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  #1  
Alt 20.09.2005, 01:22
kleine krabbe kleine krabbe ist offline
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Registriert seit: 20.09.2005
Beiträge: 1
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Jutta,
Mein Vater ist im Januar 2002 im Kreise seiner lieben an Lungenkrebs zuhause gestorben...
Seine Enkeltochter hat mit 4 Monaten neben ihm gelegen und wir alle haben ihn die Hand gehalten. Anschließend konnten sich seine Freunde und der rest der Familie von ihm verabschieden. Das hat mir in der ersten Zeit sehr geholfen. Doch je länger es her war, desto schwerer war es für mich. Ich schmachtete nach körperlicher nähe, und zerbrach fast daran das er nicht mehr da war.
Ich habe dann hilfe bekommen von unserem Pastor im Dorf. In der Kirche konnte ich kraft finden, auch wenn ich nicht verstehen kann warum Gott meinen Vater bei sich haben wollte. Aber meist sterben ja die guten zuerst. Trotzdem war die Kirche für mich ein zufluchtsort. Dort wurde ich von unserem Pastor angesprochen. Zuerst führten wir zwei Gespräche allein, welche mir schon sehr geholfen haben. Später eröffnete er eine Gruppe für Tauernde, die ich dann regelmäßig besuchte. Inmoment bin ich recht gefestigt. Vermissen werde ich ihn immer, aber vermissen werden wir alle, denn uns ist etwas genommen worden...Aber wir werden alle wieder begegnen. Und hin und wieder komme ich des Nachts, wenn alles im Haus schläft auf die Seiten des KK zurück, auf denen ich stets hilfe bkommen habe.
Vergieße stille Tränen und fühle mich stets verbunden mit denen die auch trauern.
Liebe Grüße an Euch alle, fühlt euch gedrückt!
Rita
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  #2  
Alt 28.09.2005, 13:50
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Jutta Jutta ist offline
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Registriert seit: 11.02.2003
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Beiträge: 3.314
Standard Umgang mit dem Verlust

Umgang mit dem Verlust



Der Idealzustand ware ja, daß es jeder schafft, die Trauer und den Schmerz zuzulassen wie es sich ergibt, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen.

Ich wünsche jedem die Zeit, welche er/sie braucht um die Trauer zu leben und zu erleben, liebevolle und verständige Menschen an der Seite, die auffangen, wenn der Schmerz zerreißt. Aber auch in einer Zeit, in der ein Leben danach beginnt, ein neues Leben für den Hinterbliebenen. Ein Leben ohne Gewissensbisse und Schuldgefühle, daß wir noch am Leben sind, daß wir wieder beginnen uns an vielen Dingen zu erfreuen, und evtl. sogar ein neuer Partner ins Leben tritt.

Hier ein paar Gedanken:

Gebe Dir die Zeit all die Trauer und den Schmerz zu fühlen. Unterdrücke ihn nicht.

Habe Geduld mit Dir selbst, und Deinen Lieben. Setze Dich nicht mit bestimmten Erwartungshaltungen unter Druck.

Akzeptiere Deine persönliche Art mit dem Schmerz umzugehen, Deine eigene Art den Weg zur Besserung zu finden. Jeder leidet anders, vergleiche Dich mit niemand.

Laß Deinen Gefühlen und Gedanken freien Lauf, ebenso den Tränen, dem Zorn und der Wut.

Finde Menschen, welche auch einen geliebten Menschen verloren haben. Erzähle ihnen von Deinem Verlust, sage ihnen, wenn Du sie brauchst um Dir zuzuhören, für Dich da zu sein. Versuche nicht der Übermensch zu sein, teile Deine Trauer.

Versuche Dich selbst zu verwöhnen, sei es nur ein wohliges Bad. Beginne jeden Tag spazieren zu gehen, betrachte die Natur, fang an Sport zu treiben.

Vergesse nicht, daß Du um gesund zu bleiben, regelmäßig essen sollst, auch wenn der Bissen im Hals stecken bleibt. Versuche neue Rezepte aus, die Dich nicht an gemeinsame Stunden erinnern.

Verzeihe Dir für Worte die in Wut gesagt wurden, oder Dinge, welche Du nicht getan hast. Schreibe einen Brief und bitte darin um Verzeihung, aber verzeihe Dir gleichzeitig. Schuldgefühle sind eine schwere Last während der Trauer.

Gebe Dir Momente ohne an den geliebten Menschen zu denken. Gehe mit Freunden essen, ins Kino, schwimmen und laß das Lachen dabei zu.

Anstehende Festtage sind immer sehr sehr schwierig. Versuche schon einige Zeit vorher Pläne dafür zu machen, wie man sie gestaltet um nicht von ihnen überrollt zu werden.


Sucht virtuelle oder reale Gleichgesinnte, das teilen und verstanden werden hilkft ungemein.


Das sind nur ein paar Gedanken zum Umgang mit dem Verlust eines geliebten Menschen. Jeder einzelne Punkt kann beliebig erweitert und für sich selbst modifiziert werden.
__________________
Jutta
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  #3  
Alt 29.09.2005, 10:19
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Jutta Jutta ist offline
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Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.314
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe dani,

Ich bin kein Neurologe oder Psychologe, aber ich denke, daß bei Deinem Sohn das Tourett Syndrom durch den Verlust des Vaters verstärkt wurde. Es ist gut, daß Du mit ihm sofort zum Neurologen gehst, vielleicht bekommt er jetzt eine leichte Behandlung, die ihn wieder ruhiger werden läßt. Ich wünsche es mir für Euch.

Mein jüngster Sohn (fast 19), kann auch nicht "offen" mit seiner Trauer umgehen, bzw. auf mich damit zukommen. Er sagt, er möchte mich nicht noch zusätzlich belasten. Als sein bester Freund letzten Sommer bei einem Unfall ums Leben kam, machte ich einen Termin bei einem Psychologen, da ich Angst hatte, daß er an allem zerbricht. Er ging 2x hin, und für ihn war es das dann. Inzwischen hat er sich außerhalb der Familie jemand gesucht, wo er ab und zu über sich selbst und seine Gefühle redet.

Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, daß der Neurologe einen Weg findet, um Deinem Sohn zu helfen, und eventuell jemand findet, der ihm ein wenig Sicherheit zurückgibt.
__________________
Jutta
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