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Alt 09.08.2002, 13:44
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard es tut so weh

Liebe Juana,
Deine Geschichte hat mich sehr bewegt und nachdenklich gemacht. Auch ich habe vor 7 Wochen meinen Vater verloren, allerdings hatte ich die Chance, bei ihm zu sein. Das war eigentlich immer meine größte Angst, das ich nicht da sein werde. Jetzt "hinterher" denke ich ständig darüber nach, wie alles war. Mein Vater wusste seit 1998, dass er Krebs hat und seit April 2002, dass er bald sterben würde. Alle in seiner Umgebung haben es gewusst und das war gut so. Aber ich denke, jeder Mensch geht anders damit um, jeder fühlt und denkt anders - die Tatsache, dass Dein Vater Dir bzw. Euch nichts genaueres gesagt hat, denke ich, ist ein Anzeichen dafür, dass er das mit sich allein ausmachen wollte. Er wollte nicht bemitleidet werden - (was z.B. meinen Vater immer sehr genervt hat, wenn jeder kam und ihn bedauert hat) - er wollte Dir keine Angst machen und vor allem wollte er Dir Sorgen ersparen. Es ist ganz natürlich, dass Du jetzt das Gefühl hast, ihn im Stich gelassen zu haben. Aber so ist es nicht. Du konntest nicht wissen, wie es um ihn steht. Man kann einfach nicht 24h rund um die Uhr da sein. Du hattest und hast als Tochter auch ein eigenes Leben - Du bist verheiratet. Das ging mir damals ähnlich, ich wohne ca. 200km von meinen Eltern entfernt. Als mein Vater so schwer krank war und wir schon wussten, dass es bald zu Ende geht ... ich war völlig mit den Nerven am Ende, ständig hatte ich das Gefühl, anrufen zu müssen, um zu fragen, wie es geht. Sooft es geht, bin ich hingefahren. Aber heute weiss ich, ich hätte genausogut gerade weggefahren sein können, und dann wäre es vielleicht passiert. Ich bin davon überzeugt, dass auch die Sterbenden sich den Zeitpunkt auswählen. Bei meinem Vater z.B. war es so, dass ich und meine Mutter 24h fast eine Woche an seinem Bett gesessen haben , an diesem Abend aber waren wir vor Müdigkeit kurz eingeschlafen. Um 24h hatte ich mich hingelegt und noch gesagt, dass ich meinen Wecker auf 3.00 Uhr stelle, meine Mutter war in seinem Zimmer, hat 2.10 Uhr zum letzten Mal nach ihm gesehen, da war alles noch wie immer, dann ist sie auch eingeschlafen. Als ich um kurz vor 3.00 Uhr in das Zimmer kam, war er bereits tot, er war in diesen knapp 50 Minuten von uns gegangen. Ich bin heute davon überzeugt, er wollte es genau so, er hat auf den Moment gewartet, "allein" zu sein - wir beide sollten nicht da sitzen und seine Hand halten. Vielleicht wollte er uns diesen Moment ersparen.
Jetzt habe ich auch viel von mir geschrieben, aber ich denke, auch bei deinem Vater wird es vielleicht ähnlich gewesen sein. Ich weiss es natürlich nicht, es sind meine Vorstellungen. Wenn Du magst können wir uns gern auch "privat" per e-mail unterhalten. Ich bin im Moment auch froh, mit jemanden reden zu können. Schreib mal wieder von Dir.
viele Grüsse
Yvonne
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