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  #1  
Alt 12.10.2005, 11:11
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Registriert seit: 30.10.2002
Ort: Norddeutschland
Beiträge: 155
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Gaertner,

mein Vater ist letztes Jahr im Juni gestorben. Das war schwer und ist es noch. Ich bin aber ganz sicher dass der Verlust des eigenen Kindes damit überhaupt nicht zu vergleichen ist, weil es ja "natürlich" ist dass die Eltern vor uns gehen, auch wenn man es sich immer später und unter nicht so schrecklichen Umständen gewünscht hätte, auf jeden Fall noch nicht JETZT.... Mein Vater war 68 J.

Ein paar Monate vor meinem Vater hat meine Freundin ihre 11jährige Tochter bei einem Verkehrsunfall verloren. Vieles in der Trauer läuft sicher ähnlich ab, und wir sind uns sicher näher als uns viele andere Menschen sind die nicht trauern. Aber ich weiss dass ich ihren Schmerz nicht nachfühlen kann. Ich gehe emotional mit soweit ich es kann und versuche es mit zu tragen, aber es ist ihr Schicksal, es ist ihr Kind das jetzt fehlt und nicht meines.

Aber durch die Nähe zu ihr habe ich vielleicht eine kleine Ahnung davon wie es bei Dir/Euch aussehen mag, auch wenn ich Eure Geschichte sonst nicht kenne. Wenn ein Kind vor den Eltern geht, ist das unbegreiflich.

Es ist bestimmt ein guter Weg, sich professionelle Hilfe zu suchen. Ich glaube das wichtigste ist (ich war selbst in Therapie) dass Du zu dem/der Thera ein gutes Verhältnis aufbauen kannst, das braucht etwas Zeit, Hauptsache die Chemie stimmt erst mal. Sonst lieber noch mal weiter kucken... Auch nicht alle Psychologen kennen sich mit dem Thema Trauer gleich gut aus oder sind gleich kompetent. Aber wenn Du Dich erstmal so halbwegs gut aufgehoben fühlst, wird es Dir bestimmt weiter helfen.

Kennst Du die Internetseite "Leben ohne Dich" für verwaiste Eltern?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.

Kerstin
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  #2  
Alt 12.10.2005, 22:40
Tanne11 Tanne11 ist offline
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Registriert seit: 23.08.2005
Beiträge: 15
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo !

Eine Woche ist schon vorbei. Meine Mama kommt nicht mehr wieder. Jeden Tag denke ich, gleich klingelt das Telefon und Mama ruft an. Sie kann aber nicht mehr anrufen. Im Moment geschehen komische Dinge. Wir hatten zu entscheiden ob wir nun einen "Nachkaffee" nach der Beisetzung machen oder nicht (sie wollte keinen). Wir entschlossen uns aus vielen Gründen dafür und ich habe ihr dies so "gesagt". Wenn sie einverstanden sei, soll sie mir bitte ein Licht schicken. Das sollte sie noch ein bißchen üben
In der Nacht habe ich mich total verlegen und konnte mich für zwei Tage kaum noch ohne Schmerzen bewegen.
In unser Haus flattert seit dem Tod meiner Mutter in jedes offene Fenster ein kleines Rotschwänzchen und findet auch gleich wieder aus dem Zimmer heraus. Das war noch nie der Fall.
Ich vermisse meine Mama sehr. Ich möchte sie wiederhaben, ich möchte wieder mit ihr reden. Ich brauche sie und weine viel. Manchmal bin ich aber auch wieder so gefaßt, dass ich es selbst nicht verstehe.
Ich verfalle auch in einen Putzwahn. Ich bin erleichtert, dass meine Mama es geschafft hat zu sterben. In diesem Zustand in dem sie sich zuletzt befand, ist das Leben nicht mehr Lebenswert. Ist das wirklich so? Rede ich mir das nur ein um mich froh zu reden?

Dieses Forum hier hilft mir sehr viel weiter. Ich kann einfach lesen oder mir meine Gedanken aus dem Kopf schreiben. Ich bin froh, dass ich euch gefunden habe !

Was bedeutet Trauerarbeit? Ich möchte in kein Loch fallen. Am Freitag ist die Beisetzung. Was passiert dann mit mir? Irgendwie ist alles wie im Film.

Tanja
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  #3  
Alt 13.10.2005, 23:44
Madame Wu Madame Wu ist offline
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Beiträge: 21
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Tanja,

nein ich glaube nicht das du dir alles schön redest. Auch bei mir schwirren viele tausend Gedanken durch den Kopf über den Neuaufbruch.

Meine Mama starb Dienstag nacht und wird auch morgen beigesetzt. Ich weiss noch nicht wie ich diese Zeit durchstehen will. Zumal ich immer jemand bin der nie vor anderen heult ausser meinem Freund. Ich kann jemanden in den Arm nehmen und trösten wenn dieser heult aber selbst............

Mama starb an Speiseröhrenkrebs, von der Diagnose bis zum Ende waren es grade mal ca acht Wochen. Sie selbst hat immer sehr viel erzählt und gerdet ohne Punkt und Komma, ich glaube die letze Woche war die Hölle für sie, denn sie konnte auf Grund des Morphiums keinen klaren Satz mehr sprechen. Ich weiss noch nicht wie ich die Trauer verarbeiten werde. Für mich selbst habe ich folgenden gedanken festegelegt:

Die Zeit des Stillsatndes ist nun vorbei, wir werden weitergehen und vorwärts planen aber nie werden wir sie ganz vergessen.

Simone
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  #4  
Alt 14.10.2005, 23:45
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Tanja,
liebe Simone,

nun habt ihr diesen schrecklichen Tag auch hinter euch gebracht. Ich hoffe sehr, dass er für euch erträglich war und hoffe , dass ihr die Stille, die jetzt eventuell folgen wird mit uns teilen werdet, damit wir euch ein wenig in die Arme schließen können. Nicht viel, ich weiß, aber mehr als mit dem Schmerz alleine zu bleiben.

Ich wünsche euch eine erträgliche Nacht

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
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  #5  
Alt 16.10.2005, 00:57
Sandra6 Sandra6 ist offline
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Beiträge: 103
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Tanja, liebe Simone,

Es war mir, als wären es meine Worte gewesen die ich gelesen habe. Man wartet auf einen Anruf, auf ein Wort, eine Umarmung. Irgendwie kann man es nicht war haben, es ist als wäre es ein böser Traum... doch im nächsten Moment merke ich wie sehr er mir fehlt..... und er ist einfach weg.

Ich hoffe ihr habt den Tag der B. gut überstanden und habt Euch etwas erholt.

Gute Nacht..... Sandra
__________________
... er ist immer in meinem Herzen ...
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  #6  
Alt 25.10.2005, 18:51
gaertner gaertner ist offline
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Beiträge: 164
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo an alle,
ich möchte den thread mal wieder ein bisschen hochbringen.

heute war ich seit ca. 10 tagen das erste mal wieder bei roberts grab.
zwischenzeitlich war meine frau und freunde dort , er war nicht die ganze zeit allein. aber dadurch , dass ich ein paar tage urlaub genommen hatte und robert ja in der stadt auf dem friedhof liegt, wo es ihm im vorfeld , (lange bevor er überhaupt krank wurde) so gut gefallen hat, kam ich einfach nicht vorbei.

ich weiß gar nicht , wie ich es so genau formulieren soll.

Es hat mich heute unheimlich deprimiert. das letzte mal waren die blätter noch an den bäumen , haben einige blumen noch geblüht, insekten gesummt und vögel gezwitschert. heute waren schon viele bäume und sträucher kahl und haben in abendlicher stimmung die nackten zweige und äste in die luft gestreckt. ausser dem wind in den ästen war stille.ich glaube mir ist heute das erstemal richtig bewußt geworden, das es kein schöner park ist , wo robert jetzt liegt , sondern eben ein friedhof.die tatsache , das er nicht mehr da ist , wurde dadurch nochmal richtig hochgespült.
all die sicherheit, die ich die letzten tage mir versucht habe zu erarbeiten, war mit einem schlage weg. fragen kommen wieder hoch, die man schon lange als abgehakt betrachtet hat.
ich hoffe , das sieht morgen alles wieder anders aus. muß man in seiner trauer immer auf solche rückschläge gefasst sein ?

lg gaertner
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Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
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  #7  
Alt 25.10.2005, 19:53
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AndreaS AndreaS ist offline
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Ort: SB
Beiträge: 837
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Lieber Gärtner,

ich befürchte fast, dass diese Rückschläge das Schlimmste an der Trauer sind. Diese Augenblicke, in denen wir nicht damit rechnen. Briele hat es einmal wunderbar formuliert: „und plötzlich fällt dich die Trauer von der Seite an wie ein wildes Tier“ und du bist dem Schmerz wieder schutzlos ausgeliefert.
Die Momente, in denen uns wieder klar wird, dass es endgültig ist, die Augenblicke, in denen wir uns nicht selbst betrügen können, in denen wir wieder erbarmungslos spüren, dass unser gemeinsamer Weg zu Ende ist.

Nach der ersten ganz akuten Phase finden wir irgendwie zurück in den Alltag. Wir müssen ja, was wollen wir dagegen tun? Auf der Arbeitsstelle hat man – wenn überhaupt – eine sehr geringe Schonfrist, die Rechnungen bezahlen sich nicht von alleine, der Rest der Familie muss versorgt sein. Notwendigkeiten, die uns davon abhalten, zu trauern, die uns hindern, unseren wirklichen Schmerz zu empfinden, weil er uns ein Funktionieren unmöglich machen würde. Aber er ist in uns dieser Schmerz und irgendwann und irgendwo, egal aus welchem Grund bricht er wieder aus uns raus.

Die kahlen Bäume, die „sterbende Natur“ im Herbst, ein empfindsamer Mensch wird dies immer mit einer gewissen Wehmut beobachten, für uns Trauernde reißt diese Symbolik irgendwie die Wunde noch mal ein Stück mehr auf.

Ich kann überhaupt nicht auf den Friedhof gehen. Ich ertrage es nicht. Ich habe bei uns im Garten zwei Beete angelegt, dort, wo wir immer gesessen haben. Dort ist er präsent, dort rede ich mit ihm.

LG
Andrea
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