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  #1  
Alt 08.12.2005, 08:20
Brittavl Brittavl ist offline
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Standard AW: Hilfe, keine Chemo mehr

@ Neo Plasms:
Also, ich will hier kein Referat über Aloe halten! Ich habe es vor Jahren für mich entdeckt. Ich bin zwar nicht krank, trotzdem nehme ich es jeden Tag. Es hilft nicht nur das Immunsystem zu stärken. Seit dem war ich im Winter nie mehr krank, bin belastbarer, was das Leben mit einer pubertierenden Tochter, mit einem kleinen Sohn, der mächtig seine Grenzen austestet, einem heranwachsenden Hund und einem beruflich absolut eingespannten Mann besser zu meistern (übrigens bekommen ALLE in unserer Familie das Aloe).
Warum ist es in Amerika Pflicht, begleitend zur Chemo eine Aloe Kur zu machen?

@ Sonja:
Vielen Dank für Deine Worte!
Ich weiß nicht, was mein Papa denkt und fühlt. Im Moment habe ich richtig Angst, ihn zu fragen. Aber ich glaube, daß ich in den nächsten Tagen mir einfach mal ein Herz fassen muß, um ihn zu fragen. Werde versuchen, den Kurzen irgendwo unterzubringen, damit wir Ruhe haben. Er freut sich immer tierisch die Kinder zu sehen, aber das muß dann wohl mal sein.

Ich möchte liebend gerne in Bochm anrufen. Habe aber gleich wieder ein schlechtes Gewissen, weil Papa ja mit "seinem" KH zufrieden ist. Was tun?

Danke für eure Antworten, halte euch auf dem Laufenden,
Grüße, Britta
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  #2  
Alt 08.12.2005, 09:26
Anemone Anemone ist offline
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Standard AW: Hilfe, keine Chemo mehr

Hallo liebe Britta,
als auch Betroffene (mein Mann, 65 J. alt, hat BSDK) habe ich Deine Beiträge im Forum gelesen. Eure traurige Geschichte hat so viel gemeinsames mit unserer Geschichte. Wir haben im Frühjahr d. J. die schreckliche Diagnose bekommen.
Das Verhalten Deines Papas erinnert mich so sehr an meinen Mann. Er ist nach der Diagnose sozusagen aus dem KH "geflohen" - mit vollstem Einverständnis des behandelnden Arztes. Seitdem wird er ambulant in einer onkologischen Praxis behandelt.
Die Chemotherapie wurde nun abgebrochen, weil sein Allgemeinzustand ziemlich schlecht ist. Ich möchte jetzt nicht auf Einzelheiten eingehen.
Wenn es auch schrecklich schwer für Euch alle ist, lasst bitte Euren Papa entscheiden, was mit ihm geschehen soll. Ich denke, wenn Ihr über seinen Kopf hinweg etwas durchsetzt, verletzt Ihr seinen Stolz und seine Würde.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das unendlich schwer ist, man möchte schließlich alles tun, um dem geliebten Menschen zu helfen. Aber letzten Endes ist es ein großer Beweis Eurer Liebe, wenn Ihr Euren Papa so lange wie möglich selbst über sein Leben (oder auch Sterben) entscheiden lasst.
Wir (meine beiden erwachsenen Kinder und ich) haben einige Monate dafür gebraucht, die Wünsche unseres Papas zu akzeptieren, und es war und ist schrecklich schwer. Aber wir meinen, es ist das Beste für ihn, und das ist letzten Endes das Einzige was zählt.
Liebe Britta, ich wünsche Dir und Deinen Lieben ganz viel Kraft für die nächste Zeit und sende Dir (unbekannterweise) viele liebe Grüße,
Anemone
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  #3  
Alt 08.12.2005, 10:32
Martina R. Martina R. ist offline
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Standard AW: Hilfe, keine Chemo mehr

Hallo Britta,
hab dir eine private Nachricht geschickt!
L.G.
Martina
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  #4  
Alt 08.12.2005, 13:49
Sonja A. Sonja A. ist offline
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liebe britta,

du musst keine tollen und perfekten worte für deinen papa finden.
geh zu ihm, umarme ihn, drücke ihn und sage, dass du immer für ihn da sein wirst. frage ihn, was er fühlt. es ist dein papa. du hattest früher ja auch keine angst, mit ihm zu sprechen. überwinde dich. es wird euch beiden ungemein gut tun. lies wirklich bitte mal in lebensgedanken.de. dort steht so viel wertvolles. versuche es, die kommende zeit so anzunehmen wie sie ist, dann wächst du auch hinein. sich verwehren macht es noch schmerzhafter, dann überrumpelt es einen.

klar kannst du in bochum anrufen und dich beraten lassen. aber bitte dränge deinen papa nicht, dorthin zu fahren. es ist nicht entscheidend. der weg der heilung steht leider nur sehr wenigen offen. für heilung oder wunder ist nicht die zeit. jedoch für liebe ohne ende, für liebe, wie du sie im leben noch nicht mit deinem papa erlebt hast. sprich mit ihm, es wird dich sehr viel reicher machen und ihm sehr helfen. heule, weine, sag ihm deine gedanken, erzähle von deinen ängsten aber auch deinen plänen für eine zukunft. weint zusammen. und freut euch zusammen, dass ihr euch habt.

alles liebe, sonja
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  #5  
Alt 08.12.2005, 14:32
Lili Lili ist offline
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Beiträge: 83
Standard AW: Hilfe, keine Chemo mehr

Ach Sonja, das ist ja wirklich eine schöne Geschichte, die all diese Gemeinplätze wunderbar entlarvt ...

Ich finde, man sollte sich als Betroffene und Angehörige das Versprechen geben, ehrlich zueinander zu sein und kein schlechtes Gewissen haben müssen, auch die eigenen Sorgen und Ängste zu äußern. Als ich die Betroffene war, habe ich immer ganz heroisch versucht, alles runterzuspielen und meinen Lieben nicht noch mehr Sorgen zu bereiten. Rückblickend betrachtet, würde ich es heute glaube ich anders machen und nicht selbst vorweg nehmen wollen, wie andere damit umzugehen haben. Und ich habe auch gerade mein persönliches Trainingsfeld: Meine Mutter ist in wenigen Monaten so in die Demenz abgerutscht, dass die Verbindung vor allem unter dem Vorzeichen "Gefühle" funktioniert, nicht aber mehr der geistige Austausch. Und mein Vater, der vor zwei Monaten einen Schlaganfall hatte, versucht die Nummer "alles kein Problem, mach Dir keine Sorgen!" (kenn ich doch irgendwie noch ...) In seinem Fall versuche ich, ihn zu mehr Ehrlichkeit im Umgang mit der Situation, mit seinen verbliebenen Problemen, mit meiner Mutter, mit mir, usw. zu überzeugen. Mal sehen, ob es mir gelingt. Aber nachdem ich meine eigene Erkrankung (hoffentlich) ausgestanden habe, steht mir der Sinn nicht mehr nach Getue und Fassade, wenigstens nicht im privaten Bereich. Das Leben ist zu kurz. Wenn der Umgang miteinander dann vor allem von Liebe und Respekt geprägt ist, kann man eigentlich nicht mehr viel falsch machen, oder? Ich halte es jedenfalls für falsch, Entscheidungen gegen den ausdrücklichen Willen des Betroffenen durchzusetzen (widerspricht dem Leitgedanken "Respekt").

Gruß, Lili
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  #6  
Alt 08.12.2005, 14:48
Sonja A. Sonja A. ist offline
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lili,

deine worte sind sehr treffend und wer könnte sie mehr von herzen sagen als du, die eine sehr schwere zeit selber erlebte, welche hoffentlich nie mehr zurückkommen wird.

"...steht mir der Sinn nicht mehr nach Getue und Fassade, wenigstens nicht im privaten Bereich. Das Leben ist zu kurz. Wenn der Umgang miteinander dann vor allem von Liebe und Respekt geprägt ist, kann man eigentlich nicht mehr viel falsch machen, oder? Ich halte es jedenfalls für falsch, Entscheidungen gegen den ausdrücklichen Willen des Betroffenen durchzusetzen "

diese sätze bringen all mein geschriebenes auf den punkt. mit liebe und respekt kann man nichts falschmachen. jeder mensch mit schwerer diagnose hat angst, egal, wie er sich nach außen hin gibt. dasein, zuhören, gespräche anbieten und auch gemeinsam weinen. es ist eigentlich so einfach.

ich muss einfach hier mal die letzte passage aus "geborgen im leben" von elisabth kübler-ross abtippen:

"sie werden kein zweites leben wie dieses bekommen. sie werden nie mehr die rolle spielen und dieses leben erfahren, so wie es ihnen geschenkt wurde. sie werden die welt nie wieder so erfahren wie in diesem leben, nie wieder unter den gleichen umständen, mit diesen eltern, kindern und familien. sie werden nie wieder den gleichen freundeskreis haben. sie werden die erde mit all ihren wundern in dieser zeit nie wieder erleben. warten sie nicht, bis sie einen letzten blick auf das meer, den himmel, die sterne, einen geliebten menschen werfen. gehen sie jetzt hin und schauen sie ihn an."

nicht wegsehen. nicht wege suchen, die sich nicht auftun werden. hingehen, berühren, sprechen - das ist liebe und sinn unseres lebens. liebe ist das einzige, was wir mitnehmen können.

liebe britta, habe keine angst. du schaffst das. hier wirst du immer ein offenes ohr finden und aufgefangen werden. nun fang du deinen papa auf. gerade vermeintliche schwäche ist eine stärke.

alles gute, sonja
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  #7  
Alt 08.12.2005, 17:43
Anemone Anemone ist offline
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Beiträge: 530
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Liebe Sonja,
besser kann man es nicht sagen!
Ich hoffe, Britta kann aus Deinen Worten ein wenig Kraft schöpfen. Du hast genau ausgedrückt, was ich fühle. Man kann nicht immer stark sein, man muss auch seine Tränen zulassen.
Meinem lieben, sehr kranken Mann und mir geht es genau so. Manchmal können wir mit unserer schrecklichen Situation einigermaßen gut umgehen, dann wieder sitzen wir einfach nur da und weinen. Aber das muss sein und erleichtert ein wenig.
Viele liebe Grüße,
Anemone
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