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AW: Chemo und Arbeit
Liebe Jessica
ich persönlich habe in der Chemo nicht gearbeitet, aber ich kenne mehrere, die es versucht haben. Ich kenne eine Frau, die unter Platinchemo arbeiten geht. Sie hat es so geregelt, dass sie alle drei Wochen den Freitag auf Überstunden-Abbau frei hat oder Urlaub nimmt. Donnerstag macht sie früh Feierabend, dann gibt's die Infusion. Freitag, Samstag, Sonntag Zuhause. Montags wieder zur Arbeit. Die erste Woche nach dem Platin ist wohl sehr hart. Sie arbeitet möglichst wenig, gleitet viel, legt wichtige Termine verstärkt woanders hin. "Es geht nicht gut, aber es geht" sagt sie auf Nachfrage. Die zwei Wochen danach sind besser, da arbeitet sie dann mehr. Und nach drei Wochen das selbe nochmal... Eine Freundin von mir ist selbständig, ihr ganzes Herz hängt an ihrem Laden. Sie war wild entschlossen "ganz normal weiter" zu arbeiten, komme was wolle - trotzdem musste sie feststellen, dass man nicht hexen kann. Manchmal musste sie alles liegen lassen, der Laden blieb zu - weil sie es nicht gepackt hat. Eine weitere Freundin von mir hat aus finanziellen Erwägungen weiter "gearbeitet" um nicht ins Krankengeld zu fallen. Sie hat ihren gesamten Urlaub genommen, hat die Krankheitstage genau gezählt und kalkuliert genommen. Zusätzlich war sie aber oft während der Arbeitszeit beim Arzt und dabei über größere Zeiträume null belastbar. Ganz ehrlich: Ich fand es sehr rücksichtsvoll vom Arbeitgeber das so mitzumachen. Denn "voll arbeiten" konnte man dazu ganz bestimmt nicht sagen. Ehr das Gegenteil... Meine persönliche Erfahrung mit Pacliataxel ist die, dass jede Infusion härter ist, als die davor. Die Nebenwirkungen summieren sich auf, neue kommen dazu, man wird auch schwächer. ICH hätte nicht arbeiten können. Ich habe einen Job mit Verantwortung, das hätte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können ggfs. schwerwiegende Fehler zu machen. Denn FIT war ich ganz sicher nicht. Ich würde Mal behaupten, dass es ohne verständnisvollen Chef, flexible Kollegen und genaue Planung jedenfalls nicht machbar ist. DAZU (!!!) kommt, dass Chemo im allgemeinen, Platin im besonderen die Blutwerte zerlegt. Ich gehe sicher davon aus, dass Dein Immunsystem noch ordentlich was abbekommt. Schon in normalen Zeiten wird man dringend (!!!) gewarnt sich keinen Infekt einzufangen, weil die Abwehrkräfte halt am Boden sind (ich lag zum Ende der Chemo erstmal mit Gürtelrose im Krankenhaus - Das Immunsystem hatte die Grätsche gemacht.). In Zeiten von Corona muss man demnach doppelt und dreifach vorsichtig sein. Du siehst: Ich bin echt skeptisch. Kann mir nicht vorstellen, dass deine Schule die nötige Rücksicht nehmen kann. Glaube nicht, dass ich kurz nach einer Platin-Infusion eine Prüfung bestehen würde. Sehe ein hohes Infektionsrisiko und dann müsste die Chemo verschoben werden. Ob's das wert ist? Sich hinzuschleppen, die Prüfung zu vergeigen und dann die Chemo aufschieben zu müssen, weil Du eine Erkältung nach der anderen bekommst? Denn DAS wäre meines Erachtens worst-case. Dass Du versuchst beides unter einen Hut zu bekommen - und es nicht geht... Aber natürlich hab ich leicht reden, es ist ja Dein Traum, der auf der Abschuss-Liste steht. Was Du bereit bist zu versuchen, was Du bereit bist zu ertragen und ob Du Prüfungen auch noch mit Kopf-unterm-Arm bestehen kannst, das musst Du für Dich entscheiden. Niemand kann in die Zukunft sehen, jede Entscheidung kann sich im Nachhinein als richtig oder auch als falsch erweisen. Du kannst mich gern anschreiben, wenn Du noch Fragen hast - hier oder per PN. Ich wünsche Dir eine gute Entscheidung hierfalsch |
#2
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AW: Chemo und Arbeit
Guten Morgen hierfalsch
Ich bedanke mich sehr für deine ausführliche Mail und das du dir die Zeit genommen hast. Du hast vollkommen Recht. Ich weiß das. Was du sagst stimmt voll und ganz. Das Herz hängt noch sehr an meinen Zukunftsplänen. Aber daran werde ich arbeiten müssen. Die Berufsschule hat mir zwar jede Unterstützung zugesagt. Auch die Anpassung meines Dienstplanes.z.b. Wenn donnerstags chemo dann do u Fr frei und so ein paar Extrawürste.....Aber was meine körperliche Verfassung betrifft, hast du mit allem Recht und es nützt alles nichts, wenn ich mit Kopf unter demArm irgendwas durchziehen will und mich dabei zusätzlich gefährde. Zu viel Belastung, höhere Gefahr mir eine Infektion einzufangen, usw....Ich hatte gestern chemo. Die eine Paclitaxel konnte noch einlaufen, aber Leukos, thrombos und hb, sind eben so weit im Keller, das ich am Montag aufgenommen werde, um Bluttransfusionen zu erhalten. Davor habe ich etwas Panik aber muss sein. Der Arzt sagte mir nun gestern auch das es jetzt zunehmend belastender wird, aber nicht mehr besser. Also klar werde ich ein besseres Blutbild haben und das wohl auch merken, aber hinsichtlich des Gesamtverlaufs. Ich weiß das du Recht hast. Ich bin sehr dabei mich abzufinden. Werde nach dem Kh Aufenthalt bei der Mitarbeitervertretung anrufen und mit ihr darüber sprechen. Das ich mir wie es aussieht, zuviel vorgenommen habe und was oder ob es noch Möglichkeiten gibt. Ich bedanke mich sehr bei dir. Du hast dir viel Mühe und Zeit genommen, für deine hilfreiche, anschupsende Antwort. Ich wünsche auch dir alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen! |
#3
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AW: Chemo und Arbeit
Liebe Jessica,
als Kikra kann ich dir nur beipflichten, dass du noch eine "echte" werden willst. Aber das darf dich nicht die Gesundheit kosten. Das ist es nicht wert. Wenn du es versuchst, ist das löblich, aber erfahrungsgemäß wird deine Konstitution eher schlechter. Und wenn du raus bist aus der Chemo, brauchst du ja auch noch eine Weile. Lass es lieber ruhig angehen. Kein KH dankt es dir später. Alles Gute! |
#4
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AW: Chemo und Arbeit
ja. Ich weis dass ihr recht habt. Das sagte mir gestern auch der Onkologe. Ich werde mit der MAV sprechen, wenn ich aus der Klinik zurück bin.
Vielen Dank und alles Liebe! Ebenfalls viel Kraft wünsche ich euch. |
#6
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AW: Chemo und Arbeit
Schwierig denke ich, weil ich ja meine Stunden haben muss. Sonst werde ich nicht zum Examen zugelassen wenn ich eine gewisse Anzahl an Fehlzeiten habe. Aber ich werde mit der Berufsschule sprechen nächste Woche.
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#7
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AW: Chemo und Arbeit
Meine Liebe, schon zu normalen Zeiten ist es aufgrund der Infektionsanfälligkeit keine Superidee während einer Chemo außerhalb rines Homeoffice zu arbeiten. Aber während einer Covid19 Pandemie unter Chemotherapie in der Kinderkrankenpflege zu arbeiten ist wirklich keine gute Idee.
Schau lieber, dass du die Chemo gut und ohne unnötige Infektionen hinter dich bringst. Wenn du dann wieder fit bist, kannst du beruflich wieder durchstarten. Setz dich nicht unter druck, du machst gerade eine ernsthafte Erkrankung durch. Wenn es dir wieder besser geht und du wieder gesund bist kannst du dich wieder auf anderen Gebieten engagieren.
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Liebe Grüße, Pansy |
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allgemeinzustand, arbeit, blutwerte, chemo |
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