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  #1  
Alt 17.11.2006, 19:02
Urs Urs ist offline
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Registriert seit: 02.07.2006
Ort: Kanton Aargau, Schweiz
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Standard AW: 6 Monate positive Erfahrung mit Nexavar – eine Zwischenbilanz

Lieber Gerhard

Ich bin froh und auch dankbar für Deine Ergänzungen.

Meine Reaktion wurde wohl durch Deine Aussagen mitverursacht. Aber schlussendlich brauchte es eine Kumulation von Äusserungen über diese sehr nahe gehenden Themen.
Es ist zumal auch nicht immer einfach, schriftlich Niedergelegtes präzis so zu formulieren, dass alle Teilnehmer die Botschaft so empfangen, wie sie abgeschickt worden ist.

Ich wehre mich ja nicht gegen die Energie, die wir in die Abwehr der Krankheit investieren.
Ich wollte nur mal versuchen, die Sicht derer auszudrücken, die nicht mehr die Kraft haben, die ihren eigenen Beitrag zu ihrer Gesundheit in Frage stellen.

Was ich mir im Forum wünsche, ist eine grundlegende Offenheit, wenn man sich selber betroffen fühlt. Geschieht dies nicht, so ziehen sich Teilnehmer zurück, fühlen sich unter Umständen disqualifiziert.

Vielleicht äussern sich weitere Teilnehmer. Das würde mich freuen.

Ich danke Dir sehr herzlich für die lieben Wünsche.

Urs
  #2  
Alt 20.11.2006, 22:50
roberth roberth ist offline
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Beiträge: 3
Standard AW: 6 Monate positive Erfahrung mit Nexavar – eine Zwischenbilanz

Lieber Gerhard und Urs,
vielen Dank für die Informationen. Mein Bruder wude am Freitag operiert und alles ist viel besser als erwartet (auch von den Ärzten) verlaufen. Ich habe dieses ganze Thema hier ausgedruckt und meinem Bruder vorgelesen. Er hat jetzt eine sehr positive Einstellung. Ich denke der Verlauf der Operation und diese posts hier haben einiges bewirkt.

Danke!!!!!!!!

Liebe Grüsse
Robert
  #3  
Alt 21.11.2006, 00:22
Benutzerbild von Rudolf
Rudolf Rudolf ist offline
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Beiträge: 1.751
Standard AW: 6 Monate positive Erfahrung mit Nexavar – eine Zwischenbilanz

Lieber Urs,
lieber Gerhard,

ich möchte mich auch zu dem angeschnittenen Thema äußern, zumal ja das Zitat eines Arztes wohl zu dem „Unmut“ beigetragen hat. Es stammt von einem Arzt, der seine lebenslangen Erfahrungen so zusammengefaßt hat. Aber was ist denn eine „unheilbare Krankheit“? Ich verstehe darunter eine Krankheit, die noch nie geheilt wurde. Wahrscheinlich gibt es die tatsächlich nicht. So kann ich auch den Nierenkrebs nicht dazuzählen, selbst wenn er von der Medizin als nicht heilbar eingeschätzt wird.
Wenn aber ein Patient nicht heilbar ist, dann kann das 1000erlei Gründe haben. Da sind auch Ärzte oft auf Vermutungen angewiesen. Sie dürften meistens im körperlichen Bereich liegen, manchmal auch im Nichtwollen.
Vielleicht ist es leichter zu akzeptieren, wenn man statt dessen sagt, eine Krankheit ist bei diesem oder jenem Patienten nicht heilbar.

In meiner Freude über Gerhards Erfolg habe ich dieses sehr komplexe Thema nur mal eben angekratzt. Mir wurde früher einmal vorgeworden, ja ich wurde sogar beschimpft, weil ich gesagt haben soll, man müsse nur wollen, obwohl ich das nie gesagt bzw. geschrieben habe.
Paracelsus sagte vor rund 600 Jahren:
Du mußt wissen, daß der Wille eine machtvolle Hilfe der Heilkunst ist.
Warum sollte das ungültig werden?
Etwa in diesem Sinne hatte ich mich ausgedrückt und wollte damit der Selbstaufgabe, der Resignation entgegenwirken und an die eigene Kraft erinnern. Seitdem steht in meiner Signatur der Satz einer Psychologin: „entscheiden Sie sich für das Leben“. Ich halte dies für eine enorm hilfreiche Ergänzung der medizinischen Therapie.
So glaube ich auch, daß wir unser Schicksal viel mehr selbst steuern als so mancher sich vorstellt. Aber es sind häufig unbewußte Programme, die unsere Tatkraft, Resignation, Optimismus steuern. Wenn äußere Umstände uns mit Trauer, Angst, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit konfrontieren, dann bestimmt doch unsere Psyche, unsere Persönlichkeit (die Summe unserer Lebenserfahrungen, Einsichten und Vorurteile), wie sehr diese bei uns ankommen und uns beeinflussen, auch körperlich. Dabei gilt das Immunsystem als Schaltstelle zwischen Seele und Körper.

Gerhard hat Recht: der sprachliche Umgang mit Krebs und auch anderen Krankheiten gleicht oft genug einer militärischen Aktion.
Kämpfen, siegen, heldenhaft, verlieren, versagen, unterliegen, aufgeben, Opfer sind für mich keine geeigneten Begriffe für den Umgang mit Krebs und/oder Sterben. Deshalb vermeide ich diese Ausdrücke. „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.“ (Bibel)
„Entscheiden Sie sich für das Leben“, das war bei mir eine ganz leise aber klare Entscheidung, ganz und gar nicht heroisch. Sie geschah aus dem Wissen heraus, daß ich nur 2 Möglichkeiten hatte, entweder: „ich will leben“ oder „ich will sterben“. Dazwischen fand ich nichts. Es hätte nichts genützt, zu sagen, was ich nicht will. Die Entscheidung geschah aber auch in dem Bewußtsein, daß der Mensch unsterblich ist, daß der Tod nur eine Tür, ein Übergang ist. Alle sprechen doch von einem „Heimgehen“, also zurück in eine Heimat, aus der wir gekommen sind. Warum sollte man da Angst haben?
„Lieber gesund sterben, als krank leben“ war eine meiner ersten Reaktionen im Blick auf eine wie auch immer geartete Chemo. Das Leben um einige oder viele unangenehme Tage zu verlängern, hielt ich nicht für erstrebenswert. Der Inhalt der Tage scheint mir wichtiger als die Zahl. Und was ich in diesem Leben nicht gelernt habe, das werde ich in einem späteren lernen. Ich hatte meinen Tod akzeptiert, ohne ihm zeitlich wirklich ganz nahe zu sein. Auch in der Nacht vor der Operation habe ich ohne jede Angst geschlafen wie immer.
Aber bin ich dem Tod nicht doch immer ganz nahe? Was ist, wenn mich morgen ein Herzinfarkt heimsucht und heimholt?

Wenn das Nexavar bei Dir, lieber Urs, versagt, dann versagt eben das Nexavar, aber nicht Du! Ich wünsche Dir, daß dafür andere Medikamente Erfolg bringen.

Auch Ärzte sollten von der Einstellung loskommen, sie haben versagt, wenn ein Patient nicht geheilt werden kann. Auch fordert weder die Natur ihren Tribut, noch holt sich der Tod seine Opfer. Die Natur nimmt ihren Lauf, das ist alles. Manchmal kann man ihn beeinflussen, manchmal nicht.

Die Geburtenzahl in Deutschland ist inzwischen unter 700.000 pro Jahr gesunken, die Zahl der Krebsneuerkrankungen liegt bei 400.000 und steigt weiter. So wird bald mindestens jeder 2. an Krebs erkranken. Da ist es doch wohl an der Zeit, daß sich die ganze Gesellschaft Gedanken über den Umgang mit diesem Thema macht, und über die Botschaft des Krebses.

Wenn ein Patient Erfolg hat, wie Gerhard oder Hartmut, dann freue ich mich mit ihm. Freude steckt an und macht auch stark.
Wenn ein Patient nicht geheilt werden kann, dann macht mich das jedesmal wieder betroffen, und es macht mich demütig.

Allen, die hier lesen, wünsche ich von Herzen körperliche und seelische Gesundheit.
Liebe Grüße
Rudolf
__________________
Ich habe Krebs - aber ich bin gesund!
(Nieren-Op. Nov. 2000, Mistel seit Sept. 2001, anfangs >15 Lungenmetastasen, seit 2003 noch eine, seit 2006 ruhend, 2018 operativ entfernt)

Ich kämpfe nicht gegen den Krebs, sondern für das Leben.
Nein, ich kämpfe nicht, ich lebe!
Mein Krebs ist nicht mein Feind, er ist Teil meines Körpers. Ich will ihn verstehen.
Angst ist Gift für den Körper . . . . . und noch mehr für die Seele.
Entscheiden Sie sich für das Leben, sagte eine Psychologin . . .

Geändert von Rudolf (21.11.2006 um 10:39 Uhr)
  #4  
Alt 21.11.2006, 12:19
Urs Urs ist offline
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Beiträge: 80
Standard AW: 6 Monate positive Erfahrung mit Nexavar – eine Zwischenbilanz

Lieber Rudolf, liebe Leserinnen, liebe Leser

Ich danke Euch für Eure Beiträge. Ich denke, wir haben hier ein Thema angesprochen, welches viele Krebskranke interessiert.
Nur ein Wort aus Deinem wertvollen Beitrag, Rudolf: „Demut“.
Ich fühle in meinem Körper und in meiner Seele dann eine wirklich grosse Kraft, wenn ich Demut übe. Demut ist für mich Öffnung für Gottes Kraft, im Wissen, dass er alle Menschen liebt, eben auch mich, nicht mehr und nicht weniger als andere.
Wie viele Menschen fühlen sich von Gott nicht geliebt, weil sie Fehler in ihrem Leben gewichten, weil sie sich weniger wertschätzen. Ihr alle seid wertvoll in seinen Augen. Es gibt keine Unterschiede, oder sagen wir es auch so: Lasst Euch keine Unterschiede einreden!
Sicherlich werden wir einmal in unsere Heimat zurückkehren und Angst sollte uns nicht zu sehr bedrängen. Dennoch glaube ich, dass wir Krebskranken am Leben hängen, dass wir mit unseren Lieben noch einige Zeit hier auf Erden zusammen verbringen wollen.
Darum meine ich, der Krebskranke will leben und entscheidet sich nur in Extremfällen für den Tod. Dass wir durch unser Leben geprägt sind und manchmal auch gewissen Verhaltensprogrammen folgen, das habe ich an mir selber in meinem Leben erlebt.
Lassen wir uns von den guten Gedanken von Rudolf und Gerhard also ermutigen, unsere Kräfte bestmöglich zu sammeln.
Akzeptieren wir aber auch, dass wir unsere „Überlebensleistungen“ nicht messen können, uns nicht immer vergleichen sollen.
Ich denke jeden Tag an viele einzelne Momente, die ich geniesse und in mich aufnehme.
Wenn ich meine Frau in den Arm nehme, dann ist der Tag gut. Was will ich mehr?

Heute Nachmittag habe ich Besuch von der ambulanten Onkologie. Ich werde meine Patientenverfügung machen. Kein Schritt in den Tod, nein, ein Schritt für klare Verhältnisse und ein „Ja“ zum Leben.

Ich grüsse Euch ganz herzlich.

Urs
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