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  #1  
Alt 09.03.2007, 07:08
antje s. antje s. ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo,

mir geht es ebenso wie Euch.

Mein Mann lag die letzten Tage im künstlichen Koma und ich war (bis auf ein paar Stunden) die ganze Zeit bei ihm. Heute wünsche ich mir diese Zeit so sehr zurück und weiß doch, daß mein Mann das sicherlich nicht wollte.
Er hatte zwar keine Schmerzen und keine Angst mehr, aber während seiner ganzen Krankheit war die Hoffnung auf eine Heilung doch die einzige Motivation. Mein Wunsch, ihn wieder zu haben, klingt für mich auch sehr egoistisch, aber ich empfinde ihn auch als legitim und verständlich.

Die Tage und Nächte damals hatten eine ganz bestimmte Atmosphäre. Wenn ich heute meine, diese Stimmung wieder zu spüren, erinnere ich mich ganz bewusst an diese letzten Stunden. Das tut gut.

Auch denke oft, daß ich mehr für meinen Mann hätte tun können.
Ich habe das Gefühl, ihm im Stich gelassen zu haben, denn ich war nicht da, als man ihn ins künstliche Koma gelegt hat. In der Phase seiner größten Angst war er alleine. Das macht mir eigentlich am meisten zu schaffen...

Ich wünsche Euch allen ein erträgliches Wochenende!

Antje
__________________
"Wohin ich auch gehe - du bist dabei.
Ich fühle ganz deine Nähe,
als ob es nie anders gewesen sei. ...
Mit geschlossenen Augen kann ich dich sehn
und ich weiß: Die Liebe wird bleiben."
(Elli Michler)

www.help4hartmut.de
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  #2  
Alt 09.03.2007, 08:17
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo Ihr Lieben,

@Martina: echt gut beschrieben. Hab am PC gesessen und die ganze Zeit mit dem Kopf genickt

Meine Freundin hat mir vor einiger Zeit eine CD geschenkt, in der ein Seminar ich glaube für Hospizarbeiter aufgezeichnet ist. Hier werden auch die unterschiedlichsten Reaktionen während der Trauer hinterfragt. Ein Satz hat sich besonders eingeprägt: Die Seele weiß genau, was sie dir zumuten kann.

Ich denke, das trifft es wirklich. Es gibt keine Regel, keinen vorgezeigten Weg, in welchen Stufen die Trauer zu durchlaufen ist.

Die Trauer um meinen großen Bruder, den ich mit 5 Jahren bei einem Verkehrsunfall verloren habe, ist aufgebrochen, als ich 40 ! wurde. Verdrängt, die ganzen langen Jahre. Wollte meinen Eltern ein "gutes Kind" sein, verkehrte Welt, ich wollte sie beschützen. Mein eigener Schmerz - nein ich war nicht zu klein, um zu verstehen - vergraben in den Tiefen meiner Seele. Dann auf einmal rausgebrochen, unverhofft ohne Vorwarnung. Bis wir (mein Mann hat mir damals unglaublich geholfen) begriffen hatten, um was es geht, dauerte es eine Weile. Dann endlich konnte ich "abschließen", gerade rechtzeitig für den nächsten Schlag...

Als mein Mann nach knapp 8 Monaten bei uns zu Hause starb, sagte ich spontan zu ihm: Das hast du so gut gemacht. Seltsam, oder? Ich hab ihn tatsächlich gelobt für diese Leistung und habe es absolut so gemeint, meine es noch immer. Die Bilder von seinem Sterben waren nicht schrecklich, damals vor 29 Monaten und auch lange Zeit danach nicht. Irgendwie glaube ich, ich habe gar nicht wirklich verstanden, was da passiert ist. Klar, alle Behördengänge, alles im Griff, alles was zu tun war. Aber begriffen? Nein. Seltsamer Weise waren sofort die glücklichen Bilder in mir, sein Lachen, seine Scherze, die Vertrautheit und das war es, was den Schmerz unerträglich gemacht hat.

Danach kamen noch viele Etappen, Wut, Neid und irgendwann sogar Mitleid für all jene, die diesen Anfangsschmerz noch aushalten werden müssen.

Die Seele lässt es nur so zu, wie sie es aushalten kann. Zwei Jahre nach Claus Tod machten sich die Bilder seines Sterbens auf andere Weise wichtig. Zwei Jahre später der Schock, das Entsetzen, das Bewusstsein: Wir konnten nichts tun, er ist einfach gestorben..

Die Zeit ist dein Freund. Ja, ich denke so ist es. Die Zeit hilft dir, das Geschehene wieder zu durchleben, zu hinterfragen, zu akzeptieren. Die Zeit hilft dir, zu sortieren: Was war unseren Lieben in ihrem Leben wichtig, wie haben sie gelebt, wie würden sie wollen, dass wir weiterleben.

Diese Überlegungen haben mir viel geholfen. Das Wissen, bei uns im Haus war Lachen wichtig, Freude und Harmonie. Alles hat seine Zeit, aber die Zeit der Tränen durfte in der späteren Erinnerung unserer Kinder keinen höheren Stellenwert haben, als das Lachen in unserem Haus.

Geholfen haben mir tatsächlich nur die Gespräche hier im Forum. Das Wissen, alles, was dir auf deinem Weg durch die Trauer begegnet ist normal, will durchlebt und überlebt sein. Hier habe ich Freunde gefunden, denen ich so nah bin, wie ich keinem meiner Freunde im alten Leben jemals war. Und einen Partner, der im Vorfeld gelesen hat, was meine Seele zu verarbeiten versucht, der selbst die Trauer überleben muss. Ein Leben nach dem Tag X, der Versuch so gut wie möglich weiterzumachen. Menschen, denen ich nicht erst meine Befindlichkeit erklären muss, die mich mögen wie ich JETZT bin (denn ich bin nicht mehr die, die ich vorher war) die tatsächlich bereits an der Stimme merken: Oh, das Trauertier ist da, ok, dann lass uns mal ne Runde reden. Und irgendwann endet das Gespräch meistens wieder in einem herzhaften Lachen. Ja, auch das Trauerarbeit, im übrigen die härteste Arbeit, die man sich vorstellen kann.

Und auch heute nach 29 Monaten läuft das Herz über. Fürchte, es wurde mal wieder zu lang.

Ich wünsche euch allen die Kraft, die Trauer zu überstehen und Menschen, die euch geduldig und liebevoll begleiten.

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #3  
Alt 09.03.2007, 09:34
Finiboy Finiboy ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo all ihr Lieben,

@martina: vielen Dank für die lieben Worte und die vielen Gedanken, die du dir machst, ich weiß das sehr zu schätzen. Nein, eigentlich habe ich mich nicht schlecht aufgehoben gefühlt in dem KH, meine Mum lag dort auf der Geriatrie, da es dort keine Onkologie gibt und sie ja nach dem "Schlaganfall" wieder aufgeppeelt werden sollte. Die meisten dort haben sich sehr liebevoll um meine Mum und um uns (mich und meine zwei Brüder) gekümmert. Und diese eine Schwester halt ganz besonders, sie mochte meine Mum auch sehr. Meine Mum war ein sehr humorvoller Mensch und man konnte jegliche Art von Scherzen mit ihr machen. Wir haben uns auch bereits mit ein paar kleinen Aufmerksamkeiten bei der Station bedankt, weil ich denke, dass dort eine harte und schwierige Arbeit geleistet wird. Muss ja auch mal gesagt werden. An dieser Stelle niochmal vielen Dank!!!!!!

Aber Deine Tipps werde ich auf jeden Fall ausprobieren. Gestern abend wars mal wieder echt heftig.

Gleich heute morgen war mein erster Gedanke wieder mal meine Mum. Morgen hat sie Geburtstag!!!!!!!




Ich denke auch, jeder trauert anders, eben auf seine Art und Weise, individuell und das ist auch gut so. Mir hilft es sehr, mich hier mit euch auszutauschen, da ich manchmal das Gefühl habe, das mich die Menschen um mich herum nicht verstehen. Ich glaube es liegt einfach daran, dass sie nur erahnen können, was man in einer solchen Situation fühlt, denkt........

Liebe Andrea, ich hoffe, das die Zeit mein Freund ist, im Moment ist sie das eher nicht. Zur Zeit wird es für mich immer schwieriger je mehr Zeit vergeht, vielleicht liegt es daran, weil sich alles andere um mich herum wieder "normalisiert" und ich habe das Gefühl ich bin nicht so schnell, wartet doch einfach noch auf mich.

Vielen Dank an euch alle das ihr hier schreibt und zuhjört und versteht!!!!!

LG Ulrike
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  #4  
Alt 09.03.2007, 11:58
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Steph570 Steph570 ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Zitat:
Zitat von Finiboy Beitrag anzeigen
Ich denke auch, jeder trauert anders, eben auf seine Art und Weise, individuell und das ist auch gut so. Mir hilft es sehr, mich hier mit euch auszutauschen, da ich manchmal das Gefühl habe, das mich die Menschen um mich herum nicht verstehen. Ich glaube es liegt einfach daran, dass sie nur erahnen können, was man in einer solchen Situation fühlt, denkt........

Hey Finiboy und alle anderen

genau so seh ich das auch.
Jeder von uns geht anders damit um , aber wir tun alle das selbe:
um einen uns wichtigen Menschen trauern.

Viele haben schon einen Menschen verloren der im nahe stand. Und jeder Verlust ist grausam , versteht mich richtig.
Was uns aber meiner Meinung nach aber von anderen "Trauernden"
unterscheidet ist das "Gefühlschaos" was wir in der ganzen Zeit der Begleitung durchlebt haben.
Das was ich in diesem einem Jahr seit Diagnosestellung an Gefühlen in mir hatte ist wohl kaum zu beschreiben.

Ihr alle wisst was ich meine. Die Angst , Hoffnung , Hilflosigkeit , Ohnmacht , Wut , Enttäuschung , Hass , Respekt und Stolz (wie mein Paps damit umgegangen ist) , Einsamkeit etc. (wir könnten die Liste ewig weiterführen)

Es ist doch eine ständige Achterbahnfahrt und im Grunde weißt Du was am Ende bleibt : DIE TRAUER
Und das Chaos der Gefühle geht weiter.
Es hört mit dem Tod des Angehörigen nicht auf.

Ich habe meine Art von Glauben. Und ich denke wer an Gott glaubt ,glaubt auch an die Hölle.
Aber ganz ehrlich sollte , wenn ich eines Tages gehen muß , mir jemand sagen Du kommst aber in die Hölle hab ich davor keine Angst.
Denn durch meine persönliche Hölle geh ich seit über einem Jahr. Und die "andere Hölle" kann nicht schlimmer sein.

Außenstehende sagen Dir das es ihnen leid tut. Das sie sich vorstellen können wie es Dir geht.
Ich sage NEIN , das können sie nicht. Sie können sich nicht in uns rein versetzen und das fühlen was wir fühlen.
Früher konnte ich es auch nicht , traurig aber wahr. Jetzt weiß ich was es bedeutet.

Am Anfang hören sie noch zu. Einmal , zweimal dann fangen die meisten schon an die Augen zu verdrehen. "Das Leben geht aber weiter" wie oft hab ich das gehört. "Du mußt aber auch an Dich denken" etc. pp

Und jetzt ?!? "Er hat es geschafft" "Sei froh das er nicht so lange Leiden mußte"

Das wir jetzt erst anfangen das alles zu verarbeiten was wir über Monate verdrängt und unterdrückt haben weil wir stark sein mußten , darüber denkt niemand nach.
Das man die ganze Zeit nur funktioniert wie eine Maschine und alles andere ausblendet , nicht zulässt , nur mal abends im stillen Kämmerlein weint ....

Es bleibt unterm Strich , verstehen kann nur wer es selbst erlebt hat.

LG an alle


P.S.: Fast vergessen , ich wünsch Deinem kleinen zu seinem heutigen Purzeltag alles Liebe und Gute
*sing* Happie Börsdei tooooo yuuuuuuuuu :-)
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Nordisch nobel , Deine sanftmütige Güte , Dein unbändiger Stolz , das Leben ist nicht fair.
Es war ein Stück vom Himmel , das es Dich gibt.
(Grönemeyer)

Paps geb. 15.04.47 - gest. 08.02.07
Opipi geb. 19.03.22 - gest. 08.01.08
Schwiegerpapa geb. 23.08.35 - gest. 18.01.08

Geändert von Steph570 (09.03.2007 um 12:27 Uhr)
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  #5  
Alt 09.03.2007, 18:27
stef777 stef777 ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

hallo,

ich hab mir unlängst gedacht, dass mein papa wohl das, was ich jetzt so in der trauer fühle, auch gefühlt hat in seinen letzten wochen und monaten...er musste ja auch trauern..er war ja im begriff, alles zu verlieren...er war oft depressiv und keiner konnte zu ihm vordringen (er hat auch niemanden gelassen). schon schlimm, ich verstehe erst im nachhinein....

lg
stef.
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  #6  
Alt 09.03.2007, 21:05
Sabitz Sabitz ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo Steph und alle Anderen,


Es ist wirklich kaum zu glauben, wie ähnlich unsere traurigen Erfahrungen sind.
Genauso war mein Vater ind den letzten Wochen auch, sehr depressiv! Er hat auch nicht über seine Ängste gesprochen, zumindestens mit uns nicht. Ich habe es geschafft, daß er einige Gespräche im Krankenhaus mit einer Psychologin und einer Seelsorgerin hatte. Hätte ich es nicht angemeldet auf Station, d.h. ich habe nachgefragt und bekam von der Schwester gesagt "ja haben wir, wenn der Patient Bedarf hat"! Wie bitte "Bedarf"? Es war eine Onkologische Station, da hat doch wohl fast jeder Bedarf! Viele Patienten wissen doch garnicht, dass es überhaupt einen Psychologen auf der Station gibt! So wie mein Vater, der zuerst auch nicht so begeister davon war. Aber mit ein wenig Überzeugungsarbeit, hat er es dann auch zugelassen und sagte mir, dass er das Gespräch, als sehr angenehm empfunden hat.

Warum werden die Patienten nicht darauf aufmerksam gemacht? Natürlich lehnen es auch einige Patienten ab, gerade ältere Generationen und auch eher Männer. Da ist noch viel Aufklärungsbedarf von seiten der Kliniken notwendig!

Steph, Du hast recht, unsere verstorbenen Lieben gehen genau wie wir, durch die Trauer und müssen sich damit auseinandersetzen, ihre Lieben zu verlieren.

Ich stelle es mir als Kranker sehr sehr schwer vor, mit dem Bewußtsein umzugehen, nicht "nur" einen Menschen, sondern alle Lieben zu verlieren!

Es tut so weh, zu wissen, von den unheimlichen psychischen Qualen unserer Lieben!


Körper und Seele sind eine Einheit, aber das wird noch viel zu wenig beachtet!!!

Es tut gut, dass ich hier meine Gedanken wiederfinde, bei Euch!
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  #7  
Alt 09.03.2007, 21:24
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Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo Sabitz!

Möchte nur kurz erzählen, was mir auf die empörte Frage geantwortet wurde:
Zitat:
Warum werden die Patienten nicht darauf aufmerksam gemacht?
"Diese Planstelle wurde nicht auf Dauer und auch nicht Vollzeit an den Psychologen vergeben, würden alle Patienten darauf aufmerksam gemacht, könnte er den Ansturm nicht bewältigen und sollte die Stelle wieder weg fallen, gäbe es um so mehr Schwierigkeiten!!!"

Tja, so kann man Medizin auch betreiben.
Ich hätte in meinem Optimismus geglaubt, je mehr Patientenbedarf signalisiert werden kann, um so höher ist der Druck auf die "oberen Herrschaften" den Psychologen nicht wieder heim zu schicken...
Gruß Petra
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  #8  
Alt 14.03.2007, 21:36
stef777 stef777 ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

hallo an alle -

@finiboy: wir alle kennen das wohl nur zu gut mit den plötzlichen tiefs...tja, bin dann auch immer ziemlich hilflos. man muss da wohl durch, der einzige weg, ohne trost und aber...

aber ich wollte euch noch eins fragen: habt ihr auch manchmal das gefühl, verrückt zu werden, wenn ihr euch vorstellt, dass der mensch nie mehr wiederkommt? ich meine jetzt jenseits der traurigkeit, sondern einfach, weil der mensch ja immer da war, in allen möglichen alltäglichen total irrelevanten situationen....manchmal kommt es mir dann mehr als surreal vor und ich verstehe dann selbst nicht, dass mein kopf es nicht begreifen und akzeptieren kann...ich weiss nicht, ob ichs gut ausdrücke...es ist das gefühl, dass der gedanke so anstrengend ist, dass die person nicht mehr kommt, dass man denkt, man hälts im kopf nicht aus und wird wahnsinnig. kennt ihr das? (macht mir schon oft angst)...

LG
stef.
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  #9  
Alt 14.03.2007, 23:45
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Steph570 Steph570 ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

N`Abend zusammen ,

hab die Post von der KK heut bekommen.Sind einige Fragen die ich beantworten muß. Das werd ich tun und dann mal sehen

@ Ulrike

Oh ja das mit der Musik kenn ich.
Bei mir läuft in einem fort "der Weg" von Grönemeyer und "Love of my life" von Queen.
Beide Lieder wurden auf der Trauerfeier gespielt.
Manchmal geht es einigermaßen und dann gibt es Momente wo ich rechts ran fahren muß , weil ich vor lauter Tränen nichts mehr sehe
Es gehen mir dann so viel Bilder und Gedanken durch den Kopf


@ stef

Wenn Du meinst das Du Kopf und Herz nicht unter einen Hut kriegst dann versteh ich was Du meinst. Mir geht es nämlich so.
Ich weiß vom Kopf her das mein Paps nie wieder zurück kommen wird. Aber innerlich will ich es wohl nicht wahr haben.
Es gibt Situationen wo ich z.B. das Telefon in der Hand habe und ihn anrufen will. Oder wenn ich koche denke " Da will Paps bestimmt was mit essen". Beim einkaufen will ich ihm was mitbringen. Problemchen die auftauchen wo ich denke frag Paps nachher.
Und dann wird mir bewußt - er ist nicht mehr da.
Das sind Momente wo ich wirklich das Gefühl hab verrückt zu werden.
Wo mir richtig das Herz weh tut. Jetzt nicht nur so daher gesagt , das sind richtige Schmerzen.

Und dann frag ich mich auch was eigentlich los ist. Ich war dabei als er starb , ich war dabei als der Bestatter ihn holte , ich hab mich um die Beisetzung gekümmert. Ich war bei der Beisetzung dabei. Also müßte mir klar sein das er nicht mehr kommt.
Und dieses angestrengte Grübeln nach dem "Warum verstehst Du es nicht" treibt mich zum Wahnsinn.
Ich denke das es wirklich ein Schutz ist.

Wir sind und werden nicht verrückt. Wir wollen nur nicht wahr haben was in unseren Augen nicht wahr sein darf .

Lg gut

P.S.: Heute Nacht um 3:10 Uhr sind es 5 Wochen
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Es war ein Stück vom Himmel , das es Dich gibt.
(Grönemeyer)

Paps geb. 15.04.47 - gest. 08.02.07
Opipi geb. 19.03.22 - gest. 08.01.08
Schwiegerpapa geb. 23.08.35 - gest. 18.01.08
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  #10  
Alt 15.03.2007, 00:16
martinaIna martinaIna ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo,

ist es denn wirklich so "verrückt", dass wir in alter Gewohnheit etwas für unsere Lieben tun wollen oder sie mal eben um Rat fragen oder Ähnliches?

Wieviele Jahre war das normal. Sie waren eben einfach da, für uns da. Und dann (mehr oder weniger plötzlich) sind sie weg.
Sicher, wir waren dabei, haben vielleicht auch die Beerdigung organisiert etc. aber das sind doch so unwirkliche Stunden und Tage. Da funktioniert man doch, wie im Tran oder wie in einer anderen Welt. Und dann, dann sind diese besonderen Tage vorbei und sowas wie Alltag kommt.

Und im Alltag, da war es eben so, dass Du stef, deinem Vater was zu essen gemacht hast, oder steph ihren Vater angerufen hat oder ich meinem Mann beim Aldi ne Stange Zigaretten mitgenommen habe.
Und da steht man vorm Regal und will die Kippen greifen oder greift zu nem Telefon, wo es keine Verbindung gibt. Und dann fällt einem wieder ein, warum man so einen Druck hat auf der Brust, oder einen Kloß in der Kehle und dass da doch diese Tage waren, die man wie ein Alptraum empfunden hat.

Nein, es ist nicht verrückt. Verrückt ist, dass unsere Welt aus den Fugen geraten ist. So gesehen, sind wir "ver-rückt". Zur Seite gerückt, haben einen andere Blickwinkel bekommen, wurden sehr intensiv bewegt. Ver-rückt eben.

Es dauert lange, bis die, die immer da waren, nicht mehr gerufen werden.

Schlaft gut
martina
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  #11  
Alt 19.03.2007, 12:05
PapasEngel PapasEngel ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo Ulrike

mein tiefstes Mitgefühl

ich weiß wie du dich fühlst, habe auch vor kurzem am 16.Feb. 07 meinen alles geliebten Papa verloren er bekam im Jan. 06 die Diagnose Lungenkrebs Ende letzten Jahres sagten die Ärze der Krebs sei weg, alles in Ordung er hatt eine Teil seiner Lunge verloren und durch die Chemo und Bestrahlung wurde er so geschwächt das er kein Sauerstoff mehr bekam und künslichen Sauerstoff brauchte trotz allem war er soweit fit und immer gut drauf bis er dann am 14. Feb. eine Erkältung bekam und dadurch erstickte er starb ganz plötzlich ohne vorwarnung für uns er hatte 3 Enkel der kleinste grad mal 9 Mon.!

Ich hatte das ganze Jahr Angst er stirbt am Krebs und dann stirbt er an sowas!
Mir geht es ähnlich wie dir er starb daheim wir waren damals alle bei meiner Mama aber ich sah ihn leider erst als er schon gestorben war ich bekomme das Bild nicht aus dem Kopf es war so schreklich meinem Papa so daliegen zu sehen, zusätzlich mache ich mir große Vorwürfe da ich ihn damals im Krankenhaus nie besuchen konnte da ich zu dem Zeitpunkt schwanger war und liegen mußte war selbst im Krankenhaus ich habe ihn 5 Mon. fast nicht gesehen zeit die mir jetzt so sehr fehlt.

Ich bin Tags abgelenkt mit den Kindern doch nachts ist es schlimm da kommen die Tränen und ich frage mich ob das irgendwann besser wird!!!
Glaube Trauer ist ein langer Prozess den jeder unterschiedlich verkraftet, im ersten moment denkt man das hört nie mehr auf die Trauer, aber aufhören wird es nie nur weniger oder erträglicher!Irgendwann!!!

Lieber Gruß
Melanie
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  #12  
Alt 21.03.2007, 10:44
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Steph570 Steph570 ist offline
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Moin Ihr Lieben ,

Boh Mädels , Ulrike hat Recht so ne geballte Ladung Verwandtschaft muß man erst mal verdauen.
Ne was war ich froh als ich da wieder raus war.
Bloß nicht schief angucken , ja nicht fragen wie es einem geht. Am besten so tun als wenn nichts wäre *grummel*
Es war ne ganz komische Stimmung. Ich kann es nicht beschreiben.
Aber ich denke das es jeder von Euch versteht der das erste mal nach dem Verlust mit der Verwandtschaft zusammen getroffen ist.

Ansonsten ist soweit alles beim alten.
Ah ne nicht ganz Ich hab es tatsächlich gestern geschafft nen Korb Wäsche zu bügeln. Man glaubt es kaum.
Gut bügeln gehörte noch nie zu meinen Lieblingstätigkeiten Aber im Moment fällt Hausarbeit mir sowieso unheimlich schwer. Alles ist mir zuviel , zu nichts hab ich Lust.

Morgen steht mal wieder einer von diesen geliebten Behördengängen an. Meine Mum muß Witwenrente beantragen. Bin mal gespannt was da raus kommt. Da sie ja selbst noch arbeiten geht wird ihr Gehalt ja mit angerechnet. Na warten wir es ab.
Aber in einem können wir alle jetzt etwas ruhiger schlafen. Durch gute Absicherung sind die Belastungen fürs Haus doch geringer als wir dachten. So muß Mum sich wenigstens keine Sorgen mehr machen das Haus zu verlieren. Das hat doch schon schlaflose Nächte gekostet.

Ach ja , Sonntag Abend hab ich aus heiterem Himmel beim Fernseh gucken nen Heulkrampf gekriegt. Fragt mich nicht wieso und weshalb , ich weiß es selbst nicht. Es kam einfach und war auch nicht aufzuhalten.
Das war seit Paps Tod , glaub ich , das zweite mal. Fast ne Stunde hab ich ununterbrochen geheult , aber danach ging es mir etwas besser. Es scheint so als wenn die Verarbeitung und das Wissen das er nicht mehr zurück kommt so langsam beginnt.

So ihr lieben , genug fürs erste. Haltet die Ohren steif und lasst Euch nicht unterkriegen

und


Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen Blättern eines,
dies eine Blatt, man merkt es kaum, denn eines ist ja keines.
Doch dieses Blatt allein war Teil von unserem Leben,
drum wird dies eine Blatt allein uns immer wieder fehlen.
__________________
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  #13  
Alt 21.03.2007, 12:33
martinaIna martinaIna ist offline
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Hallo Steph,

zum Thema Heulkrämpfe:
Manchmal habe ich die Vorstellung, dass einfach ein bestimmtes Reservoire an Tränen vergossen werden muss, damit es besser wird. Sozusagen wie ein Teich, der leergeschöpft werden muss. Wenn all diese Menge Wasser durch die Tränenkanäle geflossen ist, dann läß der Druck nach, der wie ein Schatten auf einem liegt.
Somit hättest Du mit Deinem Heulkrampf sicher schon wieder viel "abgearbeitet". Das ist doch ein aufmunternder Gedanke- oder?

Das mit der Hausarbeit geht mir genauso. Auch mit anderen Arbeiten. Antriebslos ist noch geschmeichelt.
Als es die paar Tage warm war, da gings mir besser, da kam etwas Auftrieb. Hoffen wir also auf den Frühling.

Grüße
martina

P.S. Bügeln ist wirklich ne blöde Arbeit!
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  #14  
Alt 22.03.2007, 14:58
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Steph570 Steph570 ist offline
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Hallo ihr Lieben ,

6 Wochen, heute sind es 6 Wochen oder auch 42 Tage , oder auch eine halbe Ewigkeit.
Mir geht es heut ziemlich mies , nein nicht mies es geht mir besch... . Ich bin schon den ganzen Tag nur am heulen.
War grade mit der Kleinen auf dem Friedhof. Wir haben neue Blumen gebracht.
Ich könnte schreien , den ganzen Tag schreien. Mir wird immer bewußter das er nie niemals wieder kommt.
Warum verdammt nochmal !!!
Er war doch erst 59 Jahre alt. Er hat eine Frau , zwei Kinder , vier Enkel die ihn brauchen.
Ich war noch nicht soweit ohne meinen Paps durchs Leben zu gehen. Ich weiß nicht ob man das jemals ist , aber jetzt war ich noch nicht soweit.

Es tut so verdammt weh. Nie hätte ich gedacht das seelisches Leid solche Schmerzen verursachen kann .

Es tut mir leid das ich Euch jetzt hier vollheule , aber das mußte raus.
Ich meld mich wieder wenn es mir besser geht

Ich drück Euch
__________________
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