. Das ist halt leider so.
Aber das Eine ist Hilfe anbieten und das andere ist sich auffressen lassen dadurch. Eine Verwandte von mir ist gerade an Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen erkrankt. Es gibt noch einen Ehemann und Kinder. Ein anderer Verwandter liegt gerade mit einem erneuten Schlaganfall im Krankenhaus. Auch er hat weitere Familie. So ist das doch bei dir auch.. Du bist doch nicht die Trägerin der Hauptlast und musst Dir das auch nicht antun. Den Verlauf änderst Du dadurch auch nicht.

Es reicht, ganz praktische Hilfe anzubieten. Fahrdienste vielleicht oder mal etwas vom einkaufen mitbringen oder helfen, ein Pflegezimmer einzurichten.
Mal ein offenes Ohr haben, sich vielleicht mal schlau machen, was es für Möglichkeiten gibt.

Damit hast Du aber Dein "Soll" wirklich satt erfüllt. Ich merke für mich, dass ich andererseits auch immer noch etwas Abstand brauche. Würde ich mich da wieder so reinhängen, würde ich kaputt gehen.. und genau das empfinde ich bei Dir auch. Gar nicht gut, wenn Du dich so wenig um Dich selbst kümmerst..

Wie gesagt, Du kannst jetzt Dein ganzes Leben damit beschäftigt sein, wer Alles Krebs hat. Es wird nie aufhören. Denn irgendjemanden kennt man immer-zumindest in unserem Alter und wenn man eine große Familie und/oder viele Freunde hat.

Liebe Heike, Du solltest trotzdem etwas aus Deinem Leben machen. Und Du darfst auch auf jeden Fall für dich sorgen.. anders geht es nicht.

Sei lieb gegrüßt
Mayana
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  #6  
Alt 07.11.2016, 20:36
Glaube39 Glaube39 ist offline
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Beiträge: 683
Standard AW: Und immer wieder sind da Spuren deines Lebens, Gedanken ,Bilder u.Augenblicke

Liebe Mayana,
Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, das ich das Gefühl habe als einzige, hier Sorgen und Probleme zu haben, und Mitleid möchte, das will ich ganz und garnicht. Ich möchte hier einfach nur von mir schreiben dürfen, wenn mir danach ist und freue mich über jeden weiteren Eintrag.
Ich bin wie ich bin, ich rechtfertige mich nur wenn ich es für wichtig halte. Im Gegenteil ich erzähle in meinem Umfeld nicht von mir, nur ganz wenige wissen mehr, weil sie es genau wissen möchten und sie meine Freundinnen sind. Ich kenne auch einige kranke Menschen, ich zähle sie nicht auf. Es gibt Menschen die mir nahe stehen, da fühle ich mit, da bin ich mittendrin. Was nicht bedeutet das ich mit gesenkten Haupt rum laufe, das braucht und will keiner. Ich versuche zu unterstützen wenn ich darum gebeten werde oder ich werde von alleine aktiv, wenn ich weiß es ist gewünscht. Aufdrängen tue ich mich nicht. Ich bin für andere da, für die einen mir naherstehenden Menschen auch mit meinem Herzen, bei anderen mit mehr Abstand.
Ich bin für andere da, genauso wie andere für mich da waren wo ich sie brauchte. Mich hat man nicht hängen gelassen, auch ich lasse niemand hängen.
Und Danke Mayana , ja ich habe vor etwas aus meine Leben zu machen, es gibt so einige Pläne. Die Zeit wird sie wachsen lassen, wie aus einem Samenkorn eine Blume wird, ein Keimling ist schon da.

Hallo Moni,
Was du geschrieben hast gefällt mir..... deine Zeilen motivieren zu leben.

Hallo Wolle2,
Es freut mich sehr das es dir gut tut im Forum zu sein, dir geht es hier wie mir, auch ich habe hier schon ganz viele offene Ohren gehabt und visuelle Schultern zum anlehnen. Auch dir ganz viel Kraft für deinen weiteren Weg.
__________________
gLG Heike
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Das Leben ist nicht einfach , manchmal ist es mir auch Zuviel , doch dann gibt es wieder so schöne Momente, die mir mehr als nur ein Lächeln schenken. Danke liebes Leben.
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  #7  
Alt 07.11.2016, 21:59
Mayana Mayana ist offline
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Beiträge: 86
Standard AW: Und immer wieder sind da Spuren deines Lebens, Gedanken ,Bilder u.Augenblicke

Liebe Heike,

klar darfst Du jammern-Vieles ist ja auch tatsächlich zum jammern. Und gerade, wenn es nahestehende Menschen betrifft, ist das schwer auszuhalten. Aber gerade, weil du schreibst, dass Du immer noch sehr krank bist und noch so mitgenommen von den Erlebnissen, habe ich manchmal einfach Sorge, dass Du Dir zu viel aufbürdest. Und das andererseits aber gar nicht gut verkraftest.
Deine Beiträge klingen manchmal so schwermütig.. so voller Trauer und Leid immer noch.. und manchmal auch so verbittert und enttäuscht von anderen..

Ich bin auch manchmal enttäuscht. Ich hatte ja eine Anfrage gestellt, weil ich Hilfe beim Umzug hätte brauchen können. Es ist allgemein bekannt, dass ich Witwe bin und halt keinen starken Mann habe, der die Arbeiten macht, die Männer eben so tun. Die Resonanz war echt mager.. da habe ich mich wirklich alleine gelassen gefühlt. Aber.. es gab zumindest ein paar Frauen, die ich kaum kenne und die trotzdem einfach spontan vorbei gekommen sind und geholfen haben. Da war ich wiederum positiv geplättet. Ich glaube, es gibt viele Menschen, die sich das zum einen nicht vorstellen können und zum anderen auch gar nicht vorstellen wollen, wie das ist, wenn man Witwe ist.

Trotzdem.. es muss ja irgendwie weiter gehen. Und es geht auch weiter. Manchmal klingst du ja auch schon ganz gut . Ich würde mich nur für Dich freuen, wenn das häufiger so wäre. Ich würde es Dir einfach wünschen.

Liebe Grüße
Mayana
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