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Alt 07.07.2003, 04:26
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Katrin, Du hast Deine Mutter geliebt, so unendlich geliebt, hab keine Zweifel daran!!!
Glaube den anderen und glaub mir,
es ist ein Schutzmechanismus Deines Körpers
dass Du nicht weinen kannst.

Weisst Du, ich wollte es auch nicht glauben.
Eigentlich bin ich eine totale Heulsuse und Emotion pur!
Nachdem die Diagnose bei meiner Mama feststand (das war am 20. Juni 2002) merkte ich, wie mir allein der Gedanke daran, sie würde sterben, wirklich den Boden unter meinen Füssen wegriss.
Immer, wenn ich in Gedanken auf die "Idee"
kam, sie sie könnte sterben, merkte ich einen Schwindel im Kopf, der mich ohnmächtig werden lassen wollte.
Seitdem funktioniert mein Schutzmechanismus 100%ig!
Niemals hätte ich gedacht, dass ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle haben könnte, er irgendetwas macht, was ich nicht will.
Aber es geht!!!
In Gedanken frag ich mich dann, ob ich noch normal bin.
Da sitzte ich, starre blöd durch die Gegend,
heulen hat mein Körper mir untersagt.

Katrin, Du weisst, Ihr alle wisst, diese Schmerzen sind nicht vergleichbar, dass Herz wird einem rausgerissen, so weh tut es.

Und dann will ich es rauslassen, ich will weinen, ich will schreien - wie sehr sie fehlt und dass mich dieser Schmerz wahnsinnig macht.
Und weil ich sie so liebe!!!!

Und Dein meint mein Körper, er muss stark sein. Und er lässt mich nicht schreien, erlässt mich nur da sitzen.
Er lässt mich nicht trauern, er lässt mich versteinern, Tag für Tag ein wenig mehr.

Niemals werde ich wieder die sein, die ich war mit ihr.
Meine Mama war 57, sie ist am 10. August im letzen Sommer von uns gegangen.
Ich war irgendwo auf der A1 im Stau als Sie starb, es waren Ferien und es war so paradox zwischen all den Urlaubern zu stehn und zu seiner sterbenden Mutter zu wollen.
Nach 390 km und nach sechs Stunden Fahrt in strömenden Regen (wirklich, es regnete, es goss es gewitterte, bis kurz bevor ich ankam),war ich endlich bei Ihr.
Ich hatte sie fast drei Wochen nicht gesehen, und wollte doch eigentlich am liebsten die ganze Zeit bei Ihr sein.
Ich fuhr auf den Parkplatz und als die gesamte Familie langsam aus dem Haus kam, wusste ich, da stimmt was nicht. Wieso bleibt keiner bei Ihr, hab ich gedacht, und da wusste ich es, sie war tot und ich kam wie immer, zu spät.
Seitdem regierte mein Körper und lies mich immer kleiner werden unter dem Schmerz.
Ja, es ist so, mit Ihr ist ein ein grosser Teil von mir mitgestorben und hat mir mein Herz aus der Brust gerissen.

Was war ich doch für ein glücklicher Mensch - mein Lachen ist ausgezogen,
hat alle Energie und Lebensfreude,
alles Glück und alle Zufriedenheit,
alle Ruhe und alle Lebensfreude -
ja, einfach alles, was mich ausmacht, alles, was ich bin, mitgenommen.

Ich bin eine fremde Person ohne Gefühle.
Die Worte, die ich aufzählte, hören sich an in meinen Ohren wie "grün" und "Staubsauger" und "Eimer".

Glück? Was war das nochmal?
Wie fühlte sich das nochmal an?
Bei "Eimer" kommen mehr Gefühle hoch.Und ich stelle erschreckt fest,ich kann "Glück" und "Liebe", "Ruhe" und "Zufriedenheit" nicht mehr fühlen.
Keine Gehirnwäsche - mein Kopf weiss ja Bescheid - aber eine Herz-Wäsche war es.
Und alles, was immer da war, ist gelöscht,
uns bleibt nur in Erinnerung.

Mama? Schön, dass Du meine Mama warst1
Schön dass Du Helenas und Daniels Oma warst!
Wir vermissen Dich so!
Am Schönsten aber, Mama, ist, dass wir uns
wiedersehen werden und uns dann nie wieder trennen müssen!
Bis dann, Mama



Sorry, ihr Lieben, es ist einfach endlich mal was rausgeplatzt.
Sorry wegen der Länge,
danke für´s "Zuhören"

Bis demnächst, wenn ihr mögt,
Damaris




Bis zu meinem Geburtstag am 4. Juli war ich versteinert.
Dann konnte ich endlich wieder weinen.
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