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Alt 01.09.2005, 00:30
Laurence Laurence ist offline
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Registriert seit: 31.08.2005
Beiträge: 6
Standard AW: Schlaf gut Papa...

Hallo zusammen!

Habe mich schon lange nicht mehr im Forum gemeldet, ist einiges gelaufen in der Zwischenzeit. Unter anderem habe ich ein Lager geleitet für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Bin froh, dass es gut gelaufen ist und dass ich es geschafft habe. Hatte vorher ziemlich Angst, dass ich nicht genug Kraft habe und wollte es schon fast absagen.

Heute geht es mir aber miserabel. Bin heute morgen aufgewacht und habe mich plötzlich daran erinnert, wie mein Vater mich und meine grosse Schwester immer so liebevoll "petit zèbre" und "gros zèbre" (wir sind zweisprachig aufgewachsen) genannt hat. Habe den ganzen Morgen nur noch geheult. Vor genau 6 Monaten habe ich meinen Vater zum letzten Mal lebend gesehen, am 1.3.05 ist er gestorben. Die Zeit vergeht so schnell und ich würde am liebsten alles anhalten, weil ich fühle, dass er sich mit seinem Todestag immer weiter von mir entfernt.

Es ist, als ob ich wieder zurückgebeamt wurde und ich erlebe alles wieder "hautnah" mit: Der Abend, an dem ich ihn zum letzten Mal besucht habe. Der nächste Morgen, wie sein Arzt mich anruft und mir sagt "Ihr Vater ist eingeschlafen", was ich im ersten Moment nicht begreife. Einen Augenblick später verstehe ich, was geschehen ist und fühle, wie meine gesamte Welt in sich zusammenstürzt. Dann erinnere ich mich, wie wir zu ihm in die Klinik fahren. Wir sehen ihn in seinem Bett liegen und ich breche schreiend und weinend zusammen. Seine Starre, die Farbe in seinem Gesicht und sein kalter Körper machen mir Angst. Ich möchte mich daran erinnern, wie er gelebt hat, nicht wie er tot ist, aber dieses Bild hat sich fest in meinem Kopf eingeprägt.

Wird dieser Schmerz jemals vergehen? Wie soll mein Leben weitergehen? Versteht mich irgendjemand und geht es Euch zuweilen auch so, als ob Ihr ein "Flashback" hättet?

Am 24.September ist sein Geburtstag, er würde 60 Jahre alt werden. Ich weiss nicht, wie ich diesen Tag überstehen soll. Wenn sich ein paar Familienmitglieder treffen, ist es oft so, dass sie Witze machen und so tun, als wäre alles schon überstanden und verarbeitet, und ich bekämpfe meine Tränen. Es wirkt so verlogen, ich bin sicher, dass viele noch so traurig sind wie ich auch. Ich fände es schön, wenn wir gemeinsam unsere Trauer ausleben könnten, aber es geht nicht.

Vielen Dank, falls jemand die Geduld aufbringen konnte, mein ganzes Mail zu lesen! Es gibt nicht viele Menschen, die mich verstehen können, weil sie halt nicht dasselbe wie ich durchgemacht haben.

Ich sende Euch viele liebe und traurige Grüsse.

Laurence
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